Die Zirbelkiefer (Pinus cembra), auch Arve oder Zirbe genannt, ist ein Baum aus der Familie der Kieferngewächse. Sie kommt in drei Unterarten vor, deren Areale über 2000 km auseinander liegen: Die mitteleuropäische Alpenzirbe (Pinus cembra cembra), die an extreme Hochgebirgsgedingungen angepasst ist, die weit verbreitete Sibirische Zirbe (Pinus cembra sibirica), von den Russen „kedr“ (Sibirische Zeder) genannt wird und auch feuchtere bis sumpfige Standorte verträgt und deren östliche Form die in Korea (Pinus koraiensis).
Zirbelkiefer | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Pinus cembra | ||||||||||||
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Namen
Die Bezeichnung Zirbe für diese Kiefernart ist in Österreich und Bayern gebräuchlich. In Kärnten trägt der Baum auch die volkstümliche Bezeichnung Zirbm und in Tirol wird er gelegentlich Zirm genannt. Bis in 16. Jahrhundert bezogen sich diese Namen jedoch nur auf die Zapfen dieser Kiefernart. Der Begriff leitet sich möglicherweise von dem mittelhochdeutschen Wort „zirben“ ab, dass man mit „wirbeln“ oder sich im Kreise drehen übersetzen würde.
In der Schweiz wird dieser Baum normalerweise Arve genannt; der typische Mischwald der Hochgebirgsregion, die die Zirbelkiefer gemeinsam mit der Lärche bildet, wird in der Fachliteratur als Arven-Lärchenwald bezeichnet.
Erscheinungsbild
Die Zirbelkiefer wird 20 bis 30 m hoch und kann bis zu 1000 Jahre alt werden. Der Stammdurchmesser solcher alten Bäume beträgt zwischen einem und 1,7 Metern. Die Borke des Baums ist von grau bis silbrig rotbrauner Farbe und weist die für Kiefern typischen Längsrisse auf. Die Rinde der Äste ist dagegen von graugrüner bis hellgrauer Farbe. Die buschigen, 5 bis 12 cm langen Nadeln stehen zu fünft an Kurztrieben und sind sehr weich und biegsam. Bei freistehenden Bäumen reichen die Äste auch im hohen Alter noch bis zum Boden herab.
Die Zirbe ist einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch). Die Blütezeit ist von Mai bis Juli, wobei die Blüten nur im oberen Kronenbereich angesetzt werden. Die Samen reifen im zweiten Jahr von September bis Oktober. Im Freistand wird die Blühfähigkeit mit 50 Jahren erreicht, im Bestand noch später. Die eiförmigen Zapfen sind 5 bis 13 cm lang und 4 bis 8 cm breit. Sie enthalten ungeflügelte, etwa 1 cm große, nussartige Samen mit harter Schale.
Die Zirbelkiefer ist sehr gut an kalte Winter angepasst und verträgt Temperaturen bis -50° C. Sie ist außerdem weitgehend resistent gegen den Pilz Strobenrost (Cronartium ribicola), der beispielsweise die nahe verwandte Weymouthskiefer stark gefährdet.
Verbreitung
Die Alpenzirbe kommt in einer Höhe von 1300 m bis 2850 m vor, bevorzugt zwischen 1500 und 2000 m NN. Sie bildet Reinbestände oder ist mit der Lärche (Larix decidua) vergesellschaftet. Verbreitet ist sie im Alpenraum und den Karpaten. Größere Bestände finden sich in Österreich in den Hohen Tauern, den Ötztaler Alpen und den Seetaler Alpen, in der Schweiz im Wallis und im Oberengadin. In Deutschland gibt es kleinere Bestände bei Berchtesgaden.
Die Sibirische Zirbe hat ein großes Verbreitungsgebiet vom Ural bis Ostsibirien zwischen dem 45. und 68. Breitengrad wächst sie fast in der geammten rusisch-asiatischen Teiga bis nach Nord-China, Mongolei und Korea. Sie besiedelt dort im Vergleich zu Europa häufig feuchtere bis nasse Standorte und kommt neben dem Bergland auch im Tiefland vor.
Da nur noch kleine Zirbenbestände in Europa vorhanden sind und die Zirbe sehr langsam wächst, ist dieser Baum teilweise geschützt. So ist in Oberösterreich das Ernten von Zirbenzapfen verboten, in der Steiermark und in Tirol jedoch erlaubt.
Zirbelkiefer und Tannenhäher
Die Zirbelkiefer steht in enger Lebensgemeinschaft mit dem Tannenhäher, dessen Hauptnahrungsquelle die Zirbelnüsse sind. Der Tannenhäher ist maßgeblich an einer natürlichen Verjüngung der Bestände beteiligt und verbreitet diese anders als andere Samenfresser wie etwa Spechte, Eichhörnchen oder Mäuse über die Waldgrenze hinaus.
Der Tannenhäher legt ab August zahlreiche Vorratsverstecke mit Zirbensamen an. Dabei bevorzugt er weichen oder lockeren Untergrund und legt in diesem auch größere Depots an als in festen. Etwa aus 20% der versteckten Zirbensämlinge wachsen Keimlinge, da sie der Tannenhäher im Winter nicht wieder findet und sie auch dem Verzehr durch andere Samenräuber wie beispielsweise Rötelmäuse oder Eichhörnchen entgangen sind.
Die Zirbelkiefer profitiert in ihrer Ausbreitung durch die Versteckausbreitung über den Tannenhäher, da dieser solche Stellen zur Anlage von Vorratslager bevorzugt, die hinsichtlich des Keimungserfolges und des Wachstums der Jungbäume relativ günstig sind. Sie ist aus diesem Grund auch der Sukzessionsbaum der Lärche. Die Lärche, die eine typische Rohbodenbesiedlerin ist, verbreitet anders als die Zirbelkiefer ihren Samen durch den Wind (sogenannte Anemochorie). Nur wenige Samen finden jedoch ein geeignetes Keimbeet, da nach dem Rückgang der Beweidung die Rasen- und Zwergstrauchdecken dichter geworden sind und der Samen nur selten auf den zur Keimung benötigten vegetationslosen Stellen anfliegt. Der Keimungserfolg der auf dem Boden aufliegenden Samen der Lärche ist außerdem von günstigen Witterungsbedingungen abhängig.
Nutzung
Holz
Die Zirbelkiefer ist ein Kernholzbaum. Der schmale Splint ist gelblich, das Kernholz rötlich und stark nachdunkelnd. Das Holz ist harzreich, weich, zäh, sehr dauerhaft und verströmt einen angenehmen Duft. Es wird im Innenausbau für Vertäfelungen, als Möbelholz (für Bauernküchen), für Schindeln und für Schnitzarbeiten genutzt. Es sollen auch, mangels anderer Holzarten im alpinen Gelände, Almhütten daraus gezimmert worden sein. In In Si
Zirbelkerne
Die wohlschmeckenden Samen, die 70% Fette und 20% Eiweiss enthalten, wurden früher im Alpenraum als Nahrungsmittel verwendet und werden heute noch in Sibirien in großen Mengen gehandelt. Mit unter sind aber auch auf den europäischen Markt befindliche vermeintliche Pinienkerne mit der Herkunft China in Wahheit Zirbelkieferkerne. Im Unterschied zu Pienienkerne, sind diese nicht ganz so länglich in der Form und etwas feuchter in der konsistenz. Auch ist der Geschmack wenniger harzig und erinnert mehr an Walnüsse.
Nahrungsmittel
Eine Spezialität ist der Zirbengeist, bei dem drei bis vier Zirbenzapfen pro Liter Schnaps mehrere Wochen eingelegt werden, bis der Sud eine dunkelbraune-rötliche Farbe angenommen hat. Rezept:
- 1 Liter Kornschnaps
- 3 mittelgroße Zirbenzapfen, in 5 Millimeter dicke Scheiben geschnitten
- Zucker (je nach Geschmack)
Den Sud in der Sonne stehen lassen und immer mal wieder umrühren; nach 2 Wochen abschütten.
Sonstiges
Der Zapfen der Zirbelkiefer wird auch irreführend Zirbelnuss genannt und hat im mitteleuropäischen Raum seit römischer Zeit Bedeutung als Fruchtbarkeits- und Unsterblichkeitssymbol. Die Zirbelnuss ist bis heute im Stadtwappen von Augsburg abgebildet.
Die im Zwischenhirn des Menschen befindliche Zirbeldrüse (Corpus pineale) trägt ihren Namen, da sie in ihrer Form an den Zirbelkiefernzapfen erinnert.
Literatur
- Ulrich Hecker; Bäume und Sträucher, BLV Verlag München, 1995, ISBN 3-405-14738-7