Enzyklopädie

umfangreiches Nachschlagewerk
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Eine Enzyklopädie (v. frz. encyclopédie, lat. encyclopaedia, grch.: egkyklopaideia [aus egky´klios rund, im Kreise gehend; und paideía Lehre] = Grundlehre aller Wissenschaften und Künste) ist ein Nachschlagewerk, in dem der gesamte Wissensstoff aller Disziplinen oder eines Faches alphabetisch oder systematisch dargestellt wird.

Eine andere Bezeichnung für eine Enzyklopädie ist Lexikon (grch. lexikón [biblíon]: das Wörter betreffende Buch, von léxis: Rede, Wort; von legein: sammeln, lesen). Vor allem enzyklopädische Nachschlagewerke mit einem begrenzten Fachumfang (Fachlexika) werden eher als Lexikon oder Sachwörterbuch bezeichnet (z.B. Computerlexikon Sprachlexikon oder Tierlexikon).

Allerdings werden auch Wörterbücher als Lexikon bezeichnet. Wörterbücher unterscheiden sich von Enzyklopädien dadurch, dass sie einzelne lexikalische Einheiten (z.B. Wörter) verzeichnen.

Geschichte und Entwicklung

Die Enzyklopädie war ursprünglich nach dem Sophisten Hippias von Elis der Begriff für die universale Bildung, später allgemein die Alltagsbildung, die allerdings nach Sokrates nur auf die wahre Bildung vorbereite; die antiken Griechen verfassten jedoch noch keine Enzyklopädíen, es handelt sich um eine typisch römische Literaturgattung. Sie geht auf Varro zurück, der den Fächerkanon nach dem System der Artes liberales organisierte.

Auch im aussereuropäischen Raum wurden bereits sehr früh Enzyklopädien entwickelt, so beispielsweise in antiken China. Enzyklopädieartige Werke entstanden hier ab etwa 500 v. Chr. auf Bambusstreifen und Schriftrollen. Spätere namhafte chinesische Enzyklopädien sind beispielsweise die Yong-Le-Enzyklopädie aus dem 15. Jahrhundert (fertiggestellt 1408; 22.877 Faszikel bzw. 11.095 Bände) und die Tai Ping Yu Lan (Kaiserliche Taiping-Enzyklopädie, Song-Dynastie; etwa 1.000 Faszikel; zuletzt neu aufgelegt 1959). Obwohl diese gigantischen aussereuropäischen Enzyklopädien älter sind als die des europäischen Raums haben sie für die Entwicklung dessen, was uns heute als Enyzklopädie bekannt ist, nur untergeordnete Bedeutung, da sie die europäische Traditionslinie der Enzyklopädik nicht oder kaum beeinflussten.

In der Neuzeit seit dem 17./18.Jh., zunächst unter Einfluss der Enzyklopädisten, ist Enzyklopädie der Begriff für ein Werk, das die Gesamtheit des menschlichen Wissens darstellt.

Das Ziel der so genannten Enzyklopädisten des 18. Jahrhundert war es, im Zuge der Aufklärung ein auf Vernunft gegründetes Kompendium des gesamten Wissens ihrer Zeit zusammenzutragen; die französische Encyclopédie, herausgegeben von Jean Baptiste le Rond d'Alembert und Denis Diderot wurde 1772 in 28 Bänden mit 71.818 Artikeln und 2.885 Illustrationen fertiggestellt.

Die 11. Auflage der Encyclopædia Britannica (1911) ist der nächste Meilenstein in der Geschichte der Enzyklopädistik; diese Auflage ist mittlerweile gemeinfrei (public domain). Geschätzt wird die Encyclopædia Britannica (EB) besonders aufgrund ihrer fundierten Hintergrundartikel.

Die Enzyklopädie hat in der Aufklärung und im 18. Jahrhundert ihr Publikum, ihre Aufgabe und die Form gefunden und vollendet. Im 19. Jahrhundert wurde für das aufkommende Bildungsbürgertum das Konversationslexikon herausgegeben, ob Meyers oder der Brockhaus, sie haben sehr viele Züge einer Enzyklopädie mit der Form eines Wörterbuches verbunden.

Ist eine Enzyklopädie primär ein allgemeines Bildungswerk des Wissens, ein Lexikon ein Nachschlagewerk der Allgemeinbildung, legt ein Wörterbuch dagegen meist die Betonung auf die Sprache selbst (Duden). So erfüllt ein Konversationslexikon mehrere Aufgaben zu gleich. Die gebildeten Bürger wollten zur Konversation das Wissensfundament haben, sie wollten aber meist, als ein Zeichen ihrer Bildung und ihres Sozialstatus, auch eine gehobene Schriftsprache beherrschen.

Neue Formen der Enzyklopädie

Die Tatsache, dass eine Enzyklopädie von ihrem eigenen Anspruch her strukturell und inhaltlich eigentlich nie abgeschlossen sein kann, ist eine Herausforderung an die neuen Medien. So ermöglichten es die Medien CDROM bzw. DVD, dass wichtige Herausgeber im Gefolge der New Economy von gedruckten Enzyklopädien auf elektronische Publikationsformen umgestellt haben; das Medium ist kostengünstig, und auch Bilder, Ton- und Videodokumente können leicht eingebunden werden. Mittlerweile wird die Encyclopædia Britannica aber wieder in gedruckter Form angeboten.

Dieser Artikel ist Teil der Wikipedia, die selbst eine Enzyklopädie ist (oder es werden wird).

Enzyklopädien nach Sprachen

Vergleich einiger Enzyklopädien

Ausgewählte Enzyklopädie (Stand März 2004)
Name Titel Medium Artikelanzahl Wörter Abbildungen Videos Audio Weblinks Preis in Euro Quelle
Britannica Encyclopaedia Britannica (EB) 32 Bände >75.000 44 Mio ? keine keine ? 1869,00
Brockhaus Die Enzyklopädie 20., neu bearbeitete Auflage 1996 bis 1999 24 Bände >260.000 ? > 35 000 keine keine ? 2796,00 [1]
Brockhaus Die Enzyklopädie digital 10 CDs oder 1 DVD >260.000 26 Mio >14 500 250 13 Stunden > 19 000 949,00 [2]
Encarta Enzyklopädie Professional 2004 4 CDs oder 1 DVD > 50.000 19,1 Mio > 20.500 > 300 > 2.750 5.600 119,00 [3]
Meyers Meyers Großes Taschenlexikon in 26 Bänden 26 Bände + CD >150.000 ? > 5000 keine keine ? 149,00
Wikipedia Die freie Enzyklopädie (deutsch) Online z.Z. 3.012.261 16 Mio >11000 ? 5 >35000 (*) [4],[5]

(*) Nutzungsvoraussetzung ist der Zugang zu einem internetfähigem Computer oder Terminal; hinzu kommen ggf. Telefon-/ Onlinekosten. Die Nutzung der Wikipedia selbst ist kostenlos.

Typologie von Enzyklopädien und Lexika

Allgemeine Enzyklopädien

Als allgemeine oder universale Enzyklopädien bezeichnet man Enzyklopädien, die nicht auf ein Fach beschränkt sind, wie die Encyclopædia Britannica, den Brockhaus oder die Wikipedia.

Konversationslexika

Unter einem Konversationslexikon versteht man seit dem 19. Jahrhundert ein allgemeines und umfassendes Lexikon, das dem Leser die für eine Konversation im Salon notwendige Bildung vermittelt. Der Übergang zur Enzyklopädie ist fließend.

Johann Heinrich Zedler veröffentlichte 1732-1754 das erste umfassende deutsche Lexikon.

Von Brockhaus Konversations-Lexikon und Meyers Konversations-Lexikon sind die vor dem 1. Weltkrieg erschienenen Ausgaben für Fakten zur Geistesgeschichte noch immer sehr ergiebig, danach rücken die Naturwissenschaften in den Vordergrund.

Historisch-biographische Lexika

Mit Schwerpunkt auf Kunst und Architektur: Thieme/Becker (Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, 37 Bände, erschienen 1907-1950, Nachdruck 1992); mit der Fortsetzung von Hans Vollmer (Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des 20. Jahrhunderts, 6 Bände, erschienen 1952-1962, Nachdruck 1992). Erschlossen z.T. über http://vasari.cs.uni-dortmund.de:1511/lexika.html (Juni 2003: nicht erreichbar). Im Erscheinen begriffen ist: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL), hg. von Günter Meißner, Leipzig 1983ff. (bis Bd. 3), dann von K.G. Saur übernommen: München/Leipzig 1992 ff. (Stand Juni 2003: 36 Bände bis Faradje).

Für Deutschland maßgeblich sind die Allgemeine Deutsche Biographie (ADB) in 55 Bänden und einem Register (1873-1912) und die seit 1953 erscheinende Neue Deutsche Biographie (NDB), von der bislang 20 Bände erschienen sind (Stand Februar 2003). Elektronisch erschlossen über http://mdz2.bib-bvb.de/~adb/ bzw. http://mdz2.bib-bvb.de/~ndb/

Mit Schwerpunkt auf Literatur:

  • Deutsches Literatur-Lexikon. Biographisch-bibliographisches Handbuch, 3. Aufl., Bern/München 1968ff. (Stand Mai 2003: 22 Bände bis Tilisch).
  • Deutsches Literatur-Lexikon. Biographisch-bibliographisches Handbuch, Ergänzungsbände, Bern 1994ff. (Stand Mai 2003: 6 Bände bis Ryslavy (1999)).
  • Deutsches Literatur-Lexikon. Das 20. Jahrhundert, hg. von Carl Ludwig Lang, Bern/München 2000, ab Bd.2 hg von Konrad Feilchenfeldt, Bern/München 2001 (Stand Mai 2003: 4 Bände bis Busta).

Siehe auch: Biographie

Sachlexika

Es gibt auch Lexika mit einem nationalen Fokus, z.B. das zweibändige Österreich-Lexikon (1995) das unter http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop zur Verfügung steht und zuletzt mit Stichtag 31. Juli 2001 aktualisiert wurde (Stand Februar 2003). Nützlich sind oftmals kompakte Taschenlexika wie z.B. Klaus Kreiser, Werner Diem, Hans Georg Majer (Hgg.): Lexikon der Islamischen Welt, 3 Bände, Stuttgart u.a. 1974 (Urban-Taschenbücher 200).

National- und Kulturenzyklopädien

  • Bolschaja Russkaja Enziklopedia (Bol'schaja sowjetskaja enciklopedija, BSE);
    • 1. Ausgabe, Bol?s?aja Sovetskaja Enciklopedija, hrsg. von der Aktionärsgesellschaft Sowjetische Enzyklopädie, ab 1930 Staatlicher Enzyklopädieverlag Sowjetische Enzyklopädie, später Staatliches Institut Sowjetische Enzyklopädie, 65 Bände, Moskau 1926?1947;
    • 2.Ausgabe, auf Weisung des Ministerrats 1949 veranlasst: Bol?s?aja Sovetskaja Enciklopedija, hrsg. v. d. Staatlichen Akademie Moskau, 50 Bände plus ein Ergänzungsband, Moskau 1949?1958; 2 Reg.-Bde 1960.
  • Encyclopaedia Judaica (publiziert ab 1971, englischsprachig; Jerusalem: Keter; New York: Macmillan), geht zurück auf die deutsche Encyclopaedia Judaica (Berlin: Eschkol 1928-1934; nur partiell erschienen, Bände A-Lyra).
  • Illustrated Australian Encyclopaedia, (publiziert ab 1925 von Arthur Wilberforce Jose und Herbert James Carter)

Anti-Enzyklopädien

Anti-Enzyklopädien stellen nicht einen als gesichert bezeichneten Wissens- und Forschungsstand dar, sondern stellen gegensätzliche Positionen einander gleichgeordnet oder sie gegeneinander abwägend gegenüber.

Andere Nachschlagewerke

Die Abgrenzung zum Handbuch ist mitunter schwierig, zumal auch viele Handbücher alphabetisch geordnet sind.

Verwandte Wissenschaften

Die Wissenschaft von der Erforschung von enzyklopädischen Nachschlagewerken ist die Enzyklopädik. Darunter wird vor allem die historische Untersuchung von Enzyklopädien verstanden. Daneben gibt es die Bezeichnung Enzyklopädistik. Beide Wörter werden auch synonym für eine Enzyklopädie verwendet. Die Lexikographie beschäftigt sich eher mit der Erstellung von Wörterbücher als mit enzyklopädischen Lexika. Andere Wissenschaften mit Bezug zur Betrachtung von Enzyklopädien sind die Kulturwissenschaft, Medienwissenschaft und Wissenschaftstheorie.

Literatur

Siehe auch: Monographie, w:1911 Encyclopaedia Britannica, Nachschlagewerke im Internet