Die Gordon riots (dt. "Gordon Unruhen") waren ein protestantischer Aufstand in London gegen den "Roman Catholic Relief Act" von 1778. Dieses Gesetz, das unter der Regierung Georgs III. verabschiedet wurde, erlaubte englischen Katholiken, deren staatsbürgerliche Rechte im Vereinigten Königreich bis dahin sehr stark eingeschränkt waren, in Großbritannien Land zu besitzen, zu erben und der Armee beizutreten, sofern sie einen Eid gegen die Thronansprüche der (katholischen) Stuarts und die Zivilgerichtsbarkeit des Papstes leisteten. Dieses Emanzipationsgesetz kam vor dem Hintergrund des für England ungünstig verlaufenden Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges zustande.
Der ausgemusterte Seeoffizier Lord George Gordon (* 1751 - † 1793), der ab 1774 Parlamentsabgeordneter für das rotten borough "Ludgershall" war, trat ab 1779 als Anführer radikaler protestantischen Vereinigungen hervor. Diese wollten eine Rücknahme des "Catholic Relief Act" erreichen.
Am 2. Juni 1780 führte Lord George Gordon einen Mob, der auf 40.000 bis 60.000 Menschen geschätzt wurde, zu den Houses of Parliament, um eine Petition gegen das Gesetz zu überreichen. Die Demonstration verwandelte sich rasch in einen gewaltsamen Aufstand. Katholische Kirchen und Haushalte wurden verwüstet, einschließlich der Kapellen einiger Botschaften. Katholiken wurden auf offener Straße überfallen. Die Bank of England wurde ebenso angegriffen, wie das Newgate-Gefängnis, das "Fleet Prison" und die Mautstationen der "Blackfriars Bridge".
Am 8. Juni 1780 schrieb die Augenzeugin Susan Burney in einem Brief an ihre Freundin Jane : "we heard violent shouts & huzza's from Leicester Fields - & William who went to see what was the matter return'd to tell us the populace had broke in to Sir Geo: Saville's House were then emptying it of its furniture which having piled up in the midst of the square, they forced Sir George's servant to bring them a candle to set fire to it" (eigene Übers.: "Wir hörten ungestüme Schreie & Heissas von Leicester Fields - & William, der erkundet hatte, was denn los sei, kehrte zurück und berichtete uns, daß der Pöbel in Sir Geo: Saville's Haus eingebrochen sei, um es seiner Möbel zu entleeren, die mitten auf dem Platze aufgestapelt wurden, woraufhin der Diener von Sir George gezwungen ward, ihnen eine Kerze herbeizubringen, damit der Haufen angezündet werden konnte").
Erst ab dem 7. Juni 1780 schritt die Armee ein. Etwa 12.000 Soldaten wurden eingesetzt. Es dauerte 10 Tage bis die öffentliche Ordnung wiederhergestellt war. 285 Menschen waren getötet worden, 173 ernsthaft verletzt. Der Sachschaden wurde auf ca. 180.000 Pfund geschätzt. Etwa 100 Häuser waren geplündert oder niedergebrannt worden.
Lord Gordon wurde zwar als Anführer der gewalttätigen Ausschreitungen unter der Anklage des Hochverrats verhaftet, jedoch später mit der Begründung freigesprochen, er habe keine verräterischen Absichten gehabt. Seine Anhänger hatten weniger Glück. 52 Rädelsführer wurden verurteilt, davon 25 zum Tode. Der Bürgermeister von London, Sir Watkin Lewes (* 1736 - † 1821), wurde für die Vernachlässigung seiner Pflichten mit einem Bußgeld von 1.000 Pfund bestraft.
Charles Dickens verarbeitete die "Gordon riots" in seinem historischen Roman "Barnaby Rudge" von 1841.
Literatur
- Dickens, Charles: Barnaby Rudge : oder Der Glaubenskrieg von London / Charles Dickens. Ins Dt. übertr. von Paul Heichen. Neu durchges., bearb. und mit Anm. vers. von Anke Schäfer/Edgar Bracht. Mit einem Nachw. von Stefan Bauer. - 1. Aufl. - Bergisch Gladbach : Bastei-Verl. Lübbe, 1997. - (Bastei Lübbe ; Bd. 13841 : Allgemeine Reihe). - (Klassiker des historischen Romans). - ISBN 3-404-13841-4. - EUR 7,45 (D)
Weblinks
- Prof. Dr. Uwe Boeker: The Gordon Riots. - Aufsatz in engl. Sprache (TU Dresden, Institut für Anglistik und Amerikanistik)
- engl. Artikel "Gordon Riots" in: The Catholic Encyclopedia / ed. by Charles George Herbermann. - New York: Robert Appleton Co., 1907-14 ; Online Edition © 2003 by K. Knight
- Charles Dickens: Barnaby Rudge A Tale of the Riots of 'Eighty. - Free books in the public domain from the Classic Literature Library © (vollst. Romantext in Englisch)