Preußen

Zusammenfassung von Herzogtum, Königreich und Freistaat Preußen (1525–1947)
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 30. März 2004 um 17:49 Uhr durch 217.93.81.38 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Bedeutung des Begriffes Preußen (latinisiert Prutenia, Prussia, meist aber Borussia; polnisch Prusy, russisch Prussija) durchlief im Laufe der Geschichte mehrere Wandlungen. Von der Beschreibung einer geographischen Gegend, welche das spätere Ostpreußen umfasste, über ein Herzogtum, eine polnische Provinz, ein mit dem Kurfüstentum Brandenburg vereintes unabhängiges Königreich, ein Königreich im Deutschen Reich bis zu einem Freistaat in der Weimarer Republik. Haupt- und Residenzstädte waren im Laufe der Zeit Königsberg, Berlin und Potsdam.

Allgemeines

Die geschichtlich bedeutendste Rolle Preußens bestand während des sogenannten zweiten Reichs, dessen Gründung auf dem herausragenden Wirken des preußischen Ministerpräsidenten und späteren Reichskanzlers Fürst Otto von Bismarck beruhte.

Die Landesfarben Preußens sind schwarz-weiß, hergeleitet vom schwarzen Reichsadler des Deutschen Ordens auf weißem Mantel.

Der Begriff Preußen findet seinen Ursprung im baltischen Volksstamm der Prussen, die in der Geschichtsschreibung auch als Pruzzen oder Prußen bezeichnet werden. Sie lebten an der Ostsee zwischen Weichsel und Memel, aber auch darüber hinaus.

Mit der Lautverschiebung der deutschen Sprache von "u" zu "eu" (z.B. Ul zu Eule, Hus zu Haus) wurden die Prussen und das Land Prussia dann zu Preußen.

Der Wahlspruch Preußens seit der Reformation war Suum cuique (lat. Jedem das Seine), und drückte die Religionsfreiheit seiner Bewohner aus.

Bekannt waren und sind die Preußen vor allem auf Grund der (von der protestantischen Moral geprägten) so genannten "preußischen Tugenden", wie Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Sparsamkeit, Bescheidenheit, Ehrlichkeit, Fleiß, Duldsamkeit, Geradlinigkeit, Durchhaltevermögen, Selbstverleugnung usw., die maßgeblich für den Aufstieg Preußens zur europäischen Großmacht waren. Allerdings war die Betonung dieser (Sekundär-)Tugenden selbst innerhalb Preußens nicht unumstritten (vgl. Artikel preußische Tugenden).

Geschichte

Zur Vor- und Frühgeschichte sowie zur Geschichte des Ordensstaates siehe unter Ostpreußen.

Brandenburg-Preußen

Brandenburg-Preußen, das spätere Königreich Preußen, entstand im Wesentlichen aus zwei Landesteilen: Aus der ehemaligen Mark Brandenburg, aus der das Kurfürstentum Brandenburg hervorgegangen war, und aus dem preußischenen Ordensstaat, der zum Herzogtum Preußen geworden war. Der spätere Zusammenschluss ergab sich durch Vererbung, weil Mitglieder der Dynastie der Hohenzollern über beiden Staaten herrschten.

Der aus dem Hause Hohenzollern stammende Burggraf Friedrich von Nürnberg hatte das Kurfürstentum Brandenburg 1415 unter dem deutschen Kaiser Sigismund erhalten.

Im Zuge der Reformation wurde der vorher katholisch regierte Ordensstaat am 8. April 1525 durch den Hochmeister Albrecht von Brandenburg-Ansbach, ebenfalls aus dem Haus Hohenzollern, in ein erbliches Herzogtum unter seiner Regierungsgewalt umgewandelt. Das Herrscherhaus und somit die Bevölkerung wurden evangelisch, und es wurde nach den Vorstellungen der Reformatoren Staat und Kirche getrennt.

Herzog Albrecht stellte sein Herzogtum unter den Schutz der polnischen Königs Sigismund I., dem Bruder seiner Mutter, da er keine deutsche Schutzmacht für das militärisch schwache Herzogtum fand. Dieser Ausweg wurde im Deutschen Reich als Verrat angesehen; eine Folge war, dass im Jahre 1532 über Albrecht und alle Preußen der Bann ausgesprochen wurde. Eine weitere Ironie des Geschichte ist, dass in den religiösen Auseinander der Folgezeit das katholische Polen die Sicherheit eines evangelischen Preußens zu bewahren hatte.

Als nach Erlöschen der preußischen Linie der Hohenzollern Brandenburg und Preußen beide von den brandenburgischen Hohenzollern regiert wurden, war der jeweilige Herrscher sowohl dem deutschen Kaiser als auch der polnischen Krone verpflichtet. Brandenburg-Preußen blieb bis zum Vertrag von Wehlau (1657) ein geographisch und politisch zweigeteites Staatswesen: Brandenburg war Teil des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation, Preußen war vorerst seiner Schutzmacht Polen verpflichtet.

Entwicklung in Preußen

1544 gründete Herzog Albrecht die Universität Albertina in Königsberg. Die kulturellen Leistungen in seiner Amtszeit waren die Prutenischen Tafeln, die Erstellung preußischer Landkarten sowie eine Münzreform unter Leitung Nikolaus Kopernikus. In diese Zeit fielen auch die Aufnahme evangelischer Flüchtlinge und besonders die erstmaligen Übersetzungen religiöser Schriften in verschiedene Sprachen der neuen preußischen Bürger aus den Nachbarländern.

Nach dem Tode Herzog Albrechts im Jahre 1568 kam dessen fünfzehnjähriger Sohn Albrecht Friedrich an die Regierung; dessen Geisteskrankheit bedingte, dass seit 1577 an seiner Stelle brandenburgische Kurfürsten aus der Linie der Hohenzollern vom polnischen König als Administratoren eingesetzt wurden.

1618 endete die preußischen Linie der Hohenzollern, als Albrect II. starb. Das Herzogtum Preußen (ohne das Fürstbistum Ermland) fiel an die brandenburgische Linie der Hohenzollern, zu diesem Zeitpunkt unter Johann Sigismund.

Entwicklung in Brandenburg

Die brandenburgischen Hohenzollern betrieben eine Politik der Ausdehnung ihres Einflusses. Dabei standen sie zwischen Dänemark und insbesondere Schweden im Norden, mussten aufgrund des preußischen Status vorsichtig gegenüber Polen agieren, und fanden sich im Westen im Konflikt mit Frankreich. In diesem Umfeld gelang es dem Kurfürst Johann Sigismund 1614, Gebiete um Kleve, die Grafschaft Mark und Teile des Ravensberger Landes zu erwerben.

Gemeinsame Entwicklung

Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm (1640 bis 1688) erwarb 1648 Hinterpommern, das restliche Ravensberger Land um Minden und Halberstadt. Er setzte in Brandenburg den Absolutismus durch. Als infolge der schwedisch-polnischen Auseinandersetzungen Polen geschwächt war, konnte er 1657 die Souveranität Preußen im Vertrag von Wehlau sicherstellen (siehe auch Frieden von Oliva von 1660).

Unter ihm wurde Brandenburg-Preußen auch das nach Österreich zweitmächtigste Land im Reich. Das Herzogtum Magdeburg fiel 1680 an die Hohenzollern.

Im 17. Jahrhundert findet man noch Habsburger, wie Maximilian, als Administratoren von Preußen.

Königreich Preußen

Die Rivalität und Geltungssucht der deutschen Fürsten im Reich trieb diese nicht nur zum Erwerb von Ländereien sondern auch zu Anhäufungen von Titeln. Der Brandenburgische Kurfürst wollte einem böhmischen oder österreichischen König nicht nachstehen, wie man manchmal liest. Die Realität aber war, daß seit langer Zeit diese verschiedenen Landstriche alle zusammen regiert wurden und somit krönte sich in Königsberg am 18. Januar 1701 Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg selbst zum König Friedrich I. in Preußen. Dieses geschah mit der Genehmigung des Kaisers, welchem Kurfürst Friedrich III. Hilfe geleistet hatte und die Selbstkrönung zeigt, daß er keinem anderen den Erwerb der Krone schuldig war.

Das Herzogtum Brandenburg-Preußen, schon seit 1577 gemeinsam mit Brandenburg regiert, wurde damit mit dem Kurfürstentum Brandenburg zum Königreich Preußen vereinigt.

 
Königlich Preußisches Wappen von 1701

Friedrich Wilhelm I. (1713-1740) siedelte über 20.000 Salzburger protestantische Glaubensflüchtlinge in dem von Pest, Krieg und Hungersnot entvölkerten Ostpreußen und weitere in anderen Landschaften an. Er schuf das preußische Heer und das Beamtentum und erwarb Vorpommern bis zur Peene von den Schweden (1720).

Am 31. Mai 1740 tritt Friedrich II. ("Friedrich der Große") an, unter dem Preußen den Aufstieg zur europäischen Großmacht beginnt. Zu Beginn seiner Regierungszeit wird Schlesien erobert, welches seit 1550 zu Brandenburg kommen sollte, was aber vom Kaiser verhindert war. Im Siebenjährigen Krieg kann sich Preußen unter Friedrich II. behaupten. Österreich in seiner Funktion als HRR Kaisertum verliert Schlesien endgültig an Preußen.

In 1756 bei der Belagerung Danzigs und Elbings durch die Russen und Sachsen wurden die Kirchenbucheintragungen, Taufen,Heiraten,Tode vom Erzbischof in Köln gehandhabt, denn der Erzbischof von Köln war gleichzeitig Oberhaupt des Deutschen Ordens und Administrator für Preußen. 1744 wird Ostfriesland preußisch. Auch gewährt Friedrich der Große völlige Glaubensfreiheit ("Jedem das seine"), schuf das Allgemeine preußische Landrecht und förderte die weitere Besiedlung Preußens.

Bei der ersten polnischen Teilung 1772 vereinigte Friedrich II. Westpreußen, den Netzedistrikt und das vorherig selbständige Fürstbistum Ermland. 1786 endete seine Herrschaft.

Die preußische Politik wandte sich danach zunehmend gen Westen.

Die Politik Friedrichs II. gegenüber Polen wird von Friedrich Wilhelm II. (1786 - 1797) fortgesetzt. Bei den weiteren Teilungen Polens 1793 und 1795 und Abdankung des polnischen Königs erhält Preußen weitere Gebiete, südlich bis nach Warschau.

Unter Friedrich Wilhelm III. (1797 - 1840) wurde Preußen aufgrund der Forderungen der Bevölkerung nach mehr Freiheiten reformiert. Diese Stein-Hardenbergschen Reformen unter Leitung von Freiherr von Stein, Scharnhorst und Hardenberg hoben die Leibeigenschaft der Bauern auf (1807) und führen die allgemeine Wehrpflicht sowie die Selbstverwaltung der Städte ein (1808).

Mit dem Zusammenbruch Preußens im Krieg gegen das von Napoleon I. angeführte Frankreich verlor es ungefähr die Hälfte des Staatsgebietes (Tilsiter Friede von 1807). Während der napoleonischen Kriege floh das Königshaus vorübergehend nach Memel.

Ende 1812 erklärte sich das preußische Hilfskorps für neutral. 1813 war Preußen soweit, sich gegen die napoleonische Herrschaft zu erheben (Freiheitskriege) und schloß ein Bündnis mit Russland. Preußische Truppen unter Blücher waren bei der Schlacht von Waterloo 1814 gegen Napoleon I. mitentscheidend. Nach dem Wiener Kongress 1815 erhielt Preußen beinahe sein altes Staatsgebiet zurück, zudem den Rest Vorpommerns, Westfalen, den nördlichen Teil des Kgr. (Kur-)Sachsens und die Rheinprovinz. Es behielt zwar die Provinz Posen, verlor jedoch Gebiete der 2. und 3. polnischen Teilung (Kongresspolen).

Zwischen 1828 und 1834 wurde Preußen Mitglied des Deutschen Zollvereins und des Deutschen Bundes, eines losen Verbandes der deutschen Staaten unter österreichischer Führung 1815 und 1866.

Unter Friedrich Wilhelm IV. (1840 - 1861) gewann der bürgerliche Liberalismus an Einfluss. Erste Ansätze zur Demokratisierung finden sich nach der Märzrevolution von 1848. 1849 lehnt der König jedoch die durch deutsche Abgeordnete angebotene Kaiserkrone ab. 1850 erhielt Preußen eine konservative Verfassung.

Im Zuge der Industrialisierung werden eine Anzahl von Wasserwegen und Kanälen gebaut, welche quer durch Deutschland den Westen mit dem Osten verbinden. Im Oberland West- und Ostpreußens entsteht durch Baurat Steenke ein Oberländischer Kanal, welcher ebenfalls die Ostsee und Elbing von Norden mit Masuren im Süden verbindet.

In den 1860er Jahren wurde mit der wichtigsten Infrastrukturmaßnahme in Preußen begonnen, nämlich mit dem Bau der Ostbahn, die das Land von Berlin über Thorn und Königsberg bis an die Ostgrenze erschloss. Die Ostbahn war bis zum 2. Weltkrieg die Hauptverkehrsachse Preußens.

Wilhelm I. - seit 1858 Prinzregent - wurde 1861 preußischer König und strebte mit Kriegsminister Roon eine Heeresreform an. Es kam zur Auseinandersetzung mit dem mehrheitlich liberalen Abgeordnetenhaus. Mit der Ernennung Fürst Otto von Bismarck 1862 zum Ministerpräsidenten und dessen Einsatz fiel dieser Streit zugunsten der Monarchie aus.

Außenpolitisch führt Bismarck Preußen in drei Kriege, die dem preußischen König die deutsche Kaiserkrone bringen sollten:

Deutsch-Dänischer Krieg 1864
Dänische Ansprüche auf Schleswig-Holstein, die die Unteilbarkeit der beiden Länder berührten, hatten bereits 1848 - 1850 zum Krieg mit den Schleswig-Holsteinern geführt. 1864 griff Preußen in den Konflikt mit österreichischer Unterstützung ein. Als Folge wurden die Herzogtümer Schleswig und Holstein von Preußen und Österreich gemeinsam verwaltet.
Deutscher Krieg 1866
Anlass war, dass die Sieger des deutsch-dänischen Krieges uneins über die Verwaltung Schleswig-Holsteins waren. Ursache war jedoch das Ringen um die Vorherrschaft in Deutschland. Auf der Seite Österreichs standen die mitteldeutschen Staaten, auf Seiten Preußens neben den norddeutschen Staaten auch Italien. Nachdem preußische Truppen unter Moltke den entscheidenen Sieg am 3. Juli 1866 bei Königgrätz errangen, verlor Österreich die militärische und politische Vormachtstellung im Deutschen Bund. Der Friede von Prag am 23. August 1866 brachte Preußen das Königreich Hannover, Hessen-Kassel, Nassau und Frankfurt und natürlich Schleswig-Holstein. An die Stelle des Deutschen Bundes trat 1867 nunmehr der kleinere Norddeutsche Bund.
Deutsch-französischer Krieg 1870 - 1871
Nach der übereilten Kriegserklärung Frankreichs an Preußen gewann dieses mit der Unterstützung der deutschen Länder (ohne Österreich) den Krieg. Der rasche Sieg führte zur Ausrufung Wilhelm I. zum deutschen Kaiser in Versailles und zur Gründung eines (kleindeutschen) Deutschen Reiches.

Preußen war danach flächenmäßig und wirtschaftlich das bedeutendste Land im deutschen Kaiserreich. Aufgrund der Erfolge des preußischen Heeres wuchs die Bedeutung des Militärs derart, dass Preußen oft mit einem "Heer mit Land" oder die preußische Armee mit einem "Staat im Staate" beschrieben wird.

Der preußische König war seitdem gleichzeitig deutscher Kaiser. Wilhelm I. folgten Friedrich III. (1888) und Wilhelm II. (1888-1918).

Freistaat Preußen

Nach dem verlorenen ersten Weltkrieg, der Revolution von 1918 und der Abdankung des Königs wurde der Freistaat Preußen als Teil der Weimarer Republik proklamiert, und 1920 eine demokratische Verfassung verabschiedet.

Ostpreußen war aufgrund der Versailler Verträge nun vom Deutschen Reich abgeschnitten und konnte nur per Schiff (Seedienst Ostpreußen) oder Bahn (Polnischer Korridor) erreicht werden.

Von 1919 bis 1932 regierten parlamentarische Regierungen der Weimarer Koalition (SPD, Zentrum und DDP), 1921 bis 1925 um die DVP erweitert.

Am 20. Juli 1932 wurde durch einen Staatsstreich der deutschen Reichsregierung in Berlin unter Franz von Papen die Preußische Landesregierung unter Leitung des Ministerpräsidenten Otto Braun (SPD) per Verordnung abgesetzt; dieser Staatsstreich ist auch als Preußenschlag bekannt. Die Macht im Freistaat übernahm Papen als Reichskommisar für Preußen. Hiermit war die wichtigste Landesregierung der Weimarer Republik, die noch eine eindeutig demokratisch-republikanische Regierung hatte, entmachtet; der Staatsapparat begrüßte diese Übernahme.


Das Ende Preußens

Seit Mitte 1933 wurde der Freistaat Preußen (wie alle Länder der Weimarer Republik) im Nationalsozialistischen Einheitsstaat per Reichsstatthalter zentral von Berlin aus regiert. Spätestens seit Anfang 1935 war auch formell die Selbständigkeit der Länder durch das "Reichsstatthaltergesetz" aufgehoben.

Formell wurde vom alliierten Kontrollrat am 25. Februar 1947 das Ende Preußens beschlossen, da es "Keim des deutschen Militarismus" gewesen sei, der für den 2. Weltkrieg verantwortlich gemacht wurde. Dieser Sichtweise könnte man jedoch entgegen halten, dass der Ursprung des Nationalsozialismus nicht allein in Preußen zu suchen ist (siehe hierzu auch Kriegsschulddebatte), und Preußens Beitrag zur Geschichte auch in rechtsstaatlichen Errungenschaften bestand.

Preußens Aufteilung

Die östlich von Oder und Lausitzer Neisse gelegenen Gebiete wurden durch militärische Übernahme von Polen und der Sowjetunion annektiert. Der nördliche Teil Ostpreußens kam unter sowjetische, das Ermland, Masuren und die übrigen preußischen Besitzungen bis zur Oder-Neiße-Linie unter polnische Verwaltung. Die dort lebende deutsche Bevölkerung floh zum größten Teil oder wurde vertrieben. Die bei Deutschland verbliebenen Teile Preußens wurden auf verschiedene Länder aufgeteilt. In der DDR wurden diese ihrerseits auf Bezirke verteilt, bevor die Länder im Zuge der Wiedervereinigung erneut installiert wurden. Zu den heutigen Gebietskörperschaften, die sich auf ehemals preußischem Territorium befinden, findet sich eine Aufstellung im Absatz "Verwaltungsgliederung Preußens".

Verwaltungsgliederung Preußens

Im Laufe seiner Geschichte haben sich die Grenzen des Staates Preußen mehrfach verändert. 1701 krönte sich Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg zum König (Friedrich I.) in Preußen. Der Titel galt jedoch zunächst nur für das Herzogtum Preußen (dem späteren Ostpreußen). Mit Friedrich II. nannten sich dann jedoch alle Herrscher in Brandenburg-Preußen "König von Preußen", so dass ab jenem Zeitpunkt von einem Staat mit dem Namen "Preußen" gesprochen werden kann. Anfang des 18. Jahrhunderts bestand das Königreich Preußen aus den Landesteilen Brandenburg, Pommern, Preußen, Geldern, Kleve, Moers, Krefeld, Tecklenburg, Lingen, Minden, Mark, Ravensberg, Lippstadt, Magdeburg, Halberstadt, Neuenburg und Valangin. 1713 wurden die Landesteile in Provinzen zusammen gefasst bzw. unterteilt. Es bestanden forthin die Provinzen Mittel-, Ucker- und Altmark, Neumark-Pommern-Kassuben, Preußen, Geldern-Kleve, Minden-Mark-Ravensberg, Magdeburg-Halberstadt, Neuenburg (Land) und Valangin (Land). 1740 wurden die Provinzen in Kriegs- und Domänekammern überführt bzw. neu gegliedert, die sich im Laufe der folgenden Jahrzehnte mehrmals veränderten, als weitere Gebiet zu Preußen kamen. Nach dem Wiener Kongress 1815 wurde der Staat Preußen in 10 Provinzen eingeteilt (in Klammer die Hauptstadt), die mit Ausnahme von Ostpreußen, Westpreußen und Posen dem Deutschen Bund beitraten:

  1. Brandenburg (Potsdam)
  2. Ostpreußen (Königsberg)
  3. Westpreußen (Danzig)
  4. Pommern (Stettin)
  5. Schlesien (Breslau)
  6. Posen (Posen)
  7. Jülich-Kleve-Berg (Köln)
  8. Großherzogtum Niederrhein (Koblenz)
  9. Westfalen (Münster)
  10. Sachsen (Magdeburg)

1822 wurden die Provinzen "Kleve-Berg" und "Großherzogtum Niederrhein" zur Rheinprovinz (Hauptstadt Koblenz) und 1829 wurden Ost- und Westpreußen zur "Provinz Preußen" (mit der Hauptstadt Königsberg) vereinigt. Damit verringerte sich die Zahl der Provinzen auf acht. 1849 verzichteten die Fürsten von Hechingen und Sigmaringen auf ihre Herrschaft und so gelangten diese beiden Fürstentümer zum Staat Preußen. Sie wurden zum Regierungsbezirk Sigmaringen zusammen gefasst, der später auch als "Hohenzollerische Lande" bezeichnet wurde. 1853 erwarb der Staat Preußen vom Staat Oldenburg einen Landstrich an der Jade, auf welchem ein Hafen angelegt wurde. (1869 erhielt dieses Gebiet zusammen mit der umliegenden Siedlung den Namen Wilhelmshaven und wurde der 1867 gebildeten Provinz Hannover angegliedert). 1866 annektierte der Staat Preußen das Königreich Hannover, das Kurfürstentum Hessen, das Herzogtum Nassau, die Fürstentümer Schleswig und Holstein sowie die Freie Stadt Frankfurt am Main. Aus diesen Gebieten wurden drei Provinzen gebildet (somit bestand Preußen aus elf Provinzen):

1878 wurde die Provinz Preußen wieder in zwei Provinzen "Ostpreußen" und "Westpreußen" aufgeteilt, so dass sich die Zahl der Provinzen auf 12 erhöhte.

Nach dem 1. Weltkrieg verlor Preußen einige seiner Gebiete und wurde Freistaat. Die Provinz Posen wurde nahezu ganz an Polen abgetreten. Die Provinz Westpreußen kam überwiegend an Polen und an die Freie Stadt Danzig. Nur der östliche Teil Westpreußens blieb bei Preußen und wurde der Provinz Ostpreußen angegliedert. Die ebenfalls bei Preußen verbleibenden restlichen Gebiete von Posen und Westpreußen wurden 1922 zu einer neuen (zweigeteilten) Provinz vereinigt, die den Namen "Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen" erhielt. Inzwischen waren 1919 die Provinz Schlesien in zwei Provinzen "Niederschlesien" und "Oberschlesien" aufgeteilt worden und ein Jahr später 1920 schied Berlin aus dem Provinzialverband Brandenburg aus und bildete eine eigene Provinz. Somit bestand der Freistaat Preußen ab 1922 aus folgenden 13 Provinzen (in Klammern finden sich die Gebietskörperschaften, die sich heute auf dem Gebiet der jeweiligen Provinzen befinden):

  1. Berlin (Bundesland Berlin, Deutschland)
  2. Brandenburg (Bundesland Brandenburg, Deutschland und Teil der Woiwodschaft Lebus, Polen)
  3. Hannover (Teil des Bundeslandes Niedersachsen, Deutschland)
  4. Hessen-Nassau (Teile der Bundesländer Hessen und Rheinland-Pfalz, Deutschland)
  5. Ostpreußen (Kaliningrader Oblast, Russland; Woiwodschaft Ermland-Masuren und Teil der Woiwodschaft Pommern, Polen)
  6. Pommern (Teil des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern, Deutschland, Woiwodschaft Westpommern, Polen)
  7. Grenzmark Posen-Westpreußen (Teil der Woiwodschaft Großpolen, Polen)
  8. Rheinprovinz (Teile der Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, Deutschland)
  9. Sachsen (Teil des Bundeslandes Sachsen-Anhalt, Deutschland)
  10. Niederschlesien (Woiwodschaft Niederschlesien und Teil der Woiwodschaft Lebus, Polen; Teil des Bundeslandes Sachsen, Deutschland)
  11. Oberschlesien (Teil der Woiwodschaft Schlesien, Woiwodschaft Oppeln, Polen)
  12. Schleswig-Holstein (Bundesland Schleswig-Holstein, Deutschland)
  13. Westfalen (Teil des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen, Deutschland)

sowie die so genannten

1938 wurden die beiden schlesischen Provinzen wieder vereinigt und die Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen aufgelöst. Ihr Gebiet wurde auf die Nachbarprovinzen Pommern, Brandenburg und Schlesien aufgeteilt. Somit bestand Preußen bis zu seiner formellen Auflösung 1947 nur noch aus 11 Provinzen (bzw. 12 Provinzen, wenn man Schlesien ab 1941 wieder als zwei Provinzen betrachtet).

Bildende Künstler in Preußen

weitere Artikel

Liste der Könige von Preußen, preußische Karten, preußische Tugenden, prussisch, Deutschland, Geschichte Polens, Kaliningrader Oblast (Russland), Ostelbien, Königlich Preußische Eisenbahn-Verwaltung

Landkarten von Preußen

Folgend sind Weblinks mit historischen Landkarten von Preußen einschließlich Westpreußen, Ostpreußen, Ermland, Freie Stadt Danzig seit circa 1500 bis zum 20ten Jahrhundert:

Literatur

  • Marion Gräfin v. Dönhoff: Preußen - Maß und Maßlosigkeit,Namen, die keiner mehr nennt.
  • Joachim Fernau: Sprechen wir über Preußen. Die Geschichte der kleinen Leute.
  • Historiker Eberhard Straub 2001: Eine kleine Geschichte Preußens. Siedler,Berlin. Lothar Knaak's Bericht -Diskussion- Geschichtliche Zaesuren beschreibt folgendes: "Historiker Straub stellt sachlich begruendet fest, dass es eine Geschichte Preußens im nationalsozialistischen Reiche nicht gab, denn der Nationalsozialismus sei rein deutsche Geschichte."
  • Sebastian Haffner: "Preußen ohne Legende"