Röstigraben

bildhafter Ausdruck für die Sprachgrenze zwischen dem deutschsprachigen und dem französischsprachigen Teil der Schweiz, auch Ausdruck für die kulturelle und politische Verschiedenheit der Landesteile
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Röstigraben (von der Berner Rösti, früher dem bäuerlichen Deutschschweizer Nationalgericht Nr. 1 - hauptsächlich als Bauernfrühstück in der westlichen Deutschschweiz) ist ein Ausdruck des schweizerischen politischen Lebens und bezeichnet einerseits den Unterschied in den Mentalitäten von Deutschschweizern und Romands, andererseits den latenten Konflikt zwischen der deutschsprachigen Bevölkerungsmehrheit der Schweiz und der frankophonen und zum Teil auch der italienischsprachigen Minderheit.

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Saane in Freiburg; das Symbol für den Röstigraben

Seinen Namen hat der Röstigraben als scherzhafte Bildung vom Saanegraben, dem engen Tal der Saane, die im Kanton Freiburg zum Teil die Sprachgrenze bildet.

Politisch gesehen äussert sich der Röstigraben immer wieder in gegensätzlichem Abstimmungsverhalten der Stimmbürger:

  • Deutlich treten die Unterschiede im Bereich der Aussen- bzw. Sozialpolitik zu Tage, wo die Romandie früher grundsätzlich dem Ausland gegenüber offener und staatlichen Regulierungen gegenüber freundlicher eingestellt ist.
  • Etwas weniger ausgeprägt ist diese Grenze bei Themen, die die Verkehrs-, Umwelt-, Drogen- und Gesellschaftspolitik betreffen. In diesen Feldern vertritt die Romandie eher konservative und technokratische Einstellungen.

In den letzten Jahren zeigt sich jedoch, dass sich der Röstigraben in der Aussen- und Sozialpolitik abschwächt, da die städtischen Gebiete der Deutschschweiz und sogar immer mehr Mittel- und Kleinstädte so abstimmen wie die Westschweiz. Heute existiert also im Bereich der Aussen- bzw. Sozialpolitik kein Deutschschweiz-Romandie-Gefälle, sondern einen Stadt-Land-Konflikt!

Die italienische Schweiz stimmt bei aussenpolitischen Themen üblicherweise so wie die Deutschschweiz, sonst eher mit der Romandie zusammen.

Von gewissen Forschern auf dem Gebiet der Volkskunde wird auch die Wichtigkeit der knapp 100 km weiter östlich, ebenfalls grob in Süd-Nord-Richtung verlaufenden Brünig-Napf-Reuss-Linie als Kulturgrenze herausgestrichen.

Literatur

Verwandte Themen

Siehe auch der Weisswurstäquator - die dem Röstigraben ähnliche, süddeutsch-norddeutsche Kulturgrenze.

Analog zum Röstigraben spricht man in jüngster Zeit auch von dem Bratwurstgraben, der die Ostschweiz vom Rest der Deutschschweiz abgrenzt. Bratwurst deshalb, weil die OLMA-Bratwurst aus St. Gallen die berühmteste Bratwurst der Schweiz ist.

Mehr ironisch wird der Unterschied der Basler zur übrigen Schweiz mit dem Begriff Läckerligraben (in Anspielung an die Basler Läckerli bezeichnet.

Auch vom Polentagraben (Polenta: Tessiner Maisgericht) wird neuerdings ebenfalls gesprochen (Tessin gegenüber der Restschweiz).