Polizistenmord von Heilbronn
Beim Heilbronner Phantom handelt es sich um eine unbekannte Frau, welche seit 1993 in Europa mit zahlreichen Straftaten in Verbindung gebracht wird, darunter sechs Tötungsdelikten, unter anderem der Tötung einer Polizistin in Heilbronn. Der Zusammenhang zwischen dem Phantom und den Taten konnte nur aufgrund der am Tatort nachgewiesenen DNA ermittelt werden. Das Alter und das Aussehen der Frau sind unbekannt, aus der DNA konnten die Ermittler nur schließen, dass es sich bei dem Phantom um eine Frau handelt. Ihre DNA wurde bis Oktober 2008 insgesamt 38 Mal[1][2][3] an Tatorten in Österreich, Frankreich und Deutschland gefunden.
Taten
Am 25. April 2007 wurde eine 22-jährige Polizistin in Heilbronn getötet und ihr 24-jähriger Kollege lebensgefährlich verletzt. Die Dienstwaffen und Handschellen der Polizisten sind seitdem verschollen. Der aus dem Koma erwachte Kollege der Erschossenen kann sich an die Tat selbst nicht erinnern. In Heilbronn erinnert eine Gedenktafel auf der Theresienwiese an das Verbrechen. Die DNA des Phantoms wurde an folgenden weiteren Tatorten sichergestellt:
- 1993 nach der Tötung einer 62-jährigen Rentnerin in Idar-Oberstein
- im März 2001 nach der Tötung eines Rentners in Freiburg im Breisgau
- 2005 nach einem Tötungsversuch an einem Mann in Worms
- im Oktober 2006 nach einem Einbruch in ein Wohn- und Geschäftshaus im Saarbrücker Stadtteil Burbach
- im März 2007 nach einem Einbruch bei einem Optiker in Österreich
- von 1993 bis 2007 nach 18 weiteren Einbrüchen in Geschäfte, Hotels und Wohnungen sowie nach Autodiebstählen
- im März 2008 in direktem Zusammenhang mit der Tötung von drei Georgiern in Heppenheim
- nach einem in der Nacht zum 23. März 2008 verübten Einbruch in ein stillgelegtes Hallenbad in Niederstetten
- bei vier Einbruchdiebstählen im Saarland und in Rheinland-Pfalz im März und April 2008[4]
- nach einem Hauseinbruch in Oberstenfeld-Gronau in der Nacht vom 9. auf den 10. April 2008
- nach einem Überfall auf eine Frau am Abend des 9. Mai 2008 in einem Vereinsheim in Saarhölzbach
- im Auto einer Pflegehelferin, die Ende Oktober 2008 bei Weinsberg tot aufgefunden wurde[5]
Umfeld
Es wird vermutet, dass die Frau aus dem Obdachlosen- und/oder Drogenmilieu kommt, da die meisten Einbrüche als Beschaffungskriminalität einzuschätzen sein dürften. Außerdem wurde neben einem der zahlreichen Tatorte ein von ihr halb verspeister Keks und neben einem anderen Tatort eine von ihr benutzte Einwegspritze mit Resten von Heroin [6] gefunden. Die Polizei geht davon aus, dass sich die Frau bei ihren Taten häufig in Begleitung von Männern befindet und vermutlich mit der organisierten Kriminalität zu tun hat. Die österreichische Polizei hat zwei Männer, einen aus Serbien und einen aus Polen, festgenommen, deren DNA-Material gemeinsam mit dem der Unbekannten bei Tatorten gefunden wurde.
Fahndung
Aufgrund von Zeugenaussagen wird die Möglichkeit eines männlichen Erscheinungsbilds der mutmaßlichen Täterin in Betracht gezogen. Eine im Institut für Gerichtliche Medizin, Innsbruck (Österreich), vorgenommene Untersuchung der Mitochondrialen DNA ergab, dass die Mutter und damit auch die Verdächtige (Tochter) aus Osteuropa stammen könnten. Das Ergebnis lautete, dass die DNA gehäuft in Osteuropa und im Gebiet der angrenzenden Russischen Föderation auftritt.[7] Allerdings lässt dieses Ergebnis keine Rückschlüsse auf das äußere Erscheinungsbild zu, da auch der väterliche Anteil berücksichtigt werden müsste. Anders als in Österreich dürfen in Deutschland bei DNA-Analysen außer dem Geschlecht keine persönlichen Merkmale festgestellt werden.
Mittlerweile sind 300.000 Euro Belohnung für Hinweise zum Verbleib der Frau ausgesetzt. Bei der Polizeidirektion Heilbronn werden die Ermittlungen in der Soko Parkplatz gebündelt.
Einzelnachweise
- ↑ Phantomspur erneut aufgetaucht. stimme.de, 7. August 2008
- ↑ "Phantom" hinterlässt erneut DNA-Spur. spiegel.de, 7. August 2008
- ↑ Weitere DNS-Spur von "Heilbronner Phantom", sueddeutsche.de, abgerufen 21. Dezember 2008
- ↑ Carsten Friese: Und wieder schweigen die Komplizen des Phantoms eisern. In: Heilbronner Stimme. 19. Dezember 2008 (bei stimme.de [abgerufen am 21. Dezember 2008]).
- ↑ Helmut Buchholz und Andreas Tschürtz: Phantom kehrt in die Region Heilbronn zurück. In: Heilbronner Stimme. 19. Dezember 2008 (bei stimme.de [abgerufen am 21. Dezember 2008]).
Carsten Friese und Helmut Buchholz: Was hat das Phantom mit der Pflegehelferin zu tun? In: Heilbronner Stimme. 20. Dezember 2008 (bei stimme.de [abgerufen am 21. Dezember 2008]). - ↑ ZDF-Sendung Der Fall vom 26. August 2008 zum Heilbronner Phantom, http://www.zdf.de/ZDFmediathek/content/9602?inPopup=true bzw. http://wstreaming.zdf.de/zdf/300/080814_parson_dok.asx
- ↑ Carsten Friese: Haut- und Augenfarbe des Phantoms bleiben ein Geheimnis. In: Heilbronner Stimme. 28. August 2008 (bei stimme.de [abgerufen am 21. Dezember 2008]).
Weblinks
- Aktuelle Infos der Polizei Baden-Württemberg zum Tötungsdelikt in Heilbronn
- Der Fall: Die Frau ohne Gesicht - Dokumentarfilm von Ulrike Eichin und Kristina Kayatz (Ausstrahlung am 23. August 2008 im ZDF)
- Heilbronner Polizistenmord: Die Jagd nach einem Phantom - Dokumentarfilm von Stefan Maier (Ausstrahlung am 5. Januar 2009 in der ARD)
- ZDF-Heute: Heilbronn: Polizei jagt Phantom
- ZDF-Heute: Heilbronn: Polizistin durch Serientäterin getötet?
- WeiterGedacht: Das Phantom von Heilbronn
- Spiegel Online: "Dieser Fall sprengt alles Dagewesene"
- Spiegel Online: "Neue Spur des 'Phantoms' gefunden"
- Berichte der Heilbronner Stimme zur Tat
- Christian Schüle: Die Unsichtbare. Zeit Online, 24. April 2008
Personendaten | |
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NAME | Heilbronner Phantom |
KURZBESCHREIBUNG | mutmaßliche Serienmörderin |
GEBURTSDATUM | 20. Jahrhundert |