Karikatur

komisch überzeichnete Darstellung von Menschen oder gesellschaftlichen Zuständen
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Unter Karikatur (v. ital./ lat.: carrus Karren, also: Überladung) versteht man die komisch überzeichnete Darstellung von Menschen oder gesellschaftlichen Zuständen, häufig mit politischer Tendenz.

Es handelt sich dabei um eine bildliche Form der Satire, die sich als parteiische Kritik an bestehenden gesellschaftlichen Werten oder politischen Verhältnissen versteht. Oftmals nimmt die Karikatur zu einem aktuellen Sachverhalt sarkastisch-ironisch Stellung. Wesentliche Fehler und Mängel der dargestellten Person (z.B. eines Politikers) oder des dargestellten Objektes oder Ereignisses werden aufgedeckt und durch die Art und Weise der meist zeichnerischen Präsentation der Lächerlichkeit preisgegeben.

Man unterscheidet die apersonale Sachkarikatur, die personale Typenkarikatur und die personale Individualkarikatur.

Die Sachkarikatur kommt am seltensten vor. Obwohl sie meist auf politisch-personales Handeln abzielt, bezieht sie ihre Aussagen primär auf Sachen oder Gegenstände, die der Betrachter jedoch leicht mit bestimmten Personen in Verbindung bringen kann.

Die personale Typenkarikatur beschäftigt sich mit Staaten, Völkern, sozialen Gruppen, Institutionen und Verbänden. Eine bestimmte Figur steht in diesen Karikaturen z.B. stellvertretend für einen Staat oder das Volk einer bestimmten Nation: So repräsentiert der "Michel" die Deutschen oder Deutschland, "Marianne" die Franzosen oder Frankreich, der "Yankee" die US-Amerikaner oder die USA, vornehme Kleidung und Zylinder den Unternehmer, Latzhose und Schutzhelm den Arbeiter, die Seppelhose den Bayern usw. Auch Tiergestalten können solche Repräsentationsfunktionen übernehmen: Beispiele sind der britische oder der bayerische Löwe, der russische oder der Berliner Bär, der chinesische Drache usw.

Am verbreitetsten ist die personale Individualkarikatur. Oft werden bekannte Politiker karikiert, die vom Karikaturisten individuelle, unverwechselbare Gesichtszüge, Gestalt- oder Kleidungsmerkmale erhalten, so dass die dargestellte Person eindeutig identifizierbar ist. Bestimmte Merkmale des Politiker-Gesichts - die Haarform, eine lange Nase, ein markantes Kinn etc. - werden übertrieben dargestellt, um die Wiedererkennbarkeit zu erhöhen.

Inhaltlich lassen sich ebenfalls drei Karikaturtypen unterscheiden: die Ereigniskarikatur, die Prozesskarikatur und die Zustandskarikatur.

Die Ereigniskarikatur nimmt ein punktuelles Geschehen, etwa ein Tagesereignis von zeitlich begrenzter Aktualität aufs Korn, z.B. das Ergebnis einer Wahl, den Sturz einer Regierung, einen politischen Zwischenfall, eine politische Rede etc.

Die Prozesskarikatur zielt auf den geschichtlichen Wandel, will Wendepunkte hervorheben, Aufstieg und Abstieg kennzeichnen, beschäftigt sich mit dem Vorher und Nachher oder konfrontiert Ideen mit der Wirklichkeit. Oft erscheinen solche Karikaturen in einer zwei- oder mehrgliedrigen Bildfolge und schauen von der jeweiligen Gegenwart rückblickend auf die Vergangenheit.

Die Zustandskarikatur greift zwar meist aktuelle Anlässe auf, ist aber darum bemüht, von ihnen aus dauerhafte, wenig wandelbare, konservative Strukturen satirisch zu attackieren, etwa bestehende Herrschafts-, Gesellschafts- oder Wirtschaftsordnungen. Hierzu gehören auch die Panoramakarikaturen, die eine über die Tagesaktualität hinausreichende, allgemeine und längerfristige politische Lage kennzeichnen wollen.


Politische Karikaturen analysieren 1: Begriffsbestimmung