Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung

Vereinigung von Schriftstellern und Gelehrten, die sich der Pflege und Förderung der deutschen Literatur und Sprache widmet
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Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung (DASD) wurde am 28. August 1949, dem 200. Geburtstag Johann Wolfgang von Goethes, in der Frankfurter Paulskirche gegründet und hat ihren Sitz in Darmstadt. Sie hat sich die Pflege, Vertretung und Förderung der deutschen Literatur und Sprache zur Aufgabe gemacht und könnte insofern als das deutsche Pendant zur französischen Académie française angesehen werden, ohne allerdings deren öffentliche und vor allem staatliche Anerkennung zu genießen.

Besonders bekannt ist die Akademie durch die jährliche Vergabe des Büchnerpreises.

Aktivitäten

Tagungen

Zwei Tagungen der Akademie, eine im Frühjahr und eine im Herbst, dienen der inhaltlichen und organisatorischen Auseinandersetzung mit den beiden Aspekten ihres Namens, der Sprache und der Dichtung. Ein Teil der Arbeitssitzungen während dieser Tagungen sind der interessierten Öffentlichkeit zugänglich. Inhaltlich beschäftigen sie sich mit der empirischen Wirkung der Literatur, Macht und Ohnmacht der Sprache und europäischer Sprachpolitik. Während die Frühjahrstagungen abwechselnd in verschiedenen Städten der Bundesrepublik und des benachbarten Auslands abgehalten werden, finden die Herbsttagungen, in dessen Rahmen drei Preise vergeben werden, am Sitz der Akademie in Darmstadt statt.

Rechtschreibreform

In den letzten Jahren hat sich die Akademie intensiv mit dieser Reform beschäftigt, verschiedene Auflagen des Duden analysiert und einen Kompromissvorschlag publiziert. Anfang März 2004 trat die Kultusministerkonferenz an die Akademie heran, um ihr eventuell künftig die Regulierung der deutschen Rechtschreibung zu übertragen. Das erfolgte jedoch nicht. Stattdessen beschloss die Kultusministerkonferenz, einen Rat für deutsche Rechtschreibung ins Leben zu rufen, der an die Stelle der Zwischenstaatlichen Kommission treten soll.

Denkanstöße und Initiativen

Mit ihren Preisfragen regt die Akademie die literarische Auseinandersetzung mit einem bestimmten Thema an. Nicht jede Frage von 1964 Kann Sprache die Gedanken verbergen? bis 2000 Brauchen wir Tabus? hat tatsächlich zu einer preisgekrönten Antwort geführt, aber die ausgezeichneten Texte wurden stets veröffentlicht. Aktuell hat sich die Akademie der Initiative Bücher für den Irak angeschlossen und zur Unterstützung einer Büchersammlung aufgerufen.

Preise

Die Akademie verleiht jährlich fünf Preise. Während der Frühjahrstagung sind dies der Johann-Heinrich-Voß-Preis für Übersetzung und der Friedrich-Gundolf-Preis für die Vermittlung deutscher Kultur im Ausland. Der Georg-Büchner-Preis, der als Deutschlands angesehenster Literaturpreis gilt, sowie der Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay und der Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa werden während der Herbsttagung vergeben.

Für jeden der fünf Preise gibt es eine Kommission innerhalb der Akademie, die die Kandidaten vorschlägt, über deren Preiswürdigkeit eine Jury entscheidet, die aus dem Erweiterten Präsidium, dem Präsidenten, Vizepräsidenten und den Beiräten der Akademie, besteht.

Publikationen

In einer durch die Akademie herausgegebenen Publikationsreihe wird ein Teil der zwischen 1933 und 1945 unterdrückten und verfolgten Literatur der Gegenwart zur Verfügung gestellt, als Würdigung und auch, um die durch den Nationalsozialismus entstandene Unterbrechung der literarischen Tradition zu überwinden. So wurden vergessene oder noch nicht entdeckte Werke von Oskar Loerke, Gertrud Kolmar und Alfred Mombert der heutigen Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

In ihren seit 1954 erscheinenden Jahrbüchern veröffentlicht die Akademie die auf den Tagungen gehaltenen Vorträge und Referate, die Reden der Preisträger und ihrer Laudatoren sowie Nachrufe auf verstorbene und Selbstvorstellungen neu gewählter Mitglieder.

Die prämierten Antworten auf die seit 1964 regelmäßig gestellten Preisfragen zu Problemen der Sprache und Literatur wurden in der Reihe der Preisschriften publiziert.

Seit 1984 erscheint die Schriftenreihe Dichtung und Sprache, in der insbesondere kritische jüngere Autoren der Gegenwart ein Forum erhalten sollen.

Organisation

Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, kurz: DASD, ist ein eingetragener Verein, der zu etwa 90 % aus öffentlichen Mitteln finanziert wird.

Die Akademie setzt sich aus ordentlichen, außerordentlichen, korrespondierenden und Ehrenmitgliedern zusammen, die auf Lebenszeit gewählt werden.
Organe der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung sind:

  • die Mitgliederversammlung,
  • das Präsidium,
  • das Kuratorium.

In der Akademie sind alle Gebiete der Literatur und Sprache vertreten, so können Lyriker, Dramatiker, Erzähler, Essayisten, Übersetzer, Historiker, Philosophen und andere in deutscher Sprache publizierenden Wissenschaftler hineinberufen werden. In die Akademie aufgenommen wird nur, wer ein eigenes Werk vorzuweisen hat.

Literatur

  • Dieter Sulzer, Hildegard Dieke, Ingrid Kußmaul und Michael Assmann: Der Georg-Büchner-Preis 1951-1987. München: Piper. 1987. ISBN 3-492-03166-8
  • Michael Assmann (Hrsg.): Wie sie sich selber sehen. Antrittsreden der Mitglieder vor dem Kollegium der Deutschen Akademie. Göttingen: Wallstein. 1999. ISBN 3-89244-328-9
  • Christian Meier (Hrsg.): Sprache in Not? Zur Lage des heutigen Deutsch. Hrsg. von Christian Meier im Auftrag der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung zu Darmstadt. Göttingen: Wallstein Verlag, 1999, 112 S., ISBN 3-89244-341-6
  • Michael Assmann und Herbert Heckmann (Hrsg.): Zwischen Kritik und Zuversicht. 50 Jahre Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung Göttingen: Wallstein. 1999. ISBN 3-89244-343-2
  • Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung (Hrsg.): Zur Reform der deutschen Rechtschreibung. Ein Kompromißvorschlag. 2., durchges. Aufl. Göttingen: Wallstein. 2003. ISBN 3-89244-655-5