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Heidentor (Carnuntum)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Heidentor
Limes Oberpannonien
Abschnitt Strecke 2
Datierung (Belegung) 4. Jahrhundert n. Chr
Typ Triumphalmonument (Quadriphons)
Größe a) Fläche: 14,5 x 14,5 m
b) Höhe: 15 m
Bauweise Steinbauweise
Erhaltungszustand Mauerreste wurden restauriert und konserviert
Ort Bad Deutsch Altenburg
Geographische Lage 48° 6′ 14,4″ N, 16° 51′ 15,5″ O hf
Vorhergehend Legionslager/Kastelle Carnuntum (westlich)
Anschließend Kleinkastell Stopfenreuth (östlich)
Datei:147 Constantius II.jpg
Constantius II.
Älteste bekannte Darstellung des Heidentors von Clemens Beuttler (um 1655)
Heidentor im Größenvergleich mit einem Menschen, Blick nach Osten
Datei:Heidentor bei Carnuntum.jpeg
Heidentor mit rekonstruierten Statuensockel, Blick nach Westen
Umrissrekonstruktion auf einer Schautafel
Weihealtar des Jupiter

Das Heidentor ist ein spätantikes Siegesdenkmal in der niederösterreichischen Marktgemeinde Petronell-Carnuntum. Es steht in unmittelbarer Nähe des römischen Legionslagers Carnuntum, der Hauptstadt der Provinz Oberpannonien. Auf den Besucher wirkt es mit seiner relativ gut erhaltenen Bausubstanz auch heute noch sehr imposant. Es hat besser als alle anderen römischen Bauten Carnuntums die Zeiten überdauert und ist heute das Wahrzeichen des Archäologieparks Carnuntum und der Region Porta Hungarica. Zwischen den Jahren 1998 und 2001 wurde das Denkmal nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen untersucht und anschließend von Grund auf restauriert.

Name und Funktion

Die Bezeichnung des Monumentes als „heydnisch Tor“ kam im Mittelalter auf, da der Volksglaube es für ein Werk von Heiden hielt. Seine historische Bedeutung und Funktion konnten lange nicht eindeutig geklärt werden. Frühere Einordnungsversuche als Stadt- oder Straßentor, das mit seinen vier Pfeilern eine Kreuzung überspannte, sowie als Grabmonument und Ehrenbogen, der an eine historisch bedeutsame Zusammenkunft der römischen Herrscher 308 n. Chr. im Zuge der Auflösung der römischen Tetrarchie erinnern sollte, mussten verworfen werden. Der ungarische Wissenschaftler Sándor Soproni hielt es für ein Denkmal „von unbedingt kultischem und symbolischem Charakter“. Nach Auswertung der neuesten Forschungsergebnisse steht nun eindeutig fest, dass die Errichtung des Monumentes 60 bis 80 Jahre später, in die Zeit der Alleinregierung von Kaiser Constantius II., genauer in die 50er Jahre des 4. Jahrhunderts zu taxieren ist. Darauf weist auch eine Textpassage bei Ammianus Marcellinus hin, in der erwähnt wird, dass Constantius:

…unter hohen Kosten Triumphbögen an den Flussgrenzen in Gallien und Pannonien errichten und auf ihnen Inschriften über seine Taten anbringen ließ.

Ammianus Marcellinus

Dies fällt auch in die Zeit der Ursurpation des Magnentius, nach seiner Beseitigung versuchte Constantius die Reichseinheit wieder herzustellen. 357 bis 359 hielt sich der Kaiser in Sirmium auf, von wo aus er Feldzüge gegen die Stämme der Quaden, Sarmaten und Limiganten führte. Nach deren erfolgreichen Abschluss hielt Constantius in Sirmium einen Triumphzug ab und ließ die Kastelle am mittleren Donaulimes wieder instandsetzen. Mit dem Bau dieses Siegesdenkmals in Carnuntum wurde zum letzten Mal ein markantes Zeichen der uneingeschränkten Macht und Unbesiegbarkeit Roms in dieser Region gesetzt. Dies ganz besonders in einer Zeitperiode, in der das Römische Reich großen Umwälzungsprozessen und dramatischen politischen Veränderungen ausgesetzt war.[1]

Entwicklung

Die Region um ein - bis heute nicht lokalisiertes - keltisches Siedlungs- und Machtzentrum, das der Historiker Velleius Paterculus als „locus regni Norici“ bezeichnete, wurde ab dem 1. Jahrhundert n. Chr. ein Sammelpunkt für die Expansion der Römer ins freie Germanien (Barbaricum). Der daran anschließende Aufstieg Carnuntums hing eng mit seiner günstigen Lage am Kreuzungspunkt zweiter transkontinentaler Handelsrouten zusammen, hier vor allem der Wasserweg der Donau, der den Westen und Osten des Römischen Reiches verband, auf der anderen Seite die Bernsteinstraße, eine alte Nord-Süd-Achse, die bei Carnuntum die Donau überquerte und den unwirtlichen, wenig entwickelten Norden Europas mit den alten Handels- und Handwerkszentren in Italien und am Mittelmeer verband. An den Ausläufern der kleinen Karpaten, an denen vorbei die Donau die Hainburger Pforte (Porta Hungarica) durchströmt, entwickelte sich somit rasch einer der wichtigsten Siedlungs- und Verteidigungsschwerpunkte in den nördlichen Provinzen des Reiches. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch, dass das Monument nicht direkt am Rand der Limesstraße (via iuxta Danuvium) oder an der Bernsteinstraße platziert wurde, sondern vielmehr zwischen diesen beiden damals sehr stark frequentierten Verkehrswegen errichtet wurde.

Bis ins frühe 5. Jahrhundert gelang es Rom unter großen Anstrengungen die Donaugrenze zu halten. Nach dem Untergang des Weströmischen Reiches wurden Legionslager und Zivilstadt aufgegeben und verfielen. Die Gebäude wurden demoliert und ihr Baumaterial zweitverwendet – sogar im Mauerwerk des Wiener Stephansdoms konnten Steine aus Carnuntum nachgewiesen werden. Durch die jahrhundertelange Verwitterung von angewehten Pflanzenmaterial wurden die meisten Fundamente- und Mauerreste allmählich überdeckt (das heutige Bodenniveau liegt ca. eineinhalb Meter über den antiken). Das Heidentor blieb im Gegensatz dazu aber bis heute weithin sichtbar.

Forschungsgeschichte

Als eindrucksvollstes Bauwerk aus der römischen Vergangenheit Österreichs war das Monument schon lange vorher ein Anziehungspunkt für Reisende, Künstler, Forscher und interessierten Laien. Es wurde durch jahrhundertelangen Steinraub und eine Sprengung mit Schwarzpulver, die entweder im 15. Jahrhundert oder im Türkenkrieg von 1529 vorgenommen wurde, schwer beschädigt.[2] Beim Abriss des Gebäudes versuchte man vor allem an die begehrten größeren Quaderblöcke heranzukommen, deren Lage offensichtlich genau bekannt war. Man hatte sich dabei teilweise sogar bis zum Gussfundament vorgearbeitet.[3] Im 16. Jahrhundert stellte der Humanist Wolfgang Lazius erstmals Überlegungen zur seiner Funktion an (Stadtor oder Triumphbogen?) und beschrieb u.a. auch die Lage des antiken Monumentes:

Vorhanden ist noch mitten auf dem Felde der Überrest eines gewaltigen Tores, von dem das Dorf nur einen Steinwurf weit gelegen ist, nicht so weit von der Grenze Österreichs und Ungarns entfernt, benannt nach der heiligen Petronella

Lazius: 1551

Die klassische Ansicht als vermeintlicher Torbogen gilt frühestens seit dieser Zeit als gesichert. Die erste bekannte bildliche Darstellung der Ruine von Clemens Beuttler entstand in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Die Engländer Richard Pococke und Jeremiah Milles erkannten sie auf ihrer Donaureise 1736-1737 richtig als die Überreste eines Quadrifrons. Weiters fiel ihnen die hohe Anzahl von Spolien im Mauerwerk des Gebäudes auf. Einer – historisch nicht gesicherten – Überlieferung nach soll Kaiser Franz Stephan von Lothringen um 1775 den Schutz des Monumentes vor weiteren Zerstörungen angeordnet haben. Dennoch wurden in der Folge weiterhin Steinblöcke aus den Pfeilern herausgebrochen.

In einem 1837 von Rudolf von Alt gemalten Aquarell werden die beiden Pfeiler als schon sehr stark ausgedünnt dargestellt. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts hatte die Zerstörung ein so dramatisches Ausmaß erreicht, dass öffentliche Aufrufe zu seiner Erhaltung ergingen.[4] 1850 finanzierte der Industrielle und Brauereibesitzer Anton Widter aus Schwechat daher die ersten provisorischen Stabilisierungsbauten am Heidentor. Vermutlich wurden dabei auch erste archäologische Untersuchungen vorgenommen. Durch eine von Josef Dell 1891 durchgeführte Versuchsgrabung geriet das Monument neuerlich in den Fokus des öffentlichen Interesses. Dell entdeckt dabei die Reste des zentralen Statuensockels und deutete die Ruine als antiken Grabbau. Die Sicherungsmaßnahmen Widters leiteten die schrittweise Veränderung des Gesamtbildes der Ruine ein, die im 20. Jahrhundert dann massiv vorangetrieben wurden. 1907 durchgeführte Grabungen führten zu keinen neuen Erkenntnissen. Der größte Teil des durch beim Zusammensturz bzw. Abbruch der beiden anderen Pfeiler entstandenen Schutts (ca. 400 m³) wurde dabei aber unglücklicherweise ohne vorherige Untersuchung abtransportiert und ging so für die archäologische Forschung verloren. 1955 wurde durch Erich Swoboda im Südwesten des Areals ein mehrräumiges Gebäude teilweise aufgedeckt, vielleicht ein Hinweis darauf, dass das Monument noch im bebautem Teil der Stadt stand.

Die seit 1985 zu beobachtende Verschlechterung des Bauzustandes erforderte dringend eine Generalsanierung des Gebäudes. 1998–2001 wurde daher ein umfassendes Projekt zur archäologische Begutachtung und Restaurierung in Angriff genommen. Um das Areal vollständig untersuchen zu können, mussten dafür die beiden verstürzten Gussmauerblöcke um einige Meter nach Osten verschoben werden. In erster Linie wurden bei den Grabungen die Pfeilerfundamente, der Zentralraum mit Figurensockel, die Außenflächen und das nähere Umfeld ergraben. Der Rundsockel der Kaiserstatue wurde von den Archäologen bis in die untersten Scharen abgetragen. Vier der insgesamt ursprünglich sechs Blöcke waren noch in situ vorhanden. Reste eines Fußbodens oder einer Pflasterung des Zentralraumes konnten nicht nachgewiesen werden.

Befunde

Die Auswertungen der Grabungsergebnisse sowie die Analyse seiner Baustruktur ergab, dass das Monument der spätrömischen Periode zuzurechnen war und nicht vor der Mitte des 4. Jahrhundert.Chr. erbaut worden sein konnte. Die Fundzusammensetzung bestätigte, dass der Bauplatz überwiegend im späten 4. und frühen 5. Jahrhundert frequentiert wurde. Auch wäre es undenkbar, dass ein Weihealtar des Oberhauptes des römischen Parthenons, dem Jupiter Optimus Maximus, vor der Regierungsperiode Constantius II. und der Erlassung seiner antiheidnischen Gesetze (354 ? und 356) für solche Zwecke verwendet werden konnte. Das Achsenkreuz ist exakt an den Himmelsrichtungen ausgerichtet, was aber dennoch auf ein Gründungsritual schließen lässt. Von den Pfeilern stehen heute nur noch die westlichen Exemplare. Von den beiden anderen sind nur noch die Fundamente und ein paar Quader des aufgehenden Mauerwerkes vorhanden. Der Versturzblock östlich der Ruine gehörte ursprünglich zum Oberbau des nordöstlichen Pfeilers.

Das Quadrifrons stand auf vier massiven, quadratischen Pfeilern, die in der Mitte durch ein Kreuztonnengewölbe verbunden waren (vgl. dazu auch Janusbogen). Die Pfeiler reichen über die Gewölbezone hinaus und trugen das Gebälk mit Attika und der Dachkonstruktion. Die Fundamentblöcke des nordöstlichen und des nordwestlichen Pfeiler maßen 6 × 6 m, ihre Tiefe betrug 2,30 – 2,40 m. Sie bestanden in den untersten Schichten aus einer Lage trocken verlegter Bruchsteine die ein rechteckiges Fundamentbett bildeten. Darüber lag eine vermörtelte Schicht aus weiteren Bruchsteinlagen. Derselbe Fundamentaufbau wird auch für das östliche Pfeilerpaar angenommen. Das Sockelfundament im Zentrum des Quadrifrons maß 2,20 m und bestand aus einer 1,20 m hohen Schicht grob bearbeiteter Bruchsteine. Die unteren Lagen waren trocken verlegt, die oberen bis zu einer Tiefe von 50 cm mit Mörtel übergossen worden. Das aufgehende Mauerwerk der Pfeiler ist heute noch 13,4 bzw. 14,8 m hoch und bestand aus einem Gussmauerkern, der mit Quadersteinen verschalt war. Der Gussmauerblock des NO-Pfeilers war im Wesentlichen aus großen und mittleren Bruchsteinen zusammengesetzt, der des SO-Pfeilers aus Ziegeln. Die ca. 45 m hohen Quaderblöcke der Verschalung waren überwiegend zweitverwendete Weihealtäre oder Werksteine die beim Aufbau vermörtelt und in sich verzahnt wurden. Der kastenförmige Oberbau war nach Ansicht von Wolfram Kleiss zweigeschossig und spiegelte die untere Bogenarchitektur wieder. Reinhard Pohanka plädierte für ein Flachdach anstatt eines pyramidenförmigen Aufsatzes.[5] Durch bautechnische Vergleiche mit dem Janusbogen (Ianus Quadrifrons) in Rom war es schließlich möglich, den Bauplan des Monumentes genau zu rekonstruieren.[6] An wenigen Stellen sind noch Reste der ursprünglichen Architekturgliederung (Konsolen, Gesimse) zu erkennen. Nach den im Versturz aufgefundenen Fragmenten von Wandmalereien, einer marmornen Inschriftenplatte, Reliefstücken und halblebensgroßen Figurenresten zu schließen war die Fassade des Quadrifrons bemalt, mit Bauskulpturen aus Marmor dekoriert und an seiner Attika mit einer Bau- oder Ehreninschrift versehen.

Restaurierungsmaßnahmen

In einem Zeitraum von rund 150 Jahren wurden am Heidentor umfangreiche Stabilisierungsmaßnmahmen an seiner Bausubstanz vorgenommen. Besonders die Bruchsteinaufmauerungen an den westlichen Pfeilern sowie kleinteilige Sanierungen mit Ziegeln prägen heute das Aussehen des Monumentes. Sie sind aber weder in Formgebung und Material, noch in ihren Dimensionen mit dem Originalzustand vergleichbar. Häufig sind diese Ergänzungen auch nur durch eine Mörtelanalyse vom antiken Mauerwerk zu unterscheiden.[7]

An den besonders an ihrer Unterseite erheblich beschädigten Pfeilern wurden 1850 die ersten Mauerstützen angebracht. 1907 mussten sie mit noch massiveren Stützmauern umhüllt werden, um sie vor dem drohenden Einsturz zu bewahren. An den Fundamenten wurden zusätzlich vorspringende Sockel angemauert und auch ein Teil des Figurensockels im Zentralraum wurde wiederaufgestellt.[8]. Der Ziegelbogen wurde mit einer Betonabdeckung vor der Witterung geschützt. 1957 wurden schadhafte Mauerbereiche mit Zementmörtel abgedichtet. Die restaurierte Statuenbasis im Zentralraum zeigt einen ca. 4 m hohen Steinzylinder. Seine Quaderblöcke waren so zugerichtet, dass sie zur Mitte hin konisch geformt sind. Der Boden des Zentralraumes wurde mit Steinabschlag ausgefüllt. In erster Linie war bei den Restaurierungsmaßnahmen von 1998-2001 ein Problem festzustellen, was an der Ruine noch antik war und was nachträglich restauriert bzw. ergänzt wurde. Die diesbezüglichen Arbeiten im 19. Jahrhundert waren nur mangelhaft dokumentiert und von den römischen Originalen nur schwer zu unterscheiden.

Spolien

Die hohe Anzahl an zweitverwendeten Inschriftensteinen im Mauerwerk des Heidentores war bereits den Forschungsreisenden Jeremiah Milles im 18. Jahrhundert aufgefallen. Diese Praxis an billiges und leicht verfügbares Baumaterial heranzukommen, war in der Spätantike weit verbreitet. Die Verwendung einer so hohen Anzahl von Altären läßt auf einen fundamentalen Wandel in den religiösen Ansichten der Bevölkerung schließen. Bei den hier verbauten Inschriftensteinen handelt es sich hauptsächlich um Weihealtäre aus Tempeln und Heiligtümern die durch Abschlagen ihrer Aufsätze und Verzierungen zu Bauquadern zurechtgemeißelt wurden. Besonders hervorzuheben ist hier ein Jupiteraltar des Gaius Anicius Quintus, der als Benefizarier in der Legio XIIII diente. Das Stück wurde an der Südseite des NW-Pfeilers aufgefunden wo es an der Unterseite des Kämpfersimses eingemauert war. Er wurde vorerst durch ein 1907 angebrachtes Sichtfenster zugänglich gemacht. 1999 wurde er geborgen, dabei stieß man östlich davon auf ein weiteres Exemplar von den aber nur ein Teil der profilierten Basis zu sehen war. Der Abdruck des Jupiteraltars ist noch im Mörtel des Sichtfensters zu erkennen. Ein Dianaaltar am SW-Pfeiler wurde schon 1907 aus dem Mauerwerk entnommen. Zusätzlich wurden auch andere Weihinschriften für Diana und Apollo (?) – in Form eines Mörteabdruckes – und Altäre für Silvanus, Merkur oder Mithras(?) am Tor gefunden. Bei den übrigen aufgefundenen Spolien waren keine Inschriften mehr erkennbar. Ein am NW-Pfeiler geborgenes Relief war vermutlich Bestandteil eines Grabmahls. Bei den Grabungen am nordöstlichen Pfeilerfundament kamen in den untersten Schichten wieder zwei Spolien zum Vorschein. Vom Weihealtar an der östlichen Seite ist nur die Opfermulde zu sehen, auf der gegenüberliegenden Seite war ein Architravfragment eingemauert.[9]

Funde

Im Zentrum des Quadrifrons wurde hauptsächlich Ziegelbruch, Abschlag von Quaderblöcken und Spolien geborgen, darunter auch Bruchstücke einer überlebensgroßen Kaiserstatue, die vermutlich Constantius II. darstellte. Die kleinteilige Fragmentierung des Materials lässt auf eine Sprengung des Gebäudes schließen. Bei den Grabungen 1998-2001 konnten auch über 300 Münzen geborgen werden. Ihre Anzahl war hoch genug, um eine präzise Datierung des Monumentes vornehmen zu können. Sie wurden alle in der Periode zwischen Konstantin I. (306–337 n. Chr.) und Valentinian I. bzw. Valens (364–378 n. Chr.) geprägt. Der größte Teil stammte aus den Regierungsjahren der Söhne Konstantins I.

An den umliegenden Flächen kam bei den Untersuchungen vor allem Versturzmaterial zum Vorschein. Es bestand vorwiegend aus Bruchsteinen, Ziegelbruch, Kalkmörtelmasse, Resten von roten Wandverputz, Fragmente von Architekturteilen, Reliefs und Marmorstatuen sowie diversen Keramik- und Metallfunden (Drachenköpfchen aus Bronze). Die überwiegend auftretende, grautonige Keramik lässt sich auf das späte 4. Jahrhundert datieren. Abgeschlagene Randfragmente von Weihealtären lassen darauf schließen, dass die Spolien vor Ort zugerichtet wurden. In der Nähe des Monumentes konnte in der Folge noch ein 5 – 8 cm dicker Estrich und im Südwesten eine Schotterstraße beobachtet werden. Die zahlreichen Ziegelfunde stammen aus den Pfeilern und dem mittleren Kreuzgewölbe des Bauwerkes. Sie waren mit Stempeln der in Carnuntum stationierten X., XIIII. und XV. Legion markiert. Zusätzlich konnte ein Exemplar der im Kastell Klosterneuburg kasernierten COH(ors) I AEL(ia) S(agittariorum) geborgen werden. Privatziegeleien sind durch die Stempel der ATILIA FIRMA und des C(aius) VAL(erius) CONST(ans) KAR(nuntius) vertreten, die vermutlich alle in Carnuntum ansässig waren.

Die archäologische Landschaft Carnuntum

Das Gebiet erstreckt sich vom Braunsberg bei Hainburg bis ans Donauufer bei Petronell/Deutsch Altenburg. Es ist heute der Mittelpunkt der provinzialrömischen Archäologie in Österreich. Die drei Kernzonen des Archäologischen Park Carnuntum beinhalten das – heute teilweise wiederaufgebaute – Ausgrabungsgelände der Zivilstadt zwischen Bad Deutsch Altenburg und Petronell, das Legions- und Reiterlager, ein Brückenkopfkastell, die beiden Amphitheater, den antiken Hafen, der Stadtberg (Pfaffenberg) und der Lagervicus, der etwa 2 km vom Zentrum Carnuntums entfernt liegt. Das Triumphalmonument markiert dabei die südwestliche Grenze der Zivilstadt.[10] Die meisten antiken Bauwerke und auch das Heidentor sind für die Besucher frei zugänglich. Eine Rekonstruktionsmodell und eine maßstabgetreue Umrissgrafik auf einer Glasplatte erlauben es dem Besucher, sich vor Ort eine gute Vorstellung von seinem ursprünglichen Aussehen zu machen.

Galerie Heidentor

Einzelnachweise

  1. Werner Jobst: 2002, S. 6-10.
  2. Werner Jobst: 2002, S. 14.
  3. Werner Jobst: 2002, S. 23.
  4. Werner Jobst: 2002, S. 15.
  5. Werner Jobst: 2002, S. 18.
  6. Reidinger/Greiner/Jobst/Jobst: 2007, S. 121–174.
  7. Werner Jobst: 2002, S. 45
  8. Werner Jobst: 2002, S. 16 und 23.
  9. Werner Jobst: 2002, S. 31-34
  10. Werner Jobst: 2002, S. 10.

Literatur

  • Erwin Reidinger (Wilfried Greiner, Markus Jobst, Werner Jobst): Das Heidentor in Carnuntum und der Janus Quadrifrons in Rom – Bautechnische Analyse und Vergleich. In: Carnuntum Jahrbuch. 2007, Wien 2007, ISBN 978-3-7001-4011-5, ISSN 1025-2320, S. 121-174 (4 Planbeilagen).
  • Werner Jobst (Hrsg.): Das Heidentor von Carnuntum. Ein Führer. Bearbeitet von Jasmine Cencic, Werner Jobst, Klaus Müller, Clemens M. Muth, Erwin Reidinger und Ulrike Schuh, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2002, ISBN 3-7001-3076-7.
Commons: Heidentor – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien