Kapp-Putsch

gescheiterter nationalistischer Putschversuch gegen die Weimarer Republik am 13. März 1920
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Der Lüttwitz-Kapp-Putsch oder Kapp-Putsch war das wichtigste innenpolitische Ereignis der Weimarer Republik im Jahre 1920.

Chronologie

    • Am 29. Februar1920 löst Gustav Noske (Reichswehrminister) die 6.000 Mann starke Marinebrigarde von Hermann Ehrhardt auf, sowie das Freikorps Loewenfeld. Dem widersetzen sich dann am 13. März meuternde Brigardemitglieder, die häufig als Ausdruck ihrer völkischen Gesinnung ein weiß gemaltes Hakenkreuz am Helm trugen.
    • Nacht vom 12. März auf den 13. März 1920: meuternde Offiziere unter General von Lüttwitz marschieren mit ihren Truppen auf Berlin, um Gustav Bauers Regierung aus SPD, Zentrum und DDP zu stürzen
    • General von Seeckt verweigert dem Reichswehrminister Gustav Noske das Eingreifen: Truppe schießt nicht auf Truppe.
    • Das meuternden Truppen setzen den rechtsradikalen Zivilisten Wolfgang Kapp als Reichskanzler ein.
    • Teile der Reichswehr insbesonders in den östlichen und nördlichen Teilen des Reichs sprechen sich für Kapp aus. Im südlichen Teil bekennt sich die Reichswehr zur Regierung Gustav Bauer.
    • Das Kabinett Bauer flieht größtenteils nach Dresden, aufgrund der unklaren Haltung des dortigen Generals v. Maercker weiter nach Stuttgart.
    • In der DNVP Sympathisierung mit den Putschisten, teilweise aktive Teilnahme, in der DVP abwartende Sympathisierung.
    • Daraufhin legt ein, durch den Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund (Karl Legien) organisierter Generalstreikund durch Otto Wels (SPD) unterzeichneter Aufruf, das öffentliche Leben lahm.
    • In Thüringen, Sachsen und im Ruhrgebiet (Ruhraufstand) versuchen linksgerichtete Gruppen den Generalstreik als "proletarische Revolution" voranzutreiben.
    • Gründe für das Scheitern sind der Widerstand der Berliner Ministerialverwaltung, uneinheitliche Ziele, mangelnde Unterstützung und Generalstreik.
    • 17. März: Kapp flieht nach Schweden. Für wenige Stunden ernennt sich v. Lüttwitz zum Reichskanzler. Der Putsch ist nach vier Tagen beendet.

Hintergrund

Gründe für den Putsch sind die Armee als Staat im Staate und ihre negative Einstellung gegenüber der jungen Demokratie und die Frustration der nun in Freikorps organisierten ehemaligen Soldaten. Außerdem drohte gemäß den Bestimmungen der Versailler Vertrages die Entwaffnung und Entlassung aus den Verbänden. Diese Frustration trifft sich günstig mit der 1919 gegründeten Nationalen Vereinigung, einer Nachfolgeorganisation der Deutschen Vaterlandspartei.

Folgen

Im Verlauf des Putsches kommen etwa 2.000 Zivilisten, v.a. Arbeiter, ums Leben. Der Befehlsverweigerer von Seekt wird befördert. Aus den Reichstagswahlen kurz darauf gehen die extremen Parteien deutlich gestärkt hervor.

Literatur

  • Johannes Erger: Der Kapp-Lüttwitz-Putsch. Düsseldorf 1967.
  • Karl Brammer: Fünf Tage Militärdiktatur. Berlin 1920.
  • Ernst von Salomon: Die Geächteten, Rowohlt, Hamburg 1930