Dieser Beitrag behandelt die religiösen Aspekte des Begriffs der Hölle. Bezüglich anderer Bedeutungen siehe Hölle (Begriffsklärung)
Ort oder Zustand der Qual nach der Lehre vieler Religionsgemeinschaften und Kulte. Die Hölle wird meist als ein möglicher Ausgang eines letzten Gerichts gesehen, im Gegensatz zum Zustand absoluter Glückseligkeit (genannt "Paradies", "ewiges Leben" oder "Himmel"). In die Hölle gelangt der Mensch, der sich nicht entsprechend der Verhaltensregeln der jeweiligen Gemeinschaft verhält. Während die Hölle in einigen Weltreligionen (s.u.) der Läuterung dient und somit ein Mittel der Besserung ist, geht u.a. das Dogma der Katholischen Kirche von zeitlich endlosen Qualen aus - eine Strafe ohne Ziel. Diese im 2. Konzil von Konstantinopel 553 festgelegte Lehre wurde von der Mehrheit aller christlichen Denominationen, wie der Evangelischen Kirche und den meisten Freikirchen übernommen. Die Hölle wird im westlichen Kulturraum seit den beeindruckenden Darstellungen mittelalterlicher Künstler, beispielsweise des Malers Hieronymus Bosch (1450-1516) oder des Dichers Alighieri Dante (1265-1321) als ein Ort fürchterlicher körperlicher Qual durch Feuerflammen gedacht. Die biblische Basis wird von einigen Christen allerdings in Frage gestellt (s.u.).
Wortgeschichte
Der Begriff Hölle hat seinen Ursprung im germanischen hel- oder hal- (verbergen) - siehe auch Hel als dem germanischen Namen für Unterwelt bzw. die Totengöttin selbst.
Die monotheistischen Religionen
Christentum
Das Christentum versteht sich als Erlösungsreligion. Der der Sünde und dem Tod verfallenen Menschen wird durch Tod und Auferstehung von Jesus Christus gerettet. In dem Lehren und Wirken von Jesus Christus (auch durch Apostel, wie Paulus: Gal. 1:12), wird die Erlösung für alle Menschen angekündigt (Jes. 45:23-24, Phil. 2:9-11, Röm. 14:11, Off. 15:4). Das Dogma der Hölle meint jedoch, dass eine grauenvolle Hölle nur dann vermieden werden kann, wenn man sich in einer angeblich freien Entscheidung (sog. Bekehrung) dagegen entscheidet und Jesus als seinen Herrn anerkennt. Gegner der Höllenlehre jedoch meinen, dass es eine derartig freie Entscheidung des Menschen für Gott nicht geben kann (es also keinen freien Willen gibt), sondern Gott Menschen zu einem bestimmten Zeitpunkt auswählt (Eph 1:4, 2. Thess. 2:13, Römer 8:30, Ap. 13:48); letztlich aber alle Menschen gerettet werden (Allaussöhnung).
Gerichte in Bibel und Tradition (z.B. Matth. 25,41; Mark. 9,43ff; Luk. 16,23f) werden auf die Höllenvorstellung bezogen, oft wird ihnen eine unendliche Zeitdauer beigemessen. Somit meinen die Vertreter des Höllendogmas den Ernst einer ethischen und religiösen Entscheidung betonen zu können (sog. Drohbotschaft).
Viele kritischere Theologen weisen jedoch darauf hin, dass das heidnisch geprägte Bild von der Hölle in der Bibel nicht beschrieben wird und der Begriff Hölle lediglich durch fragliche Bibelübersetzungen in die Bibel gekommen ist. Das Bild der Hölle sei für pädagogische oder missionarische Zwecke mißbraucht worden, es sei eine unbiblische Drohbotschaft vermittelt worden, die Menschen u.U. eher abschreckt, als zu Gott führt. Weichere Positionen wollen den Begriff der Hölle nicht ganz verlassen und füllen ihn an die Stelle der alten körperlichen Schreckensbilder mit neuen Inhalten (Gottverlassenheit, Verlorenheit, letztes Scheitern, Verfehlen des Lebenssinns), wobei die biblische Basis umstritten ist. Ähnlich wie das Himmelreich wird diese "humanere" Hölle zum Beispiel existenzial auf innerweltliche Lebens- und Todeserfahrungen hin uminterpretiert.
Die Möglichkeit der ewigen Verdammnis radikal zu verneinen, hat im Christentum lange sogar als Irrlehre gegolten, was in einigen fundamentalistischen christlichen Kreisen immer noch so ist. Für die Rettung aller zu beten und sie mit Blick auf Christus zu erhoffen, bleibt jedoch sogar in diesen Kreisen möglich.
Siehe auch: Abaddon, Fegefeuer, Teufel, Beelzebub, Luzifer
"Hölle" als Übersetzung in einigen Bibeln
Mit Hölle wurden und werden bis heute das griechische Hades und Geenna übersetzt. Luther übersetzte beispielsweise Hades 5mal mit Hölle (z.B. in Mat. 16:18), außerdem 2mal mit Toten, 2mal mit Totenwelt, 1mal mit "sein Reich". Geenna übersetzte Luther 8mal mit "Hölle“ (u.a. Mat. 5:22,29,30; 18:9; Mk 9:43, 45, usw.); und 4mal mit "höllisch".
Der Hades des NT ist die Übersetzung von Sheol aus dem AT (Ap. 2:27, Ps. 16:10). Im Hades bzw. Sheol passiert nach Aussagen der Bibel allerdings nichts: "Kein Tun ist, noch Berechnung, noch Erkenntnis, noch Weisheit im Sheol, wohin du gehen musst" (Pred. 9:10; nach Buber) und "die Toten aber, sie erkennen nichts, und kein Lohn ist ihnen noch weiterhin, denn vergessen ist ihr Gedenken" (Pred. 9:5; siehe auch Ps. 89:49; 139:8; 4.Mose 16:30). "Jehova tötet und macht lebendig; er führt in den Scheol hinab und führt herauf" (1. Samuel 2:6). In den Hades gehen die Seelen aller Menschen, ob gläubig oder nicht (Joh. 5:28-29; Hiob 3:11-19, 14:13; Hes. 32:18-32; Ps. 31:17; Dan. 12:2).
Geenna (Gehenna) ist dagegen lediglich eine Ortsbezeichnung. Es entstammt der hebräischen Sprache und bedeutet "Schlucht von Hinnom (Ge-Hinnom)". Sie kann unterhalb von Jerusalem besichtigt werden. Zu alttestamentlicher Zeit wurden hier bei kultischen Handlungen dem Ammoniter-Gott Moloch Kinder (!) geopfert (2.Könige 23:10). Diese Praxis wurde von den Israeliten unter der Regentschaft Solomons im 10. Jh v.Chr. und des Königs Menasseh im 7. Jh. v.Chr. weitergeführt bis in die Zeit des babylonischen Exils (6.Jh. v.Chr.). Der Prophet Jeremia, der diesen Brauch scharf verurteilte, nannte dieses Tal "Schlucht der Umbringung" (Jer. 7:31-32; 19:5-9). Gehenna wurde später zu einer zentralen Müllhalde, um eine Wiedereinführung dieser Bräuche zu verhindern. Zu Zeiten Jesu wurden an diesem Ort auch Gesetzesübertreter verbrannt. Die Vorstellung von brennenden Menschenleichen inspirierte jüdische, wie danach auch christliche Theologen, hier ein Bild für die "Hölle" zu sehen. In der Bibel ist jedoch nicht davon die Rede, dass Menschen dort lebendig gequält werden. So kündigte Jesaja klar an: "...und sehen die Leichen der Menschen, die da übertraten gegen Mich [Jahwe] ... und sie werden zum abstoßenden Anblick allem Fleisch" (Jes. 66:24). Auch Jesus bestätigte, dass dort im kommenden Königreich (Millennium) die Leichen von Übertretern der Gesetze Gottes verbrannt werden (Mat. 10:28; Mrk. 9:43-48).
Der Feuersee nach dem letzten Gericht in der Offenbarung (Kapitel 20:14) wird zwar nicht auch noch mit "Hölle" übersetzt, aber doch gelegentlich damit inhaltlich gleichgesetzt. Dort werden nur drei Wesen, das "wilde Tier", Satan und der "falsche Prophet" in einem Feuer- und Schwefelsee für die Äonen der Äonen gequält werden (d.h. zeitlich begrenzt, Offb. 20:10); es ist jedoch nicht davon die Rede, dass Menschen dort gequält werden. "Feuersee" kann kaum buchstäblich gesehen werden, sondern als Bild (also Erklärung) für den zweiten Tod, denn es heißt in V.14: "Dies ist der zweite Tod: der See des Feuers". Wenn man tot ist, kann man nichts empfinden. Die Bibel sagt zudem, dass nach dem Abschluß aller Äonen auch dieser Tod, als letzter aller Feinde Gottes, aufgehoben wird (1. Kor. 15:26).
Hölle im Zoroastrismus, Mithraskult, Hinduismus, Buddhismus, Islam, Judentum und der Eintritt ins Christentum
Schon in dem uralten Kult des Zoroastrismus aus dem orientalischen Raum (ca. 1500 v. Chr.) ist von einem Endgericht mit dem möglichen Ausgang einer Hölle die Rede. Die Hölle in den skandinavischen Mythen (mit der Göttin Hel) war ein kalter, eintöniger und frostiger Platz während im Mithraskult des Römischen Reichs durch die Idee eines Feuermeers die abschreckende Wirkung erhöht wurde.
Im Hinduismus (ab 1500 v.Chr.) gibt es sogar 21 Höllen, die einen Teil des unendlichen Kreislaufs der Seelenwanderung darstellen. Als Folge ihrer Handlungen werden die Sünder in der Hölle wieder geboren, wo sie so lange gepeinigt werden, bis ihre Sünden endlich gesühnt sind und sie auf einer höheren Ebene wieder geboren werden.
Der Buddhismus übernahm in modifizierter Form die hinduistischen Vorstellungen von Wiedergeburt und Hölle. Nach der orthodoxen buddhistischen Kosmologie gehören zu den sechs "Bestimmungen" der sterblichen Existenz drei Bereiche, in denen diejenigen, die ein schlechtes Karma haben, wieder geboren werden. Wie im Hinduismus, so dienen auch hier die Qualen, die die Sünder in den jeweiligen „Bestimmungen” erleiden, dazu, die Seelen zu reinigen und zu befreien, so dass sie auf höherer Ebene wieder geboren werden kann.
Im Islam wird die Hölle als Feuergrube gedacht, über die eine schmale Brücke in den Himmel führt. Alle Seelen der Toten müssen über diese Brücke gehen, und die Verdammten fallen in das Feuer hinunter, wenn sie nicht durch die Gnade Allahs erlöst werden. Im Koran heißt es in der Sure 23,103 »Diejenigen aber, die leichte Waagschalen haben, sind dann ihrer selbst verlustig gegangen. Sie werden ewig in der Hölle weilen.« und in Sure 11,106 »Die Unseligen werden dann im Höllenfeuer sein, wo sie laut aufheulen und hinausschreien, (107) und wo sie weilen, solange Himmel und Erde währen, - soweit es dein Herr nicht anders will. Dein Herr tut, was er will.«
Ins Judentum kam der Mythos Hölle durch außerbiblische Quellen, wie z.B. dem Buch Henoch.
Die Katholische Kirche formulierte in dem 2. Konzil von Konstantinopel 553 ein vergleichbares Dogma zum Thema Hölle.