Grauammer

Art der Gattung Emberiza
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Die Grauammer (Emberiza calandra, Syn. Miliaria calandra) ist eine Vogelart aus der Familie der Ammern (Emberizidae). Diese Ammer besiedelt große Teile der südwestlichen Paläarktis von den Kanarischen Inseln, dem Nordwesten Afrikas, Portugal und Irland nach Osten bis in den Südwesten des Iran und Kasachstan. Die Grauammer bewohnt offene Landschaften mit einzelnen Bäumen oder Büschen und zumindest teilweise dichter Bodenvegetation, in Mitteleuropa vor allem extensiv genutztes Grünland, Äcker und Brachen, insgesamt mit einer deutlichen Bevorzugung feuchter Bereiche. Die Art ist je nach Verbreitung Kurzstreckenzieher bis Standvogel.

Grauammer

Grauammer (Emberiza calandra)

Systematik
Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Unterordnung: Singvögel (Passeri)
Familie: Ammern (Emberizidae)
Gattung: Emberiza
Art: Grauammer
Wissenschaftlicher Name
Emberiza calandra
(Linnaeus, 1758)

Der Bestand ist in Nordwest- und Mitteleuropa in den 1960er bis 1980er Jahren zum Teil dramatisch eingebrochen, nach 1990 wurde in Teilen Europas eine Zunahme, in anderen Teilen jedoch eine weitere Abnahme beobachtet. Insgesamt gilt der Weltbestand als rückläufig, die Gründe liegen wohl vor allem in Änderungen der landwirtschaftlichen Nutzung. Weltweit wird die Grauammer von der IUCN aber noch als ungefährdet ("least concern") eingestuft.

Grauammer

Beschreibung

Grauammern sind sehr große, kräftig gebaute Ammern mit eher großem Kopf, kräftigem Schnabel und mittellangem Schwanz. Sie sind insgesamt recht einfarbig bräunlich und haben keine auffallenden Zeichnungen. Die Geschlechter sind gleich gefärbt.

Mit einer Körperlänge von 16 bis 19 cm und einem Gewicht zwischen 32 bis 67 g[1] ist die Art die größte Ammer der westlichen Paläarktis und größer und erheblich schwerer als eine Goldammer. Bei adulten Vögeln sind Rücken, Schulterfedern, Bürzel und Oberschwanzdecken graubraun bis mittelbraun. Auf diesem Grund sind vorderer Rücken und Schulterfedern kräftig schwarzbraun gestrichelt. Hinterer Rücken und Bürzel können ebenso kräftig gestrichelt sein wie der vordere Rücken, die Strichelung kann aber auch schwach braun sein und fällt dann kaum auf. Im frischen Gefieder können vor allem die seitlichen Oberschwanzdecken weißliche Spitzensäume aufweisen.

Auch die Flügeloberseite ist überwiegend mittelbraun. Die mittleren und großen Armdecken zeigen im frischen Gefieder breite hellbraune Säume, die zunehmend verblassen und hierdurch auffälliger werden. Die Handschwingen haben an der Außenfahne einen schmalen, hellbeigen Saum, die Armschwingenaußenfahnen sind breiter und wärmer braun gesäumt. Die Grauammer zeigt kein Weiß an den Schwanzaußenkanten. Die mittelbraunen Steuerfedern sind außen und innen schmal hellbeige gesäumt, diese Säume werden zur Federspitze hin breiter. Die Unterseite des Rumpfes ist hellbeige bis düster graubeige und in variablem Umfang dunkel gestrichelt.

Auch am Kopf fehlen auffallende Zeichnungen, der Kopf ist wie der Rücken grau- bis mittelbraun. Der Oberkopf ist fein dunkel gestrichelt, der undeutliche Überaugenstreif ist hellbeige. Kehle und Halsseiten sind ebenfalls hellbeige, der Kinnstreif ist graubraun bis mittelbraun.

Die Iris ist tief dunkelbraun. Der Schnabel ist gelblich hornfarben, der Schnabelfirst dunkel hornbraun. Die Beine sind gelblich rosa.

Im Jugendkleid ist die Oberseite heller warm beigebraun ohne Grautöne. Die Scheitelseiten sind dunkel, der mittlere Oberkopf ist meist spärlich dunkel gestreift, wodurch ein 2 bis 3 mm breiter, heller Streifen über die Kopfmitte entsteht. Schulterfedern und Oberflügeldecken sind tiefbraun mit scharf abgesetzten hellbeigen Säumen. Nach der herbstlichen Vollmauser sind die jungen Vögel nicht mehr von adulten Vögeln zu unterscheiden.

Lautäußerungen

Der ausschließlich vom Männchen geäußerte und fast ganzjährig zu hörende Gesang ist recht monoton. Er besteht aus einer einzelnen, kurzen und häufig wiederholten Strophe ohne melodische Elemente, die 1,3 bis 2,5 sec dauert. Die Strophe ist deutlich dreiteilig. Der erste Teil besteht aus 3 bis 10 sehr kurzen, harten Elementen, die mit steigender Geschwindigkeit vorgetragen werden. Danach folgt ein trillerartiger Teil mit 1 bis 8 Blöcken aus jeweils um die 10 gleichartigen Elementen. Die Strophe endet mit einem knirschenden, rasselnden Triller aus 3 bis 6 Elementfolgen, die vom menschlichen Ohr nicht mehr als Einzellaute wahrgenommen werden können. Der Klang dieses Trillers wird mit dem Klirren eines Schlüsselbundes verglichen.[2] Die Strophe lässt sich lautmalerisch etwa wie „tück tück-zick-zik-zkzkzkrissrisss“ wiedergeben.[3] Gesang/?

Der Gesang wird von einer erhöhten Singwarte mit freiem Rundblick vorgetragen, sehr gerne von Telefon- oder niedrigen Stromleitungen, aber auch von den Spitzen einzelner Büsche oder Bäume, von Zäunen, Heuballen und ähnlichen Strukturen.[4]

Verbreitung und Lebensraum

Die Grauammer besiedelt große Teile der südwestlichen Paläarktis von den Kanarischen Inseln, dem Nordwesten Afrikas, Portugal und Irland nach Osten bis zum Westrand des Kaspischen Meeres, weiter südlich bzw. östlich erstreckt sich das Areal dann in zwei relativ schmalen Zonen einerseits bis in den Südwesten des Iran und andererseits bis in das südöstliche Kasachstan. Die Nordgrenze der Verbreitung verläuft von den Shetland-Inseln über die Nordspitze von Dänemark und dem äußersten Süden Schwedens bis Estland und Litauen und dann durch Südwest-Russland und die Ukraine bis zum Nordwestrand des Kaspischen Meeres bei etwa 43° N. Die Südgrenze des Areals wird im östlichen Mittelmeerraum auf Kreta, Rhodos und Zypern sowie im Nahen Osten in einer schmalen Zone entlang des Mittelmeeres im Süden Israels erreicht. Weiter östlich folgt die südliche Verbreitungrenze etwa der Südgrenze der Türkei und reicht dann im Westen des Iran etwa bis zur Straße von Hormus. Die Grauammer gilt als ursprünglich auf die mediterrane Zone und die Steppenzone beschränkter Brutvogel, der sich erst durch den Ackerbau des Menschen nach Norden und Westen in die gemäßigte und die boreale Zone ausbreiten konnte.[5]

Die Art bewohnt offene Landschaften mit einzelnen Bäumen oder Büschen und zumindest teilweise dichter Bodenvegetation, in Mitteleuropa vor allem extensiv genutztes Grünland, Äcker und Brachen, insgesamt mit einer deutlichen Bevorzugung feuchter Bereiche.

Ernährung

Grauammern ernähren sich vorwiegend von Wildkräutersamen, Getreidekörnern und verschiedenen grünen Pflanzenteilen, aber auch von Insekten und deren Larven sowie Spinnen.

Fortpflanzung

Während der Brutzeit fliegen diese Ammern oft tief und mit herabhängenden Füßen. In den Brutgebieten nördlich der Alpen erscheint die Grauammer Mitte März, aber die Vögel versammeln sich noch bis in den Mai hinein zu Schlafgemeinschaften im Schilf oder Gebüsch. Das Weibchen, das dem Männchen nach wenigen Tagen nachfolgt, beginnt – bis zu 100 m von den Singwarten des Männchens entfernt – bald nach der Rückkehr mit dem Bau des Nestes, das in einer flachen Bodenmulde in einem überhängenden Grasbüschel versteckt liegt. Als Baumaterial verwendet der Vogel kleine Wurzeln und trockene Grashalme und zum Auspolstern dünne Halme, Tierhaare und Pflanzenwolle.

Die Grauammer brütet sehr spät, die Eiablage beginnt in Mitteleuropa erst Mitte Mai, die Hauptlegezeit fällt auf Ende Mai bis Anfang Juni, die spätesten Eiablagen erfolgen im Juli. Zweitbruten sind nicht häufig. Das Gelege umfasst meist 4 bis 5 Eier, die nur das Weibchen 11 bis 13 Tage bebrütet. Etwa einmal je Stunde wird es von seinem Männchen zu einer Brutpause abgeholt und kehrt wenig später allein zu seinem Nest zurück.

Die ersten vier Tage füttert die Jungen ausschließlich das Weibchen, später hilft beim Füttern auch das Männchen. Das Nest verlassen die Jungen im Alter von 9 bis 12 Tagen noch flugunfähig und halten sich in der Umgebung in dichter Vegetation verborgen, wo sie noch einige Zeit gefüttert werden.

Manchmal hat ein Männchen auch mehrere Weibchen. Beschrieben wird, dass sich ein Männchen in einer Brutperiode mit bis zu sieben Weibchen paart.

Bestand und Gefährdung

Der Bestand ist in Nordwest- und Mitteleuropa in den 1960er bis 1980er Jahren zum Teil dramatisch eingebrochen[6], nach 1990 wurde in Teilen Europas eine Zunahme, in anderen Teilen jedoch eine weitere Abnahme beobachtet.[7] Insgesamt gilt der Weltbestand als rückläufig, die Gründe liegen wohl vor allem in Änderungen der landwirtschaftlichen Nutzung. Weltweit wird die Grauammer von der IUCN aber noch als ungefährdet ("least concern") eingestuft.

Quellen

Literatur

  • E. Bezzel: Kompendium der Vögel Mitteleuropas. Passeres. Aula-Verlag, Wiesbaden, 1993. ISBN 3-89104-530-1: S. 727-732.
  • Urs N. Glutz von Blotzheim, Kurt M. Bauer: Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 14/III, Passeriformes (5. Teil): Embrizidae – Icteridae. Aula, Wiesbaden 1997: S. 1857-1916
  • J. Hoffmann & G. Haase: Grauammer - Miliaria calandra. In: ABBO 2001: Die Vogelwelt von Brandenburg und Berlin. Natur & Text, Rangsdorf; 2001. ISBN 3-9807627-5-0: S. 619-622.

Einzelnachweise

  1. Urs N. Glutz von Blotzheim, Kurt M. Bauer: Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 14/III, Passeriformes (5. Teil): Embrizidae – Icteridae. Aula, Wiesbaden 1997: S. 1864
  2. Urs N. Glutz von Blotzheim, Kurt M. Bauer: Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 14/III, Passeriformes (5. Teil): Embrizidae – Icteridae. Aula, Wiesbaden 1997: S. 1865-1876
  3. Lars Svensson, Killian Mullarney, Dan Zetterström: Der Kosmos Vogelführer. Kosmos, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-440-12384-3: S. 402.
  4. Urs N. Glutz von Blotzheim, Kurt M. Bauer: Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 14/III, Passeriformes (5. Teil): Embrizidae – Icteridae. Aula, Wiesbaden 1997: S. 1902-1903
  5. Urs N. Glutz von Blotzheim, Kurt M. Bauer: Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 14/III, Passeriformes (5. Teil): Embrizidae – Icteridae. Aula, Wiesbaden 1997: S. 1857-1859
  6. E. Bezzel: Kompendium der Vögel Mitteleuropas. Passeres. Aula-Verlag, Wiesbaden, 1993. ISBN 3-89104-530-1: S. 728-729
  7. Detailed species account from Birds in Europe: population estimates, trends and conservation status (BirdLife International 2004) Online als PDF