Wanderbaumelster

Art der Gattung Baumelstern (Dendrocitta)
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Die Wanderbaumelster (Dendrocitta vagabunda) ist eine Vogelart aus der Familie der Rabenvögel (Corvidae). Sie ist ein großer Vertreter der Baumelstern (Dendrocitta) mit schwarz-weiß-braunem Gefieder und einem kurzen, kräftigen Schnabel. Das Verbreitungsgebiet der Wanderbaumelster umfasst mit dem Süden Pakistans, dem indischen Subkontinent und Hinterindien große Teile Südostasiens. Sie ist dort eine typische Art im Wald- und Parkland, dringt aber auch in urbane Lebensräume vor.

Wanderbaumelster

Wanderbaumelster (Dendrocitta vagabunda)

Systematik
Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Unterordnung: Singvögel (Passeri)
Familie: Rabenvögel (Corvidae)
Gattung: Baumelstern (Dendrocitta)
Art: Wanderbaumelster
Wissenschaftlicher Name
Dendrocitta vagabunda
(Latham, 1790)[1]

Wanderbaumelstern ernähren sich vorwiegend von Früchten, Kleintieren und Aas. Sie bilden Familienverbände bis hin zu kleinen Schwärmen, die gemeinsam auf Nahrungssuche gehen. Je nach geographischer Breite brüten sie zwischen März und Mai zwei bis sechs Eier aus. Die Küken werden von beiden Eltern gefüttert. Für die Wanderbaumelster werden neun Unterarten anerkannt, deren Unterschiede jedoch fließend sind. Der weltweite Bestand der Art ist nicht bekannt, mit Ausnahme von Vietnam gilt sie jedoch in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet als häufiger Vogel. Von BirdLife International wird sie als nicht gefährdet (least concern) eingestuft.

Merkmale

Körperbau und Gefieder

Die Wanderbaumelster ist ein relativ großer und kräftiger Singvogel mit gedrungenem Körperbau, relativ kurzen Beinen und Flügeln, einem robustem, gekrümmtem Schnabel und langem Schwanz. Die Körperlänge liegt zwischen 46 und 50 cm. Beide Geschlechter erreichen ungefähr die gleiche Körpergröße, das Männchen hat aber meist einen längeren Schwanz. Vögel nördlicher Populationen werden größer als solche aus dem Süden des Verbreitungsgebietes. [2]

 
Profilaufnahme einer Wanderbaumelster. Gut zu erkennen sind die kurzen Nasalfedern und die Beschaffenheit des Kopfgefieders.

Wanderbaumelstern wiegen 90–130 g. Die Flügellänge beträgt 144–173 mm, der Laufknochen hat eine Länge von 32–37 mm. Der kurze, gekrümmte und kräftige Schnabel misst vom Ansatz bis zur Spitze 30–37 mm. Der Schwanz wird zwischen 189–363 mm lang. Dabei unterscheiden sich die Unterarten teilweise sehr stark: Während die Schwanzfedern bei der südwestindischen Unterart D. vagabunda parvula 189–239 mm lang werden, beträgt ihre Länge bei der pakistanischen Form D. vagabunda bristoli 265–363 mm. [2]

 
Bei Jungvögeln ist das Gefieder heller und weniger kontrastreich gefärbt; ihre Schwanzfedern haben helle Spitzen

Auch die Färbung ist im Verbreitungsgebiet variabel, folgt aber stets dem gleichen Grundmuster. Die kurzen, steifen Nasalfedern und das Kopfgefieder bis hinunter zur Brust und zum Nacken sind schwarz bis grau gefärbt. Rücken und Schulterfedern zeigen ein rötliches Sandbraun, das zum Schwanz hin heller wird. Die Flügeldecken und die Schirmfedern sind hell grau bis weiß gefärbt, ebenso wie die Außenfahnen der inneren drei und in geringerem Maß die der nächsten drei Armschwingen. Der Rest des Flügels ist einheitlich schwarz, das Remicle ist gut entwickelt. Das Bauchgefieder ist heller sandbraun als die Körperoberseite und wird zu den Unterschwanzdecken hin heller. Bei einigen Unterarten kann die Körperunterseite auch ins Cremefarbene tendieren. Die Steuerfedern sind stark gestuft und an der Basis schmutzig grau. Sie werden von einer hellgrauen Subterminalbinde und einer schwarzen Endbinde geziert, wobei die Schwarzfärbung von innen nach Außen einen immer größeren Anteil der Federn einnimmt. Das mittlere Federpaar, das weit über den Rest der Schwanzfedern hinausragt, hat lediglich schwarze Spitzen, während das äußerste Paar zu mehr als der Hälfte schwarz gefärbt ist. Jungvögel haben schmalere mittlere Steuerfedern und sind insgesamt heller und verwaschener gefärbt, sodass die schwarzen Gefiederanteile eher dunkelbraun und die Bauchfedern gelber erscheinen. Zudem besitzen die Schwanzfedern – mit Ausnahme des Mittelpaares – sandfarbene Spitzen, an denen sie während des ersten Lebensjahres deutlich zu erkennen sind.[3] [4]

Schnabel und Wachshaut der Wanderbaumelster sind schiefergrau gefärbt, wobei die Schnabelbasis meist heller als die Spitze ist. Das Schnabelinnere und der Schnabelwinkel sind bei Jungvögeln rosa. Die Iris ist unabhängig vom Alter dunkel rotbraun, die Beine sind dunkel hornfarben bis schiefergrau. [4]

Flugbild und Fortbewegung

Die Wanderbaumelster fliegt in der Regel in niedriger Höhe und selten über den Baumkronen. Ihr Flug ist wellenförmig, die Flügelschläge sind kräftig. Er wird bisweilen von schnellen, flatternden Flügelschlägen oder einem Gleitflug über längere Distanzen unterbrochen. Charakteristisch sind vor allem die runden, breiten Flügel und der deutlich gestufte Schwanz, dessen mittleres Federpaar weit über die anderen Steuerfedern hinausragt. Wanderbaumelstern bewegen sich meist im Geäst, wo sie sehr agil von Zweig zu Zweig springen, klettern oder auch im Kronenbereich fliegen. Auf dem Erdboden bewegen sie sich, verglichen etwa mit Raben und Krähen (Corvus spp.), eher unbeholfen, weil ihr langer Schwanz und die kurzen Beine beim Laufen hinderlich sind. Entsprechend selten sind Wanderbaumelstern auf dem Boden zu sehen, wo sie meist hüpfen und dabei den Schwanz hochstellen[5][6]

Lautäußerungen

 
Rufende Wanderbaumelster

Die Rufe der Wanderbaumelster gehören zur typischen Klangkulisse indischer Wald- und Parklandschaften. Sie verfügt über ein breites Repertoire von sowohl lauten und krächzenden als auch weichen und melodiösen Rufen. Charakteristisch ist vor allem das melodiöse, dreisilbige ki-ko-kik oder bob-o-link, das die Vögel mit gekrümmtem Rücken und senkrecht gewinkeltem Schwanz von einer Sitzwarte aus von sich geben. Auch ein ratterndes Geschacker, ähnlich dem der Echten Elstern (Pica), ist ein häufig zu vernehmender Ruf und dient wahrscheinlich als Warnsignal. Als eine charakteristische Lautäußerung gilt auch ein metallisches ta-tschack tschak tschak. In der Brutsaison lässt die Wanderbaumelster ein langgezogenes mii-aao vernehmen; balzende Paare kommunizieren mit einer Vielzahl musikalischer Kehl- und Krächzlaute. [7]

Verbreitung und Wanderungen

Die Wanderbaumelster kommt fast im gesamten Kontinentalasien südlich des Himalayas vor. Ihr Artareal wird weitgehend von den Gebirgszügen des südlichen Asiens und den Vegetationsräumen bestimmt. Die westliche Grenze des Verbreitungsgebiets verläuft in Südwest-Richtung entlang der pakistanischen Hindukusch-Ausläufer.

 
Das Artareal der Wanderbaumelster wird stark durch die Gebirgszüge Südasiens geprägt

Im Westen des Indus existiert mit dem Rann von Kachchh und der Thar eine Verbreitungslücke. Davon abgesehen wird aber fast ganz Indien und Bangladesh von der Wanderbaumelster besiedelt, lediglich der Himalaya und seine Ausläufer bilden eine Verbreitungsgrenze. In Südostasien reicht das Verbreitungsgebiet bis auf die nördliche Malaiische Halbinsel und die Indochinesische Halbinsel, spart aber den Osten Thailands und die Westküste Vietnams aus. Auf Sri Lanka fehlt die Wanderbaumelster trotz geeigneter Habitate, dort existiert auch keine andere Art der Gattung. Im Nordosten schließt entlang des Himalayas und in China das Verbreitungsgebiet der Graubrustbaumelster (Dendrocitta formosae) an; im Goldenen Dreieck und in Orissa überschneiden sich die beiden Artareale. In Singapur wurde die Wanderbaumelster eingeführt.[8] [9]

Die Wanderbaumelster ist, anders als ihr Name nahelegt, kein Zugvogel. Einige Populationen unternehmen aber saisonale Höhenwanderungen. So wandern Brutpaare vom Tiefland oft ins Hügelland und verlassen im Winter die höheren Lagen. Das gilt insbesondere für die Populationen am Südrand des Himalayas. [6]

Lebensraum

 
Auch urbane Lebensräume werden von der Wanderbaumelster besiedelt, wenn dort ausreichend Bäume zur Verfügung stehen.

Ausreichender Baumbestand ist wesentlich für die Habitatwahl der Wanderbaumelster. Zwar werden von lichten Wäldern bis hin zu landwirtschaftlichen Flächen sehr verschiedene Lebensräume von ihr besiedelt, ausschlaggebend sind jedoch entsprechende Brut- und Schlafmöglichkeiten. [6] Dabei nutzt die Wanderbaumelster vorwiegend Laubbäume und Lebensräume im Tief- und Hügelland. Sie ist dort sowohl in trockenen wie auch in feuchten, offenen und halboffenen Wäldern anzutreffen, aber auch auf Feldern mit Baumbestand, in Buschsteppen und Plantagen. Dichte Wälder werden gemieden. Als einzige Art der Baumelstern[10] dringt die Wanderbaumelster auch in urbane Habitate vor. In den Städten und Dörfern des südlichen Asiens ist sie ein häufiger Vogel, der Gärten, Parks und ähnliche anthropogene Lebensräume bewohnt. [11]

Die vertikale Verbreitung der Wanderbaumelster reicht vom Tief- bis ins Hügelland. Örtlich, etwa am Südrand des Himalayas, ist die Art auch bis auf 2100 m anzutreffen. Voraussetzung dabei ist das zumindest vereinzelte Vorhandensein von Bäumen oder Gehölzpflanzen entlang der Hänge oder in den Tälern. [6]

Lebensweise

Ernährung

 
Fleischige Früchte wie Papayas werden von Wanderbaumelstern gerne gefressen

Wanderbaumelstern nutzen ein breiten Spektrum an Nahrungsquellen. Sie fressen vor allem Früchte, Beeren, Wirbellose und Samen. Aufgrund ihrer Vorliebe für fleischige Früchte wird die Art mancherorts als Schädling verfolgt. Sie frisst Früchte aller Größen, von den Beeren des Zedrachbaumes (Melia azedarach) bis hin zu Papayas und den Kürbisfrüchten von Trichosanthes tricuspidata. Am häufigsten werden allerdings die Früchte verschiedener Feigenarten (Ficus spp.) gefressen. Daneben finden sich auch kleine Wirbeltiere (Eidechsen, Vögel und Nagetiere), Aas und menschliche Abfälle in ihrer Nahrung. Eier werden wahrscheinlich weniger häufig gefressen als landläufig angenommen.[11] [5]

 
Trinken und Baden gehören zu den wenigen Anlässen, zu denen sich die Wanderbaumelster auf den Boden hinunter wagt

Die Bindung der Wanderbaumelster an Bäume gilt auch für die Ernährung. Der Großteil der Nahrung wird im Geäst oder im Gebüsch erbeutet, gesammelt und gefressen. Wanderbaumelsterm kommen eher selten auf den Boden, etwa wenn sie von ergiebigen Futterquellen angelockt werden oder trinken und baden möchten. Bei der Nahrungssuche agiert sie – je nach Situation – sehr scheu oder überaus neugierig und ohne Anzeichen von Furcht. Häufig schließt sie sich anderen Vogelarten an und streift zusammen mit Koels, Flaggendrongos[11] und Grüntauben durch das Geäst und fängt von ihnen aufgescheuchte Insekten. [6] Wie auch andere Rabenvögel versteckt die Wanderbaumelster wahrscheinlich überschüssige Nahrung. Es ist allerdings unbekannt, auf welche Weise und an welchen Orten sie dies tut. Gefressenes Aas stammt meist von Kadavern größerer Säugetiere. Dort drängeln sich Wanderbaumelstern in der Rangordnung vor, was sie aufgrund ihrer Wendigkeit auch meist unbeschadet überstehen. Auch abseits von Kadavern können Wanderbaumelstern sehr forsch auftreten: In Tourismusgebieten fressen wilde Vögel Besuchern aus der Hand; in Städten und Dörfern dringen sie teils auch in Häuser ein, um dort Insekten, Fledermäuse und Geckos zu fangen.[11]

Sozial- und Territorialverhalten

 
Wanderbaumelstern bewegen sich meist in Paaren oder Familienverbänden

Verglichen mit anderen Rabenvögeln sind Wanderbaumelstern relativ sozial. Sie bilden Paare oder lockere, vier- bis fünfköpfige Familienverbände, die gemeinsam auf Nahrungssuche gehen oder durchs Geäst wandern. Bei gutem Nahrungsaufkommen können sich zeitweilig aber auch bis zu 20 Tiere zusammenschließen. Diese Gruppen schließen sich wiederum auch zu gemischten Schwärmen mit anderen Vogelarten zusammen. [5]

Fortpflanzung und Brut

Wie viele anderen Rabenvögel bilden Wanderbaumelstern häufig lebenslange Brutpaare. Während der Balz sitzen beide Partner ein paar Zentimeter von einander entfernt auf einer Sitzwarte, bewegen den Kopf ruckartig in Richtung des anderen, strecken den Hals, bis sich ihre Schnäbel fast berühren und geben glucksende und krähende Laute von sich. Beide Geschlechter beteiligen sich am Bau des Nests, der Bebrütung der Eier und der Fütterung der Jungen. [7]

Wanderbaumelstern brüten zwischen Februar und Juli. Die Hauptbrutzeit liegt bei den südlichsten Arten zwischen März und April und verschiebt sich mit zunehmender geographischer Breite immer weiter nach hinten. Das Nest entspricht der für die Familie Corvidae typischen Form: Eine unordentliche, lockere Konstruktion in Form einer tiefen Schüssel, die auf einer Plattform aus dickeren Zweigen liegt[11]. Oft verwebt die Wanderbaumelster für das Nest Dornzweige mit feineren, unbedornten Zweigen und feinen Wurzeln. Für die Größe der Art ist es vergleichsmäßig klein und unauffällig. Die Vögel platzieren es in 6–8 m Höhe in großen, tendenziell freistehenden und entlaubten Bäumen, beispielsweise Sheesham (Dalbergia sissoo), Indischem Weihrauch (Boswellia serrata) oder der Akazie Acacia concinna. Das Gelege besteht aus 2–6 Eiern, im Durchschnitt sind es zwischen 4 und 5.[6] Nördliche Populationen legen größere Gelege als südliche.[11] Die Eier sind durchschnittlich 29 × 21,5 mm groß und sehr variabel geformt und gefärbt. Meist haben sie eine rosig-weiße Grundfarbe und sind mit rotbraunen und grauen Tüpfeln überzogen, vor allem am stumpfen Ende. Brut- und Nestlingsdauer sind unbekannt, die Jungen verbleiben mehrere Monate oder Jahre bei den Elternvögeln.[6][12]

Systematik und Taxonomie

Die Wanderbaumelster wurde 1790 von John Latham in seinem Verzeichnis Index ornithologicus sive Systema ornithologiæ anhand eines Museumsbalges beschrieben. Er ordnete sie damals noch den Racken (Coraciidae) als Coracias vagabunda zu.[1] In die Gattung Dendrocitta stellte sie erst John Gould 1833. Gould reichte auch eine Erklärung für das von Latham gewählte Artepitheton nach: Anders als die europäische Elster (Pica pica) verharre die Wanderbaumelster nicht ruhig auf einer Sitzwarte, sondern bewege sich unablässig von Baum zu Baum durch das Geäst.[13]

Die innere Systematik der Baumelstern wurde bisher nicht näher untersucht. Derek Goodwin ordnete die Wanderbaumelster aufgrund äußerer Merkmale als ursprünglichen Vertreter ihrer Gattung ein und stellte sie in die Nähe der Maskenbaumelster (D. frontalis).[14] Für die Wanderbaumelster werden neun Unterarten anerkannt. Die Variation verläuft allerdings weitgehend klinal, das heißt, die Übergänge zwischen den einzelnen Unterarten sind fließend. [6]

Unterarten der Wanderbaumelster
Unterart Autor Maße Gefieder Verbreitung Anmerkung
D. v. bristoli Paynter, 1961 Pakistan und Nordwestindien
D. v. behni Steinheimer, 2009 Flügel: ♀ 137–165 mm, ♂ 149–173 mm;
Schnabel: ♀ 30–35 mm, ♂ 32–37 mm;
Schwanz: ♀ 219–279 mm, ♂ 218–297 mm
Sehr helles Gefieder, Bauch fast cremefarben Westhälfte Indiens Bis 2009 als D. v. pallida geführt
D. v. kinneari Baker, 1922 Sehr dunkle Form Thailand und Ostmyanmar
D. v. pallida (Blyth, 1846) Eher helle Form mit sandfarbenem Bauch und trübem Mantel Südostindien südlich der Ostghats Bis 2009 als D. v. vernayi geführt
D. v. parvula Whistler & Kinnear, 1932 Unterart mit den kräftigsten Farben und dunkel rotbraunem Rücken Südwestliches Indien
D. v. sakeratensis Ticehurst, 1922 Ähnlich D. v. vagabunda, aber mit dunklerem Nacken Ostthailand bis Vietnam
D. v. saturatior Kinnear & Whistler, 1930 Dunkelste Unterart Tenasserim und Südwestthailand
D. v. sclateri Baker, 1922 Dunkle Form, Nacken- und Rückenfarbe gehen fließend ineinander über Westliches Myanmar
D. v. vagabunda (Latham, 1790) Osthälfte Indiens Nominatform

Bestand und Siedlungsdichte

Für den weltweiten Bestand der Wanderbaumelster liegen keine Schätzungen vor. Die Art gilt aber in ihrem Verbreitungsgebiet fast durchweg als häufig bis sehr häufig. Lediglich in Vietnam wird sie als selten angesehen. BirdLife International stuft die Wanderbaumelster daher als ungefährdet (least concern) ein.[8]

Kulturgeschichte

 
Die Wanderbaumelster in einer Zeichnung von Elizabeth Gould. Möglicherweise waren die Vögel in der Antike ein traditionelles Geschenk der Inder an ihre Könige.

Aelianus Tacticus berichtet über einen Vogel namens Kerkorōnos (κερκορώνος), den die Inder ihrem König verehrten. Ein griechisch-armenisches Wörterbuch aus dem Mittelalter identifiziert die Dohle (Corvus monedula) mit diesem Wort. William Arnott sieht hinter dem Kerkorōnos aber vielmehr die Wanderbaumelster: Die Dohle kommt zwar häufig in Armenien, aber nur sehr lokal in Indien vor. Zudem impliziert der Wortbestandteil Kerkos (κερκος, griechisch für Schwanz), dass es sich bei dem Vogel um eine Art mit langen Steuerfedern handelte, die Dohle besitzt jedoch nur einen sehr kurzen Schwanz und ist für ein königliches Geschenk eher unauffällig gefärbt. Ein viel wahrscheinlicher Kandidat sei die Wanderbaumelster, die durch ihren langen Schwanz und ihr kontrastreiches Gefieder auffalle.[15]

Quellen

Literatur

  • Salím Ali, S. Dillon Ripley: Handbook of the Birds of India and Pakistan. Volume 5: Larks to the Grey Hypocolius. Oxford University Press, London 1972.
  • Dean Amadon: The Genera of Corvidae and their Relationships. In: American Museum Novitates 1251, Januar 1944. S. 1–21.
  • William Geoffrey Arnott: Birds in the Ancient World from A to Z. Routledge, 2007. ISBN 041523851X.
  • Derek Goodwin: Crows of the World. 2. Auflage. The British Museum (Natural History), London 1986. ISBN 0565009796.
  • John Gould: On a new Genus in the Family of Corvidæ. In: The Transactions of the Zoological Society 1 (1), 1833. S. 87–90. (Online)
  • Joseph del Hoyo, Andrew Elliot, David Christie (Hrsg.): Handbook of the Birds of the World. Volume 14: Bush-shrikes To Old World Sparrows. Lynx Edicions, Barcelona 2009. ISBN 9788496553507.
  • John Latham: Index ornithologicus sive Systema ornithologiæ. London 1790. (Online)
  • Steve Madge, Hilary Burn: Crows & Jays. Princeton University Press, Princeton 1994. ISBN 0-691-08883-7.
  • Pamela C. Rasmussen, John C. Anderton: Birds of South Asia: The Ripley Guide. Volume 1: Field Guide. Lynx Edicions, Barcelona 2005. ISBN 8487334652.
  • Birds Of South Asia The Ripley Guide Volume 2: Attributes and Status. Lynx Edicions, Barcelona 2005. ISBN 8487334660.
  • Frank D. Steinheimer: The type specimens of Corvidae (Aves) in the Museum für Naturkunde at the Humboldt-University of Berlin, with the description of a new subspecies of Dendrocitta vagabunda. In: Zootaxa 2149, 2009. S. 1–49.
Commons: Wanderbaumelster – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Latham 1790, S. 171–172.
  2. a b Madge & Burn 1994, S. 112–113.
  3. Goodwin 1986, S. 182.
  4. a b Madge & Burn 1994, S. 112.
  5. a b c Ali & Ripley 1972, S. 219.
  6. a b c d e f g h Madge & Burn 1994, S. 113.
  7. a b Ali & Ripley 1972, S. 219–220.
  8. a b Butchart & Ekstrom 2011. Abgerufen am 22. November 2011.
  9. Madge & Burn 1994, S. 36.
  10. del Hoyo 2009, S. 517.
  11. a b c d e f Goodwin 1986, S. 183.
  12. Ali & Ripley 1972, S. 216–221.
  13. Gould 1833, S. 87–88.
  14. Goodwin 1986, S. 180–181.
  15. Arnott 2007, S. 138.