Radrennbahn

dient zur Durchführung von Radrennen im Bahnradsport
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 1. Oktober 2005 um 16:30 Uhr durch 80.143.181.134 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Eine Radrennbahn dient zur Durchführung von Radrennen im Bahnradsport.

Bauweise – Material – Eigenschaften

Radrennbahnen gibt es überall auf der Welt, sogar in den Höhenlagen von Peru und Mexiko. Unterschiedlichste Materialien wurden in der Geschichte des Radsports zum Bau von Bahnen verwendet. Die heutzutage am häufigsten verwendeten Materialien sind Holz, Beton und Asphalt. Die schnellsten Radrennbahnen der Welt sind aus Holz gebaut. Holz hat von allen der drei genannten Werkstoffe den geringsten Reibungswiderstand. Asphalt als Fahrbahnbelag ist sinnvollerweise nur für sehr lange Radrennbahnen (> 333 m) mit geringer Kurvenüberhöhung verwendbar.

Die längsten und schnellsten Radrennbahnen der Welt

Während noch bis in die späten 60er Jahre die Mailänder Vigorelli-Bahn als beste Radrennbahn der Welt galt, werden heute vor allem das Velodrom in Krylatskoye/Moskau und die Bahn in Berlin dazu gerechnet. An der Stelle, an der bis vor wenigen Jahren die Werner-Selenbinder-Halle stand, wurde bis 1997 eine der modernsten Bahnen der Welt errichtet, mit einer Länge von 250 Metern. Als weltbeste Erbauer von Radrennbahnen gelten die Mitglieder der Münsteraner Architektenfamilie Schürmann.

In Stuttgart-Bad Cannstatt wurde in der 1984 erbauten Hanns-Martin-Schleyer-Halle die längste geschlossene Radrennbahn Deutschlands mit 285,71 m Länge eingebaut (Freiluftbahnen sind tw. wesentlich länger).

Die längste überdachte Bahn der Welt steht in Moskau-Krylatskoye mit einer Länge von 333,33 m.

Bauweise und Abmessungen

Prinzip

Eine Radrennbahn besteht im Prinzip aus zwei Geraden und zwei 180°-Kurven. Das Verhältnis der beiden geometrischen Elemente sollte in einem ausgewogenen Verhältnis stehen, ist jedoch nicht vorgeschrieben. Die unterschiedlichen Disziplinen stellen dagegen andere Anforderungen an die Bahn: So sind bei Steherrennen mit ihren hohen Dauergeschwindigkeiten (> 65 km/h) weitere (und damit lange) Kurven wegen des geringeren Kurvendrucks beliebter, während Sprinter für den Endspurt lange Geraden bevorzugen. Die meisten Bahnen sind daher in ihrer Relation zwischen Geraden und Kurven Kompromisse zwischen den verschiedenen Anforderungen, die die durchgeführten Disziplinen an die Bahn stellen.

Geschwindigkeiten

In den verschiedenen Disziplinen des Bahnradsport werden unterschiedliche Höchstgeschwindigkeiten erreicht. Während bei Ausdauerwettbewerben 55-60 km/h erzielt werden, liegen die Höchgeschwindigkeiten im Sprint zwischen 70 und 80 km/h. Bei Steherrennen werden Geschwindigkeiten bis zu 110 km/h erreicht. Die Form und Überhöhung von Radrennbahnen muss auf diese Geschwindigkeiten ausgelegt sein. So sind z.B. Weltmeisterschaftsbahnen lt. Reglement auf sicher zu fahrende Maximalgeschwindigkeiten zwischen 85 und 110 km/h auszulegen.

Überhöhung

Um den Rennfahrern beim Durchfahren der Kurven eine -zum Ausgleich der auftretenden hohen Fliehkräfte- ausreichende Neigung zur Horizontalen zur ermöglichen, müssen die Kurven überhöht sein. Als Faustformel kann gelten, dass die Fahrer bei etwa 40 – 50 km/h senkrecht zur Bahn stehen sollten. Je nach Kurvengeometrie und maximal zulässiger Geschwindigkeit können diese Kurvenneigungen unter Hinzunahme der zusätzlich vorhandenen Haftreibung zwischen Bahnoberfläche und Reifen zwischen 30 Grad und 60 Grad betragen. Da die Überhöhung nicht abrupt in eine horizontale Bauweise auf den Geraden übergehen kann, wird ein allmählicher Übergang gewählt, so dass auch auf den Geraden noch eine gewisse Überhöhung der Fahrbahn verbleibt.

Länge

Laut UCI zulässig sind Bahnenlängen zwischen 133,333 und 500 m. Die Bahnlänge (Umfang an der Messlinie) soll so gewählt werden, dass eine bestimmte Zahl ganzer oder zumindest halber Runden jeweils 1000 m ergeben. Moderne Bahnen haben Längen zwischen 166,666 m und 333,333 m. Für Winterbahnrennen (z.B. 6-Tage-Rennen) sind wegen des sprichwörtlichen "Rundenwirbels" Bahnlängen zwischen 153,846 m und 200 m beliebt. Die Mindestlänge für Bahnen, auf denen Weltmeisterschaften oder Bahnwettbewerbe bei Olympischen Spielen ausgetragen werden, beträgt 250 m. Auch die Stuttgarter Bahn (genau wie die inzwischen demontierte Münchener Olympiabahn) genügen diesem Kriterium: Mit 285,714 m erreicht man bei 3,5 Runden 1000 m. Früher wurden Radrennbahnen auch häufig in Kombination mit Fußballplätzen oder Leichtathletikbahnen gebaut und hatten daher Längen von 400 – 500 m. Diese Längen werden heute als nicht mehr zeitgemäß und wegen der großen Sichtabstände als uninteressant für die Zuschauer angesehen.

Während eine 133,333 m Bahn etwa die Fläche eines Eishockey-Spielfeldes (30 x 60 m) benötigt, hat eine Weltmeisterschaftsbahn von 250 m Länge schon einen Platzbedarf, der mit rd. 60 x 110 m etwa einem Fussballfeld entspricht.

Breite

Die Breite der Bahn wird durch Erfordernisse wie genügend Raum zum Ausweichen bei Stürzen, genügend Platz für taktische Manöver beim Sprint u. dergl. bestimmt und beträgt i. d. R. zwischen 5 und 8 m.

Markierung und Beschriftung der Bahn

Auf die Bahn werden drei Linien in Fahrtrichtung aufgebracht:

  • (schwarze) "Messlinie" (frühere Bezeichnung: Mallinie): Ihre Länge stimmt mit der offiziell ausgewiesenen Bahnlänge überein. Um ein "Abkürzen" zu verhindern, werden bei Meisterschaftszeitfahren in den Kurven Kunststoffkeile unterhalb der Messlinie auf die Bahn gelegt, so dass der unterhalb dieser Linie liegende Bahnteil gesperrt ist. Der 20 cm unterhalb der Messlinie (links davon) liegende Teil der Bahn heißt wegen des hellblauen Farbanstriches "Côte d’Azur" oder "Teppich" und dient als Übergang zwischen Innenraum und der eigentlichen Bahnfläche. Die Breite der "Côte d’Azur" beträgt mindestens 10% der Bahnbreite. An der Messlinie ist alle 10 m die ab dem Ziel zurückgelegten Strecke in Metern angebracht.
  • (rote) "Sprinterlinie": Sie ist im Abstand von 70 cm zur Messlinie aufgebracht. Fährt ein Fahrer unterhalb dieser Linie, darf er im Sprint nicht links (= innen) überholt werden, fährt er oberhalb dieser Linie und wird innen überholt, darf er nicht "dichtmachen", d. h. er darf nicht nach unten schwenken und den überholenden Fahrer an der Überholung hindern, es sei denn, er hat mind. eine Radlänge Vorsprung vor dem von hinten angreifenden Fahrer.
  • (blaue) "Steherlinie": Sie erfüllt verschiedene Zwecke und ist im Prinzip auf 2/3 der Fahrbahnbreite, mind. aber 2,50 m vom Innenrand der Fahrbahn angebracht. Bei Steherrennen erfüllt Sie eine ähnliche Funktion wie die rote Linie im Sprint, d. h. angegriffene Steher müssen unterhalb der blauen Linie bleiben und dürfen, wenn sie unterhalb der blauen Linie fahren, nicht links überholt werden. Bei 2er-Mannschaftsrennen fahren die abgelösten Fahrer (langsamer) oberhalb der blauen Linie, um die im Rennen befindlichen Fahrer nicht zu behindern.

Weitere Markierungen finden sich quer zur Fahrtrichtung:

  • "Ziellinie": Die Ziellinie wird kurz vor Ende der Zielgeraden quer über die Fahrbahn markiert. Es ist eine 72 cm breite, weiße Markierung aufzubringen und in der Mitte mit einem 4 cm breiten, scharzen Zielstrich zu versehen.
  • "Verfolgerlinien": Genau in der Mitte der beiden Geraden sind quer über die Fahrbahn die jeweils 4 cm breiten, roten Verfolgerlinien aufgebracht. Sie bezeichnen Start und Ziel der Verfolgungswettbewerbe und reichen bis zur Hälfte der Bahnbreite.
  • "200-m-Linie": 200 m vor dem Ziel wird quer über die Fahrbahn eine weiße, 4 cm breite Linie markiert, die den Abstand zum Ziel anzeigt und als Messlinie für die letzten 200 m im Sprint dient. Bei 200-m-Bahnen ist diese Linie nicht vorhanden.


Vorschriften

Zur Bauweise und Abmessungen der Radrennbahnen gibt es internationale und nationale Vorschriften. Einige davon sind in den Wettfahrbestimmungen Bahn des BDR (vgl. unten Weblinks) enthalten, andere können über den BDR bzw. die UCI angefordert werden.

Wettfahrbestimmungen Bahn des BDR


Siehe auch: Bahnradsport