Charm wiþ ymbe

altenglischer Bienensegen
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Sigewif (Pl.?) („Siegfrauen“) ist eine Bezeichnung für die Biene, wurde aber auch als Bezeichnung für Schlachtjungfrauen gesehen, die sich angeblich in bienenartige Wesen verwandeln könnten. [1] Die Bienen mit ihrem Stachel wird dabei mit der mit dem Speer bewaffneten Walküre verglichen. [2] Der Begriff kommt in dem altenglischen Bienensegen Charm witÞ Ymbe vor, der auf einem Pergament überliefert ist, das sich im Besitz des Corpus Christi College der Cambridge University befindet. [3] John Mitchell Kemble fand das Manuskript und machte es Jacob Grimm zugänglich. [4][5] [6] Jacob Grimm fand zu Sigewif im Althochdeutschen mit siguwip und im Altnordischen mit sigrvif sprachliche Entsprechungen.[4] In neueren Forschungen wird angenommen, dass der Begriff Sigewif für die Bienenköniginnen stand. [7] Von Englischen Linguisten, beinspielsweise Felix Grendon, wurde eine Ähnlichkeit des Zaubersprudches mit dem Lorscher Bienensegen festgestellt. [8] [9]

Altenglisch

Die Originalfassung des angelsächsischen Zauberspruches Charm witÞ Ymbe[10], in dem der Begriff Sigewif vorkommt, lautet:

Sitte ge, sigewif,
sīgrð tō corðan,
næfre ge wilde
tō wude fleogan,
beō ge swā gemindige,
mines gōdes,
swā bið mannen ghwylc,
metes and eðeles.

Deutsche Übersetzung

Setzt auch, ihr Siegfrauen,
kommt herunter zum Land.
Miemals fliegt ihr
wild zum Wald.
Ihr Bienen bedenkt,
zu meinem Wohle
so wie jeder Mann es erwartet,
dass er sein Fleisch und sein Erbe erhält.

Der Spruch richtet sich an ein schwärmendes Bienenvolk [11] und fordert es auf, sich in der Nähe des Stockes niederzulassen. [12]

Im zweiten Teil des Zauberspruches beschwört der Sprecher die Bienen, nicht in den Wald zu fliegen, weil sie sich dort zu einer wilden Bienenkolonie entwickeln würden, der von den Sammlern von Wildhonig genutzt würde. Das Sammeln von Wildhonig ist dem Bienenzüchter nicht erlaubt. Die Anrede Sigewif wird vom Linguisten Henk Jongeboer als respektvolle Höftlichkeitsform gesehen. [13] [10]

Literatur

  • John Mitchell Kemble: The Saxons in England, A History of The English Commonwealth, Till The Period of The Norman Conquest, Volume 1. Longman, Brown, Green and Longmans, London, 1849. [14]
  • Jacob Grimm: Deutsche Mythologie. Dieterichsche Bachhandlung, Göttingen, 1854.

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Einzelnachweise

  1. Globus, Band 79, F. Vieweg und Sohn, 1901, S. 384 Online
  2. Edith Elizabeth Wardale: Chapters on Old English literature, Russell & Russell, 1965, S. 24 Online
  3. Anglia, Band 1, 1963, S. 189 Online
  4. a b Teutonic Mythology, Band 1, by Jacob Grimm, übersetzt ins Englische von James Steven Stallybras, S. 431 Online
  5. The Saxons in England, vol. 1, John Mitchell Kemble, S. 403-404 Online
  6. Georg Basecke: Kleinere Schriften zur althochdeutschen Sprache und Literatur: Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Werner Schröder, S. 424 Online
  7. Oral tradition, Band 5, University of Missouri--Columbia. Center for Studies in Oral Tradition, Slavica Publishers, 1990 Online, S. 24
  8. The Anglo-Saxon Minor Poems, S. 297 Online
  9. Felix Grendon: The Anglo-Saxon charms, 1909, S. 209 Online
  10. a b Russell Gilbert Poole: Old English wisdom poetry, S. 186 Online
  11. George Philip Krapp, Elliott Van Kirk Dobbie: The Anglo-Saxon poetic records: a collective edition, Band 6, Columbia University Press, S. 137 Online
  12. John George Robertson, Charles Jasper Sisson: The Modern language review, Band 6, Modern Humanities Research Association, 1911, S. 264 [ Online]
  13. The mankind quarterly, Band 27, Cliveden Press, 1986, S. 454 ff. Online
  14. John Mitchell Kemble: The Saxons in England: A History of the English Commonwealth Till the Period, Nachdruck 2011, Cambridge University Press, S. 404 Online