Eschatologie

theologischer Begriff
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Die Eschatologie (griech. τὰ έσχατα, ta eschata, „die äußersten/letzten/schlimmsten Dinge“) ist die Lehre von den „letzten Dingen“ des Einzelnen (individuelle Eschatologie) und der Welt bzw. des Kosmos (universale Eschatologie). Insbesondere in der christlichen Theologie bezeichnet sie in Abgrenzung zu den Begriffen der Apokalypse und Utopie eine spezifische Vorstellung von Zukunft und Vergangenheit.

Christliche Eschatologie

Zentraler Glaubenssatz der christlichen Eschatologie ist, dass das Reich Gottes, die Gottesherrschaft, bereits mit der Inkarnation, der Menschwerdung Jesu Christi also, begonnen habe. Somit grenzt sich die Eschatologie klar von der Utopie ab, die das beschriebene Geschehen absolut in ferne Zukunft verlegt. Die Gottesherrschaft, die im Himmel bereits durchgesetzt, auf Erden mit dem Christusereignis begonnen hat, wird als Prozess begriffen, als „schon (nämlich in Himmel und in Teilen (Kirche) auch auf Erden) und noch nicht (nämlich in weiten Teilen der Erde)“, wie Paulus es bezeichnet, und was man allgemein den „eschatologischen Vorbehalt“ nennt. Die christliche Eschatologie lässt sich am besten mit dem Sauerteiggleichnis (Matthäus 13,33) erklären:

„Das Reich Gottes gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter drei Scheffel Mehl mengte, bis es ganz durchsäuert war.“

Das „Durchsäuern“ des Teiges, der Erde mit ihren Bewohnern, braucht eben seine Zeit und ist noch nicht vollendet, hat aber bereits begonnen: Die alte, „undurchsäuerte“ Welt wird erneuert in eine „durchsäuerte“ Welt (was wiederum einen Unterschied zur Utopie bildet, denn diese spricht anstatt von einer Erneuerung von einer Ersetzung der alten Welt). Diese Glaubenssätze lassen sich deutlich der Offenbarung des Johannes entnehmen, die fälschlicherweise in ihrer geschichtlichen Tradition als Apokalypse bezeichnet wird. Zwar bedient sich Johannes vieler apokalyptischer Bilder („apokalyptische Reiter“, der „Krieg“ Gut gegen Böse etc.), aus seinen Ausführungen jedoch ergibt sich die oben dargestellte Eschatologie, die sich nicht als Apokalyptik bezeichnen lässt, da sie sich nicht mit dem Weltende, der völligen Zerstörung der Erde oder des Kosmos durch Katastrophen oder Gottes Wirken und der anschließenden Neuschöpfung einer besseren Welt beschäftigt, sondern einen Prozess darstellt.

Neben dem Johannesevangelium, dem Sauerteiggleichnis und den Briefen Paulus′ ist weiterhin die Bergpredigt ein wichtiger Bestandteil christlicher Eschatologie. In dieser Predigt Jesu Christi wird die christliche Theologie komprimiert zusammengefasst, auch in Hinblick auf die Zukunft (Die Letzten werden die Ersten sein.). Das Ziel bzw. der finalistische Endpunkt der Eschatologie, die ideale reine Gesellschaft in Gottesherrschaft, kann nach christlicher Theologie letztlich nicht von den Menschen selbst verdient (Unterschied zur Utopie), sondern nur durch Gottes Gnade erhalten werden. Dieser christliche „Indikativ“ besagt also, dass die Menschen in ihrem Versuch, sich des Reich Gottes anzunähern, also selbst eine ideelle Gesellschaft zu errichten, letztlich doch auf Gottes Handeln angewiesen sind. Der ebenfalls in der Bergpredigt zu findende, christliche „Imperativ“, die zentrale Aufforderung Gottes an den Menschen, besagt, dass der Mensch versuchen solle, Jesu Botschaft zu gehorchen und diesem in seiner Lebensweise nachzufolgen (am deutlichsten in der imitatio Christi). Letzten Endes lässt sich die Bergpredigt mit ihrer Zukunftsvision in eschatologischer Hinsicht wieder auf das „schon und noch nicht“ Paulus′ reduzieren: Der Indikativ, der Annäherungsversuch des Menschen an die ideale Gesellschaft, ist „schon“ (präsentische Eschatologie) begonnen, jedoch „noch nicht“ (futuristische Eschatologie) vollendet.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass anhand der Bergpredigt, der Offenbarung des Johannes, des Sauerteiggleichnisses sowie den Briefen Paulus′ deutlich wird, dass die christliche Eschatologie keine vorwegnehmende Reportage von Ereignissen, die Gott am Ende der Zeit bewirken wird, ist, sondern bildhafter Ausdruck der Hoffnung auf die Vollendung der Welt und das Heil der Menschen.


Aztekische Eschatologie

Die aztekische Eschatologie entstammt größtenteils den toltekischen Ansichten und Traditionen. In ihrem Mittelpunkt stand der Glaube, dass vor diesem bereits vier andere Welten existiert hätten. Diese Welten, oder „Sonnen“, wurden durch Katastrophen zerstört und die Menschheit jedesmal ausgelöscht. Die gegenwärtige Welt wäre die fünfte Sonne, und die Azteken betrachteten sich selbst als das „Sonnenvolk“. Sie betrachteten es als ihre göttliche Aufgabe, den kosmischen Krieg zu kämpfen, um die Sonne mit ihrer Nahrung (Tlaxcaltiliztli) zu versorgen. Ohne diese würde die Sonne vom Himmel verschwinden. Daher hinge das Gedeihen und das Überleben des Universum selbst von den Opferungen von Blut und Herzen an die Sonne ab. Eine Vorstellung, die die Azteken auf alle Götter ihres Pantheons ausdehnten.

Die Zerstörung der vier Sonnen

Die erste Sonne nannte sich Nahui-Ocelotl, „Vier-Jaguar“, ein Datum im rituellen Kalender. Die Menschheit wurde von Jaguaren ausgelöscht. Die Tiere wurden von den Azteken als nahualli („Tier-Verkleidung“) des Schöpfergottes Tezcatlipoca betrachtet.

Am Ende der zweiten Sonne Nahui-Ehécatl, „Vier-Wind“, verwandelte ein magischer Wirbelsturm alle Menschen in Affen. Diese Katastrophe wurde von Quetzalcóatl, der „gefedierten Schlange“, in Form von Ehécatl, dem Windgott, verursacht.

Ein Feuerregen machte der dritten Welt Nahuiquiahuitl, „Vier-Regen“, ein Ende. Tlaloc, der Gott der Donner und Blitze herrschte zu dieser Zeit.

Die vierte Sonne Nahui-Atl, „Vier-Wasser“ endete in einer gigantischen Flut, die 52 Tage lang dauerte. Nur ein Mann und eine Frau überlebten, geschützt durch eine riesige Zypresse. Doch sie wurden von Tezcatlipoca, dessen Befehle sie misachtet hatten, in Hunde verwandelt.

Die fünfte Sonne

Die heutige Menschheit wurde von Quetzalcóatl erschaffen. Der gefiederten Schlange gelang es mit Hilfe seines Zwillings Xólotl, dem hundeköpfigen Gott, die trockenen Gebeine der alten Toten wieder zum Leben zu erwecken, indem er sie mit seinem eigenen Blut benetzte. Die gegenwärtige Sonne heißt Nahui-Ollin, „Vier-Erdbeben“, und ist verdammt, in einem gewaltigen Erdbeben unterzugehen. Dann würden die skelettartigen Monster aus dem Westen, die Tzitzimime, erscheinen und alle Menschen töten.

Zwei tief verwurzelte Konzepte zeigen sich in diesem Mythos. Zum einen der Glaube, das Universum sei instabil und Tod und Zerstörung würden es fortwährend bedrohen. Das Ende könnte jeweils nach einem Zyklus von 52 Jahren stattfinden, welches im größten Teil Mesoamerikas gefeiert wurde. Zum anderen wurde die Notwendigkeit der Gottesopferungen unterstrichen. Nur dank Quetzalcóatls Opfer, gaben die alten Gebeine von Mictlan, dem „Ort des Todes“, den Menschen das Leben zurück. Auf dieselbe Weise wurden Sonne und Mond erschaffen: Die Götter, in der Dunkelheit von Tetihuacán versammelt, errichteten ein riesiges Feuer. Zwei von ihnen, Nanahuatzin, eine kleine Gottheit, bedeckt mit Geschwüren, und Tecciztecatl, ein mit Edelsteinen reich geschmückter Gott, warfen sich in die Flammen und erschienen als Sonne und Mond am Gestirn. Die Sonne weigerte sich jedoch, sich zu bewegen, bevor nicht die anderen Götter ihr ihr Blut opferten. Sie waren gezwungen sich zu opfern, um die Sonne zu nähren.

In diesen Glauben führten die Azteken ihren eigenen Gott Huitzilopochtli ein, der den Sonnengott ersetzte. Dies war ein kämpfender Gott, der tagtäglich darum kämpfte, Schatten und Zerstörung aufzuhalten.


Andere Eschatologien

Diese Lehre findet man nicht nur im Christentum, sondern in einer Vielzahl von Religionen und Mythen – wie z. B. im Judentum, in der ägyptischen Religion, in der Germanischen Mythologie, im Lamaismus und auch im Islam.

Literatur


Siehe auch:


Dieser Text basiert in Teilen auf dem Artikel en:Ancient Aztec eschatology der englischsprachigen Wikipedia in der Version vom 17. Juli 2005.