Die Odyssee ist ein vom griechischen Dichter Homer im späten 8. Jh. v. Chr. verfasstes Epos, das die Irrfahrten des Odysseus auf seiner Heimkehr aus dem Trojanischen Krieg schildert.
- "Sage mir, Muse, die Taten des vielgewanderten Mannes,
- Welcher so weit geirrt, nach der heiligen Troja Zerstörung,
- Vieler Menschen Städte gesehn und Sitte gelernt hat,
- Und auf dem Meere so viel unnennbare Leiden erduldet ..."
Mit diesen Worten beginnt in der klassischen deutschen Übersetzung von Johann Heinrich Voss die Odyssee, das - nach Homers Ilias - älteste Werk der abendländischen Literatur. In 24 Gesängen zu jeweils mehreren Hundert Hexametern beschreibt sie die Heimkehr des Königs der kleinen Insel Ithaka nach 20 Jahren des Kriegs und des Umherirrens.
Gliederung der Odyssee
Um die Spannung stets aufrecht zu halten, bedient sich Homer einer sehr komplexen Erzählweise, indem er z.B. Rückblenden, Einschübe, Perspektiv- und Erzählerwechsel benutzt. Die Handlung setzt kurz vor der Rückkehr Odysseus' nach Ithaka ein und gliedert sich wie folgt:
- 1.-4. Gesang: Odysseus' Sohn Telemachos, der seinen Vater nie gesehen hat, macht sich zu Schiff auf die Suche nach ihm. Denn seine Mutter Penelope fürchtet, bald dem Drängen eines der Freier nachgeben zu müssen, die sich in Odysseus' Haus breit gemacht haben.
- 5.-8. Gesang: In einer gefahrvollen Floßfahrt gelangt Odysseus von der Insel der Nymphe Kalypso, die ihn 7 Jahre lang festgehalten hat, zu der Ithaka benachbarten Insel der Phäaken.
- 9.-12. Gesang: Im zentralen Teil des Epos' erzählt Odysseus selbst im Haus des gastfreundlichen Phäakenkönigs Alkinoos die Geschichte seiner Irrfahrten seit der Abfahrt von Troja (s.u).
- 13.-16. Gesang: Odysseus kehrt mit Hilfe der Phäaken heim nach Ithaka, muss sich aber im Haus des treuen Sauhirten Eumaios verbergen, bis er den Kampf mit den Freiern wagen kann. Hier begegnet er auch dem von seiner erfolglosen Suche zurückgekehrten Telemachos.
- 17.-20.Gesang: Unerkannt, in der Gestalt eines Bettlers, kehrt Odysseus nach 20 Jahren in sein Haus zurück und bereitet sich auf den Kampf mit den Freiern vor.
- 21.-22. Gesang: Bei einem Bogenkampf gibt sich Odysseus zu erkennen und tötet mit Hilfe von Telemachos und Eumaios die Freier.
- 23.-24. Gesang: Odysseus sieht nach 20 Jahren seine Frau Penelope wieder, die ihn zunächst nicht erkennt. Anschließend besucht er seinen alten Vater Laertes. In der Unterwelt preisen Achilles und Agamemnon, Odysseus' Mitkämpfer vor Troja, dessen siegreiche Heimkehr. Die Göttin Athene schlichtet den Streit zwischen Odysseus und den Verwandten der erschlagenen Freier.
Die Irrfahrten des Odysseus
Nach der Abfahrt von Troja überfallen Odysseus und seine Männer zunächst die thrakischen Kikonen. Dann verschlägt ein Sturm ihre Schiffe ins Land der Lotophagen, der Lotosesser. Einige Männer kosten vom Lotos, vergessen daraufhin ihre Vergangenheit und ihre Heimat und müssen mit Gewalt auf die Schiffe gebracht werden.
Anschließend landen sie auf der Insel der Kyklopen, der einäugigen Riesen. Dem Kyklopen Polyphem, der sie in seiner Höhle einsperrt, können sie nur dank Odysseus List entkommen, indem sie ihn blenden. Polyphem verflucht daraufhin Odysseus und bittet seinen Vater, den Meeresgott Poseidon, seine Heimkehr zu verhindern.
Der Windgott Aiolos, dessen Insel die nächste Station ist, schenkt Odysseus einen Lederschlauch, in dem alle Winde eingesperrt sind, bis auf den, der ihr Schiff sicher nach Ithaka treiben soll. Als Odysseus' ahnungslose Gefährten kurz vor dem Ziel den Schlauch aus Neugier öffnen, entweichen alle Winde und ihre Schiffe werden zur Insel des Aiolos zurückgetrieben. Dieser verweigert daraufhin jede weitere Hilfe.
Als nächstes gelangen Odysseus und seine Leute zu den Laistrygonen, einem menschenfressenden Riesenvolk, das elf ihrer zwölf Schiffe vernichtet. Mit seinem letzten Schiff gelangt Odysseus zur Insel Aiaia, wo die Zauberin Kirke einige seiner Gefährten in Schweine verwandelt. Ihm selbst gelingt es mit Hilfe des Götterboten Hermes dem Zauber zu engegehen, seine Gefährten zu retten und Kirkes Liebe zu gewinnen. Bevor sie sich nach einem Jahr wieder trennen, rät sie ihm, zuvor den toten Seher Teiresias im Hades, der griechischen Unterwelt, nach seinem weiteren Schicksal zu befragen.
Nach dem Besuch in der Schattenwelt segelt Odysseus zunächst an der von gefährlichen Klippen umgebenen Insel der Sirenen vorüber. Mit ihren betörenden Gesängen locken die Sirenen alle Schiffe in Hörweite ins Verderben. Um diese Gesänge dennoch hören zu können, lässt sich Odysseus an den Mast fesseln, während seine Gefährten sich die Ohren mit Wachs verschließen müssen. Anschließend passieren sie die Meerengen, an deren beiden Ufern die Seeungeheuer Skylla und Charybdis drohen.
Ermattet und ausgehungert erreichen sie die Insel des Helios. Trotz Odysseus' Warnung schlachten die Gefährten die heiligen Rinder des Sonnengottes. Zur Strafe kommen sie allesamt in einen Sturm um. Nur Odysseus kann sich auf die Insel der Nymphe Kalypso retten. Diese hält Odysseus 7 Jahre auf ihrer Insel fest und lässt ihn erst auf Geheiß der Götter wieder ziehen. Er baut ein Floß und gelangt trotz eines Sturms, den Poseidon entfacht, zur Insel der Phaiaken, wo die Königstochter Nausikaa ihn nackt am Strand findet.
Nachdem Odysseus den Phäaken seine Geschichte erzählt hat, beschenken sie ihn reich und bringen ihn heim nach Ithaka.
Weblinks
- Griechischer Originaltext der Odyssee: http://www.perseus.tufts.edu/cgi-bin/ptext?lookup=Hom.+Od.+toc
- Deutsche Übersetzung: http://www.gutenberg2000.de/homer/odyssee/odyssee.htm
http://www.transrealart.com/selection03/selection2003_index.html - ein Zyklus von 17 Bildern zur Odyssee von C.P.Seibt