Patrick Bahners

deutscher Journalist und Autor
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Patrick Bahners (* 10. Februar 1967 in Paderborn) ist ein deutscher Journalist und Autor. Seit 2001 ist er Feuilletonchef der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. 2012 wechselt er als Kulturkorrespondent nach New York.[1]

Patrick Bahners (2011)

Leben

Nach dem Abitur am Beethoven-Gymnasium Bonn studierte Bahners Geschichte und Philosophie in Bonn und Oxford (Worcester College), u.a. bei Klaus Hildebrand, Heinz Thomas, Josef Simon und Jonathan Clark. Von 1989 bis 1993 war Bahners Feuilletonredakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und ab 1997 Stellvertreter des Feuilletonchefs. Seit 2001 leitet er das Feuilleton. Bahners hatte Lehraufträge am Historischen Seminar der Universität Bonn und am Institut für Literaturwissenschaft der Universität Frankfurt am Main inne. 2003/2004 war er Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Bahners ist darüber hinaus, wie er in einem Selbstporträt schreibt, „Ehrenpräsidente[2] der Deutschen Organisation nichtkommerzieller Anhänger des lauteren Donaldismus”.

Die Panikmacher

In seinem 2011 erschienenen Buch Die Panikmacher wendet sich Bahners gegen Islamkritiker wie zum Beispiel Ayaan Hirsi Ali, Henryk M. Broder, Ralph Giordano, Necla Kelek, Thilo Sarrazin und Alice Schwarzer. Darüber hinaus kritisiert er einzelne Aussagen von weiteren Persönlichkeiten wie Helmut Schmidt, Joachim Gauck, Wolfgang Huber und Klaus von Dohnanyi. Dabei glaubt Bahners amerikanische Einflüsse auf die von ihm beschriebene Islamkritik zu erkennen. Er konstatiert: „Es gibt eine islamkritische Internationale.“

Die einem Teil seiner Kritik zugrunde liegende Haltung verdeutlichte Bahners begleitend zu seinem Buch in einem Streitgespräch mit Necla Kelek: „Sie aber gehen in Ihrer Kritik am Islam weiter, Ihnen missfällt der Gedanke, dass er Gottes Gesetz über jede weltliche Vereinbarung stellt.”[3]

Ein großer Teil des Buches behandelt die Neutralität des Staates sowie die Legitimierung von Rechtsnormen. So kritisiert Bahners das mit der Neutralität des Staates begründete Kopftuchverbot für Lehrerinnen in diversen Landesgesetzen, insbesondere bezüglich der Klagen der Lehrerin Fereshta Ludin: „Es geht aus dem Grundgesetz nicht hervor, ob eine Frau sich in der Öffentlichkeit verschleiern soll oder nicht. Der neutrale Staat, als dessen Repräsentantin Fereshta Ludin angeblich nicht geeignet war, ist gerade in solchen Fragen neutral.“ Die Neutralität eines gläubigen Lehrers ist laut Bahners gegeben, wenn er „seine Frömmigkeit nicht ungefragt Thema werden lässt“.

Die Neutralität des Staates endet für Bahners aber nicht mit der Ermöglichung individueller Religionsfreiheit: „Wenn der Rechtsstaat die Scharia als Prinzip religiöser Legitimierung von Rechtsnormen nicht wohlwollend betrachten oder auch nur neutral beobachten kann, dann darf dieser Staat auch kein Kirchenrecht gelten lassen (...).“ Dagegen ist laut Bahners der „Sonderbegriff“ der negativen Religionsfreiheit „im Zeitalter der Freiwilligkeit aller religiösen Betätigung ... eigentlich erledigt“.

Bahners wirft Islamkritikern vor, sie steigerten die Attraktivität ihrer Argumente mit einer „radikale(n) Vereinfachung der Weltverhältnisse“. Zum Beleg zitiert er Henryk M. Broder, gemäß dem „eine direkte Linie von der Al Qaida im Irak und der Intifada in Palästina zu den Jugendlichen mit ‚Migrationshintergrund‘ in Neukölln und Moabit“ führe[4]. Zwar werde das von Bahners Islamkritikern unterstellte Bild, gemäß dem die „Schulschwänzer in Neukölln Kampfgenossen der Selbstmordattentäter von Bagdad“ seien, scheinbar durch eine Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN) über Gewalterfahrungen Jugendlicher gestützt. Diesem Eindruck, wie er insbesondere in Vorabveröffentlichungen in der Presse wiedergegeben worden sei, widerspricht Bahners allerdings nachdrücklich: „Die Religion hat für die jungen Muslime eine viel größere Bedeutung als für ihre christlichen Mitschüler. Allerdings klafft die Schere bei der subjektiven Einschätzung der Wichtigkeit der Religion sehr viel weiter auseinander als bei der Erfüllung objektiver Pflichten. Insoweit bestätigt die KFN-Studie die Doktorarbeit von Necla Kelek. In der Gruppe der sehr Religiösen gehen 14,9 Prozent der Muslime einmal wöchentlich in die Moschee und 7,5 Prozent der Christen [...]. Als sehr wichtig für den Alltag bezeichnen den Glauben merkwürdigerweise nur 7,9 Prozent der sehr religiösen Christen, aber 59,2 Prozent der sehr religiösen Muslime. Muslimische Religiosität erweist sich [...] als eine Sache der Selbstzuschreibung. Nicht nur haben sich die Forscher auf die Angaben der Befragten verlassen, ohne objektive Kontrolldaten zu erheben. Im Selbstverständnis steht das individuelle Bekenntnis [...] im Vordergrund gegenüber der förmlichen Observanz. Nur jeder fünfte der sehr religiösen Muslime betet täglich, obwohl das fünffache Ritualgebet einer der fünf Grundsäulen des Islam ist. [...] Indem er sich als religiös beschreibt [...] beharrt er auf einer intakten Identität als guter Charakter, obwohl er sich objektiv Delinquenz attestieren lassen muss.“[5]

Reaktionen auf Die Panikmacher

Ilija Trojanow stimmte Bahners in der FAZ mit den Worten zu, er habe „einen demagogischen Zirkus analysiert“. Thomas Steinfeld, selbst von Bahners im Buch zitiert, sprach in der Süddeutschen Zeitung gar von einem „Meisterwerk der Aufklärung“. Christian Schlüter wertete Bahners’ Buch in der Frankfurter Rundschau als eine „Analyse des islamophoben Wutbürgertums“.[6]

Die von Bahners kritisierten Autoren Sarrazin[7] und Broder“[8] äußerten sich negativ über sein Buch; Broder warf Bahners unter anderem eine „verschwörungstheoretische Beweiskette“ vor.

Andere Publizisten und Schriftsteller äußerten sich kritisch. Die Publizistin Bettina Röhl bewertete Bahners als „furchtbare[n] Journalist[en]“ und begründete das damit, dass er Tatsachen von „Osama bin Laden bis zum Selbstmordattentäter, vom Hassprediger bis zur überproportionalen Kriminalitätsrate der muslimisch geprägten Migranten, von überdurchschnittlichen Transferleistungen bis zur Bildungsferne und einer Stellung der Frau, die vom hier geltenden Genderrecht Jahrhunderte abweicht“ nicht behandle, als seien sie für ihn nicht existent.[9] Monika Maron kritisierte Patrick Bahners, „ein Pamphlet über die deutschen Islam-Kritiker geschrieben“ zu haben, „das die westlichen Werte gering schätzt, die Freiheit der Frauen verachtet und zugleich zeigt, wie wenig der Stubenpublizist über die Wirklichkeit weiß“.[10] Matthias Matussek bezeichnete Bahners als „falschen Aufklärer“: „Ja, ist es nicht geradezu makaber, wie Bahners aus dem gepolsterten Sessel eines Feuilletonisten heraus einer Frau wie Hirsi Ali mit ihrer Leidensgeschichte die leidenschaftliche Absage an jene Religion vorzuwerfen, die sie verkrüppelt hat? Hat man so von oben herab eigentlich auch katholische Missbrauchsopfer behandelt?“[11] Klaus von Dohnanyi meinte: „An keiner Stelle beschäftigt sich Bahners mit der Dynamik des politischen Islam. Dem Buch fehlt jede historische Dimension … je weiter man in Bahners „Panikmacher“ vorankommt, desto ärgerlicher wird es, dass er den ernsthaften Teil der Islamkritik entweder völlig ausblendet oder unvollständig – und teilweise sogar verfälschend – zitiert … Man kann Bahners den Vorwurf nicht ersparen, dass er an einer ernsthaften Debatte offenbar gar nicht interessiert ist.“[12]

Auszeichnungen

Bücher

  • Im Mantel der Geschichte: Helmut Kohl oder die Unersetzlichkeit, Berlin 1998
  • 1848 - Die Erfahrung der Freiheit. (Hg. mit Gerd Roellecke)
  • Preußische Stile: Ein Staat als Kunststück. (Hg. mit Gerd Roellecke)
  • Die Panikmacher: Die deutsche Angst vor dem Islam, Verlag C. H. Beck, München 2011 ISBN 978-3-406-61645-7[13]
Commons: Patrick Bahners – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. „Nils Minkmar wird Feuilletonchef der F.A.Z.“. In: FAZ.NET, 16. Juni 2011([1])
  2. [2]
  3. „Sie haben mir weh getan“. In: Der Spiegel, 21. Februar 2011, S. 124-127 (Online-Version)
  4. Patrick Bahners: Die Panikmacher, S. 262. Bei Broder findet sich das Zitat in: Hurra, wir kapitulieren!, Verlag Wolf Jobst Siedler jr., Berlin 2006, ISBN 978-3-937989-20-4, S. 84
  5. Patrick Bahners: Die Panikmacher, S. 264 f.
  6. Präsentation des Buchs Die Panikmacher auf der Homepage des Verlages C. H. Beck. Siehe dort Unterabschnitt Pressestimmen
  7. Thilo Sarrazin: Erdogans Ghostwriter Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19. Februar 2011, S. 31
  8. Vor dem Islam Angst zu haben ist eine Tugend, von Henryk M. Border, Welt-Online, 21. Februar 2011
  9. Ist „Die Panikmacher“ ein furchtbares Buch? von Bettina Röhl im Hamburger Abendblatt vom 10. März 2011
  10. Der Leisetreter von Monika Maron in Welt.online vom 26. Februar 2011
  11. Dschihad im Feuilleton von Matthias Matussek in spiegel.online vom 19. Februar 2011
  12. Die Panik vor der Panik von Klaus von Dohnanyi im Tagesspiegel vom 14. März 2011
  13. Die Plumpheiten der Islamkritik, Buchrezension in Andruck vom 28. März 2011 im Deutschlandfunk