Biathlon-Weltmeisterschaften

Weltmeisterschaften in der olympischen Sportart Biathlon
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 16. Dezember 2011 um 23:39 Uhr durch Frank63 (Diskussion | Beiträge) (pl). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Biathlon-Weltmeisterschaften werden von der Internationalen Biathlon-Union (IBU) in den Jahren ohne Olympische Winterspiele veranstaltet. Bis 2009 fanden die Weltmeisterschaften üblicherweise Mitte bis Ende Februar statt. 2011 werden die Titelkämpfe erstmals Anfang bis Mitte März als Saisonhöhepunkt vor dem letzten Weltcup ausgetragen.

Briefmarke der DDR zu den Weltmeisterschaften 1967

Wettbewerbe

Disziplinen

Mit Einzel, Sprint, Verfolgung, Massenstart, Staffel und Gemischter Staffel besteht das momentane Weltmeisterschaftsprogramm aus sechs Disziplinen. Das Einzelrennen ist seit der ersten Biathlon-Weltmeisterschaft 1958 im Programm. Bis 1965 wurden nur für diese Disziplin Medaillen vergeben, da der Staffellauf kein offizieller Bestandteil der Biathlon-Weltmeisterschaften war. Es handelte sich dabei von 1958 bis 1963 nur um eine Mannschaftswertung der vier (1958) bzw. der drei besten (1959–1963) Sportler jeder Nation aus dem Einzelbewerb über 20 km. Berechnet wurde die Zeit durch die Addition der Individualzeiten der einzelnen Athleten. 1965 wurde erstmals ein Staffellauf über 3×7,5 km ausgetragen. 1966 wurde der Staffellauf mit der heutigen Streckenlänge von 4×7,5 km offiziell eingeführt.

Der Sprint wurde erstmals 1974 bei Weltmeisterschaften ausgetragen und stellte damit neben dem Einzel die zweite Individualdisziplin dar. Seit Ende der 1980er-Jahre wird das Programm kontinuierlich erweitert. 1989 wurde der Mannschaftswettkampf hinzugefügt, der jedoch bereits 1998 wieder gestrichen wurde. Das Verfolgungsrennen ist seit 1997 fester Bestandteil von Weltmeisterschaften, der Massenstart seit 1999. Bei den Weltmeisterschaften 2007 wurde die Gemischte Staffel zum ersten Mal in das Wettkampfprogramm integriert. Dieser Wettbewerb war 2005 und 2006 noch jeweils als eigenständige Mixed-Staffel-Weltmeisterschaft ausgetragen worden. Auch im olympischen Jahr 2010 fand ein separater Titelkampf statt, da die Disziplin noch nicht in das Programm der Olympischen Winterspiele aufgenommen wurde. In der gemischten Staffel starten zunächst zwei Frauen über 6 km, danach zwei Männer über 7,5 km.

Wertung

In Jahren mit Olympischen Winterspielen werden Weltmeister nur in jenen Bewerben ermittelt, die nicht zum olympischen Programm gehören. Diese Veranstaltungen werden von der IBU mit Ausnahme der Bewerbe von 1992 als offizielle Weltmeisterschaften gezählt. Im Gegensatz zu den nordischen oder alpinen Skiwettbewerben gelten die Olympiasieger bis 1980 nicht als Weltmeister.

Die Ergebnisse der Weltmeisterschaften zählen im Gegensatz zu vielen anderen Wintersportarten auch für den Biathlon-Weltcup, so dass die Athleten für ihre Platzierungen Weltcup-Punkte erhalten.

Bisherige Weltmeisterschaften

Offizielle Weltmeisterschaften

Die Biathlon-Weltmeisterschaften finden seit 1958 in jedem Jahr statt, in dem keine Olympischen Winterspiele stattfinden. Von 1958 bis 1983 wurden die Weltmeisterschaften nur für Männer ausgeschrieben. Von 1984 bis 1988 fanden eigene Weltmeisterschaften für Frauen statt, die getrennt von denen der Männer an anderen Orten durchgeführt wurden. Seit 1989 tragen Männer und Frauen gemeinsame Weltmeisterschaften aus. Mit den Weltmeisterschaften 2011 in Chanty-Mansijsk wurden bisher 44 Weltmeisterschaften ausgetragen. Die Weltmeisterschaften der Frauen werden laut Angaben der IBU in dieser Zählung nicht berücksichtigt.

Jahr Austragungsort(e)
1958 Osterreich  Saalfelden
1959 Italien  Courmayeur
1961 Schweden  Umeå
1962 Finnland  Hämeenlinna
1963 Osterreich  Seefeld in Tirol
1965 Norwegen  Elverum
1966 Deutschland  Garmisch-Partenkirchen
1967 Deutschland Demokratische Republik 1949  Altenberg
1969 Polen  Zakopane
1970 Schweden  Östersund
1971 Finnland  Hämeenlinna
1973 Vereinigte Staaten  Lake Placid
1974 Sowjetunion  Minsk
1975 Italien  Antholz
1976 Italien  Antholz
1977 Norwegen  Lillehammer (Vingrom)
1978 Osterreich  Hochfilzen
1979 Deutschland  Ruhpolding
1981 Finnland  Lahti
1982 Sowjetunion  Minsk
Jahr Austragungsort(e)
1983 Italien  Antholz
1984 Frankreich  Chamonix (Frauen)
1985 Schweiz  Egg am Etzel (Frauen)
Deutschland  Ruhpolding (Männer)
1986 Schweden  Falun (Frauen)
Norwegen  Oslo (Männer)
1987 Finnland  Lahti (Frauen)
Vereinigte Staaten  Lake Placid (Männer)
1988 Frankreich  Chamonix (Frauen)
1989 Osterreich  Feistritz an der Drau
1990 Sowjetunion  Minsk / Norwegen  Oslo / Finnland  Kontiolahti
1991 Finnland  Lahti
1992 Russland  Nowosibirsk
1993 Bulgarien  Borowez
1994 Kanada  Canmore
1995 Italien  Antholz
1996 Deutschland  Ruhpolding
1997 Slowakei  Osrblie
1998 Slowenien  Pokljuka / Osterreich  Hochfilzen
1999 Finnland  Kontiolahti / Norwegen  Oslo
Jahr Austragungsort(e)
2000 Norwegen  Oslo / Finnland  Lahti
2001 Slowenien  Pokljuka
2002 Norwegen  Oslo
2003 Russland  Chanty-Mansijsk
2004 Deutschland  Oberhof
2005 Osterreich  Hochfilzen
2007 Italien  Antholz
2008 Schweden  Östersund
2009 Korea Sud  Pyeongchang
2011 Russland  Chanty-Mansijsk
2012 Deutschland  Ruhpolding
2013 Tschechien  Nové Město na Moravě
2015 Finnland  Kontiolahti

Mixed-Staffel-Weltmeisterschaften

siehe : Biathlon-Mixed-Staffel-Weltmeisterschaften

Austragungsorte

Insgesamt fanden bisher in 14 unterschiedlichen Ländern Biathlon-Weltmeisterschaften statt. Die Schweiz und Frankreich waren zwar ebenfalls Gastgeber, jedoch nur der inoffiziellen Frauenweltmeisterschaften.

Häufigster Austragungsort von Weltmeisterschaften ist das italienische Antholz, das vier reguläre Weltmeisterschaften sowie 1976 den nichtolympischen Sprintwettbewerb veranstaltete. Ebenfalls Austragungsort bei fünf unterschiedlichen Weltmeisterschaften war das norwegische Oslo, das allerdings in den Jahren 1990, 1999 und 2000 nur einen Teil der Wettbewerbe und im Jahre 2002 nur den nichtolympischen Massenstartwettbewerb ausrichtete.

In Deutschland fanden bisher an vier unterschiedlichen Orten Weltmeisterschaften statt: In den 1960er-Jahren je einmal in Garmisch-Partenkirchen und Altenberg, insgesamt dreimal in Ruhpolding sowie 2004 erstmals in Oberhof.

Ort Land Anzahl Jahre
Altenberg Deutschland  Deutschland
(damals Deutschland Demokratische Republik 1949  Deutsche Demokratische Republik)
1 1967
Antholz Italien  Italien 5 1975, 1976 OL, 1983, 1995, 2007
Borowez Bulgarien  Bulgarien 1 1993
Canmore Kanada  Kanada 1 1994 OL
Chanty-Mansijsk Russland  Russland 4 2003, 2005 MR, 2010 MR/OL, 2011
Chamonix Frankreich  Frankreich 2 1984 FR, 1988 FR
Courmayeur Italien  Italien 1 1959
Egg am Etzel Schweiz  Schweiz 1 1985 FR
Elverum Norwegen  Norwegen 1 1965
Falun Schweden  Schweden 1 1986 FR
Feistritz an der Drau Osterreich  Österreich 1 1989
Garmisch-Partenkirchen Deutschland  Deutschland 1 1966
Hämeenlinna Finnland  Finnland 2 1962, 1971
Hochfilzen Osterreich  Österreich 3 1978, 1998 OL, 2005
Lahti Finnland  Finnland 4 1981, 1987 FR, 1991, 2000 ER
Lake Placid Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten 2 1973, 1987
Lillehammer (Vingrom) Norwegen  Norwegen 1 1977
Kontiolahti Finnland  Finnland 3 1990 ER, 1999, 2015
Minsk Belarus  Belarus
(damals Sowjetunion  Sowjetunion)  
3 1974, 1982, 1990
Nové Město na Moravě Tschechien  Tschechien 1 2013
Nowosibirsk Russland  Russland 1 1992 OL
Oberhof Deutschland  Deutschland 1 2004
Oslo Norwegen  Norwegen 5 1986, 1990 ER, 1999 ER, 2000, 2002 OL
Osrblie Slowakei  Slowakei 1 1997
Östersund Schweden  Schweden 2 1970, 2008
Pokljuka Slowenien  Slowenien 3 1998 OL, 2001, 2006 MR/OL
Pyeongchang Korea Sud  Südkorea 1 2009
Ruhpolding Deutschland  Deutschland 4 1979, 1985, 1996, 2012
Saalfelden Osterreich  Österreich 1 1958
Seefeld in Tirol Osterreich  Österreich 1 1963
Umeå Schweden  Schweden 1 1961
Zakopane Polen  Polen 1 1969

Erklärungen:
ER   Ersatzausrichter für Wettbewerbe, die am ursprünglichen Austragungsort nicht durchgeführt werden konnten
FR   Weltmeisterschaften der Frauen
MR   Mixed-Relay-Weltmeisterschaft
OL   Olympiajahr, es wurden nur nichtolympische Bewerbe ausgetragen

Die erfolgreichsten Athleten

Der erfolgreichste Teilnehmer an Weltmeisterschaften ist Ole Einar Bjørndalen mit 16 Goldmedaillen, elf Silbermedaillen und neun Bronzemedaillen. Ihm folgen Frank Luck (11-5-4), Alexander Tichonow (11-4-1) und Ricco Groß (9-5-6). Wie auch bei den Olympischen Spielen ist Ole Einar Bjørndalen bei den Weltmeisterschaften der erfolgreichste Teilnehmer in Einzeldisziplinen, insgesamt gewann er elf Gold-, vier Silber- und sieben Bronzemedaillen. Außerdem ist der Norweger der erfolgreichste Athlet bezogen auf die Gesamtanzahl der gewonnenen Medaillen. Mit insgesamt 33 Medaillen liegt er vor den drei Deutschen Ricco Groß, Frank Luck und Sven Fischer, die je 20 Medaillen erreichten.

Erfolgreichste Teilnehmerinnen bei Weltmeisterschaften sind die Deutsche Magdalena Neuner und die Russin Jelena Golowina, die jeweils zehn Goldmedaillen gewannen. Ihr folgen die deutschen Athletinnen Petra Behle mit neun sowie Uschi Disl und die Norwegerin Liv Grete Poirée mit je acht Goldmedaillen. Je sechs Mal Einzelgold erreichten Liv Grete Poirée sowie die Schwedin Magdalena Forsberg. Mit zusätzlich einer Silber- sowie fünf Bronzemedaillen ist Forsberg vor Poirée die erfolgreichste Biathletin in der Wertung der Einzeldisziplinen. Erfolgreichste Athletin bezogen auf die Gesamtanzahl der gewonnenen Medaillen ist wie auch bei den Olympischen Spielen Uschi Disl mit insgesamt 19 Medaillen. Ihr folgen die für die Ukraine und Weißrussland gestartete Olena Subrylowa (17 Medaillen) sowie die Französin Corinne Niogret (15 Medaillen). Als einzige Athletin hat Andrea Henkel in jeder Einzeldisziplin (Einzel, Sprint, Verfolgung, Massenstart) eine Goldmedaille gewonnen.

Medaillenspiegel

Nach 43 ausgetragenen Weltmeisterschaften
Platz Land Gold Silber Bronze Total
1 Russland  Russland (mit   GUS und   UdSSR) 70 64 43 177
2 Deutschland  Deutschland 65 50 43 158
davon Deutschland Demokratische Republik 1949  Deutsche Demokratische Republik 19 12 10 41
3 Norwegen  Norwegen 45 51 46 142
4 Frankreich  Frankreich 17 13 24 54
5 Schweden  Schweden 11 9 15 35
6 Finnland  Finnland 9 9 12 30
7 Italien  Italien 6 3 7 16
8 Belarus  Belarus 5 6 12 23
9 Ukraine  Ukraine 3 8 11 22
10 Tschechien  Tschechien (mit Tschechoslowakei) 3 3 6 12
11 Osterreich  Österreich 2 4 5 11
12 Polen  Polen 1 4 5 10
13 Kanada  Kanada 1 1 0 2
14 Bulgarien  Bulgarien 0 3 4 7
15 China Volksrepublik  Volksrepublik China 0 3 0 3
16 Slowakei  Slowakei 0 2 0 2
17 Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten 0 1 1 2
18 Rumänien  Rumänien 0 1 0 1
19 Slowenien  Slowenien 0 1 0 1
20 Lettland  Lettland 0 0 2 2
21 Estland  Estland 0 0 1 1

Weitere Weltmeisterschaften

Juniorenweltmeisterschaften

siehe : Biathlon-Juniorenweltmeisterschaften

Sommerweltmeisterschaften

Seit 1996 veranstaltet die IBU regelmäßig Biathlon-Sommerweltmeisterschaften. Startberechtigt sind die Athleten des regulären Biathlon-Weltcups. Gelaufen wird dabei auf Rollskiern. Die Regeln entsprechen jenen der Winterbewerbe.

Jahr Austragungsort(e)
2005 Finnland  Muonio
2006 Russland  Ufa
2007 Estland  Otepää
2008 Frankreich  Haute Maurienne
2009 Deutschland  Oberhof
2010 Polen  Duszniki Zdrój
2011 Tschechien  Nové Město na Moravě
Ort Land Anzahl Jahre
Muonio Finnland  Finnland 1 2005
Ufa Russland  Russland 1 2006
Otepää Estland  Estland 1 2007
Haute Maurienne Frankreich  Frankreich 1 2008
Oberhof Deutschland  Deutschland 1 2009
Duszniki Zdrój Polen  Polen 1 2010
Nové Město na Moravě Tschechien  Tschechien 1 2011

Siehe auch

Commons: Biathlon-Weltmeisterschaften – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien