LZ 127

Zeppelin-Luftschiff
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LZ 127 „Graf Zeppelin“ war ein Starrluftschiff aus dem Hause Zeppelin, das am 18. September 1928 nach 21-monatiger Bauzeit in Dienst gestellt wurde. LZ 127 gilt als das erfolgreichste Verkehrsluftschiff dieser Ära, wenn nicht aller Zeiten.

Um den Bau zu finanzieren, ging Dr. Hugo Eckener mit der Besatzung des LZ 126, der an die USA geliefert worden war, auf eine ausgedehnte Tournee, auf der Lichtbilder von den Fahrten des LZ 126 gezeigt wurden. Diese, als Eckener-Spende bekannt gewordene Aktion, erbrachte insgesamt 2,5 Millionen Reichsmark an Spenden, was etwa 30 Prozent der Gesamtkosten entsprach. Die Reichsregierung unterstützte den Bau mit einem weiteren Drittel der Kosten. Hieraus ergeben sich Gesamtkosten von ca 8,3 Mio. RM, von denen die Lufschiffbau Zeppelin GmbH selbst ungefähr 3 Mio RM aufbrachte.

LZ 127 wurde am 8. Juli 1928 anlässlich des 90. Geburtstages Ferdinand Graf von Zeppelins durch seine Tochter getauft.

Ursprünglich als Versuchsschiff gebaut, erwies sich LZ 127 als so zuverlässig, dass es bald durch zahlreiche spektakuläre Fahrten berühmt wurde. Dazu zählen unter anderem die Weltfahrt und Arktisfahrt.

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LZ 127 Graf Zeppelin

Technik

Der „Graf Zeppelin“ war 236,6 Meter lang, und hatte einen Durchmesser von 30,5 Metern, bei einem Traggas-Volumen von 105.000 Kubikmetern. Er wurde in Friedrichshafen von der Luftschiffbau Zeppelin GmbH gebaut. Kommandant Dr. Hugo Eckener stellte das Luftschiff am 18. September 1928 für die DELAG in Dienst.

Bedingt durch die Abmessungen der Werfthalle, hatte LZ 127 ein ungünstiges Verhältnis von Länge zu Durchmesser. Dies ist an dem relativ langen zylindrischen Mittelteil zu erkennen. Beim Aushallen waren links und rechts nur noch je ein Meter und oben nur noch etwa 65 cm Platz.

Der Antrieb bestand aus fünf Maybach-Motoren VL 2 mit je 390 kW (530 PS). Die Motoren erlaubten eine Reisegeschwindigkeit von etwa 115 km/h, eine Höchstgeschwindigkeit von etwa 130 km/h und eine Reichweite von ungefähr 12.000 km. Die Motoren konnten sowohl mit Benzin, als auch mit Kraftgas, dem sogenanntem Blaugas (siehe Auftriebsausgleich) betrieben werden.

Die Funkanlage wurde durch einen Generator außen an der Gondel, der durch eine Luftschraube angetrieben wurde und Akkumulatoren mit elektrischer Energie speiste, versorgt. Ein zweiter Apparat dieser Art erzeugte den Strom für die Beleuchtung an Bord und diente als Reservegerät. Weiterhin gab es in der Führergondel einen Benzin-Notstrom-Generator. Die Funkstation des LZ 127 galt damals als größte Funktechnische Einrichtung, die je auf einem Luftfahrzeug installiert worden war. Sie war mit drei Funkoffizieren besetzt und wickelte sowohl den Funk zum Betrieb des Schiffes (Kommunikation, Wetterberichte), als auch den privaten Telegrammdienst für die Passagiere ab.

Die Besatzung bestand aus 45-50 Personen und es konnten bis zu 20 Passagiere befördert werden. Auch die Kabinen für die Passagiere und der 5x6 m große Aufenthaltsraum, sowie die Küche befanden sich in der Gondel unter dem Rumpf.

Besondere Fahrten

Weltfahrt

Die Weltfahrt fand vom 1. August bis 4. September 1929 mit Zwischenlandungen in Tokio (Japan), Los Angeles und Lakehurst bei New York statt. Dabei wurden innerhalb von 35 Tagen in 6 Etappen insgesamt 49.618 km zurückgelegt.

Start war am Morgen des 1. August um 3.30 Uhr in Friedrichshafen. LZ 127 fuhr über Spanien auf den Atlantik, wo er in schwere Stürme geriet. Der „Graf Zeppelin“ drehte einige Runden über New York und fuhr dann nach Lakehurst - dem eigentlichen Startpunkt der Weltfahrt. Der Startpunkt bzw. Endpunkt war von dem amerikanischen Verleger William Randolph Hearst gewünscht worden. Er hatte sich mit der Finanzierung der Fahrt die Exklusivrechte für die Berichterstattung gesichert. Diese erste Etappe dauerte 95 Stunden und 22 Minuten.

Am Abend des 7. August startete die "amerikanische Weltfahrt". Zuerst führte die Route zurück nach Friedrichshafen, wo das Luftschiff am 10. August eintraf.

Am 15. August begann die "deutsche Weltfahrt" (Weltumrundung). Der „Graf Zeppelin“ traf am 19. August in Tokio ein. Die Fahrzeit für diese Etappe betrug 101 Stunden und 49 Minuten. In Tokio wurden die Besatzung und Passagiere von der Regierung ins Kaiserliche Sommerschloss zu einem Empfang geladen. Am 23. August brach das Schiff erneut auf. Nach 68 Stunden über dem Pazifik erreichte das Luftschiff San Francisco und fuhr unter anderem über die Golden Gate Bridge.

Am nächsten Morgen landete LZ 127 in Los Angeles. Anschließend fuhr er nach New York, wo die Freiheitsstatue umrundet wurde und dem Zeppelin anschließend ein großartiger Empfang mit Parade bereitet wurde. Dort endete am 29. August nach 21 Tagen die "amerikanische Weltfahrt."

Während des kurzen Aufenthaltes in New York zeichnete Dr. Hugo Eckner auf dem historischen Globus der Stadt New York die Reiseroute des „Graf Zeppelin“ ein. Er wurde auch vom US-Präsidenten Herbert C. Hoover empfangen.

Die Rückfahrt nach Friedrichshafen begann am 1. September um 7:18 Uhr. Die Route führte über den Atlantik, die Azoren, Spanien und Frankreich. Nach 4 Tagen und 19 Stunden erreichte LZ 127 am Morgen Konstanz. Die Bevölkerung bereitete dem Zeppelin auch hier einen großen Empfang. 40.000 Zuschauer begrüßten das Luftschiff am Ende der "deutschen Weltfahrt". Diese Fahrt erbrachte den Beweis, dass der Zeppelin für den Passagierdienst geeignet ist.

Unter den Gästen dieser Reise war auch Charles E. Rosendahl, ein führender Kopf in der amerikanischen Marineluftschifffahrt.

Polarfahrt (1931)

 
Briefmarke anlässlich der Polarfahrt

Bereits im Juli 1930 unternahm Hugo Eckener mit dem „Graf Zeppelin“ eine dreitägige Fahrt nach Norwegen und Spitzbergen um das Verhalten des Schiffes in dieser Gegend zu erkunden. Kurz danach wurde eine weitere dreitägige Fahrt, diesmal nach Island, unternommen. Beide Fahrten verliefen ohne nennenswerte technische Probleme.

Die ursprüngliche Idee sich am Nordpol mit einem U-Boot des Polarforschers Hubert Wilkins zu treffen musste aufgegeben werden, nachdem das alterschwache Unterseeboot von Wilkins nach wiederholten technischen Problemen im Bergen-Fjord versenkt wurde.

Eckener begann daraufhin ein Treffen mit einem Überwasserschiff zu planen. Die Finanzierung des Unternehmens sollte durch einen Postaustausch mit dem Schiff gesichert werden. Nach etwas Werbung waren bald 50.000 Postsendungen mit einer Masse von etwa 300 kg aus aller Welt eingetroffen. Das Partnerschiff, der russische Eisbrecher Malygin, auf dem während dieser Fahrt auch der italienische Luftschiffer Umberto Nobile Gast war, beförderte weitere 120 kg Post. Allein durch den Verkauf der Briefmarken wurden die wichtigsten Kosten der Expedition gedeckt. Das restliche Geld kam von der Aeroarctic und dem Ullstein-Verlag, der die Rechte zur Berichterstattung erwarb.

Die Reise dauerte eine Woche vom 24. bis zum 31. Juli 1931

LZ 127 „Graf Zeppelin“ legte dabei ungefähr 10.600 Kilometer zurück, die längste Strecke dieser Fahrt ohne Betriebsmittelergänzung betrug 8.600 km. Die Durchschnittsgeschwindigkeit betrug trotz wiederholter Drosselung oder Stopps der Motoren 88 km/h.

Route der Fahrt

(Quelle: Jadu.de)

  1. Friedrichshafen-Berlin - 600 km in 8 Stunden (75 km/h)
  2. Berlin-Leningrad - 1400 km in 16 Stunden (87 km/h)
  3. Leningrad-Halbinsel Kanin - 1300 km in 12 Stunden (108 km/h)
  4. Kanin-Franz-Joseph-Land - 1200 km in 18 Stunden (67 km/h)
  5. Franz-Joseph-Land-Nordland-Taimyr-Nowaja Semlja 2400 km in 32 Stunden (75 km/h)
  6. Nowaja Semlja - Leningrad - 2300 km in 25 Stunden (92 km/h)
  7. Leningrad-Berlin - 1400 km in 13 Stunden (108 km/h)
  8. Berlin-Friedrichshafen - 600 km in 8 Stunden (75 km/h)

Ziele der Fahrt

  • Testen des „Graf Zeppelin“ unter arktischen Bedingungen
  • wissenschaftliche und geografische Erforschung großer Gebiete der Arktis
    • Messungen zur Veränderung des Magnetfeldes in hohen Breiten
    • meteorologische Messungen (darunter der Start von Wetterballons)
    • geo-fotografische Erfassung großer Gebiete mit einer Panorama-Kamera (hätte vom Land/Schiff aus Jahre gedauert)

Alle Beteiligten waren nach der Fahrt hochzufrieden. Das Luftschiff hatte seine Eignung für das arktische Gebiet bewiesen.

weitere Fahrten

Ägypten/Palästina-Rundfahrt

9. April-13. April 1931 Landungsfahrt nach Ägypten/Palästinarundfahrt

  • Start: 9. April, 6 Uhr 10 unter dem Kommando von Hugo Eckener in Friedrichshafen. Das Schiff folgte dann dem Rhône-Tal und fuhr über Korsika - Sardinien - Sizilien - Malta. Am folgenden Morgen gegen 5:15 Uhr Ankunft an der afrikanischen Küste bei Tripolitanien (Nähe Bengasi), danach Kurs auf Alexandria, 9 Uhr, Bucht von Sollum, 13 Uhr Überfahrt Alexandria, anschließend dem Nil folgend nach Kairo (15:35 Uhr).
  • Überfahrt über die Pyramiden von Giseh in 200 m Höhe, Überfahrt Cheopspyramide, danach im Niltal Richtung Heluan, Spätnachmittag Pyramiden von Sakkara
  • Nachtfahrt nach Norden am Nil entlang Richtung Dalmiette
  • 11.04., 5:15 Landung auf dem Flugplatz Almara bei Kairo, britische Luftwaffensoldaten stellten die Bodenmannschaft, über 30.000 Schaulustige mußten zum Teil mit Feuerwehrspritzen zurückgehalten werden.
  • Nach kurzem Aufenthalt Start Richtung Osten über den Sueskanal und die Bucht von Gaza, 10 Uhr Ankunft in Jerusalem.
  • Über dem Heiligen Grab wurden in 100 m Höhe die Motoren abgestellt und das Schiff stand für einige Minuten still.
  • Weiterfahrt über Sichem, Emmaus, die kahlen Kalkgebirge über die Wüste, 16:00 Uhr Ankunft in Kairo, 17:00 Uhr Landung in Almaza, halbstündiger Aufenthalt, Weiterfahrt Richtung Oase Siwah (libysche Wüste). In den Dörfern der Wüste suchten viele Menschen Zuflucht vor LZ 127 in ihren Hütten.
  • Nachts: Das Luftschiff kreuzte über Tripolis, am Morgen war es über Kreta, folgte dann der Westküste Griechenlands, 13:20 Korfu, danach entlang der albanischen Küste Richtung Spalato/Dalmatien. Das Karstgebirge wurde in 1700 m Höhe überquert. 21:30 Agram/Jugoslawien, Mitternacht Wien, Passau, Augsburg, Ulm
  • 7:00 Uhr Ankunft in Friedrichshafen nach 96 Stunden, 9000 Kilometern und der Überquerung von 14 Ländern auf drei Kontinenten.

Transatlantikdienst

 
LZ 126 und LZ 127 im Hangar von Lakehurst

Unter Hugo Eckener wurde zwischen 1931 und 1937 ein regelmäßiger Luftschiffverkehr zwischen Deutschland, den USA und Brasilien betrieben. Zur damaligen Zeit war dies schnellste Flugverbindung und einzige Nonstop-Flugverbindung auf diesen Strecken. Der „Graf Zeppelin“ war der Pionier des Transatlantikflugdienstes.

Bis Dezember 1935 hatte das Luftschiff 1,35 Millionen Kilometer hinter sich gebracht und dabei insgesamt 12.000 Passagiere unfallfrei befördert.

 
LZ 127 über Washington (D.C.)

Das Nachfolgemodell LZ 128 wurde während der Konstruktion nach einem Wasserstoff-Brand beim englischen Luftschiff R101 verworfen. Realer Nachfolger war der ursprünglich für den Betrieb mit Helium als Traggas konstruierte LZ 129 „Hindenburg“.

Rekorde

LZ 127 „Graf Zeppelin“ hält auch heute noch (Stand 07/2004) zwei offizielle FAI-Weltrekorde:

  • längste Fahrt eines Luftschiffes mit 6384,50 km
  • längste Fahrtdauer eines Luftschiffes mit 71 Stunden

Beide Rekorde wurden am 1. November 1928 für die Fahrt von Lakehurst nach Friedrichshafen unter Hugo Eckener zuerkannt. [1]

Das Ende

Nach dem Unglück von LZ 129 „Hindenburg“ wurde der „Graf Zeppelin“ am 19. Juli 1937 außer Dienst gestellt. Er wurde nach Frankfurt gefahren und dort in einer Luftschiffhalle aufgehängt. Nach dem Ablassen des Wasserstoffgases diente er nur noch als Touristenattraktion, der für ein Eintrittsgeld besichtigt werden konnte.

Die Gesamtleistung des Schiffes betrug eine zurückgelegte Strecke von fast 1,7 Millionen Kilometer bei 590 unfallfreien Fahrten und 17.177 Flugstunden (= 2,01 Jahre) wobei neben der Weltumrundung 139 mal der Atlantik nach Nord- und Südamerika überquert wurde. Es wurden 34.000 Passagiere befördert, davon 13.110 als zahlende Gäste und 78.661 kg Fracht transportiert.

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde das Schiff 1940, obwohl noch voll einsatzfähig, gemeinsam mit LZ 130 in Frankfurt am Main abgewrackt.

Die Abwrackung wurde vordergründig mit dem Aluminiumbedarf der Luftrüstung begründet. Eine objektive Notwendigkeit für die Sprengung der Luftschiffhallen am 6. Mai 1940 bestand jedoch nicht. Der Reichsluftfahrtminister Hermann Göring hatte schon zuvor keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen Luftschiffe gemacht. Bei einem Besuch kurz vor der Zerstörung sprach er von der Führergondel aus zu den versammelten Fotografen: "Photographiert nur, diese Aufnahmen werden Seltenheitswert haben".

Literatur

Siehe auch