Chiemgau

historisch-kulturelle Landschaft in Südostoberbayern
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Der Chiemgau ist eine historisch-kulturell gewachsene Region bzw. Landschaft in Südost-Oberbayern.

Ausdehnung

  • Der Chiemgau umfasst Gebiete des Landkreises Traunstein und des Landkreises Rosenheim.
  • Er dehnt sich jeweils etwa 50 km in Nord-Süd- sowie in West-Ost-Richtung um den Chiemsee aus.
  • In Richtung Bad Reichenhall / Berchtesgaden schließt sich der Rupertiwinkel an, wobei es bezüglich der Zuordnung von Palling zum Chiemgau oder zum Rupertiwinkel noch Unstimmigkeiten gibt. Die Orte rechts und links der Traun bzw. der Alz hingegen liegen allesamt im Chiemgau. Inzell gilt wiederum als "Tor" des Chiemgaus zum Berchtesgadener Land.
  • In Richtung Westen bildet das Inntal zum Bayerische Oberland die Grenze, wobei die Orte des Inntals, des "Rosenheimer Landes" und des "Wasserburger Landes" in der Regel nicht mehr zum Chiemgau gerechnet werden. Ausnahmen davon sind Amerang, das sowohl dem Chiemgau als auch dem Wasserburger Land zugeordnet wird, ebenso wie Prutting, Riedering, Söchtenau und Stephanskirchen sowohl zum Chiemgau als auch zum "Rosenheimer Land" zählen. Ähnliches gilt für Samerberg, das an der Grenze des Chiemgaus zum Inntal liegt.
  • Im Süden erheben sich die Chiemgauer Alpen.
  • Lediglich im Norden ist die Abgrenzung unklarer. Meist wird der Einfachheit halber die nördliche Grenze des Landkreises Traunstein dafür angegeben.

Orte im Chiemgau

Folgende Orte zählen zum Chiemgau:

Namenserklärung

  • Der Name Chiemgau und Chiemsee hängen mit dem Ortsnamen Chieming zusammen und dieser ist wiederum von dem althochdeutschen Personennamen "Chiemo" (7./8. Jahrhundert) abzuleiten.
  • Am Ende des 8. Jahrhunderts taucht der Name „Chiemgau“ auch erstmals in Urkunden als „Chimigaoe“ auf und meint damals noch ein kleineres Gebiet um das Dorf Chieming herum.
  • Durch die Jahrhunderte hindurch dehnte sich das Gebiet des Chiemgaus immer weiter aus.

Naturgeschichte und Geographie

  • Die Eiszeit vor etwa 15.000 Jahren hat den Chiemgau als Voralpen- und Moränenlandschaft geprägt.
  • So ist der Chiemgau eine hügelige Landschaft mit zahlreichen Wiesen-, Wald- und Moorflächen sowie zahlreichen Seen - vom 82 km² großen Chiemsee bis hin zu kleineren Waldseen.
  • Die höchsten Erhebungen im Chiemgau erreichen fast 2000 Meter ü.d.M.

Menschengeschichte

  • Menschliche Spuren lassen sich im Chiemgau schon vor der jüngeren Steinzeit über Bronze- und Hallsteinzeit bis zur Eisenzeit finden.
  • Auch danach bleibt er immer Siedlungsland, ob für die Kelten oder die Römer. Letztere lassen sich vor allem an der Alz, die vom Chiemsee abfließt, nieder und errichteten dort bei Seebruck (Bedaium) einen Übergang für die Römerstraße von Salzburg nach Augsburg (vgl. Römermuseum in Seebruck). Der Chiemgau lag damit am Rande der römischen Provinz Noricum, die bis zum Inn reichte und an die sich die Provinz Raetia anschloss.
  • Geschichtlich spricht man vor allem zwischen dem 8. und dem 11. Jahrhundert von sog. „Chiemgaugrafen“ bzw. Grafen im Chiemgau.
  • Der Chiemgau war lange Zeit sowohl den bayerischen Herzögen als auch den Fürsterzbischöfen von Salzburg verbunden. Erstere waren die Landesherren, letztere waren kirchliche Macht und oft auch örtliche Grundherren.
  • Erst nach der Säkularisation 1803 kam der Chiemgau vollständig in bayerische Hand.

Kulturgeschichte

  • Der Chiemgau ist aufgrund seiner zahlreichen Anhöhen und seiner fruchtbaren Böden reich an stattlichen Herrensitzen.
  • Künstlerisch gesehen sind im Chiemgau besonders barocken Bauwerken reich vertreten, ausgehend von der Klosterkirche St. Margaretha von Baumburg bis zur Pfarrkirche St. Georg in Ruhpolding.
  • Der Chiemgau ist stark von der Wirtschaft mit Holz, Eisen und Salz geprägt. Die Saline Traunstein bestand von 1619 bis 1912 und hat auf den gesamten Chiemgau wirtschaftlich, aber auch kulturell großen Einfluss ausgeübt. Ähnliches gilt für die Maximilianshütte in Bergen, die von 1561 bis 1932 betrieben wurde.
  • Im Zusammenhang mit der Holzgewinnung ist der Chiemgau auch ein altes Pferdezuchtland für Arbeitspferde.
  • Im nördlichen Chiemgau sind die ca. 300 noch erhaltenen, meist im 19. Jahrhundert entstandenen Bundwerkstadel der Vierseithöfe prägend für die bäuerliche Kulturlandschaft.

Brauchtum, Trachtenpflege, Theater

  • Im Chiemgau wird Brauchtum und Trachtenpflege besonders anschaulich ausgeübt.
  • Dies spiegelt sich unter anderem im Namen des Chiemgau-Alpenverbands wieder, indem ein Teil der Chiemgauer Trachtenvereine zusammengeschlossen ist. Die meisten Trachtenvereine des Chiemgaus gehören allerdings zum Gauverband I.
  • Das Chiemgauer Volkstheater ist durch seine Fernsehauftritte weit über die Grenzen Bayerns hinaus bekannt. Überhaupt hat der Chiemgau eine Vielzahl von Bauerntheatern mit langer Tradition.

Bedeutung

Unterscheidungsmerkmal für Orte und geographische Gegebenheiten

Chiemgauer

Auch durch das Hauptwort Chiemgauer wird der Bezug zum Chiemgau betont, und dies nicht nur im Zusammenhang mit der regionalen Komplementärwährung Chiemgauer. So trägt darüber hinaus eine touristisch-gewerblich-private Internet-Zeitschrift den Titel "Der Chiemgauer". Und für zahlreiche Markenzeichen reicht es, allein "Der Chiemgauer" zu sagen (z.B. "Chiemgauer Dreher" als Volkstanz, der "Chiemgauer Hut" als Trachtenhut usw.).

Kulturlandschaft und Tourismus

Der Chiemgau ist eine traditionsreiche Kulturlandschaft mit starker ländlich-bäuerlicher Prägung und gerade deshalb eine der bevorzugten Tourismus-Regionen Bayerns, der überdies eines der größten und am besten ausgebauten Radwander- und Wandergebiete Deutschlands besitzt. So existieren der "Tourismusverband Chiemgau", das Tourismusportal "Erlebniswelt Chiemgau", der Verein Chiemgau Tourismus und der Chiemgau-Radweg. In diesem Zusammenhang ist auch auf das Chiemgauer Volkstheater, den Verein Chiemgauer Lokalbahn, auf die Chiemgauer Tracht bzw. die Chiemgauer Lederhose, auf den Chiemgauer Hochseilgarten, die Chiemgauer Rodelbahnen und das Chiemgauer Schulmuseum hinzuweisen. Von 1922 bis 1933 existierte eine "Freie Vereinigung Chiemgauer Künstler e.V." und der Gebirgstrachtenerhaltungsverein Grabenstätt hat "Chiemgauer" als Vereinsnamen.

Beliebter Drehort

Nicht zuletzt aufgrund dieser landschaftlichen Aspekte ist der Chiemgau beliebter Drehort für Filme und Fernsehserien, unter anderem:

Wintersportzentrum

Weiterhin ist der Chiemgau als Wintersportzentrum bekannt, speziell durch das Eislaufstadion in Inzell ("Eislauf-Mekka"), die Biathlon-Weltmeisterschafts- und Weltcup-Strecken in Ruhpolding. Aber auch in den anderen Bereichen des Winersports, besonders im Ski nordisch und im Ski alpin hat der Chiemgau bekannt Sportler und Sportlerinnen hervorgebracht.

Unterscheidungsmerkmal für Gruppen und Einrichtungen

Außerdem ist der Chiemgau als räumliche Bezeichnung so signifikant, dass unter anderem folgende Gruppen sich innerhalb von ihm organisiert bzw. Einrichtungen sich nach ihm benannt haben:

Ereignisse

Viele kulturelle, sportliche, soziale und wirtschaftliche Ereignisse tragen die Bezeichnung "Chiemgauer", z.B.:

Kulinarische Spezialitäten aus dem Chiemgau

Auch zahlreiche kulinarische Spezialitäten sind nach dieser Region benannt:

Firmen und Dienstleistungsbetriebe

Darüber hinaus haben sich auch zahlreiche Firmen und Dienstleistungsbetriebe nach dieser Landschaft benannt.

Personen im Chiemgau

u.v.a.

  • Franz Fritz (1876-?), in Stetten bei Rimsting geborener Heimatdichter
  • Willi Geiger (1878-1971), in Landshut gebürtiger Kunstmaler, der zur Übersee-Feldwieser Künstlerkolonie gehörte.
  • Wolfgang Zeller (1883-1977), Porträtist und Landschaftsmaler, der zur Übersee-Feldwieser Künstlerkolonie gehörte.
  • Elisabeth Balwé (1896-1973) und Arnold Balwé (1898-?), Malerehepaar, wählte Feldwies bei Übersee zur zweiten Heimat.
  • Egon Lothar Stolzenburg (1898-1965), Dichter, der in Breitbrunn starb.
  • Johann Baptist Kagermeier (1899-1959), in der Oberpfalz geborener Seebrucker Geistlicher und Heimatforscher
  • Michael Kiefer (1902-?) Tiermaler, der seit 1934 in Feldwies bei Übersee lebte.
  • Burkhard Nadolny (1905-?), der Petersburger Diplomatensohn war Schrifsteller, und seine Frau Isabella Nadolny, Übersetzerin lebten in Chieming.
  • Fritz Harnest (1905-?), Maler, der in Feldwies bei Übersee lebte.
  • Kurt Ziesel (1911-?), in Innsbruck geborener Schriftsteller, der in Breitbrunn lebte.
  • Horst Mönnich (* 1918), Schriftsteller, der sich in Breitbrunn niedergelassen hat.
  • Walter Lederer (* 1923), Maler, der in Feldwies bei Übersee lebt(e).
  • Walter Brendel (* 1923), Maler, der in Übersee wohnt.
  • Eugen Ortner († 1947), Schriftsteller, der in Gollenshausen starb.

Für weitere bekannte Söhne und Töchter bzw. Bewohner des Chiemgaus siehe Kategorie:Person (Chiemgau)

Siehe auch

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