Tilmann von Lyn

Karmelitermönch und früher Anhänger der Reformation
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 2. Dezember 2011 um 19:34 Uhr durch Tomkater (Diskussion | Beiträge) (Leben). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Tilmann von Lyn oder Leyn oder de Lynde (* um 1480; † nach 1522) war ein Karmelitermönch und früher Anhänger der Reformation in Straßburg.

Leben

Tilmann von Lyn mit dem Beinamen „de Spira“ („von Speyer“) stammte vermutlich aus einem Ort namens Linn, Linde o. ä. oder aus der Nähe von Speyer. Im Karmeliterkloster Speyer ist in den Orden der Karmeliten eingetreten. Er studierte 1498 in Köln und 1499 in Trier Philosophie. 1500 wurde er Informator in Speyer und 1501 im Karmelitenkloster Mainz. 1502 bis 1504 war er Supprior und Cursor (Anwärter auf das Amt des Lesemeisters) in Speyer, 1505/56 Cursor im sogenannten „Schwarz-Kloster“ der Karmeliten in Kreuznach.

Tilmann kam vor 1511 nach Straßburg in das Kloster „Unserer Frauen Brüder“ der Karmeliten in Straßburg und war dort seit 1520 Lektor (Lesemeister) und wohl auch Prior. Zusammen mit dem Prediger am Straßburger Münster Matthäus Zell (1477–1548) und dem Augustiner Wolfgang Schultheiß (1491/92–1565)[1] verbreitete er 1521/22 die lutherische Lehre in Straßburg. 1521 verfasste er eine Verteidigungsschrift an den Rat der Stadt, nachdem der bischöfliche Fiskal ihm im Begleitung eines Notars nach dem Wormser Edikt das Predigen verboten hatte. Das karmelitische Provinzialkapitel sprach Tilmann von Lyn 1522 den Lektorengrad ab, untersagte ihm das weitere Predigten und ordnete seine Klosterhaft an.

Sein weiteres Schicksal ist nicht bekannt.

Quellen

  • Aufruf des Tilman von Lyn ... an den Rat und die Einwohner dieser Stadt, sich für die evangelische Wahrheit einzusetzen und ihn vor seinen Widersachern zu schützen, 1522[2]
  • Protokolle der Provinzialkapitel der Karmeliten (Stadtarchiv Frankfurt am Main; Karmeliter 87 b)

Literatur

  • Johann Adam: Evangelische Kirchengeschichte der Stadt Strassburg bis zur französischen Revolution, Straßburg: J. H. E. Heitz 1922, S. 28
  • Marc Lienhard / Jean Rott: Die Anfänge der evangelischen Predigt in Strassburg und ihr erstes Manifest: der Aufruf des Karmeliterlesemeister Tilmann von Lyn (Anfang 1522). In Marijn de Kroon / Friedhelm Krüger (Hrsg.): Bucer und seine Zeit (Veröffentlichungen des Instituts für europäische Geschichte Mainz 80), Wiesbaden: Steiner 1976, S. 54–73
  • Thomas A. Brady jr.: Ruling Class, Regime and Reformation at Strasbourg 1520–1555 (Studies in Medieval and Reformation Thought 22), Leiden: E. J. Brill 1978, S. 99

Einzelnachweise

  1. Ab 1530 Pfarrer in Schiltigheim.
  2. Zitiert nach Heiko Augustinus Oberman: Werden und Wertung der Reformation, Tübingen: Mohr Siebeck 1989, S. 253.