Geschichte Montenegros
Montenegro war anfangs ein Vasallenstaat von Byzanz, später von Serbien. Im Jahre 1360 konstituierte sich ein unabhängiges Fürstentum namens Zeta. Dem Osmanischen Reich, das seit dem 15. Jahrhundert den größten Teil des Balkan beherrschte, gelang es nie, Kontrolle über das Kerngebiet von Zeta zu erlangen. Seit 1516 standen die orthodoxen Bischöfe von Cetinje an der Staatsspitze. Damit beginnt eigentlich die Geschichte Montenegros. Unter dem Titel Vladika vereinigten sie geistliche und weltliche Macht und hatten die Oberhoheit über die freien montenegrinischen Bergstämme. Seit 1697 besaß die Familie Petrovic das Amt des Vladika erblich. Es wurde immer vom Onkel an den Neffen weitergegeben, da orthodoxe Bischöfe unverheiratet sein mussten und demnach auch keine legitimen Nachkommen haben konnten.
Unterdessen stand der größte Teil des heutigen montenegrinischen Küstengebiets um die Bucht von Kotor herum unter venezianischer Herrschaft, 1797 wurde der Süden Dalmatiens, das venezianische Albanien, wie man damals sagte, Teil des österreichischen Kaiserstaats. Die Montenegriner machten sich zwischen 1803 und 1814 mehrfach Hoffnungen, die Hafenstadt Kotor ihrem Staat anschließen zu können, weil die Österreicher durch Napoleon geschwächt waren, aber es gelang ihnen nicht.
Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die theokratische Herrschaft in Montenegro aufgegeben und das Land in eine weltliches Fürstentum umgewandelt; die Bildung eines modernen Staates begann. Unter der Herrschaft des Fürsten Nikolas I. (1860 - 1918) konnten die Montenegriner dem geschwächten Osmanischen Reich verschiedene Gebiete entreißen und ihr Staatsgebiet verdoppelte sich. 1878 wurde die Unabhängigkeit Montenegros von den europäischen Großmächten anerkannt, 1905 bekam das Land seine erste Verfassung und 1910 erklärte sich der Fürst zum König von Montenegro. Außenpolitisch lehnte sich das kleine Königreich an Russland und Italien an, die Beziehungen zum benachbarten Österreich-Ungarn (gemeinsame Grenze mit dem Süden Dalmatiens) waren nicht besonders gut. In den Balkankriegen (1912/13) verschärfte sich der Gegensatz zur Donaumonarchie, als man deren Pläne durchkreuzte und sich der albanischen Stadt Shkodra bemächtigte, welche die Wiener Diplomatie aber dem neu entstandenen Staat Albanien zugedacht hatte. Auf Druck der Großmächte mussten die Montenegriner Shkodra räumen.
Nach dem Eintritt Montenegros in den 1. Weltkrieg auf der Seite Serbiens (August 1914), seiner Besetzung durch deutsche und österreichisch-ungarische Truppen (Januar 1916) kam es zum unfreiwilligen Ende der Unabhängigkeit: Unter der Behauptung, dass Nikolas einen Sonderfrieden mit dem Feind gesucht habe, wurde das Land an Serbien angeschlossen (29. November 1918) und wurde Teil des Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen. Innerhalb dieses Königreiches wurden die alten Landesgrenzen bei der Verwaltungsgliederung nicht berücksichtigt, Montenegro existierte in dieser Zeit politisch nicht. Es wurde erst nach dem 2. Weltkrieg als Teilrepublik Jugoslawiens wiederhergestellt.
Nach dem Bürgerkrieg in den 1990er Jahren wuchsen die Differenzen zwischen Montenegro und Serbien, weil die Bevölkerung des kleineren Landes Montenegro die Isolation und die Last des großserbischen Krieges nicht mehr mittragen wollte. So kam es im Zuge der NATO-Angriffe im Kosovokrieg zu einer versuchten Ausklammerung Montenegros vom NATO-Angriff.
2002 einigten sich Serbien und Montenegro auf die Auflösung Rest-Jugoslawiens und die vorläufige Gründung eines losen Verbundes zweier eigenständiger Staaten namens "Serbien und Montenegro". 2005 soll die Bevölkerung über den Fortbestand dieses Staatenbundes abstimmen.
Siehe auch Geschichte Jugoslawiens