Biathlon-Weltmeisterschaften
Die Biathlon-Weltmeisterschaften werden von der Internationalen Biathlon-Union (IBU) in den Jahren ohne Olympische Winterspiele veranstaltet. Bis 2009 fanden die Weltmeisterschaften üblicherweise Mitte bis Ende Februar statt. 2011 werden die Titelkämpfe erstmals Anfang bis Mitte März als Saisonhöhepunkt vor dem letzten Weltcup ausgetragen.

Wettbewerbe
Disziplinen
Mit Einzel, Sprint, Verfolgung, Massenstart, Staffel und Gemischter Staffel besteht das momentane Weltmeisterschaftsprogramm aus sechs Disziplinen. Das Einzelrennen ist seit der ersten Biathlon-Weltmeisterschaft 1958 im Programm. Bis 1965 wurden nur für diese Disziplin Medaillen vergeben, da der Staffellauf kein offizieller Bestandteil der Biathlon-Weltmeisterschaften war. Es handelte sich dabei von 1958 bis 1963 nur um eine Mannschaftswertung der vier (1958) bzw. der drei besten (1959–1963) Sportler jeder Nation aus dem Einzelbewerb über 20 km. Berechnet wurde die Zeit durch die Addition der Individualzeiten der einzelnen Athleten. 1965 wurde erstmals ein Staffellauf über 3×7,5 km ausgetragen. 1966 wurde der Staffellauf mit der heutigen Streckenlänge von 4×7,5 km offiziell eingeführt.
Der Sprint wurde erstmals 1974 bei Weltmeisterschaften ausgetragen und stellte damit neben dem Einzel die zweite Individualdisziplin dar. Seit Ende der 1980er-Jahre wird das Programm kontinuierlich erweitert. 1989 wurde der Mannschaftswettkampf hinzugefügt, der jedoch bereits 1998 wieder gestrichen wurde. Das Verfolgungsrennen ist seit 1997 fester Bestandteil von Weltmeisterschaften, der Massenstart seit 1999. Bei den Weltmeisterschaften 2007 wurde die Gemischte Staffel zum ersten Mal in das Wettkampfprogramm integriert. Dieser Wettbewerb war 2005 und 2006 noch jeweils als eigenständige Mixed-Staffel-Weltmeisterschaft ausgetragen worden. Auch im olympischen Jahr 2010 fand ein separater Titelkampf statt, da die Disziplin noch nicht in das Programm der Olympischen Winterspiele aufgenommen wurde. In der gemischten Staffel starten zunächst zwei Frauen über 6 km, danach zwei Männer über 7,5 km.
Wertung
In Jahren mit Olympischen Winterspielen werden Weltmeister nur in jenen Bewerben ermittelt, die nicht zum olympischen Programm gehören. Diese Veranstaltungen werden von der IBU mit Ausnahme der Bewerbe von 1992 als offizielle Weltmeisterschaften gezählt. Im Gegensatz zu den nordischen oder alpinen Skiwettbewerben gelten die Olympiasieger bis 1980 nicht als Weltmeister.
Die Ergebnisse der Weltmeisterschaften zählen im Gegensatz zu vielen anderen Wintersportarten auch für den Biathlon-Weltcup, so dass die Athleten für ihre Platzierungen Weltcup-Punkte erhalten.
Bisherige Weltmeisterschaften
Offizielle Weltmeisterschaften
Die Biathlon-Weltmeisterschaften finden seit 1958 in jedem Jahr statt, in dem keine Olympischen Winterspiele stattfinden. Von 1958 bis 1983 wurden die Weltmeisterschaften nur für Männer ausgeschrieben. Von 1984 bis 1988 fanden eigene Weltmeisterschaften für Frauen statt, die getrennt von denen der Männer an anderen Orten durchgeführt wurden. Seit 1989 tragen Männer und Frauen gemeinsame Weltmeisterschaften aus. Mit den Weltmeisterschaften 2011 in Chanty-Mansijsk wurden bisher 44 Weltmeisterschaften ausgetragen. Die Weltmeisterschaften der Frauen werden laut Angaben der IBU in dieser Zählung nicht berücksichtigt.
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Mixed-Staffel-Weltmeisterschaften
siehe : Biathlon-Mixed-Staffel-Weltmeisterschaften
Austragungsorte
Insgesamt fanden bisher in 14 unterschiedlichen Ländern Biathlon-Weltmeisterschaften statt. Die Schweiz und Frankreich waren zwar ebenfalls Gastgeber, jedoch nur der inoffiziellen Frauenweltmeisterschaften.
Häufigster Austragungsort von Weltmeisterschaften ist das italienische Antholz, das vier reguläre Weltmeisterschaften sowie 1976 den nichtolympischen Sprintwettbewerb veranstaltete. Ebenfalls Austragungsort bei fünf unterschiedlichen Weltmeisterschaften war das norwegische Oslo, das allerdings in den Jahren 1990, 1999 und 2000 nur einen Teil der Wettbewerbe und im Jahre 2002 nur den nichtolympischen Massenstartwettbewerb ausrichtete.
In Deutschland fanden bisher an vier unterschiedlichen Orten Weltmeisterschaften statt: In den 1960er-Jahren je einmal in Garmisch-Partenkirchen und Altenberg, insgesamt dreimal in Ruhpolding sowie 2004 erstmals in Oberhof.
Erklärungen:
ER Ersatzausrichter für Wettbewerbe, die am ursprünglichen Austragungsort nicht durchgeführt werden konnten
FR Weltmeisterschaften der Frauen
MR Mixed-Relay-Weltmeisterschaft
OL Olympiajahr, es wurden nur nichtolympische Bewerbe ausgetragen
Die erfolgreichsten Athleten
Der erfolgreichste Teilnehmer an Weltmeisterschaften ist Ole Einar Bjørndalen mit 16 Goldmedaillen, elf Silbermedaillen und neun Bronzemedaillen. Ihm folgen Frank Luck (11-5-4), Alexander Tichonow (11-4-1) und Ricco Groß (9-5-6). Wie auch bei den Olympischen Spielen ist Ole Einar Bjørndalen bei den Weltmeisterschaften der erfolgreichste Teilnehmer in Einzeldisziplinen, insgesamt gewann er elf Gold-, vier Silber- und sieben Bronzemedaillen. Außerdem ist der Norweger der erfolgreichste Athlet bezogen auf die Gesamtanzahl der gewonnenen Medaillen. Mit insgesamt 33 Medaillen liegt er vor den drei Deutschen Ricco Groß, Frank Luck und Sven Fischer, die je 20 Medaillen erreichten.
Erfolgreichste Teilnehmerinnen bei Weltmeisterschaften sind die Deutsche Magdalena Neuner und die Russin Jelena Golowina, die jeweils zehn Goldmedaillen gewannen. Ihr folgen die deutschen Athletinnen Petra Behle mit neun sowie Uschi Disl und die Norwegerin Liv Grete Poirée mit je acht Goldmedaillen. Je sechs Mal Einzelgold erreichten Liv Grete Poirée sowie die Schwedin Magdalena Forsberg. Mit zusätzlich einer Silber- sowie fünf Bronzemedaillen ist Forsberg vor Poirée die erfolgreichste Biathletin in der Wertung der Einzeldisziplinen. Erfolgreichste Athletin bezogen auf die Gesamtanzahl der gewonnenen Medaillen ist wie auch bei den Olympischen Spielen Uschi Disl mit insgesamt 19 Medaillen. Ihr folgen die für die Ukraine und Weißrussland gestartete Olena Subrylowa (17 Medaillen) sowie die Französin Corinne Niogret (15 Medaillen). Als einzige Athletin hat Andrea Henkel in jeder Einzeldisziplin (Einzel, Sprint, Verfolgung, Massenstart) eine Goldmedaille gewonnen.
Medaillenspiegel
Nach 43 ausgetragenen Weltmeisterschaften | |||||
Platz | Land | Gold | Silber | Bronze | Total |
---|---|---|---|---|---|
1 | Russland (mit GUS und UdSSR) | 70 | 64 | 43 | 177 |
2 | Deutschland | 65 | 50 | 43 | 158 |
davon Deutsche Demokratische Republik | 19 | 12 | 10 | 41 | |
3 | Norwegen | 45 | 51 | 46 | 142 |
4 | Frankreich | 17 | 13 | 24 | 54 |
5 | Schweden | 11 | 9 | 15 | 35 |
6 | Finnland | 9 | 9 | 12 | 30 |
7 | Italien | 6 | 3 | 7 | 16 |
8 | Belarus | 5 | 6 | 12 | 23 |
9 | Ukraine | 3 | 8 | 11 | 22 |
10 | Tschechien (mit Tschechoslowakei) | 3 | 3 | 6 | 12 |
11 | Österreich | 2 | 4 | 5 | 11 |
12 | Polen | 1 | 4 | 5 | 10 |
13 | Kanada | 1 | 1 | 0 | 2 |
14 | Bulgarien | 0 | 3 | 4 | 7 |
15 | Volksrepublik China | 0 | 3 | 0 | 3 |
16 | Slowakei | 0 | 2 | 0 | 2 |
17 | Vereinigte Staaten | 0 | 1 | 1 | 2 |
18 | Rumänien | 0 | 1 | 0 | 1 |
19 | Slowenien | 0 | 1 | 0 | 1 |
20 | Lettland | 0 | 0 | 2 | 2 |
21 | Estland | 0 | 0 | 1 | 1 |
Weitere Weltmeisterschaften
Juniorenweltmeisterschaften
siehe : Biathlon-Juniorenweltmeisterschaften
Sommerweltmeisterschaften
Seit 1996 veranstaltet die IBU regelmäßig Biathlon-Sommerweltmeisterschaften. Startberechtigt sind die Athleten des regulären Biathlon-Weltcups. Gelaufen wird dabei auf Rollskiern. Die Regeln entsprechen jenen der Winterbewerbe.
Jahr | Austragungsort(e) |
---|---|
2005 | Muonio |
2006 | Ufa |
2007 | Otepää |
2008 | Haute Maurienne |
2009 | Oberhof |
2010 | Duszniki Zdrój |
2011 | Nové Město na Moravě |
Ort | Land | Anzahl | Jahre |
---|---|---|---|
Muonio | Finnland | 1 | 2005 |
Ufa | Russland | 1 | 2006 |
Otepää | Estland | 1 | 2007 |
Haute Maurienne | Frankreich | 1 | 2008 |
Oberhof | Deutschland | 1 | 2009 |
Duszniki Zdrój | Polen | 1 | 2010 |
Nové Město na Moravě | Tschechien | 1 | 2011 |