Rainer Hildebrandt

Psychologe, Widerstandskämpfer, Historiker, Buchautor, Bürgerrechtler und Dissident
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Rainer Hildebrandt (* 14. Dezember 1914 in Stuttgart; † 9. Januar 2004 in Berlin) war Freiheitskämpfer, Historiker, Buchautor und Publizist.

Leben

Am 1. Oktober 1992 wurde dem Gründer des Mauermuseums in Berlin der Verdienstorden des Landes Berlin verliehen. Herausgabe zahlreicher Bücher. Widerstandskämpfer. Zusammen mit dem Schriftsteller Dr. Günther Birkenfeld (Generalsekretär des Reichsverbandes deutscher Schriftsteller und Herausgeber der Zeitschrift "Horizont" von 1945 - 1948, bekanntgeworden v.a. durch seinen sozialkritischen Berliner Roman "Dritter Hof links"-1929), mit dem damaligen Vorsitzenden der "Jungen Union" (CDU) stud. jur. Ernst Benda, mit dem damaligen FDP-Stadtverordneten Geissler und mit dem Herrn v. Wedel Parlow fungierte Rainer Hildebrandt als Lizenzträger der "Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit", die im Buch "Invasionsziel: DDR", herausgegeben von Karl Heinz Roth und erschienen 1970 und 1971 im Konkret-Buchverlag Hamburg, auch als Fünfte Kolonne des Kalten Krieges und als professionale Sabotageorganisation beschrieben wird. Geleitet wurde die Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit am Anfang von Dr. Rainer Hildebrandt, deren Hauptaufgabe zunächst darin lag, einen Suchdienst aufzubauen zur Fahndung von vielen verhafteten und verschwundenen oder verschleppten sowie vermissten und verstorbenen Personen in der sowjetischen Besatzungszone.

Seitens der Stasi war die Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit die bestgehasste Organisation, die von 1948 - 1959 bestand. Millionen von Flugblätter und Broschüren vertrieben sie in die DDR teilweise durch Ballons. Rainer Hildebrandt sollte entführt werden. Es gab 3 Entführungsversuche seitens der Stasi. Der erste Entführungsversuch durch die Stasi scheiterte nach Rainer Hildebrandts Erinnerungen am 24. Juli 1949. Finanziell war die Kampfgruppe von den Amerikanern abhängig. Hildebrandt selbst sagte, dass ihm die KgU entglitt. Wegen manigfacher Beteiligung an Sabotageaktionen in der DDR: "Das ist die Tragik meines Lebens, ich wusste es nicht" und wegen Differenzen mit Ernst Tillich zog sich Mitte der 50er Jahren Rainer Hildebrandt aus der Kampfgruppe zurück, widmete sich überwiegend der Öffentlichkeitsarbeit und gründete kurze Zeit nach dem Bau der Berliner Mauer die "Arbeitsgemeinschaft 13. August e.V". Ehrenmitglieder der Arbeitsgemeinschaft 13. August e.V. waren u.a. die aus Günzburg (Süddeutschland) stammende Petra Kelly und der Grünenpolitiker Gert Bastian. Bis zuletzt leitete er das Haus am Checkpoint Charlie. In vielen Fällen hat Rainer Hildebrandt Fluchthilfe geleistet und die Geschichte der Maueropfer und Mauerflüchtlinge in seinem Mauermuseum am Checkpoint Charlie dokumentiert. (*http://www.berlinstreet.de/tipps/checkpointcharlie.shtml und *http://www.mauer-museum.com/frame-index-mauer.html)

Rainer Hildebrandt, gehörte zum weiteren Kreis der Attentäter gegen Hitler am 20. Juli 1944, war Angehöriger des Haushofer Kreises und wie Karl Haushofer ein Thule-Bruder der geheimen Thule-Gesellschaft. Am 9. Januar 2004 starb Rainer Hildebrandt mit 89 Jahren. Sein sehnlichster Wunsch war es, nach seinem Leben neben seinem Freund Albrecht Haushofer beerdigt zu werden, dessen Wunsch aber bis heute das Berliner Bezirksamt nicht erfüllte. Seine Frau Alexandra Hildebrandt (Heirat mit Rainer Hildebrandt 1995), geboren am 27. Februar 1959 in Kiev, freie Künstlerin, die heutige Leiterin des Mauermuseums und geschäftsführende Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft 13. August e.V., kämpft seit über einem Jahr, damit Rainer Hildebrandts letzter Wille doch noch erfüllt wird.

Werke

  • 2x2=8 Die Geschichte einer Gruppe junger Menschen in der Sowjetzone Deutschlands (bearbeitet Zeugenaussagen von Rainer Hildebrandt), Hrsg. Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen Bonn/Berlin
  • Hildebrandt, Rainer: Von Gandhi bis Walesa - Gewaltfreier Kampf für Menschenrechte. Berlin 1987.
  • DIE MAUER spricht ISBN 3-922484-32-8
  • Hildebrandt, Rainer: Als die Fesseln fielen... Neun Schicksale in einem Aufstand, Berlin, arani Verlags-GmbH, 1956. Pb., 2. Aufl., S.216
  • Hildebrandt, Rainer: Der 17. Juni, Berlin Haus am Checkpoint Charlie 1983 Zehn Erlebnisgeschichten von Personen in verschiedenen Brennpunkten des Aufstandes, sowie ergänzende dokumentarische Materialien mit 77 Fotos, 224 S.
  • Hildebrandt,Alexandra(Hg.). Deutsche Nachkriegsgeschichte in ausgewählten Aufsätzen von Rainer Hildebrandt 1949-1993. Mit einem Vorwort von Hans-Dietrich Genscher. OBroschur, Berlin, Verlag Am Checkpoint Charlie 2001
  • Hildebrandt, Rainer: Der 17. Juni Zehn Erlebnisgeschichten von Personen in verschiedenen Brennpunkten des Aufstandes, sowie ergänzende dokumentarische Materialien mit 82 Fotos 3. Aufl. Berlin : Verl. Haus am Checkpoint Charlie, 1987. 224 S.
  • Hildebrandt, Rainer: Es geschah an der Mauer. Eine Bilddokumentation d. Sperrgürtels um Berlin (West), seine Entwicklung vom "13. August" 1961 bis heute mit d. wichtigsten Geschehnissen , Katalog zur Ausstellung d. Arbeitsgemeinschaft 13. August "Die Mauer - vom 13. August zur heutigen Grenze" im Haus am Checkpoint Charlie = It happened at the wall. 12., erg. u. verb. Aufl. Berlin, Verl. Haus am Checkpoint Charlie, 1981. 113 S. 168 dokumnent. Fotos. Fotoillustr. OBrosch. ISBN: 3922484018
  • Hildebrandt, Rainer: Zukunftsorientierte Möglichkeiten der Steinkohle im Bereich der elektrischen Energieerzeugung. Dissertation, Aachen 1976. 85 S., Schaubilder, Kart.
  • Laufer, Peter with (Rainer Hildebrandt, Foreword). Iron Curtain Rising A Personal Journey through the Changing Landscape of Eastern Europe. San Francisco, CA: Mercury House, 1991. 1st Edition, 23 B/W Photos & 1 Map. Fine/Fine ISBN 1-56279-015-3
  • Haushofer, Albrecht. - Hildebrandt, Rainer: Wir sind die Letzten. Aus dem Leben des Widerstandskämpfers Albrecht Haushofer und seiner Freunde. Neuwied/Bln., Michael-Vlg. (1949). 207 S.mit Abb. OHLwd.
  • KONTROLLPUNKT KOHLHASENBRÜCK. Die Geschichte einer Grenzkompanie des Ringes um West-Berlin. Hrsg. v. Rainer HILDEBRANDT. 119 S. Ill. OKtn. Bonn, Hohwacht, (1963) Sonderausgabe für das BMI. - Authentischer Bericht von drei geflüchteten Mitgliedern einer Grenzkompanie, die vom 13. August 1961 bis zum 13. August 1962 dreizehn ihrer 96 Angehörigen durch Flucht nach West-Berlin verlustig ging. Auf den Innendeckeln Kartenskizze.
  • Rainer Hildebrandt: „...die besten Köpfe, die man henkt“. Ein tragischer Auftakt zur deutschen Teilung und zur Mauer. Hrsg.: Alexandra Hildebrandt ISBN 3-922484-48-4

Literatur

  • "Invasionsziel: DDR", Hrsg. Karl Heinz Roth,1971, Konkret Buchverlag GmbH + Co.KG Hamburg; in "Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit: Fünfte Kolonne des Kalten Krieges"
  • "Kalter Krieg als antikommunistischer Widerstand und KgU von 1948 - 1959", Oldenbourgverlag München 1987, Reihe "Studien zur Zeitgeschichte".
  • Alexandra Hildebrandt: Ein Mensch - Rainer Hildebrandt. Begegnungen ISBN 3-922484-41-7