Die Jerusalemer Urgemeinde war eine der ersten Gemeinschaften des Urchristentums. Sie fand sich nach der Kreuzigung Jesu in Jerusalem zusammen, um dem Volk Israel und allen Völkern die Auferstehung des Messias, Vergebung der Sünden und Jesu Gebote zu verkünden, sich auf die Wiederkunft (Parusie) Jesu und das damit verbundene Weltende vorzubereiten.
Quellen
Das Wissen um Entstehung, Entwicklung, Glauben und Gottesdienstformen der Urgemeinde stammt im Wesentlichen aus der Apostelgeschichte des Lukas (um 100). Hinzu kommen Eigentraditionen der Urgemeinde, die Paulus von Tarsus in seine Gemeindebriefe aufgenommen hat. Auch der vormarkinische Passionsbericht (Mk 14,3-16,8) wurde wahrscheinlich im Kern von Christen aus der Urgemeinde verfasst. Diese älteren Überlieferungen bestätigen die Darstellungen des Lukas nicht nur, sondern korrigieren sie auch in wichtigen Details.
Lukas gehörte zwar einerseits dem Schülerkreis des Paulus an, vertrat aber andererseits schon ein stark stilisiertes, von seinen eigenen theologischen Aussageabsichten bestimmtes Geschichtsbild der zweiten Christengeneration, das die Urgemeinde als weitgehend harmonisch gelenkte Einheit des "apostolischen Zeitalters" (etwa 30 bis 70) idealisiert, um sie als Vorbild für alle späteren Christengemeinden hervorzuheben. Historische Kritik hat dieses Bild in vieler Hinsicht in Frage gestellt.
Keins der vier kanonischen Evangelien stammt aus der Urgemeinde; sie erlauben aber Rückschlüsse auf deren Besonderheiten, wenn man ihre Angaben zur Sendung Jesu und Gebote für die Jünger mit denen der Primärquellen vergleicht. Indirekte Informationen zu Jerusalemer Gottesdienstformen und Ämterregeln ergeben auch nichtkanonische christliche Schriften wie die Didache, eine Art Katechismus von Judenchristen, die der Urgemeinde theologisch und ethisch nahestanden. Wichtige Einzeldaten zur weiteren Geschichte der Urgemeinde stammen ferner aus außerbiblischen Quellen wie dem Testimonium Flavianum (um 90) des jüdischen Historikers Josephus Flavius sowie aus Notizen von Hegesippus (um 180), den der erste Kirchenhistoriker Eusebius von Cäsarea zitierte.
Mitglieder und Organisation
Die Urgemeinde bestand im Wesentlichen aus Jüngern, die Jesus von Nazaret schon in Galiläa zu seinen Nachfolgern berief und die ihn auf seinem Weg begleitet hatten. Hinzu kamen Juden, die sich durch ihre Missionspredigten für das Christsein gewinnen und taufen ließen.
Einige der von Jesus Berufenen waren durch die Zwölfzahl als Abbild der zwölf Stämme Israels hervorgehoben. Dieser Kreis wird von Lukas, dem Verfasser der Apostelgeschichte, mit den Leitern und Gründern der Urgemeinde identifiziert. Ihnen allen zeigte sich Jesus nach dem Glauben der zweiten Christengeneration als der Auferstandene und berief sie dabei zur Mission: Daraus leiteten sie ihre Autorität als Apostel ab. Als Apostel galt Jeder, der nach Jesu Tod Augenzeuge einer Erscheinung des auferstandenen Jesus geworden war (1. Kor 15,3-8).
Der Zwölferkreis reduzierte sich durch das Ausscheiden von Judas Iskariot auf elf Jünger, so dass die Nachwahl eines Apostels nötig wurde (Apg 1,15-26). Damit wurde das Kriterium eines Apostels - die Berufung durch Jesus selbst - bereits ausgeweitet auf eine von den übrigen Aposteln bestimmte Nachfolgeregelung.
Bald gewannen einige auch innerhalb des Zwölferkreises eine Führungsrolle: Paulus von Tarsus nannte in seinem Galaterbrief (um 48) bereits nur noch die "drei Säulen" Jakobus, Simon Petrus und Johannes (Gal 2,9). Jakobus, der älteste Bruder Jesu, war zu dessen Lebzeiten nicht sein Nachfolger gewesen, gewann aber nach Ostern die Leitung der Urgemeinde sogar gegenüber Petrus, der sonst in allen Apostellisten an erster Stelle genannt wird.
Nach dem starken Anwachsen der Gemeinde sahen sich die Apostel nicht mehr in der Lage, sie sowohl zu versorgen als auch zu predigen. Daher wählte die Gesamtheit der Gläubigen sogenannte Diakone als Versorger der übrigen Gemeindeglieder aus. Genannt werden namentlich Stephanus, Philippus, Prochorus, Nikanor, Timon, Parmenas und Nikolaus (Apg 6,1-7).
Ihre Funktion ist jedoch nicht eindeutig. Von Stephanus (Apg 6,8 - 8,1) und Philippus (Apg 8,4-13 und 8,26-40) werden keine diakonisch-caritativen Dienste berichtet, sondern sie traten ebenfalls als Missionare auf. Die Namen der Diakone sind durchweg griechisch; zudem wurde nach dem Tod des Stephanus nur ein Teil der Urgemeinde aus Jerusalem vertrieben, während der Zwölferkreis dort geblieben sein soll (Apg 8,1). Daher gilt ihre Berufung meist als Indiz für erhebliche Spannungen zwischen judäischen und hellenistischen Christen in der Urgemeinde.
Bald traten neben die Apostel und Diakone auch noch sogenannte "Älteste" bzw. Presbyter (Apg 11,30: 15,6; 16,4). Deren genaue Aufgaben waren ursprünglich nicht fest umrissen; die wachsende Urgemeinde existierte zunächst ohne "Vorstand". Doch mit der Arbeitsteilung begann auch eine gewisse Ämterhierarchie, die später in das monarchische Episkopat mündete.
Wesentliches Element der Urgemeinde, die nach Lukas (Apg 2) durch die Ausschüttung des Heiligen Geistes an Pfingsten entstand, waren wohl auch Propheten, die wie ihre Kollegen in Korinth direkte Offenbarungen Gottes empfingen, in "Zungen" redeten und verschiedene "Charismen" (Gnadengaben) mitzuteilen hatten (vgl. 1. Kor 12-14). Mit der ungebundenen, auf individuelle Fähigkeiten und Gaben zugeschnittenen losen Organisationsform trat aber auch das Problem der Falschpropheten und Irrlehrer auf, von denen sich bereits die Urgemeinde abgrenzen musste (Apg 20,30).
Über ihre Größe lassen sich nur Vermutungen anstellen. Die Apostelgeschichte nennt 3.000 Erstgetaufte schon nach der ersten Petruspredigt (Apg 2,41), bald darauf 5.000 (Apg 4,4): Diese Zahlen erscheinen angesichts der vom Sanhedrin geduldeten Treffen im Jerusalemer Tempel weit überhöht. Andererseits weist die frühe Arbeitsteilung zwischen Aposteln, Diakonen und Ältesten auf eine nicht mehr von einem dutzend Leitern zu verwaltende Größe hin: Sie wird demnach anfangs irgendwo zwischen 500 (vgl. 1. Kor 15, 6) und 3.000 gelegen haben.
Theologie und Gottesdienst
Das Bild der Urgemeinde ist vor allem durch Apg 2,37-47 bestimmt: Auf die urchristliche Missionspredigt, die ganz auf die Verkündigung der Auferstehung Jesu und seine Erhöhung zum "Kyrios" ausgerichtet ist, folgt die Bekehrung und Taufe neuer Jünger. Diese bedeutet Anteilgabe an der Vergebung der Sünde und damit Aufnahme in die endzeitliche Heilsgemeinschaft, Rettung aus dem erwarteten Endgericht und Empfang des Heiligen Geistes, der zum Halten der Gebote Jesu und zur Ausbreitung seiner "Lehre" befähigt. Folgende Kriterien verbinden die Urchristen zu einer Gemeinschaft:
- Sie blieben beständig in der Apostel Lehre, also im Glauben an die ihnen verkündete Auferstehung Jesu.
- ...und in der Gemeinschaft: Die Urchristen kamen täglich zur Gottesdienstfeier zusammen.
- ...und im Brotbrechen: Sie hielten dort das Abendmahl im Gedenken an das letzte Mahl ihres Herrn.
- ...und im Gebet: Hier könnte das Vaterunser bereits als von Jesus selbst gelehrtes Gebet gemeint sein.
- ...und geschahen auch viele Wunder und Zeichen durch die Apostel: Sie setzten den Heilauftrag, den sie als Nachfolger Jesu erhalten hatten (Mt 10), innerhalb der Urgemeinde durch Zuwendung zu den Kranken fort.
- Alle aber, die gläubig geworden waren, waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam. Die Gütergemeinschaft war wesentliches, von Lukas hervorgehobenes Kennzeichen der Urgemeinde, das als Folge der Geistausgeißung zugleich die Heiligkeit der Kirche als "Ecclesia" (Herausgerufene) begründete;
- Auch verkauften sie Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nachdem einer in Not war: Die Versorgung der Bedürftigen aus dem Gemeinschaftsbesitz war eine Aufgabe der später hinzugewählten "Diakone".
- Und sie waren täglich und stets einmütig beieinander im Tempel...: Das Jerusalemer Zentralheiligtum blieb auch der Versammlungsort der Christen, so dass diese anfangs dessen kultische Gebräuche einhielten und als Teil des Judentums akzeptiert wurden.
- ...und brachen das Brot abwechselnd in den Häusern...: Die Abendmahlsfeier war anfangs nicht von einem gewöhnlichen Sättigungsmahl getrennt und als Agapefeier mit der Nahrungsverteilung an die Notleidenden verbunden. Diese fand nicht im Tempel, sondern im Kreis der Familie und in Hausgemeinden statt.
- ...nahmen die Speise mit Freuden und lauterem Herzen, lobten Gott und hatten Gnade beim ganzen Volk: Auch dies hebt die Harmonie zwischen Urchristen und der jüdischen Umgebung hervor. Das Lob Gottes einte sie miteinander.
Taufe, Befolgen der Lehre des Auferstandenen (Mt 28,20) und Besitzaufgabe zugunsten der Gütergemeinschaft bildeten also die gleichrangigen "Aufnahmebedingungen" der Urgemeinde. Gebet, Agapefeier mit Abendmahl, Gotteslob, Glaubensbekenntnis, Heiltätigkeit, Armenfürsorge, öffentliche Missionspredigt, Bereitschaft zum Martyrium - "Gott mehr gehorchen als den Menschen" (Apg 5,29) - waren wesentliche Grundelemente ihres Gottesdienstes.
Von einer Wortverkündigung erfährt man in diesem Rahmen nichts; anzunehmen ist jedoch, dass den öffentlichen Missionspredigten wie in den Synagogen Schriftlesungen vorausgingen, weil sie zur Verkündigung des auferstandenen Jesus notwendig dazu gehörten (Lk 24, 27). Die Wortverkündigung war nicht den Aposteln vorbehalten: Vermutlich konnte auch jedes Gemeindeglied seine Gedanken zu den überlieferten Lehren und Schriften vortragen, solange die Versammelten dies nachzuvollziehen bereit waren.
Die ersten Petruspredigten spiegeln die Grundgedanken der apostolischen Mission: Jesus war für sie der durch Israels ganze biblische Geschichte angekündete Heilsbringer des Gottesvolkes, dessen Kreuzestod als Übernahme des Endgerichts die Segensverheißungen an die Erzväter erfüllt, dessen Auferweckung Gottes Versöhnung mit Israel in Kraft setzt, das Heil den Völkern eröffnet und die Hörer der Predigt zur Buße ruft.
Die von Paulus aufgenommenen Credoformeln stellen ebenfalls Jesu Selbsthingabe und seine Auferweckung durch Gott ganz ins Zentrum der urchristlichen Glaubenslehre. Die frühe Dogmatisierung des Zwölferkreises in allen Evangelien zeigt zudem: Die Urgemeinde verstand sich als vom zu Gott erhöhten Messias Jesus Christus auserwählte endzeitliche Vorausdarstellung des gesamten Gottesvolks. Ihre Israelmission hatte daher Vorrang.
Gütergemeinschaft
Ob die Mitglieder der Jerusalemer Gemeinde tatsächlich ohne Eigentum lebten und ihren ganzen Eigenbesitz teilten, ist umstritten. Manche Exegeten halten dies für ein Motiv des unhistorischen lukanischen Idealbilds, das auf analoge Überlieferung in der hellenistischen Umwelt - etwa die Gütergemeinschaft des Pythagoras - zurückgreift.
Jedoch formulieren schon sehr frühe Redestoffe der Logienquelle die Besitzlosigkeit als Bedingung der Nachfolge Jesu (Mt 10,9f). Denn die Jünger gehörten zu den Bettelarmen (griech. ptochoi), die damals die Masse der galiäisch-judäischen Bevölkerung (ochlos) stellten. Sie galten aufgrund der Seligpreisungen der Bergpredigt Jesu als das wahre erwählte Gottesvolk (Mt 5,1-11). So wurden auch Reiche zur Besitzaufgabe verpflichtet, um Jesu Jünger werden zu können (Mk 10,21):
- Geh hin, verkaufe alles, was Du hast und gib es den Armen, so wirst Du einen Schatz im Himmel haben, und dann komm und folge mir nach.
Das zielte bei Jesus anders als im Hellenismus nicht auf die Erlangung des eigenen Seelenheils durch asketische Vollkommenheit, sondern auf die reale irdische Vorwegnahme der himmlischen Gerechtigkeit, die Gott den Armen mit dem Kommen des Messias im Judentum verheißen hatte. Das Teilen von Besitz und Nahrung, Gütergemeinschaft und Armenspeisung, wurde daher auch in anderen jüdischen Endzeitgemeinschaften wie dem Kloster Qumran geübt.
Erst zur Zeit des Lukas, als die Mission die wohlhabenden Küstenstädte Kleinasiens erreicht hatte, wurde daraus ein moralischer Appell, der offenbar nur noch ausnahmsweise befolgt und daher besonders hervorgehoben wurde (Apg 4,36f): Manche verkauften ihren ganzen Besitz und brachten das Geld den Aposteln, die davon die gesamte Gemeinschaft versorgten (Apg 5,32-5,37). Diese Armenfürsorge war nun weniger ein Bestandteil der Feindesliebe von Reichen gegenüber Armen (vgl. Lk 6,27-35) als des innergemeindlichen Besitzausgleichs. Sie blieb freilich auch so innerhalb der antiken Klassengesellschaft äußerst ungewöhnlich und attraktiv.
Lukas belegte das Für-sich-Behalten von Besitz, der der Urgemeinde gehörte, mit einem Tabu: Wer sich taufen ließ, ohne all seinen Besitz der Gemeinschaft zu übereignen, der "hinterging" den Stifter der Urgemeinde selbst, den Heiligen Geist, und verlor damit sein Leben. Diese Heiligkeit der Urgemeinde drückt die Geschichte von Ananias und Saphira analog zu alttestamentlichen Verwerfungserzählungen aus (Apg 5,1-11).
Das christliche Gemeineigentum wurde gelegentlich als frühe Form eines Kommunismus aufgefasst. Dieser Begriff umfasst jedoch auch die gemeinsame Produktion, von der die Apostelgeschichte nichts berichtet. Da die Urgemeinde sich als Vorwegnahme des endzeitlichen Gottesvolks verstand, beinhalteten ihre Heilserwartungen wie die des Judentums jedoch indirekt auch die zukünftige radikale Umwälzung der irdischen Besitzverhältnisse (vgl. Lk 1,46-55). Dies hat in der Kirchengeschichte vielfältig weitergewirkt (siehe auch unter Kirchensteuer.
Gruppen und Konflikte
Die Apostelgeschichte berichtet, dass die Mitglieder der Urgemeinde zunächst harmonisch miteinander lebten. Erste Konflikte ergaben sich im Zusammenhang der Armenversorgung: Die Juden mit griechischen Namen, die aus der jüdischen Diaspora des Mittelmeerraumes stammten, warfen den hebräischen Juden Palästinas vor, ihre Witwen bei der täglichen Versorgung zu benachteiligen (Apg 6,1). Dahinter stand nicht nur ein Verwaltungsproblem, sondern hier bahnte sich ein verschiedenes Verständnis der Führungsrolle der Urgemeinde an. Denn die Jerusalemer Christen erhielten eine Armenkollekte aus den übrigen neuen Christengemeinden (Gal 2,10; Apg 11,29). Dieses Privileg stieß offenbar bald auf Widerspruch.
Damit eng verbunden waren Konflikte um die Adressaten der Mission und Auflagen für Heidenchristen, also Neugetaufte nichtjüdischer Abstammung. Die Entscheidung der Urgemeinde zur universalen Völkermission zog eine Zerreißprobe innerhalb des Urchristentums nach sich: Sollte den Heiden mit der Taufe auch die Beschneidung und damit das Halten der ganzen jüdischen Tora auferlegt werden, oder sollten sie davon befreit sein?
Diesen inneren Konflikt begleitete das Misstrauen der obersten jüdischen Autorität, des Sanhedrin. Nach Apg 4 verhörte dieser Petrus und Johannes und versuchte, ihre Missionspredigt zu unterbinden. Doch die Sympathien der Bevölkerung hätten die Leiter der Urgemeinde bewahrt (v.21). Nach ihrer erneuten Festnahme war es der Rat des Pharisäers Gamaliel, der ihre Freilassung erwirkte (Apg 5, 34-40). Hier spiegelt sich schon die Machtverschiebung im Judentum von Sadduzäern zu Rabbinern zur Zeit des Lukas.
Ernst wurde es für die Urgemeinde, als einer der hellenistischen Heidenmissionare, der den Tempelkult ablehnte, dem Sanhedrin in Jerusalem öffentlich Rechtsbruch und Justizmord vorwarf. Dem folgte ein Prozess, der mit der Steinigung des Stephanus endete (Apg 6-7). Darauf wurde die Urgemeinde aus der Tempelstadt vertrieben und zerstreute sich in die Nachbarregionen. Dadurch kam es zu neuen Gemeindegründungen und zur Ausdehnung des Christentums in Samaria, Syrien und Kleinasien. Mit der Bekehrung des Paulus, der die Urgemeinde im Auftrag des Sanhedrin heftig verfolgt hatte, begann dann die organisierte Heidenmission (Apg 8-10).
Der Zwölferkreis blieb als Keimzelle eines Neuaufbaus der Urgemeinde in Jerusalem bestehen. Von seinen gemeinsamen Aktionen weiß Lukas jedoch nichts zu berichten. Zwischen Petrus und Jakobus kam es bald darauf zu Spannungen über die von Petrus begonnene Heidenmission (Apg. 11).
Damit stellte sich die theologische Grundsatzfrage, ob Christsein nur als Teil des Judentums möglich sei oder diesen Rahmen aufhebe. Dies betraf fundamental das Selbstverständnis der Urgemeinde: Diese verstand sich primär als vom Messias aus Sünde und göttlichem Zorngericht gerettete "Vorhut" des noch zu rettenden Gottesvolks Israel. Demnach waren Heidenchristen "Hinzuberufene", die ihre Rettung ganz und gar dem "Gnadenüberschuss" des Heilsmittlers verdankten. Die Unklarheit, was das in Bezug auf den "alten Bund" und das jüdische Religionsgesetz bedeute, drängte auf eine verbindliche Lösung.
Das Apostelkonzil
Weitere Geschichte
Obwohl diese Gemeinde zunächst in der christlichen Welt eine Autorität war, da ihre Mitglieder Jesus persönlich kennengelernt haben, verlor sie im 2. Jahrhundert nach der Tempelzerstörung im Gefolge des jüdischen Aufstands der Jahre 68 bis 70 immer mehr an Bedeutung. Sie bestand zwar noch fort, spielte aber nun nicht mehr die unangefochtene Führungsrolle innerhalb des wachsenden Christentums im römischen Reich. Im Zuge des Bar-Kochba-Aufstands musste der Rest der Urgemeinde 135 aus Jerusalem nach Pella im heutigen Jordanien fliehen. Damit war ihre Existenz in Jerusalem beendet.