Operation Dynamo war eine militärische Aktion der britischen Admiralität im Zweiten Weltkrieg. Im Rahmen der Operation wurden vom 26. Mai bis zum 4. Juni 1940 nahezu das gesamte britische Expeditionskorps in Frankreich und Reste der französischen Armee, die von deutschen Truppen bei Dünkirchen eingekesselt waren, nach England evakuiert.
Hintergrund
Nach dem Deutschen Überfall auf Polen beendeten die Alliierten die Appeasement-Politik und erklärten am 3. September Deutschland den Krieg. Jedoch nutzten sie nicht die Möglichkeit einer Offensive gegen Deutschland und es kam zu keinem größeren Gefecht an der französisch-deutschen Grenze. Man sprach auch vom Sitzkrieg.
Nach der Eroberung Polens verlegten die Deutschen ihre Truppen an die Westfront. Die deutschen Truppen griffen Frankreich über die Ardennen an, was von den alliierten für unmöglich gehalten worden war und so schaffte die Wehrmacht einen Keil zwischen die Alliierzen Truppen zu treiben. Am 20. Mai 1940 erreichten die deutschen Panzertruppen des Generals Heinz Guderian die Kanalküste bei Abbéville. Damit war das gesamte British Expeditionary Forces (britisches Expeditionskorps) unter General Lord Gort und Teile der französischen Armee unter General Maxime Weygand in der Region um Dünkirchen eingeschlossen.
Aus bis heute nicht ganz geklärten Gründen musste Guderian seine Truppen zwischen dem 24. und dem Morgen des 27. Mai anhalten lassen. Dies geschah auf Weisung des Heeresgruppenführers Gerd von Rundstedt und auf den ausdrücklichen Befehl Hitlers. In der Zwischenzeit lief am 26. Mai auf Vorschlag Lord Gorts und der britischen Regierung die Operation Dynamo an.
Hermann Göring wollte die Luftwaffe unter Beweis stellen und den Kessel nur aus der Luft angreifen.
Verlauf
Im Verlauf der Operation gelang es den Briten 338.226 Soldaten innerhalb von 9 Tagen nach England zu verschiffen und so der Kapitulation und Gefangennahme durch die deutsche Wehrmacht zu entziehen.
Von Dover aus befehligte Vize-Admiral Bertram Ramsay die Operation, bei der jedes verfügbare Wasserfahrzeug zur Evakuierung der Truppen aus Dünkirchen eingesetzt wurde. Selbst Fischkutter und RNLI Lebensrettungsboote kamen dabei zum Einsatz. Insgesamt über 900 Schiffe. Daher spricht man auch vom Miracle of the Little Ships (deutsch: Wunder der kleinen Schiffe). Jedoch wurde der größte Teil der Soldaten mittels Kriegsschiffen gerettet.
Die Luftwaffe führte heftige Bombenangriffe durch, die große Verluste forderten. Auch wurden 235 Schiffe versenkt. Es kam auch zu heftigen Luftkämpfen zwischen der Royal Air Force (RAF) und der Luftwaffe. Zeitweise erreichte die RAF sogar die Luftüberlegenheit. Die Briten verloren 170 Flugzeuge und 90 Piloten, während die Luftwaffe 134 Maschinen verlor. Es war die bis dahin größte Luftschlacht des zweiten Weltkriegs. Da die Luftkämpfe aber ausserhalb der Sicht der Bodentruppen stattfanden, glaubten viele britische Soldaten, dass die RAF sich aus den Kämpfen zurück gezogen hätte, um die Jagdflugzeuge zu schonen.
Trotz des großen Erfolgs der Evakuierung konnten etwa 40.000 französische und einige britische Soldaten nicht mehr evakuiert werden. Die Briten erlitten aber auch einen enormen Verlust an Kriegsmaterial, so blieben auch etwa 50.000 Fahrzeuge und alle Arten von Waffen zurück. Dennoch wäre die Kampfkraft der britischen Armee enorm geschwächt worden, wenn die Truppen nicht hätten evakuiert werden können.
- „Major-General Harold Alexander inspected the shores of Dunkirk from a motorboat this morning to make sure no-one was left behind before boarding the last ship back to Britain.“ (deutsch: Major-General Harold Alexander untersuchte heute morgen den Strand von Dünkirchen von einem Motorboot um sicher zu gehen, dass niemand am Strand zurück gelassen wurde, bevor er das letzte Schiff nach Britannien bestieg)
Ergebnis
Viele der evakuierten Truppen wurden wieder nach Frankreich, verschifft um dort weiter in der Schlacht um Frankreich zu kämpfen.
Obgleich die Briten in Dünkirchen eine taktische Niederlage erlitten, wurde die Rettung der Soldaten im Bewusstsein der britischen Bevölkerung als ein großer moralischer Sieg gewertet. Es entstand der Mythos Dünkirchen, der den britischen Durchhaltewillen entscheidend stärkte. Um die hohen Verluste an Kriegsmaterial zu verkraften entwarfen die Briten diverse billig zu produzierende Waffen, wie die Sten Gun.
Die in Großbritannien verbliebenen französischen Truppen gründeten nach der Kapitulation Frankreichs die Forces Françaises Libres (deutsch: Freie Französische Streitkräfte), die den Kampf gegen das deutsche Reich weiter führten.
Göring versagte mit seinem Versprechen, die Expeditionsarmee durch Luftangriffe zu vernichten. Dies zeigte die Überschätzung des Luftkriegs zur damaligen Zeit. Nach der Schlacht um Frankreich kam es zur Luftschlacht um England, in der die deutsche Luftwaffe ebenfalls versagte.
Größere Schiffsverluste
Großbriannien
Schiff | Datum | Grund |
HMS Grafton (H89) | 29. Mai | Torpediert durch U-26 |
HMS Grenade (H86) | 29. Mai | Luftangriff |
HMS Wakeful (H88) | 29. Mai | Torpediert durch Schnellboot S-30 |
HMS Basilisk (H11) | 1. Juni | Luftangriff |
HMS Havant (H32) | 1. Juni | Luftangriff |
HMS Keith (D06) | 1. Juni | Luftangriff |
Frankreich
Schiff | Datum | Grund |
Bourrasque | 30. Mai | Mine |
Sirocco | 31. Mai | Schnellboote S-23 und S-26 |
Le Foudroyant | 1. Juni | Luftangriff |
Siehe auch
- Operation Cycle - Evakuierung der alliierten Truppen von Le Havre
- Operation Ariel - Evakuierung der alliierten Truppen nach der Schlacht von Frankreich