Eine Mine ist eine Explosionswaffe, die in der Regel vom Opfer selbst ausgelöst wird. Man kann sie deshalb auch im weitesten Sinn als eine Sprengfalle bezeichnen. Manche Minen werden auch vom Bediener ferngezündet, der den Wirkungsbereich der Mine beobachtet; vom Militär werden diese Minen als Beobachtungsminen bezeichnet. Minen und Selbstschussanlagen sind technisch kaum zu unterscheiden.

Seit 1999 ist die, bis Ende 2004 von 144 Ländern unterzeichnete, "Ottawa-Konvention" zur Ächtung von Antipersonenminen in Kraft. Im Jahr 2003 wurden weltweit mehr als 8000 von Landminen getötete oder verstümmelte Menschen registriert, die Dunkelziffer liegt Schätzungen zufolge bei rund 20.000.
Geschichte
Die ersten "Minen" waren simple Stollen, die man vor der Erfindung des Schießpulvers unter feindliche Befestigungen grub, um Breschen in Festungen zu schaffen (davon kommt auch unser Ausdruck etwas unterminieren). Um den Effekt zu vergrößern und um die Mineure zu schützen wurde die Mine solide mit Holz abgestützt, dann wurde leicht brennbares Material eingebracht und angezündet. Sobald die tragenden Elemente weggebrannt waren stürzte der darüberliegende Festungsteil ein. Durch Schießpulver wurden diese Stollen noch wirksamer.
Beginnend im amerikanischen Sezessionskrieg und besonders im Ersten Weltkrieg wurde durch den Stellungskampf verstärkt dieser Minenbau betrieben. Dabei wurden z.B. so genannte Horchstollen gegraben, um die feindlichen Minenbauaktivitäten zu entdecken, Quetschstollen um die feindlichen Minenbauer mit einer kleinen Sprengladung zu zerdrücken oder eine Sprengkammer um mit mehreren Tonnen Sprengstoff gegnerische Stellungen zu zerstören.
siehe auch: Minenkrieg
Landmine
Die klassische Landmine ist ein flacher Behälter mit Sprengstoff und einem Zünder, der explodiert, wenn er mit einem bestimmten Gewicht belastet wird.
Die ersten modernen Landminen wurden nach dem Ersten Weltkrieg industriell hergestellt. Es hatte schon vorher verborgene Sprengladungen und Bomben gegeben, aber durch die Massenfertigung wurde die Mine erst zur weit verbreiteten Plage für die Menschheit.
Bauart
Es gibt mehrere Kriterien, nach denen Landminen unterschieden werden:
Nach dem Ziel, das angegriffen werden soll:
- Antipersonenminen (militärische Abkürzung: APM) sollen Menschen töten oder verstümmeln und auf diese Art und Weise aufhalten; (z.B. M14, M16, Bouncing Betty, M18 Claymore)
- Antifahrzeugminen sollen Fahrzeuge zerstören, vermögen aber nur schwache Panzerungen zu durchdringen; Der Begriff Antifahrzeugminen wird in vielen Systematiken nicht verwendet, da Antipersonenminen ungepanzerte Fahrzeuge beschädigen und Antipanzerminen in der Regel auch von ungepanzerten Fahrzeugen ausgelöst werden. Die meisten modernen Antifahrzeug- und Antipanzerminen sind mit einem Aufhebeschutz versehen, oder können mit Zugzündern für Stolperdräte ausgerüstet werden. Sie wirken also tatsächlich auch als Antipersonenminen.
- Antipanzerminen (Militärische Abkürzung. ATM) sollen Panzer aufhalten, indem das Fahrwerk zerschlagen oder die Ketten zerrissen werden, oder indem der Panzer zerstört wird.
Nach der Wirkungsweise:
- Sprengminen wirken vor allem durch die bei der Detonation entstehende Druckwelle. Die Wirkung durch Wurfkörper oder Splitter ist hier nachrangig. Derartige Anitipersonenminen werden oft als Tretminen bezeichnet. (z.B. M14).
- Splitterminen wirken durch die Splitter, die bei der Detonation als Geschosse gerichtet (z.B. Bauart M18 Claymore oder die deutsche SM-70) oder ungerichtet in der gesamten Umgebung verteilt werden und den Explosionsdruck; eine Sonderform sind auch Selbstschusssplitterminen in Form einer Selbstschussanlage (z.B. an der Innerdeutschen Grenze zwischen BRD und DDR);
- Minen mit Hohlladung oder hohlladungsähnlichen Sprengsätzen, die entweder auf das Ziel ausgerichtet ein Projektil mit Hohlladungseffekt (z.B. die schwedische FFV 016) oder eine Kurzstreckenrakete mit einer Hohlladung verschießen (z. B. deutsche DM-12 PARM);
- Minen, deren Schwermetalleinlagen durch die Sprengladung zu Projektilen umgeformt werden und durch die hohe Geschwindigkeit die Panzerungen durchdringen. (z.B. M93 "Hornet").
- Springminen, die bei der Auslösung eine Sprengladung mit Splittermantel hochschleudern, welche in ca 0,8 - 1,2 Meter Höhe explodiert und je nach Typ in einem Radius bis zu 30m tödlich wirken können (zum Beispiel die in Deutschland hergestellte DM-31 oder die Antipersonenmine M16); in diese Kategorie kann man auch einige experimentelle Antipanzerminen einordnen, die bei Auslösung ihren Sprengsatz in einige dutzend Meter Höhe schleuern und dann mit Hilfe von Sensoren die meist schwächer gepanzerte Oberseite des Ziels angreifen.
Nach Zündung:
- Druckzünder werden durch das Gewicht des Zieles ausgelöst,
- Zugzünder werden durch Stolperdraht ausgelöst oder über eine Zugleine ferngezündet,
- Magnetzünder reagieren auf Änderung eines Magnetfeldes z. B. durch Fahrzeuge oder Minensuchgeräte,
- Erschütterungszünder reagieren auf Erschütterungen, die sie vom Erdboden aufnehmen. z.B. das russische VP-13 System reagiert durch einen seismischen Sensor auf Schrittgeräusche bis ca. 15 m um den Sensor und steuert dann bis zu 5 Minen gleichzeitig. Dabei müssen sich die Minen nicht in der Nähe des Auslösers befinden sondern können etwas weiter entfernt sein. Das System ist batteriebetrieben und zerstört sich bei der Auslösung selbst durch eine kleine außen angebrachte Sprengladung.
- Zeitzünder bringen die Mine nach Ablauf einer gewissen, vom Minenleger eingestellten Zeit zur Detonation. Zeitzünder haben mehrere Zwecke: Das verminte Gebiet ist für eine gewisse Zeit nicht räumbar; der Zeitzünder dient als Selbstzerstörungsmechanismus, der die Minenräumung überflüssig machen und so die Landmine humaner machen soll. Zeitzünder sind meistens nicht die einzigen Zünder einer Mine, sondern werden zusätzlich eingesetzt. Minen nur mit Zeitzünder wären mit Zeitbomben identisch.
- Knickzünder wird vor allem bei Panzerabwehrminen eingesetzt um gegen die ganze Fahrzeugbreite zu wirken.
- es gibt Minenzünder, die optisch im infraroten Spektralbereich empfindlich sind.
Manche Beobachtungsminen werden auch einfach elektrisch oder mit Sprengschnur gezündet.
Nach der Art der Verlegung:
- Verdeckt verlegte Minen werden so in der Erde vergraben, dass der Zünder noch wirksam bleibt.
- Offen verlegte Minen werden offen auf den Boden verlegt oder teilverdeckt verlegt, wobei die Mine nur feindseitig getarnt wird. Abgeworfene oder verschossene Minen liegen meist offen.
- Wurfminen können mittels Raketen, Artilerie, Hubschraubern oder speziellen Fahrzeugen verlegt werden. Die Minen richten sich nach dem Aufprall selbständig auf. Die Zündung zu dieser Gruppe gehöriger Antipanzerminen erfolgt durch Kontakt zu einem hochstehenden Draht, oder moderne magnetische Zünder oder Erschütterungszünder, so dass die Mine über die gesamte Breite des überfahrenden Fahrzeugs wirkt und nicht nur bei Gewichtsbelastung. Da solche Minen offen verlegt sind, sind sie gegen Aufnahme gesichert. Die Wirkdauer wird vor der Verlegung eingestellt, danach soll sich die Mine selbst zerstören (funktioniert nicht immer zuverlässig, Für Minen der Bundeswehr und einige andere NATO-Länder gilt eine Geforderte Zuverlässigkeit der Selbstentschärfung von über 99%).
- Von Luftfahrzeugen abgeworfene Minen; der Sowjetarmee wurde vorgeworfen, in Afghanistan von Flugzeugen aus kleine Plastikminen abzuwerfen, die explodieren, wenn man sie in die Hand nimmt. Teilweise waren dies Sprengkörper die wie Kinderspielzeug aussahen. Oft waren es Antipersonenminen vom Typ PFM-1, die wie große Ahornblätter aussehen und von der es eine Variante gibt die gegen Aufnahme gesichert ist.(Beschreibung hier), Nachbauten der amerikanischen BLU-43/B "Dragontooth" . BLU-43/B sind sehr kleine Minen (ca. 10 cm breit) mit aerodynamischen Flächen, sie werden in verschiedenen Farben hergestellt. Ihr Trivialname ist Schmetterlingsmine. Andere Minen, die von Luftfahrzeugen abgeworfen werden, gleichen den Wurfminen.
Nach Umfang der Zerstörung
Beispiel der Klassifizierung in den USA (eigentlich nur für Antipanzerminen angewendet, zeigt sie doch deutlich die Denkweise bei der Anwendung von Landminen):
- M-Kill oder mobility kill. Die M-Kill-Mine zerstört "nur" eine oder mehrere für die Fortbewegung notwendige Komponenten (Fahrzeugachse, Kette, Fuß und Unterschenkel). Das Waffensystem bleibt in der Regel unzerstört, der Tod der Besatzung ist nicht zu erwarten. Übertragen auf Antipersonenminen (in dieser Kategorie meistens Sprengminen): Personen werden in der Regel verstümmelt, aber nicht getötet, wenn sie rechtzeitig gerettet werden.
- K-Kill oder catastrophic kill: Die Zerstörung des Waffensystems oder der Besatzung ist das Ziel. Überträgt man die Systematik auf Antipersonenminen (in dieser Kategorie meistens Splitter- oder gar Springminen), so ist die Tötung der die Mine auslösenden Person das Ziel.
Flussmine
Flussminen , auch als Uferminen bezeichnet. Sie sind wasserdicht, verankerbar, oft hydrodynamisch geformt und werden in flachen Binnengewässern und vor/an Stränden zur Abwehr Amphibischer Landungen gelegt. Sie wirken gegen Amphibienfahrzeuge, schnorchelnde Fahrzeuge oder Schiffe. Vor allem die Sowjetunion hat mehrere derartige Minentypen entwickelt. Beispiel: MIRJAM (Niederlande).
Die Zünder besitzen meistens magnetische und elektromagnetische, sowie Schallsensoren. Teilweise werden für flache Gewässer auch geeignete Seeminen verwendet. Beispiel: Die von Luftfahrzeugen abgeworfene U.S. NAVAL MINE, MK 62 MOD 0 (QUICKSTRIKE).
In flachen Gewässern werden auch wasserfeste Landminen verlegt.
Seemine
Seeminen sind Minen, die gegen Schiffe eingesetzt werden.
Die erste Seemine wurde 1776 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg von David Bushnell konstruiert. Die Unterwasser-Haftladung mit Zeitzünder wurde an gegnerische Schiffe mit einem Haken befestigt.
Mit Berührungszündern ausgestattete Ankertauminen werden durch Kontakt mit dem Schiffskörper ausgelöst und können so unbeaufsichtigt und entfernt von Küsten eingesetzt werden. Lösen sich Ankertauminen von ihrer Verankerung, so werden sie zu Treibminen. Der vorsätzliche Einsatz von Treibminen ist nach dem Haager Abkommen weitgehend verboten und militärisch relativ sinnlos, da sie eine große Gefahr auch für die eigene Schifffahrt beinhalten. Die ersten Minen dieser Art wurden bereits 1813 vor den Forts Hudson und Richmond eingesetzt.
Im Zweiten Weltkrieg wurden Grundminen entwickelt, die in flachem Gewässer auf Grund liegen. Die Zerstörungswirkung geht hierbei von der bei der Detonation entstehenden Gas-/Schaumblase aus, die die tragende Wirkung des Wassers aufhebt und zu erheblichen Belastungen des Schiffskörpers mit daraus folgenden Rissbildungen führt. Die Zündung erfolgt bei einer Änderung des erdmagnetischen Feldes am Ort der Mine, hervorgerufen durch das Magnetfeld des überfahrenden Schiffes. Weitere gängige Zünder reagieren auf die Geräusche der Schrauben und Maschinen eines Schiffes oder die geringfügige Wasserdruckerhöhung während des Überlaufes. Manche Zünder sind mit Zählwerken ausgestattet, die erst nach einer bestimmten Zahl von Überläufen ansprechen, dadurch soll die Räumung erschwert werden. Moderne Seeminen können durch Kombination mehrerer Sensoren und elektronischer Auswertung und Steuerung die Zündung auf bestimmte Schiffsgrößen oder sogar -typen eingrenzen und das Räumen durch Simulation (z. B. deutsches Troika-Verfahren) erschweren. Moderne Grundminen werden gerne so geformt dass sie schnell Bewuchs ansetzen oder auf dem Sonar wie ein Felsen wirken.
Einen begrenzten Schutz vor der Auslösung von Akustik-Minen bietet eine möglichst geräuschminimierte Fahrtstufe oder bei Minensuchbooten eine entsprechend ausgelegte Antriebsanlage.
Da Magnetik-Minen auf eine Änderung des Erdmagnetfeldes reagieren, muss man zum Schutz diese Änderung durch das Schiff möglichst minimieren. Dies ist durch eine aufwändige Anlage möglich, bei der im Schiff verlegte elektromagnetische Schleifen abhängig von Kurs, Fahrtstufe und Eigenmagnetfeld des Schiffes ein Gegenfeld aufbauen. Zur Überprüfung und Einstellung dieser Anlagen, über die aus wirtschaftlichen Gründen nur Minensuchboote und Kriegsschiffe verfügen, unterhält die Bundeswehr im Nord-Ostsee-Kanal nord-östlich der Rader Hochbrücke eine Messstelle, in deren überdimensionale Spule die Schiffe einfahren. Eine Alternative besteht in der Verwendung amagnetischen Stahls, der fast gar kein Eigenmagnetfeld erzeugt. Im U-Boot-Bau schon seit langer Zeit eingesetzt, verfügt die Deutsche Marine mittlerweile auch über Minensuchboote aus amagnetischem Stahl. Andere Nationen fertigen Minenjagdschiffe aus Holz bzw. GFK.
Eine Sonderbauform der Seemine sind unbemannte Unterwasserplattformen, die elektronisch die Annäherung von feindlichen Schiffen detektieren und einen Torpedo auf das Schiff abschießen (z.B. Mk-60 CAPTOR, USA).
Das Legen der Seeminen ist nicht an einen bestimmten Schifftyp gebunden, beinahe jedes Kriegsschiff besitzt eine zumindest begrenzte Minenlegekapazität. Schiffe mit möglichst großen, durchgehenden Decksflächen (wie zum Beispiel Fähren oder RoRo-Frachter) lassen sich innerhalb weniger Stunden mit Minenschienen ausrüsten, um so als Hilfsminenleger eingesetzt werden zu können.
Das Suchen und Räumen erfolgt durch Minensuchboote und deren besonders ausgebildeten Besatzungen, zu denen zum Teil auch Minentaucher gehören.
Länder mit Seestreitkräften haben seit der Entwicklung dieser Waffe im Falle einer kriegerischen Auseinandersetzung Seeminen sowohl zum eigenen Schutz der Küsten und Häfen ausgelegt, als auch das Seegebiet des Gegners durch Ausbringen von Seeminen blockiert. Bis heute sind viele Meere, zumeist in den Küstenregionen, durch Minen aus beiden Weltkriegen belastet. Das gilt besonders für Ost- und Nordsee. Bis 1972 wurden Seewege in Nord- und Ostsee systematisch von Seeminen geräumt und in Seekarten als minenfrei vermerkt. Aufgrund des Alters ihrer technischen Ausstattung wie Zünder und Batterien und der Korrosion durch Seewassereinfluss wurde das Risiko durch die verbliebenen Minen als nicht höher eingestuft als das Risiko der Seefahrt überhaupt. Trotzdem werden immer noch Minen aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges in der Ostsee von den Anrainerstaaten geräumt.
Andere Minen
Luftminen und von Minenwerfern geworfene Wurfminen haben mit der Mine zwar die dünnwandige Hülle gemein, werden jedoch durch Aufschlagzündung gezündet und wirken wie Sprengbomben oder Granaten.
Kurios mag inzwischen anmuten, dass im Zweiten Weltkrieg kurzzeitig von den Sowjets so genannte Panzerabwehrhunde zum Einsatz kamen, um eine fernzündbare Sprengladung unter die feindlichen Panzer zu bringen. Auch wurden von US-amerikanischer Seite Versuche mit so genannten Fledermausbomben unternommen, die im Pazifikkrieg gegen Japan eingesetzt werden sollten - all diese Projekte waren nur sehr kurzlebig. In gewisser Weise werden ähnliche Konzepte spätestens seit Beginn der 1990er Jahre von menschlichen so genannten Selbstmordattentätern im größeren Maßstab praktiziert.
Humanitäre Gesichtspunkte
Gerade die nicht als Sprengkörper erkennbaren oder besonders kleinen Minen stellen vor allem für Kinder eine große Gefahr dar.
Nach dem UN-Landminenprotokoll muss die Position von verlegten Minen notiert werden. Eingebaute Selbstentschärfungsmechanismen sollen die Minen nach einer bestimmten Zeit automatisch entschärfen. In der Realität werden Minen jedoch oft unkontrolliert, hastig und ohne Plan verlegt. Von Luftfahrzeugen abgeworfene Minen verteilen sich unregelmäßig, teilweise über weite Strecken. Da sie oft Falldämpfer in Form von kleinen Fallschirmen oder aerodynamisch wirksamen Flächen ("Schmetterlingsminen") haben, können sie eine gewisse Strecke vom Wind getragen werden. Manche kriegsführenden Parteien benutzen Minen auch mit voller Absicht gegen die Zivilbevölkerung, um eine Gegend unbewohnbar zu machen, Äcker und Weiden unbenutzbar zu machen oder schlicht Terror gegen eine feindliche Bevölkerung zu üben. Hunger, Tod und lebenslange Verstümmelung Unschuldiger sind die Folgen.
Ähnlich in der Wirkung sind Streubomben. Ein nicht geringer Teil der Streubomben bleibt als Blindgänger liegen und explodiert in der Regel leichter als Anti-Personenminen bei Berührung. Minen kosten sehr wenig, lassen sich leicht herstellen und rasch in großen Stückzahlen verlegen. Sie sind daher insbesondere von Interesse für Kriegsparteien, die keinen Zugang zu teuren Waffensystemen haben. Doch auch Armeen wie die der USA und Russlands, Chinas, Indiens und Pakistans nutzen immer noch Landminen.
Länder mit Landminen
- Afghanistan: ca. 10 Millionen
- Ägypten: mehrere Millionen (El Alamein, Sinai)
- Angola: die Zahl der Landminen kann nach dem Ende des Bürgerkrieges nicht geschätzt werden
- Bosnien und Herzegowina: ca. 1.000.000
- China
- Deutschland - Ehemalige Innerdeutsche Grenze : 33000 wurden nicht wiedergefunden
- Eritrea
- Griechenland/Türkei - die Grenze
- Irak
- Iran
- Kambodscha: ca. 4 Millionen
- Kroatien: ca. 700.000
- Libyen unbekannte Anzahl noch funktionstüchtiger Minen aus dem Zweiten Weltkrieg
- Mauretanien/West-Sahara - die Grenze
- Mosambik: 800.000 bis 1 Million
- Namibia
- Somalia
- Sri Lanka
- Sudan
- Vietnam: mehr als 3,5 Millionen und zig Millionen noch nicht explodierter Blindgänger
- Tschetschenien
Minenräumung
Minenräumung: Die Mine wird hierbei zerstört. Meistens durch kontrollierte Auslösung, Sprengung, Beschuß oder Minenflegel. Minenentschärfung: Die Mine wird gesichert, so dass sie nicht mehr auslösen kann. Anschliessend kann sie entweder wiederverwendet, eingelagert oder zerstört werden.
Prinzipiell wird zwischen militärischer und humanitärer Minenräumung unterschieden. Während beim militärischen Minenräumen meist die schnelle Überwindung eines vermuteten Minensperrgürtels durch Schaffen einer Minengasse mit zumutbaren Verlusten das primäre Ziel ist, liegt die Anforderung beim humanitären Minenräumen komplett anders. Humanitäre Räumoperationen finden meist in Nachkriegsgebieten statt. Primäres Ziel ist es hier, der Zivilbevölkerung ein sicheres Leben (Erwerb auf den Ackerflächen, Zugang zu Wasservorräten, etc.) wiederherzustellen. Offiziell gilt hier meist eine Räumwahrscheinlickeit von nahezu 100% bis zu einer Tiefe von 20 cm für Anti-Personenminen.
Das "Arbeitstier" der Minenräumer ist aktuell (und bleibt wohl auf absehbare Zeit) der Metalldetektor, obwohl der Metallanteil in modernen Minen immer geringer wird ("Plastikminen"). "Plasikminen" im eigentlichen Sinn von metallfreien Minen gibt es strenggenommen nicht. Zwar gibt es Minen, die komplett aus Kunststoff bestehen (z.B Jugoslawische PMA-2 und -3) oder nur einen minimalen Metallanteil haben (Zündmechanismus: südafrikanische R2M2 oder US-amerikanische M14). Alle (humanitär kritischen) Minen haben aber eines gemeinsam: sie müssen billig sein. Von daher haben alle Minen eine Zündkapsel, die meist aus Aluminium besteht und von modernen Minendetektoren (Metalldetektoren) in einer Tiefe bis 15 cm detektiert werden.
In letzter Zeit werden zunehmend Minenräumhunde (speziell trainierte Sprengstoffspürhunde) eingesetzt, die verlegte Minen durch ihren empfindlichen Geruchssinn erschnüffeln. Ebenfalls werden speziell auf den Geruch von Sprengstoff dressierte Ratten zur Minensuche eingesetzt.
Antipersonenminen räumt man bei militärischen Operationen (und in Einzelfällen auch bei humanitären, jedoch steht der Keiler zum Beispiel in erster Linie dem Militär zu Verfügung) mit Spezialfahrzeugen. Flegel-System: An einem drehbaren Zylinder sind Kettenstücke befestigt. Der Zylinder dreht sich schnell, die Ketten peitschen gegen den Boden und bringen die Minen gefahrlos zur Explosion (siehe auch Keiler (Panzer)). Pflug-System: Eine andere Methode ist es, Minenpflüge an der Vorderseite herkömmlicher Panzer / anderer Fahrzeuge (z.B. das auf dem US-amerikanischen M1 Abrams basierende Assault Breacher Vehicle (ABV)) zu montieren. Diese Fahrzeuge arbeiten aber nicht perfekt - einige Minen detonieren nicht und werden in der Mechanik nicht oder nur leicht beschädigt - und so ist eine manuelle Nachräumung vor der Freigabe eines Geländes weiterhin nötig. Roller-System: Vor dem Fahrzeug werden Minenwalzen befestigt. Schwere Metallwalzen die in der Fahrspur liegende Minen auslösen sollen. Magnetsystem: Wird oft in Verbindung mit Minenwalzen oder Minenpflügen eingesetzt. Durch einen Elektomagneten wird ein Feld erzeugt dass Magnetzünder vorzeitig auslösen soll.
Panzerminen mit Druckzünder (Auslösedruck 150-300kg je nach Typ)werden zwar durch das Gewicht eines Menschen normalerweise nicht ausgelöst. Ihre Räumung ist trotzdem extrem gefährlich (Sicherungsminen, Aufnahmesicherungen, Sprengfallen).
Es ist daher üblich, beide Minenarten zu mischen, damit Minenräumpanzer nicht bedenkenlos in ein Feld von Anti-Personenminen geschickt werden können und im Gegenzug menschliche Minenräumer nicht gefahrlos Panzerminen entschärfen können.
Bei der menschlichen Minenräumung wird weiterhin hauptsächlich der Metalldetektor samt "Suchnadel" (engl. "Prodder"; nadelförmiges Gerät zum Ertasten des Verdachtsobjekts) verwendet, gefolgt von dem Einsatz von Spürhunden (z.T. auch nur zur "Verdachtsflächen-Reduzierung"; engl. "Area-Reduction"). Speziell zur Verdachtsflächen-Reduzierung werden auch mechanische Räumgeräte, wie das schon erwähnte rotierende Schlägel-System (engl. "Flail") oder rotierende aufeinanderpressende Walzen eingesetzt. Diese mechanischen Systeme eignen sich aber trotz großer Hoffnung nur bedingt zum humanitären Minenräumen, da Minen im Räumprozess z.T. nicht komplett zerstört werden und "nur beschädigt" in einem komplett unsicheren Zustand hinterlassen werden.
Die Entschärfung von Minen erfolgt in der Regel entweder per Hand, indem der Entschärfer den Zünder unschädlich macht oder bei nicht handhabungssicheren Minen oder Minen mit Aufhebeschutz durch Sprengung am Fundort mit einer Schlagladung. Die Minenfräse ist eine Alternative, geeignetes Gelände vorausgesetzt.
Des weiteren folgt nun eine ganz Reihe von labortechnischen Fortschritten, die meist durch EU-Projekte gefördert wurden und prinzipiell einen technischen Fortschritt bedeuten könnten. Alle haben aber einen Haken (Details müsste man auf einer separaten Seite klären). Tatsache ist, das keines der unten beschriebenen Projekte heute "im Feld" angewandt wird. Es bleibt bisher, trotz intensiver Förderung z.B. durch die EU, bei den existierenden Suchtechiken Metalldetektor in Kombination mit "Prodder", z.T. auch Hunde.
Auch eine Entschärfung per ferngesteuertem Roboter ist denkbar, in armen Ländern aber nicht realistisch. Es gibt auch Pläne zum Einsatz von vielen kleinen, billigen, autonom agierenden Roboter, welche die Minen zur Detonation bringen sollen. Dieses Projekt ist aber noch nicht für die Praxis umgesetzt worden und verlangt auch weiterhin eine manuelle Nachräumung. Minen können mit einem Verfahren für expandierende Schäume mittels Mehrkammer-Kunststoffbehältern fixiert werden. Dadurch ist der weitere Umgang mit den Minen gefahrlos durchzuführen, da ein Auslösen der Mine durch die Blockade der Auslösemechanismen wirksam verhindert wird (DPMA-Patent-Nr. 102 04 784). Dänische Wissenschaftler haben ein genmanipuliertes Gewächs namens Mausohrkresse (auch Acker-Schmalwand genannt) entwickelt. Die grünen Blätter der Pflanze färben sich nach einigen Wochen rot und zeigen so Stickstoffdioxid im Boden an, das aus im Boden vergrabenen Landminen entweicht. Obwohl noch Probleme zu lösen sind, könnte diese Methode in Zukunft die Minenräumung wesentlich effizienter gestalten.
Im Jahr 2000 wurde im Kosovo auch ein Luftschiff für die UN zum Einsatz gebracht, das mit einem Radargerät nach Minen und Blindgängern suchte.
Militärische Gesichtspunkte
Das ersten Anzeichen für ein vermintes Gebiet ist oftmals der Verlust eines Mannes oder Fahrzeugs. Solche Verluste sind oftmals leider unvermeidlich, aber man kann viel tun um es zu Verhindern.
Minen oder Sprengfallen werden besonders gern an folgenden Stellen verlegt:
- Flaschenhälse oder Engpässe, wo ein durch Minen beschädigtes Fahrzeug den Weg oder die Straße versperrt. Das ist besonders wirkungsvoll, wenn das Beseitigen oder Reparieren des Fahrzeugs schwierig ist.
- Stellen, die für einen Hinterhalt auf Fahrzeuge oder Patroullien geeignet sind.
- Im Seitenstreifen von Straßen und Wegen. Auf befestigten Wegen verlegte Minen sind offentsichtlich, außer im Seitenstreifen oder wo überwucherndes Gras und Schutt/Geröll Sichtschutz bietet. Auf Wegen mit aufgelockertem Boden muß ebenfalls mit Minen gerechnet werden, da ein Verstecken der Mine leicht ist.
- In und um Trümmer, auch Krater oder Straßensperren, werden Anti-Personen-Minen gern in großen Mengen verlegt
- In Umleitungen um Hindernisse herum, da ein Verstecken recht einfach ist.
- Manchmal auch in Hafengebieten oder Straßenabfahrten.
- In Gräben, Gebäuden oder anderen Stellen, wo man gern rastet oder Deckung sucht.
- Um verlassene Ausrüstung herum, um die Bergung zum Wiederverwenden zu verhindern oder um Souvenirjäger zu treffen.
- Hinter von der anderen kriegführenden Seite besetzten Stellungen.
- In und auf beschädigten Straßen, Eisenbahnschienen, Häfen, usw., um die Reparatur zu verzögern.
- In der Nähe von Helikopterlandeplätzen.
Einige Anzeichen von gut versteckten Minen verschwinden mit der Zeit, doch einige der folgenden Anzeichen bleiben sichtbar:
- aufgerissene oder veränderte Bodenoberfläche, vorzugsweise auf Straßen oder Gras; oder verteilter Erdboden auf Gras
- Festgetretene Erde oder zertrampelter Bewuchs sowie ungleichmäßige Fuß-, Reifen- oder Kettenspuren
- beschädigte Büsche in Hecken oder Unterholz
- Minenmarkierungspfähle, -zäune oder -schilder
- Improvisierte Minenmarkierungen, wie Steinhaufen, Dosen, zusammengebundene Vegetation, Dreibeine aus Stöcken usw.
- Hohe und niedrige Stolperdrähte (können mit einem dünnen, langen Zweig am Gewehrlauf während einer Patroullie entdeckt werden)
- Teilweise Versperrung einer Straße durch ein scheinbar harmloses Hindernis, welches den Verkehr auf den Seitenstreifen zwingt.
- Leere Minenkisten, die möglicherweise absichtlich und mit einer Sprengfalle hinterlassen wurden.
- Ohne ersichtliche Ursache getötete Tiere.
Initiativen und Internationale Abkommen
Am 16. April 1996 erklärte der deutsche Bundesverteidigungsminister Volker Rühe, dass unabhängig vom Ausgang des Treffens der UN-Landminenkonferenz in Genf (Schweiz) die Bundeswehr in Zukunft auf sogenannte Anti-Personen-Minen verzichtet. Für die Entwicklung, Erprobung und Beschaffung von Schützenabwehrminen würden keine Haushaltsmittel des Staates mehr zur Verfügung gestellt.
Weltweiter Druck durch Nichtregierungsorganisationen und der Mut einiger Regierungsvertreter führten am 3. Dezember 1997 im kanadischen Ottawa zur Unterzeichnung des Antipersonenminen-Verbotsvertrages ("Ottawa-Konvention"), der seit dem 1. März 1999 als für die Vertragsparteien bindendes internationales Recht in Kraft ist. Bis Ende 2004 haben 143 Länder den Vertrag unterzeichnet, darunter 9 Länder, in denen die Ratifizierung noch aussteht. 41 Staaten haben die Konvention bislang nicht unterzeichnet, darunter China, Indien, Pakistan, Russland und die USA. Weil nie zuvor eine Waffe aufgrund zivilgesellschaftlichen Engagements verboten worden war, wurde der Internationalen Kampagne zum Verbot von Landminen (ICBL) 1997 der Friedensnobelpreis verliehen. Die deutsche Sektion der ICBL ist das Aktionsbündnis Landmine.de.
Siehe auch
- Explosionswaffe
- Mine - Begriffsklärung
- Minenkrieg
- Panzerabwehrhund
- Operation Marine Verminung des Rheins im Zweiten Weltkrieg
Weblinks
- Aktionsbündnis Landmine.de
- ICBL
- National Defence Mine/countermine Information Centre (NDMIC), Canada (englisch- und französischsprachige Datenbank zu Landminen)
- UNIC Bonn - Landminen
- Campaign for a landmine free world
- Minenräumung mit Ratten - TAZ