Schwarzer Block

Demonstrationstaktik von Gruppierungen
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Als Schwarzer Block wird eine nach außen hin aufgrund von Verhalten und Kleidung (meist schwarz und vermummt) homogen wirkende Gruppe bezeichnet, die auf Demonstrationen auftritt. In aller Regel setzt sich diese Gruppe aus autonom gesinnten Menschen und Kleingruppen zusammen, sie bildet sich jedoch auf den Demonstrationen zumeist spontan. Ihr Kennzeichen ist dabei die Bereitschaft, das staatliche Gewaltmonopol durch bestimmte Aktionen zu hinterfragen, wie es etwa bei Hausbesetzungen vorkommt. Unter Umständen geht der Block dabei selbst offensiv gegen die Polizei oder bestimmte Gegner, wie etwa Neonazis vor (zum Beispiel bei Straßenblockaden gegen Naziaufmärsche zum Schutz von benachteilgten Randgruppen gegen rassistische Übergriffe und ähnlichem). Die einheitliche schwarze Bekleidung und die Sturmhaube sollen die Demonstranten vor der Erkennung durch Polizei, Staatsschutz und Rechtsextremen schützen. In Deutschland stellt dies nach geltendem Recht einen Verstoß gegen das Vermummungsverbot dar. Der schwarze Block ist mehr ein Phänomen denn eine Organisationsform. Heutzutage ist der sog. Schwarze Block bei Demonstrationen fast überhaupt nicht mehr präsent, was überwiegend an den umfangreichen polizeilichen Maßnahmen liegt, die im Vorfeld von demonstrativen Aktionen eingeleitet werden (Vorkontrollen etc.). Außerdem hat die mit der Verschärfung des Versammlungsrechts 1989 verbundene Heraufstufung der Vermummung von der Ordnungswidrikeit zur Straftat bewirkt, das viele linksautonome Aktivisten aufgrund befürchteter Repressalien auf eine Vermummung verzichten.

Geschichte

Der Begriff Schwarzer Block entstand mit dem Aufkommen der Neuen sozialen Bewegungen in den 1970er Jahren, als zunehmend Autonome auf Demonstrationen dieser Bewegungen wie der Anti Atomkraft-Bewegung und der Friedensbewegung auftauchten und sich selbst so bezeichneten. Damals war das Auftreten der Autonomen allerdings keineswegs so homogen schwarz wie zur Hochphase des Schwarzen Blocks: Anfang der 1990er marschierten in Göttingen auf von der Antifa organisierten Demonstrationen bis zu 2000 Menschen im schwarzen Block; Ausschreitungen gab es dabei allerdings kaum.

Erstmals offiziell dokumentiert wurde der Begriff Anfang der 80er-Jahre, als die Staatsanwaltschaft Wiesbaden einige Autonome der Mitgliedschaft in der erfundenen terroristischen Organisation Schwarzer Block beschuldigte.

Bei vielen Aktionen kam es jedoch auch oft zu regelrechten Schlachten mit der Polizei, zum Beispiel im Rahmen der Hausbesetzerbewegung in den 1980er und 1990er Jahren, der Bewegung gegen die Startbahn West am Frankfurter Flughafen Anfang der 1980er Jahre, der Anti-AKW-Bewegung in Brokdorf, Wackersdorf und Gorleben in den 1980ern, beim sogenannten Berliner Revolutionären Ersten Mai ab 1987, einer Alternativveranstaltung der linksradikalen Szene zu den traditionellen Erster Mai-Kundgebungen der Gewerkschaften, dem IWF-Kongress in Berlin, der Besetzung der Häuser in der Hafenstraße in Hamburg in den 1980ern.

Die bis heute größten Zusammenschlüsse zu Schwarzen Blöcken gab es bei folgenden Demonstrationen:

  • Dezember 1986 in Hamburg, Demonstration gegen drohende Räumungen der Hafenstraße
  • September - November 1987, weitere Demos zum selben Anlass in Hamburg; teilweise bis zu 2000 maskierte Demonstranten mit Helmen und schwarzer Lederkleidung
  • 11. Juni 1987, Großdemo gegen den Besuch des US-Präsidenten Ronald Reagan in Berlin; 20000 Demonstranten, darunter ca. 3000 vermummt; im Verlauf der Demo kommt es zu schweren Ausschreitungen sowie zu Plünderungen
  • November 1989; Großdemo nach dem durch Polizei verschuldeten Tod einer Angehörigen der linken Szene (Conny Wessmann); an der Spitze des 15000 Teilnehmer zählenden Protestzuges sind 2500 vermummte Autonome aus dem gesamten Bundesgebiet
  • 1990 erneut eine Demo zum Tod Conny Wessmanns; diesmal 3000 von 6000 Teilnehmern vermummt
  • mehrere Demonstrationen im Frühjahr 1989 zur Solidarität mit inhaftierten RAF-Gefangenen: große Schwarze Blöcke in Bonn (7000 Teilnehmer), Berlin (3500) und Hamburg (5000)
  • weitere Demos mit bis zu 1000 vermummten Teilnehmern in den 90er-Jahren mit zunehmend nachlassender Teilnehmerzahl; unter anderem 1993 in Wiesbaden nach Tod von Wolfgang Grams, im Mai 1993 in Bonn zur Blockade des Deutschen Bundestages anlässlich der Asyldebatte und im Dezember 1994 in Essen anlässlich des EU-Gipfels

Allein die Vermutung, das sich ein Schwarzer Block innerhalb einer Demonstration bildet, veranlasst die Polizei zumeist zu einer signifikanten Erhöhung ihres Kräfteaufgebots, da ein solcher Block meist zur Begehung strafbarer Handlungen wie Sachbeschädigungen, Angriffen auf Polizeibeamte etc. neigt. In den 80er-Jahren wurden derartige Aktionen szeneintern als Massenmilitanz bezeichnet.

Anti-Globalisierung

Auch machte der schwarze Block bei der Antiglobalisierungsbewegung wieder verstärkt von sich reden. Gerade in den USA wurde das Konzept im Stile der Antifa M in jüngerer Zeit erneut aufgegriffen. Aber auch beim G8-Gipfel 2001 in Genua trat der sogenannte schwarze Block in Erscheinung. Hunderte schwarz gekleideter Jugendlicher griffen am Rande der Demonstrationen Banken und Geschäfte an, um ihrem Unmut über die Macht des Kapitals Ausdruck zu verleihen.

Kritik

Die Möglichkeit sich durch die Vermummung vor den Blicken der Kameras und Polizisten zu schützen macht den schwarzen Block leider auch für Menschen, die es ausschließlich auf Randale und Krawall abgesehen haben, attraktiv.

Siehe auch

Autonome, Antifa, Hausbesetzer, Neue soziale Bewegungen, Erster Mai