Portishead (Band)

britische Trip-Hop-Band
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Portishead ist eine britische Trip Hop-Band.

Sie besteht aus Geoff Barrow (Arrangements), der Sängerin Beth Gibbons, dem Gitarristen Adrian Utley und dem Toningenieur Dave McDonald. Portishead ist nach der in der Nähe von Bristol liegenden Heimatstadt von Geoff Barrow benannnt. Barrow war als Studio-Angestellter an der Produktion des ersten Massive Attack-Albums beteiligt: er hat für Tee gesorgt und konnte ab und zu mal die Aufnahmegeräte bedienen. Er wurde von allen "the guy from Portishead" genannt. Das brachte ihn auf die Idee, sein eigenes Projekt auf diesen Namen zu taufen. 1992 traf er auf Beth Gibbons, die ab und zu kleine Auftritte in Bars hatte, ansonsten aber in einer Werbeagentur tätig war. Im Coach House Studio nahmen sie zusammen mit Jazz-Gitarrist Adrian Utley ihre erste Session auf: "Sour Times". Im Frühjahr 1993 wurde Portishead offiziell gegründet. Zusammen mit Toningenieur Dave McDonald nahmen sie ein 3-Track-Demo auf (Sour Times, It's a fire und it could be sweat). Noch im selben Jahr wurden sie vom Label Go!Beat unter Vertrag genommen. Das Debut-Album Dummy erschien 1994, erreichte Platz 32 der UK Album-Charts und wurde von den Magazinen "The Face", "Mix Mag" und "Melody Maker" als Album des Jahres gewählt. Ausserdem erhielten sie den "Mercury Music Prize". Ebenfalls für das beste Album des Jahres.

Mit ihren atmosphärischen Clips zu den ersten Auskopplungen "Glory Box" und "Sour Times" schafften sie es, die Aufmerksamkeit über die Trip Hop-Szene Bristols hinaus auf sich zu ziehen, und "Glory Box" stürmte in England direkt auf Platz 13 der Single-Charts ohne jemals vorher im Radio gespielt worden zu sein. Zur gleichen Zeit schaffte "Sour Times" den Sprung über den Atlantik und in die reguläre Clipschleife von MTV-Amerika, und avancierte innerhalb weniger Wochen zum alternativen Hitwunder in den USA. Derweil hatten Portishead eine Armada von Folgeacts, wie den Sneaker Pimps, Baxter oder Lamb inspiriert.

Nach diesen Erfolgen nahmen sich Portishead mehrere Jahre Zeit, um an ihrem zweiten Album Portishead zu arbeiten, welches dann schließlich im September 1997 in England und wenig später auch in Deutschland auf den Markt kam. Auf den ersten Blick tritt Portishead vollkommen in die Fußstapfen seines berühmten größeren Bruders Dummy, doch bei mehrmaligem Hören, so die landläufige Kritikermeinung, entfaltet es seinen speziellen, eigenen und innovativen neuen Touch. Portishead arbeitete bei ihrem neuen Werk ausschliesslich mit Samples, die sie selber einspielt hatten. Verspieltere Klänge, wie sie noch bei "Glory Box" zu hören waren, traten eher zurück, und wichen tieferen, sphärigeren und stellenweise düstereren Passagen. Doch auch Portishead ist zweifellos ein Meilenstein der Trip Hop-Geschichte, da es die Konkurrenzfähigkeit elektronischer Musik, auf hohem Level mit den "klassischen" Stilen und ihren Instrumenten, mitzuhalten.

Mit ihrem ersten Livealbum, das Portishead nach ihrer überaus erfolgreichen Tour 1998 releasten, traten sie den Beweis an, dass auch Gibbons, mit ihrer betörenden und aufsehenerregenden Stimme, die von ihrer einnehmenden Aura umwabert wird, und ihre scratchenden, sampelnden, Gitarre-, Schlagzeug-, Keyboard-, Saxophon-, und Sonstiges spielenden Kollegen, auch noch ein ganzes Orchester harmonisch mit in ihren Sound einzubauen vermochten. Das 35-köpfige Orchester geriet zwar beim ersten Eindruck vielleicht etwas in den Hintergrund, ist aber bei näherer Betrachtung durchaus gleichberechtigt und ungeheuer bereichernd in den Sound eingebunden.

Portishead haben den Trip Hop vielleicht nicht erfunden, doch sie waren definitiv unter den Ersten, die ihn salonfähig machten und aus den kleinen Szeneclubs Bristols bis nach Amerika trugen. Auf das Fundament der slow und geradezu elastisch anmutenden Beats, bauten Portishead ein mehrstöckiges musikalisches Gebäude aus Cool-Jazz und Soundtrackelementen, das später noch durch viele weitere Einflüsse unterstützt, ihren Stücken einen atmosphärischen, durchdringenden, verspielten, innovativen und hochkomplexen Sound verleiht. Gerade letztere Attribute heben den Sound von Portishead vor allem vom Hip Hop ab, der sich zwar in manchen Fällen ähnlicher Backgrounds bedient, sprich lässigen Beats und Samples, Scratching, etc. Der Begriff "TripHop" stammt von einem Musik-Journalisten. Die Band selber konnte sich nie damit identifizieren und hat ihre Musik auch nie so bezeichnet.

Zur Zeit kursiert im Internet ein Album namens Pearl, bei dem es sich in Wirklichkeit jedoch um das Album Empathy von Mandalay handelt. Auch Gerüchte um ein Album mit dem Titel Alien wurden von Portishead offiziell dementiert.

Nur bei eingehender Betrachtung wird der volle Grad der Auswirkung Portisheads und ihrer Kollegen, wie Massive Attack oder Björk, mit denen es immer wieder diverse Zusammenarbeiten gab, auf die moderne Musikkultur, zumindest der etwas Anspruchsvolleren, sicht- und hörbar.

Diskographie