KZ-Gedenkstätte Neuengamme
Das Konzentrationslager (KZ) Neuengamme südöstlich von Hamburg wurde 1938 zunächst als Außenlager des KZ Sachsenhausen errichtet und seit 1940 als selbständiges Konzentrationslager mit mehr als 90 Außenlagern bis an die dänische Grenze geführt. Die Häftlinge mussten Zwangsarbeit für die Ziegeleiproduktion leisten, die sich auf dem Gelände befand, und später auch in der Rüstungsindustrie sowie zum Bau militärischer Anlagen (Friesenwall).
Bis 1945 wurden 106.000 Menschen aus Deutschland und während des Krieges auch aus den besetzten Ländern in dem KZ interniert, von denen rund 55.000 aufgrund der unmenschlichen Arbeits- und Lebensbedingungen starben. Dies entsprach dem Motto „Vernichtung durch Arbeit“. Außerdem wurden bei zwei Vergasungsaktionen im Jahre 1942 russische Kriegsgefangene durch das Gas Zyklon B ermordet.


Nachdem das KZ Buchenwald am 11. April 1945 befreit wurde, begann die SS am 18. April damit, Neuengamme zu evakuieren, um eine Übergabe an die Alliierten zu verhindern. Bei diesen „Todesmärschen“ unmittelbar vor Kriegsende starben viele der völlig entkräfteten Häftlinge. Am 3. Mai 1945 starben kurz vor Kriegsende noch 7.000 Häftlinge durch die britische Bombardierung der Cap Arcona und zweier weiterer Schiffe, auf denen man sie eingesperrt hatte. Am 4. Mai 1945 fanden britische Truppen das KZ leer vor.
Geschichte des Konzentrationslagers Neuengamme
Die Entstehung des KZ
1938 traten die Deutsche Erd- und Steinwerke an die Stadt Hamburg heran, da sie beabsichtigten, ein Gelände mit 50 Hektar in Neuengamme zu erwerben. Dort stand eine kleine, seit Jahren stillgelegte Ziegelei. Auf dem Gelände befanden sich auch Flächen, die sich zum Abbau von Ton eigneten. Man einigte sich, dass auf dem Gelände ein Konzentrationslager entstehen sollte, das durch die Stadt finanziert wurde. Im Gegenzug dafür sollten jährlich 20 Mio. Ziegel für die Neugestaltung des Elbufers hergestellt werden. So wurde ab dem 12. Dezember 1938 die alte Ziegelei von 100 Häftlingen des Konzentrationslagers Sachsenhausen wieder in Betrieb genommen. Das Gebiet der alten Ziegelei wurde eingezäunt; die Häftlinge wurden auf dem Dachboden einquartiert oder mussten zum Teil in den Brennöfen schlafen. Das Wachpersonal bestand aus einem SS-Kommando von 40 SS-Männern, die vom KZ Buchenwald bereit gestellt worden waren.
Einige Monate nach Kriegsbeginn einigte man sich darauf, Neuengamme zu einem eigenständigen Konzentrationslager auszubauen. Nach der Besichtigung durch Heinrich Himmler im Januar 1940 wurde ein Vertrag geschlossen, der die Produktion von Ziegeln für die Führerbauten am Elbufer als das primäre Ziel des Lagers festsetzte. Dafür sollte eine größere Ziegelei auf dem Lagergrund entstehen. Hamburg kam für die vollständige Finanzierung auf. Ebenfalls wurde ein Bahnanschluss ins Lager gelegt. Geplant wurde, die Ziegel über einen Stichkanal über die Dove Elbe zu verschiffen. Dafür entstanden ein neuer Kanal und ein Hafenbecken.
Ab Frühjahr 1940 wurde Neuengamme ein selbstständiges Konzentrationslager. Die Häftlinge hatten nun das neue Lager zu bauen. Da die SS alles in einem kurzen Zeitraum fertigstellen wollte, waren Todesfälle durch Entkräftung und Arbeitsunfälle nichts Ungewöhnliches mehr. Ende des Jahres arbeiteten bereits 2.900 Häftlinge im Stammlager. Neben dem Lagerbau wurden die Häftlinge in die Arbeitskommandos Dove Elbe und das Klinkerwerk eingeteilt. Daneben begann man auch, die ersten Tongruben aufzudecken.[1][2]
Das Jahr 1941
Die Häftlinge im KZ Neuengamme waren durch neu eingewiesene Häftlinge recht gut über aktuellen Geschehnisse informiert. Auch der Vormarsch der Deutschen im Mittelmeerraum war allgemein bekannt. Das Selbstbewusstsein der politischen Häftlinge, besonders der Polen, war dadurch stark getroffen. Die Häftlinge sahen für ein Überleben in der Gefangenschaft wenige Chancen. Das schwächte die physische Widerstandskraft enorm, weshalb die Zahl der Todesfälle 1941 beträchtlich auf 20 Prozent stieg.
Die Häftlinge mussten ab 1941 12 Stunden in allen Kommandos arbeiten und das Strafmaß wurde heraufgesetzt. Die ersten polnischen Häftlinge begannen im Lagerbüro zu arbeiten, später auch in anderen höheren Stellungen, was bisher nur Deutschen gestattet war. Im Sommer 1941 entstand ein Häftlingsorchester, das aus 20 Häftlingen bestand und morgens sowie abends beim Zählappell spielen musste. Die SS erlaubte außer deutschen Marschliedern auch Lagermelodien.
Am 24. September kamen die ersten Belgier (280 Mann aus dem Fort Huy) und am 19. Dezember die ersten Holländer (270 Mann aus dem KZ Amersfoort), Kommunisten, sowie Mitglieder anderer linksgerichteter Parteien in Neuengamme an. Die Neuankömmlinge hatten kaum Widerstandskräfte gegen die schweren Lebensbedingungen. Sie bekamen Durchfall, wurden bei der schweren Arbeit oft ohnmächtig und verloren schnell die Kräfte. Schon nach wenigen Monaten starben viele von ihnen. Nur einige dieser Häftlinge bekamen leichtere Arbeit zugewiesen, z.B. im Baubüro oder im Häftlingsrevier als Sanitäter.[3]
Entgegen der Haager Konvention wurden im Oktober fast 1.000 sowjetische Kriegsgefangene nach Neuengamme gebracht. Sie wurden in einer separaten Baracke isoliert, in der Überfüllung herrschte. Diese Kriegsgefangenen wurden durch Verhungern ermordet. Umgehend nach der Deportation der Gefangenen fand im KZ Neuengamme die erste Massenexekution statt. In der Nacht wurden 43 sowjetische Gefangene vor der Kläranlage erschossen.
Im November und Dezember kamen neue Transporte mit Belgiern und Holländern nach Neuengamme. Die Zahl der Erkrankungen stieg in dieser Zeit erheblich. Das Krankenrevier war längst überlastet und im Lager begann eine Epidemie auszubrechen.[4]
Die Unterbringung
Als Häftlingsblocks dienten Standard-SS-Holzbaracken. Sie hatten eine Größe von 50 m auf 8 m. Ab 1941 wurden sie mit dreistöckigen Bettkonstruktionen, Spinden, Tischen und Bänken ausgerüstet. Ein Block war für rund 300 Häftlinge vorgesehen. In den späteren Kriegsjahren waren jedoch oft bis zu 600 Häftlinge darin untergebracht.
Geplant war, alle provisorischen Holzbaracken durch Steinbauten zu ersetzen. Bei den beiden äußeren Häftlingsblöcken wurde dieser Plan 1943/44 verwirklicht. Sie beherbergten rund 700 Häftlinge. Durch die schlechte Versorgung rochen die Gebäude penetrant nach Schweiß und Fäkalien.
In den ersten beiden Jahren besaßen die Gebäude nur Handpumpen. Die sanitäre Situation blieb trotz der Einrichtung einer Kanalisation unzureichend. Für Hunderte Häftlinge existierten nur 20 Waschmöglichkeiten. Als 1941/42 eine Flecktyphusepidemie das Lager befiel, ließ die SS ein Duschbad errichten. Kleidung wurde in besten Zeiten nur alle 14 Tage gewechselt. Das Stroh der Betten wurde monatlich ausgewechselt. Zur Eindämmung des Ungeziefers wurde ab 1942 Zyklon B eingesetzt.[5]
Die Arbeit der Häftlinge im Stammlager
Wie in Konzentrationslagern üblich, wurden die Häftlinge auch in Neuengamme schikaniert und mit brutaler Gewalt konfrontiert. Neben dem Ausbau des Lagers wurden die Häftlinge zum Bau in den großen Arbeitskommandos gezwungen. Dabei wurden sie wie Tiere behandelt und bei jedem Wetter, notfalls auch durch prügelnde Kapos, zur Arbeit angetrieben. Die in den ersten Jahren noch als Hilfsarbeiter eingesetzten Häftlinge wurden später in Produktionsstätten eingegliedert. Die meisten Häftlinge arbeiteten ab 1942 in den großen Kommandos, wie dem Klinkerwerk, für die Firmen Jastram und Messap und Walther.[6]
Baukommandos
Während der gesamten Zeit wurde das Lager kontinuierlich ausgebaut und vervollständigt. Die anfänglichen Provisorien wurden durch Steinbauten ersetzt. Neben den Baukommandos gab es Gruppen, die den Boden und die Fundamente bauen mussten.
Kommando Elbe
Das Konzentrationslager Neuengamme wurde errichtet, um Ziegel für die geplanten Reichsbauten zu fertigen. Für den Abtransport entschied die SS-Verwaltung, einen Stichkanal in die Dove Elbe graben zu lassen. So wurde in nur wenigen Jahren von mehreren Tausend Häftlingen per Hand ein Kanal von fünf Kilometern gegraben. Im Lager sprach man vom „Todeskommando“, da die durchschnittliche Lebensdauer der Häftlinge bei weniger als vier Wochen lag.
Tongruben
Sowohl mitten auf dem Lagerkomplex als auch in der Umgebung gab es Tongruben, in denen die Häftlinge zu Trupps zusammengestellt wurden, um Ton für das Klinkerwerk abzubauen. Neben dem Kommando Elbe war die Lebenserwartung der Häftlinge hier mit am geringsten.
Kommando Klinkerwerk
siehe Hauptartikel: Klinkerwerk
Das Kommando Klinkerwerk bestand in der Anfangszeit von Neuengamme aus Bautrupps, die die Hallen und Produktionsanlagen errichteten. Der spätere Betrieb wurde lediglich von rund 50 Häftlingen aufrecht erhalten, da die SS versuchte, ökonomisch sinnvoll große Ziegelmengen zu fertigen.
Rüstungsbetriebe
Ab 1942 siedelten sich auch private Betriebe im Lager an. So errichtete die Firma Walther eine Produktionsstätte, die ausschließlich von Häftlingen betrieben wurde. Die Firmen Messap und Jastram siedelten sich ebenfalls an. In diesen Betrieben wurde nur ziviles Wachpersonal beschäftigt.
Außenkommandos
Auch einige kleinere Betriebe beschäftigten Häftlinge. Während der Bombardierung Hamburgs wurden sie unter anderem zur Trümmerbeseitigung und Räumung eingesetzt.
Außenlager von Neuengamme
Zum Hauptlager Neuengamme gehörten über 90 Außenlager, darunter auch die folgenden innerhalb Hamburgs:[7]
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siehe auch Liste der Außenlager des KZ Neuengamme.
Die SS-Wachmanschaften
Nachdem Neuengamme zu einem eigenständigen Konzentrationslager ernannt wurde, unterstand die Verwaltung dem Lagerkommandanten.
Die Verwaltung gliederte sich in die Bereiche:
- Kommandantur
- Politische Abteilung (Gestapo)
- Schutzhaftlager
- Arbeitseinsatz
- Verwaltung
- Lagerarzt
- Wachmannschaften
- Schulung
Die drei Kommandanten, die das Lager während seiner Zeit hatte, unterstanden der Verwaltung in Oranienburg. Sie gehörten den Totenkopfverbänden an.
Die Kommandantur legte Wert auf eine systematische menschenverachtende Behandlung der Häftlinge nach den Richtlinien von Theodor Eicke. Brutale Behandlung war durchaus erwünscht und wurde auch belohnt. Die Aufgabe der SS bestand in der Bewachung der Gefangenen. Neben einem Stacheldrahtzaun, der nachts unter Strom gesetzt wurde, gab es kaum technische Barrieren, so dass die SS Sorge dafür zu tragen hatte, dass kein Häftling entfliehen konnte.
Die drei bis vier Wachkompanien wurden später in den Außenlagern auch durch anderes staatliches Wachpersonal wie Zoll und Wehrmacht vertreten.[4]
Medizininische Versuche
Im KZ Neuengamme führte SS-Arzt Dr. Kurt Heißmeyer Tuberkulose-Versuche an Häftlingen durch. In der Nacht vom 20. auf den 21. April 1945, wenige Tage vor Kriegsende, wurden im Keller der Schule am Bullenhuser Damm in Hamburg-Rothenburgsort, einem seit Oktober 1944 als KZ-Außenlager genutzten Gebäude, 20 jüdische Kinder, alle unter zwölf Jahren, mit ihren Pflegern und 24 sowjetische Kriegsgefangene erhängt. Durch diese Tat sollten die Menschenversuche vor den bereits anrückenden britischen Truppen vertuscht werden.
Lagerführer
- Walter Eisfeld (Feb./März 1940)
- Martin Weiss (April 1940 - Aug. 1942)
- Max Pauly (bis 1945)
Opfer
Die Gedenkstätte kann heute lediglich 20.400 Menschen mit Namen angeben, die im Stammlager und den Außenlagern vor der Räumung starben. Geschätzt wird, dass es rund 26.800 Opfer gegeben hat. Bei der Räumung fielen viele Häftlinge den Umständen der Kriegswirren zum Opfer. Man geht in diesem Falle von rund 17.000 Toten aus. Aus diesen gesicherten Zahlen lässt sich mit Bestimmtheit ableiten, dass 42.900 Häftlinge Neuengamme nicht überlebten.
Damit war das Konzentrationslager Neuengamme das tödlichste Arbeitslager.[8]
Bekannte Häftlinge
- Fritz Pfeffer, versteckte sich im gleichen Haus wie Anne Frank
- Bogdan Suchowiak war ein Überlebender des KZ Neuengamme und der Bombardierung der Cap Arcona.
- Johann Wilhelm Trollmann, deutscher Boxer
Evakuierung und Räumung des Lagers
Zum Ende des Krieges war die SS gezwungen, frontnahe Lager zu evakuieren. Ab Mitte 1944 wurden so Häftlinge und Produktionsanlagen ins Reichsinnere verlagert. Die ab 1945 auch ins Reichsinnere eindringenden Alliierten Truppen ermöglichten es der SS die evakuierten Häftlinge nur noch auf wenige Ausweichlager zu verteilen. Da die Reichsführung die Kontrolle der Lager in ihrer Gewalt zu halten versuchte, führte das zu menschenunwürdigen Zuständen. Die Evakuierung des Lagers Neuengamme begann mit der Auflösung der Außenlager ab dem 24. März 1945.[9]
Die Räumung des Stammlagers
Aus dem Polizeigefängnis Fuhlsbüttel wurden am 21. und 23. April von der SS 55 Häftlinge exekutiert. Die Kinder, mit denen der SS-Arzt Dr. Kurt Heißmeyer Tuberkulose-Versuche durchgeführt hatte, wurden zur Exekution in die Schule am Bullenhuser Damm gebracht. Die letzten 700 Häftlinge, die das Lager nach der Räumung wieder herrichteten, verließen es am 2. Mai 1945. Die alliierten Truppen fanden keinerlei Akten oder sonstige Spuren vor. Nur ein Häftling wurde angetroffen, der sich vor der Evakuierung im Dorf versteckt hatte.[8]
Die weißen Busse
Der Vizepräsident des Schwedischen Roten Kreuzes, Graf Folke Bernadotte, hatte die Zustimmung des SS-Reichsführers ausgehandelt, alle skandinavischen Häftlinge aus deutschen Konzentrationslagern evakuieren zu dürfen. Die Reichsführung erhoffte sich durch diese Geste günstigere Vorbedingungen bei Verhandlungen mit den Alliierten. Als Sammelpunkt wurde das Lager Neuengamme bei Hamburg festgelegt. Dafür wurde in Neuengamme ein Skandinavienlager errichtet. Nachdem erkrankte Häftlinge Neuengamme verlassen hatten, wurden die restlichen 4000 skandinavischen Häftlinge mit den weissen Bussen aus Deutschland evakuiert.[10]
Deportation auf KZ-Schiffe
Die Häftlinge des Stammlagers sollten mit Schiffen in Lager nach Skandinavien gebracht werden. Der Hamburger Gauleiter, Karl Kaufmann, beschlagnahmte dafür drei Schiffe, unter anderem den Luxusliner Cap Arcona. Mehr als 10.000 Häftlinge wurden auf die Cap Arcona verladen. Aufgrund von technischen Problemen ankerten die Schiffe fast vier Wochen in der Lübecker Bucht. Dabei starben die ersten Häftlinge durch die katastrophalen Lebensbedingungen.
Am 3. Mai 1945 wurden die Schiffe durch einen britischen Luftangriff versenkt oder schwer beschädigt. Die Häftlinge, die sich in die Ostsee retten konnten, erfroren oder wurden, falls sie den Strand erreichten, von Dorfbewohnern erschlagen. Lediglich 450 Häftlinge überlebten.[8]
Geschichte nach dem Ende des Krieges
Neuengamme als britisches Internierungslager
Nach der Räumung des Stammlagers 1945 wurden im Lager durch einen Häftlingstrupp alle Spuren beseitigt. Neben den Aufräumarbeiten ließ die SS einige Einrichtungen demontieren und alle Akten verbrennen. Endgültig wurde das Lager am 2. Mai 1945 geräumt. Nur kurze Zeit später erreichten britische Soldaten das Lager. Trotz der intakten Lagereinrichtung war es ihnen nicht möglich, die Verwendung des Komplexes zu erkennen.
Ab dem 11. Juli ging die Bewachung auf das belgische 25. Füsilierbataillon über. Am 3. November 1945 übernahm das britische Militär die Verantwortung für das Lager. Zunächst wurde es etwa vier Wochen lang für die Unterbringung von Displaced Persons, hauptsächlich sowjetische Zwangsarbeiter, genutzt und danach einen Monat lang als Kriegsgefangenenlager. Im Anschluss daran wurde es Internierungslager. Es bestand aus der alten stillgelegten Ziegelei sowie dem ehemaligen KZ-Gelände. Ein weiteres Camp wurde im Mai 1946 errichtet. In Holzbaracken fanden jeweils etwa 200 Internierte Platz. Der Höchststand an Internierten lag im Oktober 1945 bei fast 8.000. Zu den Prominenten gehörte Friedrich Flick, der 1947 in Nürnberg zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt, aber bereits 1950 begnadigt wurde. In einem separaten Lager saßen mutmaßliche Kriegsverbrecher ein, darunter viele ehemalige KZ-Wachmannschaften. Ab Sommer 1947 wurden die internierten Angehörigen verbrecherischer NS-Organisationen vor das Spruchgericht Hamburg-Bergedorf gestellt, insgesamt etwa 4.400.[11] Am 13. August 1948 wurde das „Civil Internment Camp No. 6“ offiziell aufgelöst. Zu diesem Zeitpunkt bestand es aus insgesamt sechs Lagern.
Vollzugsanstalt Vierlande
Im selben Jahr wurde auf dem ehemaligen KZ-Gelände die „Vollzugsanstalt Vierlande“ erbaut. Hamburgs damaliger Bürgermeister Max Brauer sagte in der Eröffnungsrede „Um die Erinnerung an diese Vergangenheit durch eine ‚vorbildliche Gefangenenanstalt‘ vergessen zu machen“.
1953 wurde eine erste Gedenktafel von ehemaligen KZ-Insassen angebracht, 1965 eine offizielle Gedenktafel installiert. Anstelle der ehemaligen Gärtnerei wurden Äcker angelegt. Das erste kleine Ziegelwerk wurde abgetragen, auf seinem Grund entstanden Wohnungen. 1970 errichtete man eine Jugendstrafanstalt auf dem Gebiet des ehemaligen SS-Lagers. Damit war ein Betreten des KZ-Areals nicht mehr möglich. Seit 1981 wird an der Umwidmung des KZs in eine Dokumentations- und Gedenkstätte gearbeitet; einen Anfang machte man mit dem Bau eines Dokumentationshauses, das auf dem Gelände des Lagergärtnerei entstand. Als Mitte der 1980er Jahre die Stadt Hamburg den Abriss des Klinkerwerkes beschloss, organisierten sich massive Proteste. 1984 wurden die Reste der KZ-Gebäude unter Denkmalschutz gestellt. Seit 1989 wurde geplant, die Justizvollzugsanstalt XII an einen anderen Ort zu verlagern; dies ist Mitte 2003 geschehen. Auf dem Gelände der ehemaligen Tongruben befand sich noch bis Februar 2006 eine weitere Vollzugsanstalt IX, die zwischenzeitlich nach Billwerder-Moorfleet verlegt wurde.
Im Zuge der Neugestaltung des Geländes im Jahre 2005 entdeckte man unter dem Justizgebäude die Fundamente des alten Appellplatzes. Es ist der einzige Bestandteil der Gedenkstätte, der rekonstruiert wurde. Die Gebäude der Justizvollzugsanstalt wurden geschreddert und in Drahtkörben, die die Lage der KZ-Gebäude andeuten sollen, mit in die Gestaltung einbezogen. Die beiden Steinblöcke überdauerten die Nachkriegszeit und wurden in ein Studienzentrum und ein Hauptmuseum umgebaut.
KZ-Gedenkstätte Neuengamme
Durch andere Nutzung, bewusste Vertuschung und teilweisen Abriss vergaß die Öffentlichkeit das Konzentrationslager Neuengamme.[12]
Erst nach Protest ehemaliger französischer Häftlinge und der aufkeimenden öffentlichen Diskussion versuchte die Stadt Hamburg durch Errichtung einer kleinen Gedenkstätte alle Parteien zufrieden zu stellen. Am Beginn des ehemaligen Lagergeländes wurde eine Platte mit der Aufschrift Für die Opfer 1939–1945 angebracht, die später durch eine steinerne ersetzt wurde. Dem inzwischen stärker werdenden Echo folgend entstand eine kleine Ausstellung auf dem Gelände der ehemaligen Gärtnerei. Nach zwischenzeitlichem Umzug der Ausstellung in die ehemaligen Walther-Werke entstand nach Abriss der JVA ein Museumskomplex im Steingebäude 2.
Die neue Gedenkstätte, die inzwischen das ganze ehemalige Lager umfasst, konnte zum 60. Jahrestag der Befreiung im Mai 2005 eingeweiht werden. Die Gedenkstätte ist nun im Besitz von 50 Hektar des historischen Geländes, sowie von 15 Originalbauten. Einzig der Bereich des ehemaligen Stammlagers wurde umgebaut. Die nach dem Krieg abgerissenen Baracken wurden durch Steinkörbe angedeutet, wobei lediglich der ehemalige Appellplatz rekonstruiert wurde. Überall auf dem Gelände sind Hinweisschilder mit Erklärungen und historischen Fotos angebracht.
Denkmale in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme
Gedenkraum
Das Haus des Gedenkens ist ein Gedenkraum in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme.
Das Gebäude war 1981 gebaut worden, um darin die Ausstellung der Gedenkstätte sowie Büros für die Mitarbeiter unterzubringen. Das Haus des Gedenkens war bis dahin als Dokumentenhaus Neuengamme bekannt. Im Jahr 1995, als für die Ausstellung ein Platz in den ehemaligen Walther-Werken gefunden wurde, ergab sich die Möglichkeit, einen ruhigen Gedenkraum einzurichten, wie er seit langem gewünscht und gefordert worden war.
Der Düsseldorfer Künstler Thomas Schütte veränderte das Gebäude hierzu grundlegend. Es wurde bis auf seine Grundstruktur entkernt; roher Beton und mehrschichtiges, lasiertes Rot für die Wände schaffen nun einen je nach Lichteinfall unterschiedlich leuchtenden Zentralraum. Feuer und Blut sind mögliche Assoziationen.
An den Wänden der Galerie hängen rohbelassene Stoffbahnen mit nach Datum sortierten Namen der Opfer. Da nur etwa 20.000 Namen an den Wänden Platz fanden und zudem viele von der Forschung noch nicht erfasst sind, lagern unter dem Motto "Wir denken an die Unbekannten" in einem Extraraum noch zahlreiche leere Stoffrollen.
Im Zentrum des Hauses befinden sich zwei Modelle der KZ-Gesamtanlage: die nach 1945 von den NS-Tätern in Gefangenschaft gebastelte Übersicht sowie ein modernes Architekturmodell des Zustandes von 1995.
In einem Nebenraum befinden sich die im Original erhaltenen Totenbücher des KZ Neuengamme, die in Pultvitrinen aufbewahrt werden und einsehbar sind. Von den Pultvitrinen aus geht der Blick durch schmale Fenster auf den umgebenden Rasen, der dort liegt, wo einst die Asche der Toten als Dünger für die KZ-Gärtnerei verstreut worden war. Einige Zypressen geben dem Ort Friedhofscharakter.
Internationales Mahnmal
Das Internationale Mahnmal ist das zentrale Denkmal der KZ-Gedenkstätte Neuengamme.
Auf Druck vor allem der französischen KZ-Überlebenden unter dem Präsidenten der Amicale Internationale KZ Neuengamme Jean Dolidier war bereits 1953 die Aufstellung einer ersten Gedenksäule auf dem Gelände der ehemaligen Lagergärtnerei erfolgt; der Ort, an welchem die SS die Asche der im Krematorium Verbrannten als Dünger verstreuen ließ. Von dieser Gedenksäule sind heute nur noch Reste vorhanden.
1965 wurde ein Mahnmal, bestehend aus einer Stele, einer Gedenkmauer mit Nationalitätentafeln und der überlebensgroßen Skulptur "Der sterbende Häftling" errichtet. Die Gedenkstätte wurde 1981 durch ein Dokumentenhaus ergänzt, welches sich seit 1995 als Haus des Gedenkens unmittelbar neben dem internationalen Mahnmal erstreckt.
Die Verzweiflung
Das Denkmal wurde am 29. August 1998 zum Gedenken an die ermordeten Einwohner von Meensel-Kiezegem errichtet. Diese waren unschuldige Opfer der Razzien von Meensel-Kiezegem vom 1. und 11. August 1944, ausgeführt von Nationalsozialisten und ihren Kollaborateuren. Aus dem kleinen Dorf Meensel-Kiezegem in Belgien wurden 61 Einwohner in das KZ Neuengamme deportiert, nur 8 von ihnen kehrten heim.
Gedenkstein für die niederländischen Opfer aus Putten
Der Stein Het drama van Putten wurde im Andenken an die mehr als 600 niederländischen Männer im Alter ab 15 Jahren aufwärts aus Putten errichtet, welche Opfer einer Razzia wurden, die im Namen des deutschen Wehrmachtsbefehlshabers am Sonntag, 1. Oktober 1944 in Putten in der Region Veluwe durchgeführt wurde. Die Razzia diente als Racheakt für die Ermordung des deutschen Generals Rauter durch die Puttener Abteilung des Widerstands.
Am Montag, 2. Dezember 1944 wurden die Puttener Bürger ins Lager Amersfoort gebracht und von dort ins KZ Neuengamme überstellt. Von den 600 sind nur 49 zurückgekehrt, die übrigen sind im KZ Neuengamme oder in anderen Konzentrationslagern umgekommen.
In Erinnerung an die Deportierten des Warschauer Aufstandes 1944
Das Denkmal In Erinnerung an die Deportierten des Warschauer Aufstandes 1944 befindet sich in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme.
Es erinnert an den Warschauer Aufstand, nach dessen Niederschlagung durch die Wehrmacht zehntausende Angehörige der Polnischen Heimatarmee in deutsche Konzentrationslager deportiert wurden.
Etwa 6.000 dieser Deportierten wurden auch in das KZ Neuengamme und seine Außenlager verschleppt.
Die Gesamtzahl der polnischen Häftlinge im KZ Neuengamme und den Außenlagern betrug annähernd 17.000 Frauen, Männer und Kinder, darunter viele Jüdinnen und Juden. Die Zahl der Todesopfer unter den polnischen Häftlingen im KZ Neuengamme wird auf 7.500 geschätzt. Die ersten polnischen Häftlinge kamen bereits 1940 ins KZ Neuengamme, 1941/42 bildeten sie zeitweilig die größte nationale Gruppe im Lager.
Das Denkmal entstand auf Anregung des Bundes der Polen in Deutschland und mit Unterstützung der polnischen Gemeinschaft Polonia in Hamburg, anlässlich des 60. Jahrestages des Beginn des Zweiten Weltkrieges.
Der Bildhauer ist Jan de Weryha-Wysoczanski.
Denkmal für russische KZ-Opfer
Das Denkmal für russische KZ-Opfer befindet sich auf dem Gelände des Friedhofes Hamburg-Bergedorf.
Die sowjetischen Opfer des KZ Neuengamme haben zum großen Teil ihre letzte Ruhestätte auf dem Friedhof Bergedorf. Deshalb wurde die Initiative ergriffen, das Denkmal auch dort aufzustellen. Das überlebensgroße Denkmal wurde vom russischen Künstler Grigori Jastrebenezki geschaffen.
Denkmal für Jehovas Zeugen im KZ Neuengamme
Am 23. April 2006 wurde im Gedenkhain im Beisein der Kultursenatorin der Stadt Hamburg ein Denkmal für die Häftlingsgruppe der Zeugen Jehovas eingeweiht (siehe hierzu auch Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus).
Rosengarten
Ebenfalls außerhalb des Geländes, in Sichtweite der aufgelassenen Schule Bullenhuser Damm, die zeitweilig als Nebenlager von Neuengamme diente, entstand ein Rosengarten. In ihm stehen Gedenksteine für die ermordeten jüdischen Kinder und ein Denkmal für die sowjetischen Kriegsgefangenen.
weitere Denkmale
- Gedenkstein für die homosexuellen Opfer
- Danske i tysk koncentrationslejr
- Denk-Mal Güterwagen
- Weg der Deportierten
- Mahnmal von Eugène Dodeigne im Außenlager Hannover-Misburg (ehemaliges Werksgelände der Deurag-Nerag)
Gebäude und Gelände des KZ Neuengamme
Das KZ Neuengamme wurde nach dem Zweiten Weltkrieg weiterhin als Internierungslager und Justizvollzugsanstalt verwendet. Die Wünsche der ehemaligen Häftlinge wurden dabei nicht beachtet.
Alte Ziegelei
Als die SS 1938 das Gelände erwarb, stand auf dem Gelände auch eine kleine Ziegelei. Diese musste von den ersten Häftlingen wieder hergerichtet werden. Sie produzierte die Ziegel für den späteren Lagerausbau. Als das Klinkerwerk in Neuengamme gebaut worden war, entschied die SS, dass die Ziegelei unnötig sei und sie wurde abgerissen. Noch vor Ende des Krieges war sie bis auf die Grundmauern abgetragen.
Nach dem Krieg entstand auf diesem Gelände eine Wohnsiedlung für Beamte. Die Fundamente der Ziegelei existieren noch immer.
Lagergärtnerei
Im nördlichen Teil des Lagergärtnerei befanden sich Gewächshäuser. Die Gärtnerei diente zur Eigenversorgung des Lagers, angebaut wurden unter anderem Kohl und Rüben. Vornehmlich für die SS-Küche wurden Tomaten und Kräuter gezogen.
In der Gärtnerei ließ die SS die Asche der im Krematorium verbrannten Leichen kompostieren und als Dünger verstreuen.
Obgleich die Arbeit in der Gärtnerei für die dort eingesetzten Häftlinge oftmals mit schweren körperlichen Anstrengungen verbunden und bei jedem Wind und Wetter auszuführen war, handelte es sich um ein begehrtes Arbeitskommando, da sich Gelegenheiten boten, trotz Verbotes und harter Strafandrohungen, Gemüse zu entwenden und dieses unter Umständen sogar beim Einrücken mit ins Lager zu schmuggeln.
Auf diese Weise konnten Mithäftlinge unterstützt werden, die angesichts der Mangelverpflegung dringend zusätzlicher Nahrung bedurften. Die Fundamente zweier Gewächshäuser wurden im Rahmen eines internationalen Jugendcamps 1986 freigelegt.[1]
Klinkerwerk mit Stichkanal
siehe Hauptartikel: Klinkerwerk
Es war geplant, Hamburg zur Führerstadt auszubauen, wobei das Elbufer neu gestaltet werden sollte. Als Fassadenverkleidung entschied man sich für Klinker, wie sie in Norddeutschland üblich waren. Um diese Ziegel zu produzieren, wurde das Konzentrationslager Neuengamme bei Hamburg errichtet. Das Werk sollte von Häftlingen gebaut und auch betrieben werden. In den Vierlanden existierte ein ausreichend großes Gelände, auf dem sich auch eine kleinere, stillgelegte Ziegelei befand. Die alte Ziegelei wurde reaktiviert und Ton für das neue Werk abgebaut. Nach 1945 wurde das Klinkerwerk an eine schwedische Betonfirma verkauft. Nach Auszug der Firma wurde der Stichkanal als Bootshafen und die Hallen als Winterlager für Sportboote verwendet. Bis Ende der 1980er Jahre befand sich eine Wohnung im Gebäude. Die Stadt Hamburg beschloss, das Klinkerwerk abzureißen, was aber durch Proteste in der Bevölkerung verhindert werden konnte.
Heute ist im Klinkerwerk eine Ausstellung zum Thema Klinkerproduktion untergebracht. Der Mittelteil ist wegen Einsturzgefahr gesperrt.
Tongruben
Das Areal in den Vierlanden wurde bewusst ausgesucht. Direkt neben dem Klinkerwerk lagen große Tonvorkommen, nahe unter der Oberfläche. Durch die naheliegenden Vorkommen konnte das Klinkerwerk ausreichend mit Ton versorgt werden. Es galt als eines der härtesten Arbeitskommandos mit der höchsten Sterblichkeitsrate.
Nach dem Krieg wurden die Gruben geschlossen und auf ihnen 1968 die JVA Vierlande gebaut. Ende 2006 begannen die Abrissarbeiten der JVA. Damit ist nach 60 Jahren erstmals wieder ein kompletter Blick über das Gelände möglich.[5]
SS-Lager
Ab 1940 wurden auf diesem Areal Gebäude für Büros und Unterkünfte der SS in Barackenbauweise errichtet. In den Mannschafts- und Unterführerunterkünften waren bis zu 500 SS-Angehörige kaserniert untergebracht.
Im Lager wurden auch Angehörige der Wachverbände ausgebildet. Bei den Wachtruppen gab es häufig Personalwechsel, SS-Angehörige wurden oft zu Frontverbänden, Frontsoldaten der Waffen-SS zur Erholung in den KZ-Dienst versetzt.
Der Zierbrunnen (1998 restauriert) war Teil einer kleinen Gartenanlage vor dem komfortabel möblierten SS-Führerheim. Das Heim und der Garten wurden von der SS zu geselligen Zwecken und der Erholung genutzt. Als Schutz vor Luftangriffen ließ die SS Bunker bauen, die sie als Baracken tarnte. Da das Sprengen der Bunker den Briten zu umständlich erschien, existieren sie auch noch heute.
Nach dem Krieg wurden alle Baracken abgerissen. Nur die steinernen Garagen blieben erhalten und wurden weiterhin auch der gleichen Verwendung im JVA-Betrieb zugeführt. Das restliche Gelände wurde an Bauern verpachtet, weshalb es auch keinerlei Fundamentreste mehr gibt. Die Gedenkstätte hat sich entschlossen, diesen Teil nicht zu rekonstruieren und lediglich als Rasenfläche zu erhalten. Die Garagen beherbergen heute eine Ausstellung über die Lager-SS, sowie das Offene Archiv.[1]
Haus des Kommandanten
Der Kommandant Max Pauly ließ im 1944 ein wenig abseits des SS-Lagers ein eigenes Haus für sich und seine Familie errichten. Bezogen wurde es im Januar 1945.
Nach dem Krieg zog der Leiter des Internierungslagers mit seiner Familie, sowie der JVA-Leiter in das Haus. Mit der Schließung der JVA in Neuengamme wurde das Gebäude geräumt und stand leer. Heute befindet es sich im Besitz der Gedenkstätte und beherbergt das Büro der Amicale. Es wurde 2005 saniert.
Stammlager
Das Stammlager in Neuengamme umfasste alle Häftlingsbaracken und Blocks, den Eingang, den Appleplatz sowie das Krankenrevier und die Leichenkammer. Später kamen noch der Arrestbunker und die Lager für Prominente, sowie Skandinavier hinzu.
Das Gelände wurde nach 1945 zunächst als Internierungslager genutzt. 1948 entstand dort die JVA Vierlande. Heute ist es zentraler Ort der Gedenkstätte.
Appellplatz
Zentrales Element des Stammlagers war der Appellplatz. Er bestand aus 4x4 Meter großen Betonplatten. Auf ihm fanden die täglichen Appelle und Vollstreckungen der Urteile statt. Der längste Appell in Neuengamme dauerte 72 Stunden, wobei die Häftlinge stehen mussten. Die JVA entsorgte diese Platten und richtete an ihrer Stelle einen Sportplatz ein. Bei den Umbaumaßnahmen wurde festgestellt, dass die JVA diese Platten als Fundamente verwendet hatte. Sie wurden in den Neuen Platz integriert. Es ist der einzige Teil, der auf Wunsch der Häftlinge rekonstruiert worden ist und am 4. Mai 2005, dem 60. Gedenkjahr der Befreiung, eröffnet wurde.
Baracken
Die Häftlinge wurden im 50 Meter mal 8 Meter großen SS-Standard-Baracken untergebracht, so genannten Blocks untergebracht. Die 1943/44 errichteten Steingebäude wurden jeweils in vier Blocks unterteilt. Ursprünglich war geplant, alle Holzbaracken durch Steinhäuser zu ersetzen, diese Pläne wurden allerdings niemals umgesetzt.
Nach Kriegsende wurden alle Gebäude als Internierungslager verwendet. Als 1948 auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Neuengamme eine JVA entstand, wurden die Baracken als Unterkünfte verwendet. Im Frühjahr 1949 entschied die Stadt Hamburg, das die Gebäude unbrauchbar wären und riss alle Holzbaracken ab. Lediglich die beiden Steingebäude blieben erhalten und wurden mit in die JVA eingegliedert.[13]
Große Wache
Die Große Wache war der höchste und einzige steinerne Wachtturm im Lager Neuengamme. Er enthielt Aufenthaltsräume für die SS-Wachmanschaften und Büros.
Nach dem Krieg wurde er ebenfalls in die 1946 gegründete JVA Vierlande eingegliedert und ausgebaut.
Im Zuge des Abrisses der JVA und der Umgestaltung des Häftlingslagers wurde die Große Wache wieder in ihren Originalzustand zurückversetzt. Sie steht heute leer.
Siehe auch
Quellen
- ↑ a b c Bringmann, Fritz: KZ Neuengamme. Berichte, Erinnerungen, Dokumente. Nachdruck der 1981 erschienenen Erstauflage, Aukrug 1993.
- ↑ Kaienburg, Hermann: KZ-Haft und Rassenideologie. Die Bedeutung der nationalsozialistischen Rassenideologie für die Häftlingsbehandlung im Konzentrationslager Neuengamme. In: Beiträge zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung in Norddeutschland, 1/1994, S. 22–34.
- ↑ KZ-Gedenkstätte Neuengamme (Hrsg.): Kaienburg, Hermann: Das Konzentrationslager Neuengamme 1938–1945. Bonn 1997.
- ↑ a b Ulrich Bauche, Heinz Brüdigam, Ludwig Eiber und Wolfgang Wiedey (Hrsg.): Arbeit und Vernichtung. Das Konzentrationslager Neuengamme 1938–1945. Katalog zur ständigen Ausstellung im Dokumentenhaus der KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Hamburg 21991.
- ↑ a b Suchowiak, Bogdan: Die Tragödie der Häftlinge von Neuengamme. S. 24ff.
- ↑ Artikel Die Arbeit der Häftlinge im Stammlager am 28. Dezember 2006. Online unter http://www.gedenkstaetten.hamburg.de
- ↑ Banse, Dietrich: Das Außenlager Uelzen des Konzentrationslagers Neuengamme. Eine Dokumentation. Suhlendorf 1990.
- ↑ a b c Schwarberg, Günther: Angriffsziel „Cap Arcona“. Überarb. Neuauflage, Göttingen 1998.“
- ↑ Borgsen, Werner/Volland, Klaus: Stalag X B Sandbostel. Zur Geschichte eines Kriegsgefangenen- und KZ-Auffanglagers in Norddeutschland 1939–1945. Bremen 32003.
- ↑ Bernadotte, Folke: Das Ende. Meine Verhandlungen in Deutschland im Frühjahr 1945 und ihre politischen Folgen. Zürich 1945.
- ↑ Wember, Heiner: Umerziehung im Lager. Internierung und Bestrafung von Nationalsozialisten in der britischen Besatzungszone Deutschlands.. In: Düsseldorfer Schriften zur Neueren Landesgeschichte Nordrhein-Westfalens, Bd.30. Essen 1991, S. 70ff. ISBN 3-88474-152-7
- ↑ Bringmann, Fritz/Roder, Hartmut: Neuengamme. Verdrängt – Vergessen – Bewältigt? Die „zweite“ Geschichte des Konzentrationslagers Neuengamme 1945–1985. Hamburg 1987.
- ↑ Arbeitsgemeinschaft Neuengamme in Zusammenarbeit mit der KZ-Gedenkstätte Neuengamme (Hrsg.): „Euer Leiden, Euer Kampf und Euer Tod sollen nicht vergebens sein!“ Gedenkstätten für die Opfer des KZ Neuengamme und seiner Außenlager. Hamburg 2000.
Weblinks
- Gedenkstätte Neuengamme
- Informationen des Deutschen Historischen Museums Berlin
- Projektarbeit der Realschule Kellinghusen
- KZ-Gedenkstätte Kaltenkirchen in Springhirsch, damaliges Außenlager des KZ-Neuengamme
- Willi-Bredel-Gesellschaft - Geschichtswerkstatt e.V.
- Gedenkstätten in Hamburg
- Stiftung "Erinnerung, Verantwortung, Zukunft"