Ökologisch-Demokratische Partei

politische Partei in Deutschland
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Basisdaten
Gründungsdaten: 13. Juli 1978 (GAZ),
17. Oktober 1981
(LV Bayern),
23./24. Januar 1982
(Bundespartei)
Gründungsort: Wiesbaden
Vorsitzender: Prof. Dr. Klaus Buchner
erster stellv.
Vorsitzende:
Cornelia Schmidt
zweiter stellv.
Vorsitzender:
Dr. Herbert Kuhn
Schatzmeister: Dirk Uehlein
Schriftführerin: Hildegard Meyer
Beisitzer: Nadine Schomburg,
Prof. Dr. Felix Leinen,
Dag Hornbacher,
Helmut Kauer
Generalsekretär: Dr. Claudius Moseler
Mitglieder: 6.456 (Stand: 1. Mai 2005)
Frauenanteil: 40,0%
Anschrift: ödp
Bundesgeschäftsstelle
Sartoriusstr. 14
97072 Würzburg
Parteigliederung: 16 Landesverbände,
150 Kreisverbände,
diverse Ortsverbände

Die Ökologisch-Demokratische Partei (kurz ödp) ist eine ökologische Kleinpartei.

Inhaltliches Profil

Umweltpolitik

Die ödp fordert, dass die Ökonomie die ökologischen Grundlagen anerkennen müsse, sonst sei sie weder zukunftsfähig noch rational. Das Grundprinzip der Nachhaltigkeit soll Basis jeder menschlichen Aktivität sein. Atomkraft wird strikt abgelehnt, da Atomkraftwerke ein „Risiko für Mensch und Natur“ seien. Der derzeitige Atomausstieg ist ihr nicht konsequent genug. Erneuerbare Energien sollen verstärkt gefördert und billiger werden. Schon 1989 forderte das Bundesprogramm die Einführung einer aufkommensneutralen Ökologischen Steuerreform. Leute, die ökologisch bewusst handeln, sollen steuerlich entlastet werden, umgekehrt soll unökologisches Wirtschaften höhere Steuern zur Konsequenz haben. Jegliche Art von Gentechnik wird von der Partei ebenso abgelehnt. Darüber hinaus plädiert die Partei für „eine naturverträgliche Landwirtschaft mit artgerechter Tierhaltung und für eine naturnahe Forstwirtschaft“. Der „Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen“ und der Tierschutz sollen als Staatsziel ins Grundgesetz aufgenommen werden. Tiere hätten „ein Recht auf artgerechtes Leben“.

Parteipolitik

In der Außenwahrnehmung wird die Partei häufig als "ökologisch-konservativ" beschrieben. In ihrer Selbstdarstellung definiert sie sich als "wertkonservativ". Sie distanziert sich sowohl von Links- als auch von Rechtsextremismus und sieht sich stattdessen als „demokratische Alternative“. Auf kommunaler Ebene geht sie nicht selten Bündnisse mit Wählervereinigungen und den GRÜNEN, gelegentlich aber auch mit CDU, SPD oder FDP. Oberhalb der kommunalen Ebene grenzt sie sich aber auch von den etablierten Parteien ab. Lediglich um 1990 gab es innerhalb der Partei Bestrebungen, mit den GRÜNEN zu fusionieren (siehe Geschichte).

Gesellschaftspolitik

Angestrebt wird von Seiten der Partei eine Wende im Lebens- und Wirtschaftsstil: Die „Überfluss- und Verschwendungswirtschaft“ soll zugunsten von Nachhaltigkeit und „echter Lebensqualität“ aufgegeben werden. Studiengebühren werden von ihr abgelehnt, da sie befürchtet, dass diese zu einer „sozialen Auslese“ führen. Außerdem sollen nach dem Willen der Partei Volksbegehren und Volksentscheide auf kommunaler, Landes- und Bundesebene erleichtert bzw. eingeführt werden. Angestrebt wird ferner „eine strikte Trennung von politischem Mandat und wirtschaftlicher Interessenvertretung“.

Mit der Betonung ihrer Forderung nach einem Familiengehalt oder ihrer Positionen bei Bioethik und Lebensschutz positioniert sich die ödp derzeit vor allem im christlich motivierten, wertegebundenen Wählerspektrum.

Gesundheitspolitik

Die Grenzwerte für Mobilfunk müssten gesenkt werden, da es erwiesen sei, dass die dabei entstehenden Strahlen gesundheitsschädlich seien. Eigens hierfür hatte sie in Bayern sogar ein Volksbegehren gestartet (s. Geschichte). Die Legalisierung weiterer Drogen wird abgelehnt.

Wirtschafts- und Sozialpolitik

Die ödp ist nach eigenen Aussagen die einzige Partei, die keine Firmenspenden annimmt. Diese sollen in ihren Augen verboten werden, da sie einer Korruption gleichkämen. Auch strebt sie eine Entflechtung zwischen Wirtschaft und Politik an. Ebenso dürfen ihre Abgeordneten keine Aufsichtsratsposten besetzen, um Interessenkonflikte zu verhindern. Laut Grundsatzprogramm dürfe am „Sozialstaatsgebot des Artikel 20 Grundgesetz [...] nicht gerüttelt werden“. Somit lehnt sie beispielsweise auch Hartz IV ab.

Außenpolitik

Außenpolitisch plädiert die ödp für eine „weltweite Ächtung der ABC-Waffen“. Die Globalisierung wird in ihrer bestehenden Form abgelehnt, da nur wenige auf der Welt davon profitieren würden. Ferner wird „die Sicherung der Menschenrechte und die Herstellung eines hohen Maßes an Wohlfahrt und Gerechtigkeit in allen Ländern der Erde“ gefordert. Den derzeitigen Entwurf der EU-Verfassung lehnt sie ab, weil er nach ihrer Ansicht zu „neoliberal“ ist. So sei in keiner anderen Verfassung militärische Aufrüstung vorgesehen. Direkte Demokratie werde, so die Kritik der ödp, unmöglich gemacht und die Gewaltenteilung quasi abgeschafft. Die ödp forderte Volksentscheide über die EU-Verfassung in allen EU-Staaten, also auch Deutschland.

Struktur

Mitglieder und Wählerschaft

Die Mitglieder kommen überwiegend aus dem bürgerlichen Lager. Anders als bei der Parteigründung sind diese weniger ehemalige Wähler bzw. Mitglieder der GRÜNEN sondern vielmehr solche von CDU und CSU, die mit deren Grundsatz "Ökonomie vor Ökologie" nicht mehr einverstanden waren und meinten, dass das "C" im Parteikürzel deren Politik nicht mehr entspräche. So sehen sich auch weite Teile der ödp-Mitglieder als "gläubige Christen".

Die Mitgliederzahl der ödp beträgt zur Zeit etwa 6.456 (Stand: 1. Mai 2005). Allein mehr als die Hälfte der Mitglieder kommen aus Bayern und etwa 1.100 aus Baden-Württemberg. 40% der ödp-Mitglieder sind jünger als 35 Jahre. Der Frauenanteil liegt ebenfalls bei 40%. Die höchste Mitgliederzahl hatte die ödp im Jahr 1996 mit knapp 7.000.

Hochburgen

Die Hochburgen der ödp liegen überwiegend in Süddeutschland. Den größten Zulauf hat die Partei in Bayern, insbesondere aber in Niederbayern, wo sie ihren Widerstand gegen den tschechischen Reaktor in Temelin, aus dem Niederbayern einen großen Teil des Stroms bezieht, etablieren konnte. In den bayerischen Gemeinden Kößlarn und Niederalteich stellt sie sogar Bürgermeister. Zu ihren Hochburgen außerhalb von Bayern zählen Oberschwaben (insbesondere der Landkreis Ravensburg), die Landkreise Rottweil und Heilbronn, Nordost-Württemberg, die Vorderpfalz, Mainz, die Eifel, Bottrop sowie das nördliche Nordrhein-Westfalen.

Organisation

Die Bundesparteitage finden in der Regel im Halbjahresrhythmus statt. Der Bundesvorstand wird meistend für die Dauer von zwei Jahren gewählt. Neben der Bundesgeschäftsstelle in Würzburg existiert in Mainz das sog. Kommunalpolitische Büro, dessen Verwaltung zur Zeit dem ödp-Generalsekretär Dr. Claudius Moseler obliegt.

Arbeitskreise

Die ödp hat Arbeitskreise zu den Themen Außenpolitik & Globalisierung, Christen & Ökologie, Bildungspolitik, Demokratie, Energiepolitik, Familienpolitik, Vereinigung Frauen in der ödp, Gentechnik, Gesundheit, Landwirtschaft, Mobilfunk, Politische Ethik, Regenwald & Klimaschutz, Tierschutz, Verkehrspolitik und Wirtschaft und Umwelt.

Presse

Die Parteizeitung trägt den Namen ÖkologiePolitik. Sie erscheint alle drei Monate in einer Auflage von 6.700 Stück pro Ausgabe. Chefredakteur ist Raphael Mankau. Das Büro der Zeitung befindet sich in Murnau am Staffelsee.

Nahestehende Organisationen

Die Jugendorganisation der ödp sind die 1992 gegründeten Die Jungen Ökologen (jö), ihr Studentenverband sind die in den achtziger Jahren gegründeten Ökologisch-Demokratische Studierende (öds). Der ödp nahe steht ferner die Stiftung für Ökologie und Demokratie, der der ehemalige ödp-Bundesvorsitzende Hans-Joachim Ritter vorsteht. Darüber hinaus ist die ödp zusammen mit ihren Partnerparteien aus anderen Ländern Mitglied im internationaler Parteienverband World Ecological Parties (WEP).

Daten der Landesverbände

Landesverband Vorsitzender Mitglieder* Kreisverbände Kommunalmandate
Baden-Württemberg Bernd Richter 1.124 23 27 + 13 (auf freien Listen)
Bayern Bernhard Suttner 3.698 75 228 + 19 (auf freien Listen)
Berlin Reiner Schicks 66
Brandenburg Jutta Hänsel 44 1 2
Bremen z. Zt. nicht besetzt 5
Hamburg Nadine Schomburg 32
Hessen Christoph Kesselhut 135 3 1
Mecklenburg-Vorpommern z. Zt. nicht besetzt 20
Niedersachsen Matthias Dietrich 197 6
Nordrhein-Westfalen Christian Wohlgemuth 587 26 15
Rheinland-Pfalz Klaus Windolf 326 9 25 + 5 (auf freien Listen)
Saarland Ulrich Lantermann 31 0 1 (auf freier Liste)
Sachsen Thomas Rönsch 30 1
Sachsen-Anhalt Jens Rehmann 45 1 1
Schleswig-Holstein Hildegard Meyer 42
Thüringen Clemens Roschka 47 1 1

*Stand:1.Mai 2005

Geschichte

Vorlage:Ödp-Bundesvorsitzende

Vorgeschichte und Gründung: Von der GAZ zur ödp

 
Programm der GAZ

Die Geschichte der ödp geht auf die Grüne Aktion Zukunft (GAZ) zurück. Diese wurde am 13. Juli 1978 vom damaligen Bundestagsabgeordneten Herbert Gruhl gegründet, der einen Tag zuvor die CDU wegen grundlegender Differenzen in der Umweltpolitik verlassen hatte. So war er in seiner Fraktion unter anderem der einzige Gegner der Kernenergie gewesen und mit seinem Ziel, das Thema Umwelt im Programm der CDU zu verankern, auf nur geringe Resonanz in der eigenen Partei gestoßen. Im politischen Magazin "Report" des Südwestfunk hatte er anschließend einen offenen Brief an Helmut Kohl vorgelesen, indem er diesem mangelnde Sensibilität in den Überlebensfragen der Menschheit vorgeworfen hatte, seinen Parteiaustritt erklärte und begründete. Bereits 1975 hatte Gruhl größere Bekanntheit durch sein Buch Ein Planet wird geplündert. Die Schreckensbilanz unserer Politik erlangt. Die GAZ war somit die erste bundesweite Partei mit dem Themenschwerpunkt "Ökologie".


Wahlergebnisse der ödp
Nordrhein-WestfalenThüringenHamburgNiedersachsenHessenBayernSachsen-AnhaltBundestagswahl 2002BerlinRheinland-PfalzBaden-WürttembergNordrhein-WestfalenHessenSaarlandNiedersachsenBayernBundestagswahl 1998HamburgSchleswig-HolsteinRheinland-PfalzBaden-WürttmbergBerlinHessenNordrhein-WestfalenNiedersachsenBayernBrandenburgThüringenSaarlandBundestagswahl 1994HamburgBaden-WürttembergRheinland-PfalzHessenNiedersachsenBerlinBayernNordrhein-WestfalenBundestagswahl 1990BerlinBaden-WürttembergHamburgBundestagswahl 1987BayernBundestagswahl 1983HamburgBayern

Die GAZ beteiligte sich 1980 an der Gründung der GRÜNEN, behielt aber dennoch formal ihre Selbständigkeit. Als konservativer Parteiflügel geriet sie jedoch mit ihren Positionen bald ins Hintertreffen und beklagte, dass der Einfluss politisch linksstehender Kräfte zu stark geworden war, was sich ihren Aussagen zufolge vor allem im auf dem GRÜNEN-Bundesparteitag in Saarbrücken im März 1980 beschlossenen Programm wiederspiegelte.

Als sich auf dem Parteitag in Dortmund am 21./22. Juni 1980 endgültig die linke Dominanz bei den GRÜNEN herausstellte, zog sich die GAZ aus der Partei zurück. Sie bildete anschließend mit anderen Umwelt-Gruppierungen die „Grüne Föderation“ (später „ökologische Föderation“), die eine lose Vereinigung mit dem Ziel einer Parteigründung darstellte.

Am 23. und 24. Januar 1982 wurde von dieser Vereinigung in Wiesbaden auf einem nicht-öffentlichen Bundesparteitag schließlich die Ökologisch-Demokratische Partei, Kurzbezeichnung ÖDP (damals wurde das Kürzel noch mit Großbuchstaben geschrieben), gegründet, ebenso ihr Grundsatzprogramm beschlossen. Gruhl wurde dabei ihr erster Bundesvorsitzender. Bereits am 17. Oktober 1981 war in Bayern der erste Landesverband gegründet worden. Die ödp wollte die Idee der Ökologie auch im bürgerlichen Lager politisch verankern. Zum Zeitpunkt ihrer Gründung hatte sie ca. 1.750 Mitglieder. Programmatisch unterschied sich die ödp von den GRÜNEN zunächst vor allem in Fragen der Außenpolitik (Zustimmung zu NATO und EG), dem Verhältnis zur parlamentarischen Demokratie (Zustimmung zum Gewaltmonopol des Staates) sowie zu Familie und Abtreibung.

1982-1989: Die Ära unter dem Vorsitzenden Herbert Gruhl

Da die ödp als Gegengründung zu den GRÜNEN gedacht war, wurde sie von der politischen Linken wenig wohlwollend beobachtet und geriet in den achtziger Jahren immer mehr ins Kreuzfeuer der Kritik, da es ihr angeblich an einer Abgrenzung gegenüber rechten Kräften mangelte. In diesem Zusammenhang war der ödp häufig der Vorwurf des "Ökofaschismus" gemacht worden. Gruhl wurde unter anderem vorgeworfen, dass er vor allem ab Mitte der achtziger Jahre sich immer mehr nationalistischen Ideen angenähert habe, weil er sich explizit für die deutsche Wiedervereinigung aussprach und unter anderem meinte, unkontrollierte Zuwanderung würde auch ökologische Probleme mit sich bringen. Gruhl selbst bestritt, seine Positionen seit der Gründung der GAZ im Jahr 1978 verändert zu haben und lehnte es ab, „sich einen innerparteilichen Richtungsstreit von zum Teil linken Chaoten und Teilen der Konkurrenzpartei Die Grünen aufzwingen zu lassen“, wie er seinerzeit erklärte.

Da die meisten Mitglieder der ödp aber die Vorwürfe in die Partei hineintrugen und sie teilten, fassten diese aus Eigeninitiative einen „Abgrenzungsbeschluss“ gegenüber rechtsextremen Parteien auf dem Bundesparteitag in Saarbrücken am 18. und 19. Februar 1989, der mit ungefähr 90% der Stimmen angenommen wurde. In diesem heißt es unter anderem „Die ÖDP lehnt den Nationalismus ab“ und „Die Stärkung des Nationalbewusstseins ist nicht Aufgabe der ÖDP“.

Herbert Gruhl trat sowohl wegen dieser Vorgänge und wegen persönlicher Differenzen zurück. 1990 verließ er auch die ödp, eigenen Angaben zufolge gaben zu schwache Wahlergebnisse bei der Bundestagswahl im selben Jahr den Ausschlag. Jahre zuvor war schon der anfängliche stellvertretende Vorsitzende Baldur Springmann aus der Partei ausgetreten.

Die Partei hat sich damit weiter nach links hin im politischen Spektrum positioniert. Der abtrünnige rechtskonservative Flügel der Partei gründete indes keine Partei mehr, sondern schloss sich in der Vereinigung Unabhängige Ökologen Deutschlands (UÖD) zusammen.

Im Februar 1987 wurde in Bonn außerdem die Ökologisch-Demokratischen Studierenden (ÖDS, später öds), die Studenten-Organisation der ödp, gegründet, zunächst als reine Hochschulgruppe. Auf dem Saarbrücker Parteitag 1989 wurde die gleichnamige Dachorganisation gegründet.

1990-2000: Weitere Entwicklung

Die ödp hat sich seitdem ihrem eigenen Anspruch nach klar in der politischen Mitte positioniert; rechte Tendenzen sind seitdem aus der Partei verschwunden. So wurde darüber hinaus die Unvereinbarkeit einer Mitgliedschaft sowohl in den UÖD als auch in der ödp beschlossen. Auch bezog die ödp zu verschiedenen politischen Themen Positionen, die rechtem oder gar rechtsextremem Gedankengut diametral widersprechen. Sie kritisierte die Änderung des Grundgesetzartikels 16, die eine deutliche Verschärfung des Asylrechts vorsah, welche heute durch eine von CDU, SPD und FDP herbeigeführte Drittstaatenregelung aber Realität geworden ist. Ungeprüfte Abschiebung von Flüchtlingen an den Grenzen ist in ihren Augen ein „Verstoß gegen die Menschenwürde“.

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ödp-Mitglieder bei einer Demonstration

Ein Zusammengehen mit den GRÜNEN wurde 1990 zwar von Gruhls Nachfolger Hans-Joachim Ritter angestrebt, dieses kam allerdings nicht zustande.

Am 5. September 1992 wurde in Backnang die Jugendorganisation Die Jungen Ökologen (jö) gegründet, nachdem es zuvor schon verschiedene der Mutterpartei nahestehenden Jugendinitiativen auf regionaler und lokaler Ebene gegeben hatte und in den jö aufgingen.

Bei der bayerischen Landtagswahl am 25. September 1994 erzielte die ödp mit 2,1% ihr bisher bestes Landtagswahlergebnis. Danach geriet die Partei in einen Abwärtstrend, da sie bei fast allen Wahlen Stimmenverluste hinnehmen musste. Mit Ausnahme von Bayern verlor die ödp auch viele ihrer kommunalen Mandate; darüber hinaus wurde der Bundesvorsitz zunehmend zum Schleudersitz (siehe oben).

Seit 1997 wird das Kürzel der Partei mit Kleinbuchstaben geschrieben. In den Augen der Partei soll dies „Synonym für Bescheidenheit und Zurückstehen des eigenen Namens hinter Inhalten“ symbolisieren.

In den Jahren 1996 und 1997 initiierte sie außerdem erfolgreich das Volksbegehren „Schlanker Staat ohne Senat“. Am 8. Februar 1998 stimmten schließlich 69,2% der Wähler für die Abschaffung des bayerischen Senats, der daraufhin im Jahr 2000 aufgelöst wurde.

1999 klagte die ödp in Nordrhein-Westfalen vor dem Landesverfassungsgericht erfolgreich gegen die Fünf-Prozent-Sperrklausel im Kommunalwahlgesetz. Der kurzfristig aus dem Sommerurlaub gerufene Landtag strich die Sperrklausel daraufhin.

2000 bis heute

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Vertreter der World Ecological Parties (WEP)

2001 bewirkte die ödp durch ihre Mobilisierung in Niederbayern (vor allem in Form von Bürgerbegehren), dass E.ON die Lieferverträge mit dem Kernkraftwerk im tschechischen Temelin kündigte.

Nach der Bundestagswahl 2002, bei der die ödp mit 0,1% ihr schlechtestes Ergebnis seit 1983 erzielt hatte, stiegen ihre Wahlergebnisse wieder an. So erreichte sie bei der bayerischen Landtagswahl am 21. September 2003 2,0%. Am 29. November 2003 wurde in Mainz auf Initiative der ödp das Parteienbündnis World Ecological Parties (WEP) gegründet, in der die ödp und ihre Partner-Parteien aus anderen Ländern seitdem Mitglied sind.

Mitte 2004 gab es erste Kooperationsgespräche mit der Familien-Partei Deutschlands, da es laut Aussage beider Parteien programmatisch viele Übereinstimmungen gibt. Zunächst beschlossen beide Parteien eine engere Zusammenarbeit. Bei der saarländischen Landtagswahl am 5. September 2004 gab es dann die erste Wahlabsprache; so kandidierten dort auf den Listen der Familien-Partei mehrere Mitglieder der ödp. Bei dieser Wahl erzielte die Familien-Partei dann 3,0%.

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Aktueller Bundesvorstand
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Plakat der Familien-Partei zur Bundestagswahl 2005 ...
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... mit Hinweis der ödp-Unterstützung

Gegen das beschlossene Gesetz zur Parteienfinanzierung, das vorsah, dass nur Parteien, die in mindestens drei Bundesländern mehr als ein Prozent der Stimmen erhielten, in den Genuss der Wahlfinanzierung kämen und das am 1. Januar 2005 in Kraft getreten wäre, führte die ödp ein Organstreitverfahren vor dem Bundesverfassungsgericht. Die GRAUEN hatten sich diesem Verfahren angeschlossen. Mit der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts (2 BvE 1/02 und 2 BvE 2/02), am 26. Oktober 2004 verkündet wurde, wurde das Verfahren abgeschlossen. Der Antrag der ödp wurde für begründet erachtet und das Gesetz daraufhin für verfassungswidrig erklärt.

Die vereinbarte Zusammenarbeit mit der Familien-Partei wurde 2005 weiter vertieft: So wurden zwischen beiden Parteien weitere Wahlabsprachen auf Bundes- und Landesebene getroffen: Bei der vorgezogenen Bundestagswahl 2005 kandidierte auf Vorschlag der ödp nur die Familien-Partei, die dabei aber von ihr unterstützt wurde. So kandidierten bei dieser Wahl erneut Mitglieder der ödp auf den Landeslisten der Familien-Partei. Im Gegenzug erklärte die Familien-Partei sich damit einverstanden, auf eine Kandidatur bei den Landtagswahlen in den ödp-Hochburgen Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz am 26. März 2006 zu verzichten und dort ihrerseits die ödp zu unterstützen. Beide Parteien streben eine gemeinsame politische Zukunft an. Mittelfristig (ab 2007) ist eine Fusion beider Parteien geplant.

Mitte 2005 initiierte die ödp in Bayern außerdem die beiden Volksbegehren „Gerecht sparen, auch an der Spitze“ und „Für Gesundheitsvorsorge beim Mobilfunk“. Während ersteres durch das bayerische Innenministerium verhindert worden war, scheiterte zweiteres wegen zu wenig Unterstützungsunterschriften.

Gegen die vorzeitige Auflösung des Bundestags und die vorgezogene Wahl zum 16. Deutschen Bundestag 2005 reichte sie zusammen mit der Familien-Partei eine Klage vor dem Bundesverfassungsgericht ein, da sie sich durch die verkürzten Fristen ungerecht behandelt fühlte: Normalerweise müssen für einen flächendeckenden Antritt binnen 13 Monaten 30.000 Unterschriften gesammelt werden. Nun haben Parteien, die nicht im Bundestag oder einem Landtag vertreten sind, für die gleiche Anzahl lediglich zwei Monate Zeit. Das Bundesverfassungsgericht wies diese Klage am 23. August 2005 als unzulässig ab (2 BvE 5/05): Gegen die Auflösung des Bundestags haben die Parteien kein Klagerecht, gegen die Regelungen zur Fristverkürzung hätte bis spätestens sechs Monate nach deren Inkrafttreten (hier 1975 bzw. 1985) geklagt werden müssen.

Derzeit hat die ödp ca. 300 Mandate auf kommunaler Ebene, davon allein 247 in Bayern, die Übrigen konzentrieren sich vor allem auf Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Somit ist die ödp nach den Republikanern die Kleinpartei mit den zweitmeisten kommunalen Mandaten. Daher bezeichnet sich die ödp in ihrer Selbstdarstellung auch gerne als „die erfolgreichste nicht-extremistische Kleinpartei in Deutschland“. Der prominenteste Unterstützer der ödp ist der Journalist Franz Alt, der über sie äußerte: „Die ödp hat das 'C' nicht im Namen sondern im Programm."

Aktueller Parteivorsitzender ist Prof. Dr. Klaus Buchner. Er hat dieses Amt seit dem Bundesparteitag vom März 2003 in Coburg inne, als er sich in einer Kampfabstimmung gegen seinen Vorgänger Uwe Dolata durchgesetzt hatte. Der aktuelle Bundesvorstand wurde 20./21. November 2004 auf dem 32. ödp-Bundesparteitag in Erlangen gewählt.

Prominente Mitglieder

Literatur

Raphael Mankau (Hg.): 20 Jahre ödp - Anfänge, Gegenwart u. Perspektiven ökol.-demokratischer Politik dolata verlag 11/1999, 240 S. ISBN 3-9805986-4-0.

Siehe auch