Ein Wat (Thai: วัด) ist die thailändische Bezeichnung für einen Komplex, der von einer Mauer umgeben ist und hauptsächlich religiösen Zwecken dient. Man ist geneigt, ihn auf Deutsch als Tempel zu bezeichnen, aber die Buddhisten haben keinen Gott, den sie anbeten könnten. Auch die Bezeichnung buddhistisches Kloster trifft nicht genau den Zweck eines Wat, denn es gibt auch Einrichtungen in einem Wat, die den Laien als Ort der Verehrung dienen. Außerdem gibt es einige Wat ohne Kloster, wie z.B. der Wat Phra Kaeo in Bangkok. Vielleicht wäre Gemeinde-Zentrum eine geeignete Beschreibung, aber im Westen hat sich die Bezeichnung Tempel oder auch Tempelanlage mittlerweile eingebürgert.

Der Wat ist der Mittelpunkt des buddhistischen Lebens in Thailand. Praktisch jedes Dorf in Thailand hat mindestens einen Wat, während sie in großen Städten recht zahlreich sein können. Bangkok, die Hauptstadt Thailands, hat z.B. mehr als 400 Wat, während die Anzahl der Wat im ganzen Land gut 30.000 beträgt.
Wat, deren Namen (oft eingeleitet von der Silbe Phra) mit Rat-, Racha- oder Maha- beginnen, wurden von königlichen Hoheiten gestiftet oder hüten hochverehrte Kultobjekte.
Architektur
Ein durchschnittlicher Wat, besonders ein Wat Luang (königlich gesponsorter Wat), besteht aus zwei unterschiedlichen Teilen, dem Putthawat und dem Sanghawat. Der Puttawat ist der dem Buddha geweihte Bereich, der im allgemeinen aus verschiedenen Gebäuden besteht, die von einer Mauer (Kampheng Kaeo) umschlossen sind:
- Chedi (Thai: พระเจดีย์, Singhalesisch: Dagoba) - ein meist glockenförmiger, nach oben spitz zulaufender Turm, manchmal begehbar und mit Blattgold überzogen.
- Prang, die thailändische Adaption der Tempeltürme, die die Khmer in Angkor Wat und auch in Angkor Thom bauten, oft vorhanden in Tempeln aus der Sukhothai- und Ayutthaya-Zeit.
- Bot (Thai: โบสถ์, พระอุโบสถ)- Gebetshalle und heiligster Bezirk des Wat, in dem die Mönche ihre Zeremonien abhalten.
- Viharn (Thai: พระวิหาร) - ein Versammlungsraum für Mönche und Gläubige.
- Hor Trai (Thai: หอไตร) - das Bibliotheksgebäude, hier werden die heiligen Schriftrollen (Tipitaka) aufbewahrt; eine besondere Bauform ist der kubische Mondop (Thai: พระมณฑป, ausgesprochen Mon-Dop).
- Sala (Thai: ศาลา) - ein offener Pavillon als Platz zum Verweilen, schattiger Treffpunkt für Pilger.
- Sala Kan Prian - eine große, offene Halle, in der die Laien Predigten hören oder ihrem täglichen religiösen Unterricht beiwohnen können. Sie wird Sala Kan Prian genannt, wörtlich: Halle, in der Mönche für ihre Prian-Prüfung studieren.
- Hor Rakhang (Thai: หอระฆัง) - der Glockenturm weckt die Mönche und ruft sie zu den morgendlichen und abendlichen Zeremonien zusammen.
- Phra Rabieng - eine nach innen offene Galerie umgibt oft das Zentral-Heiligtum.
- Zusätzliche Hilfsgebäude werden je nach den lokalen Bedürfnissen errichtet, wie z. B. ein Krematorium oder auch eine Schule.
An den Gebäuden können verschiedene Verzierungen angebracht sein, z. B. Chofahs.
Der Sanghawat dagegen ist der Wohnbereich der Mönche. Auch er ist von einer Mauer gegen die weltliche Umgebung abgeschirmt. Hier befinden sich:
- Kuti (Thai: กุฎิ) - die Mönche eines Wat leben in einzelnen Häusern, das größte ist dabei dem Abt vorbehalten.
Ein typischer Sanghawat kann auch einen Hor Rakhang (Glockenturm) oder sogar einen Sala Kan Prian (Predigthalle) beinhalten.
Sinn und Zweck des Wat
Im ländlichen Thailand dient ein Wat oft als Kombination von religiösem Zentrum, Grundschule, Klinik, (Kräuter-)Sauna, Treffpunkt und Gemeinschafts-Zentrum, Altersheim und als kurzfristige Unterkunft für Gäste, wobei die ansässigen Mönche und Mae Chis (etwa: Nonnen) als Personal für eine oder mehrere dieser Funktionen dienen.
Ein Tempel in Zentral-Thailand (Wat Tham Krabok) ist z.B. weltbekannt für seine erfolgreiche Behandlung von Drogensüchtigen, ein weiterer Tempel, Wat Phra Bhat Nam Phu, ist in Thailand sehr bekannt als Hospiz für Aids-Kranke.
Festlichkeiten
Ein typischer Wat ist auch das soziale Zentrum für die Thais und als solches oft die Umgebung von Festivitäten. Bei den Ngaan Wat oder Tempel-Festen geht es schon mal besonders hoch her. Sie finden in regelmäßigen Abständen an besonderen Tagen statt wie z.B. am Jahrestag von Buddhas Geburt, Erleuchtung und Tod (genannt Wisakha Bucha, Vollmond im Mai) oder am Jahrestag der ersten Predigt Buddhas zu den 1250 Mönchen (genannt Makha Bucha, Vollmond im Februar). Es werden Freiluft-Kinovorstellungen geboten, Theater-Vorführungen oder sogar Rock-Konzerte (von denen manche so klingen, als hätten die Musiker an diesem Tag zum ersten Mal eine Gitarre in der Hand gehalten, was dem Spaß aber keinerlei Abbruch tut). Manchmal wird sogar ein Feuerwerk abgebrannt.
Eine andere typische Festlichkeit ist die Ngaan Sop oder Verbrennungs-Zeremonie. Diese ist in Thailand eher von Freude als von Trauer begleitet, die aber mit dem Wohlstand der Familie des/der Verblichenen variiert. Auf dem Lande beinhaltet eine Ngaan Sop meistens eine lebhafte Prozession (mit Musik-Kapelle!) vom Heim des/der Verstorbenen zum Tempel.
Wie soll ich mich verhalten?
Meist kann der Besucher damit rechnen, daß seine Unkenntnis der thailändischen Höflichkeitsregeln entschuldigt wird, indem man ihn für merkwürdig, im schlimmsten Fall für ungehobelt hält. Im Zusammenhang mit der Religion wird unangemessenes Verhalten jedoch nicht bereitwillig vergessen, und unwillkürliche (oder gar beabsichtigte) Beleidigung dessen, was Thais als geheiligt erachten, könnte Ihnen wirklichen Ärger bereiten. Ein absolutes Tabu ist ungebührliches Verhalten in einem Thai Tempel, wie z. B. das Besteigen einer Buddha-Statue.
In manchen Wat, wie z.B. im Wat Phra Kaeo in Bangkok, herrscht eine besondere Kleiderordnung: Männer dürfen keine kurzen Hosen tragen, Frauen sollten Blusen mit Spagetti-Trägern vermeiden. Die Palastwache im Wat Phra Kaeo überprüft es beim Einlaß. Am Eingang gibt es aber einen Pavillon, in dem man züchtige Kleidung ausleihen kann.
Frauen können sich im Tempelbereich natürlich frei bewegen. Allerdings sollten sie nicht ohne besondere Einladung ein Kuti (die Mönchs-Zelle) betreten. Da es Mönchen strikt verboten ist, Frauen zu nahe zu kommen, sollte man das nicht provozieren; eine langwierige Reinigungszeremonie wäre für den Mönch die Folge. Man achte mal in Thailand auf der Straße darauf, wie geschickt sich selbst im größten Getümmel auf dem Markt Frauen und Mönche aus dem Weg gehen. In Bussen ist meist die Letzte Sitzreihe für Mönche reserviert, in Bahnhöfen und Flughäfen gibt es für sie eigene Sitzbereiche.
Vor Betreten eines Gebäudes werden die Schuhe ausgezogen - das gilt übrigens für jedes (Wohn-)Haus in Thailand. In Tempeln, die von vielen Touristen besucht werden, gibt es am Eingang Schuh-Regale, die benutzt werden sollten. (Man merke sich aber die Stelle, um seine Schuhe hinterher wiederzufinden.) Beim Betreten sollte man nicht auf die Türschwelle treten, da dieses Unglück bringt. Vor der Buddha-Statue im Innern der heiligen Hallen, setzt man sich auf den Boden. Aber man achte dabei auf seine Füße: ein absolutes Tabu ist es, die Füße in Richtung Buddha-Statue auszustrecken. Im sog. „Schneidersitz", also mit kreuzweise untergeschlagenen Beinen zu sitzen, ist für die Mitteleuropäer die am wenigsten anstrengende Haltung.
Weitere Bedeutungen
Ferner könnte mit WAT das alte KFZ-Kennzeichen des Bochumer Stadtteils Wattenscheid gemeint sein. Heute hat Wattenscheid das Kennzeichen BO.