Franz Kafka

österreichisch-tschechischer Schriftsteller (1883-1924)
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Franz Kafka
Franz Kafka ungefähr 1917

Franz Kafka (* 3. Juli 1883 in Prag; † 3. Juni 1924 in Kierling bei Wien) war ein deutscher Schriftsteller aus Prag.

Leben

Franz Kafka wurde am 3. Juli 1883 in Prag, der böhmischen Hauptstadt, geboren. Böhmen war damals Teil der K und K Monarchie Österreich-Ungarn. Er war der Sohn des Galanteriewarenhändlers Hermann Kafka (1852-1931), der aus der Provinz nach Prag gekommen war, und Julie Kafka, geb. Löwy (1856-1934), die aus einer reichen Familie aus Podiebrad stammte. Er hatte zwei Brüder, Georg und Heinrich, die noch im Kindesalter verstarben, sowie drei jüngere Schwestern: Elli(1889-1941), Valli (1890-1942) sowie Ottla (1892-1943). Seine Muttersprache war, wie damals für etwa 10 Prozent der Bevölkerung Prags, deutsch. Die Kafkas waren Juden. Er sprach und schrieb deutsch. Von 1889 bis 1893 besuchte Kafka die "Deutsche Knabenschule am Fleischmarkt" in Prag. Dann wechselte er ans humanistische "Staatsgymnasium mit deutscher Unterrichtssprache in Prag-Altstadt". Bereits in seiner Jugend beschäftigte sich Kafka mit Literatur (sein Frühwerk ist verschollen, vermutlich hat er es selbst vernichtet) und mit sozialistischen Ideen. Desweiteren pflegte er die Zeitschrift "Der Kunstwart" zu lesen. Seine Freunde in dieser Zeit waren u.a. Rudolf Illowy, Hugo Bergmann, Ewald Felix Pribram sowie Oskar Pollak. Die Ferien verbrachte Kafka gern bei seinem Onkel Siegfried, einem Landarzt aus Triesch. Nach dem Abitur (1901), das er mit befriedigenden Leistungen bestand, reiste Kafka zunächst einmal nach Norderney und Helgoland. Im Herbst begann er sein Studium an der "Deutschen Universität Prag". Nach einem zweiwöchigen Ausflug in die Chemie beschloss Kafka, Jura zu studieren. Doch er besuchte auch kunstgeschichtliche und germanistische Vorlesungen. Zwischendurch unternahm er einige Reisen und überlegte sogar kurz, in München zu studieren. Kafka unterließ jedoch diesen Plan und setzte sein Studium in Prag fort. In jenem Jahr, 1902, lernte er auch seinen wohl bedeutendsten Freund, den Dichter Max Brod, kennen. 1906 promovierte er, und war danach Praktikant am Landes- und Strafgericht in Prag. Kafka arbeitete von 1907 bis 1922 in einer Versicherungsgesellschaft. 1909 veröffentlichte er erste Prosaskizzen in der Münchener Zeitschrift Hyperion. Aufgrund einer Erkrankung an Tuberkulose musste er 1922 seinen Beruf aufgeben. 1923 zog er nach Berlin, um sich ganz der Schriftstellerei zu widmen. Ein Jahr später starb er im Alter von 40 Jahren in einem Lungensanatorium bei Klosterneuburg, in Niederösterreich.

Werkgeschichte

Kafkas enger Freund Max Brod hat wesentlich zur Verbreitung von Kafkas Werk beigetragen. So veröffentlichte er als Kafkas Nachlassverwalter postum die drei einzigen Romane Kafkas, obwohl Kafka selbst diese testamentarisch zur Vernichtung bestimmt hatte. Eine wichtige Freundin im Leben Kafkas war seine Prager Übersetzerin Milena Jesenska.

Die Werke Kafkas spiegeln ein verbreitetes Lebensgefühl vieler Menschen des jungen 20. Jahrhunderts wider. Wie in einem Alptraum bewegen sich seine Protagonisten anonymen Mächten ausgeliefert durch ein Labyrinth undurchsichtiger Verhältnisse. Dies gilt schon räumlich. Das Schloss im gleichnamigen Roman, die Gerichtsgebäude im Prozeß bestehen aus einem weit verzweigten Gewirr unübersichtlicher Räume, und auch im Roman Amerika sind die seltsam unverbundenen Schauplätze - ein Schiff, die Wohnung des Onkels des Helden Karl Roßmann, ein Hotel, ein Zirkus - gigantisch und unüberschaubar.

Insbesondere bleiben aber auch die Beziehungen der handelnden Personen ungeklärt. 'K.', der sich im Schloß nach seiner Ankunft im Dorf als Landvermesser ausgibt, um lästigen Fragen aus dem Weg zu gehen, und vom Beamtenapparat als Kampfansage telefonisch in seiner angeblich Anstellung bestätigt wird, erfährt nur wenig über die Beamten des Schlosses und ihre Beziehung zu den Dorfbewohnern. Nur die dunkle, allgegenwärtige Macht des Schlosses über das Dorf und seine Menschen ist deutlich spürbar. Trotz seiner Bemühungen, diese Macht zu brechen, zu umgehen oder zumindest herauszufordern, erhält K. keinen Zugang zu den maßgeblichen Stellen in der Schlossverwaltung, wie auch der Angeklagte ' Joseph K.' im Prozeß niemals auch nur die Anklageschrift zu Gesicht bekommt. Nur im Roman Amerika, der wie das Schloß unvollendet blieb, bleibt die Hoffnung, dass Roßmann im größten Zirkus der Welt dauerhaft Geborgenheit finden kann.

Diese Verhältnisse sind nicht nur als eine Anklage gegen eine bürokratische Maschinerie, die jedes Ziel und jeden Zweck völlig verloren hat und sich nur noch selbst verwaltet, zu verstehen, sondern auch im übertragenen religiösen und psychologischen Sinne.

So ist vor allem Die Verwandlung in der 'Gregor Samsa' beim Erwachen feststellen muss, dass er sich in einen riesigen Käfer verwandelt hat (für den die Familie im Verlaufe der Erzählung immer weniger Respekt und Fürsorge aufbringen kann), bis in alle Einzelheiten als eine verschlüsselte Darstellung von Familienbeziehungen psychologisch analysiert worden.

Unter dem Eindruck seiner Romane und Erzählungen, die dabei, entgegen häufiger Vorurteile, leicht lesbar und überaus spannend sind, ist auch das Adjektiv kafkaesk entstanden, das für diese Verlorenheit des Einzelnen und das Gefühl, fremden und unbegreiflichen Mächten ausgeliefert zu sein, steht. Ein Gefühl, das für Menschen unserer Zeit noch immer präsent oder wenigstens nachvollziehbar ist; so werden Kafkas Werke auch heute noch von seinen Lesern hoch geschätzt.

Die ganz eigene Literaturgattung, die Kafka schuf, wird als Parabel bezeichnet. Kafkas Werke sind in keine bestehende literarische Richtung einzuordnen, wenngleich sie dem Expressionismus auch nahe stehen. Der Mensch wird häufig durch einen Blick der Selbstentfremdung dargestellt, das Vertrauen zu nahe Stehenden ist erschüttert, und auch Einsamkeit ist ein großes Thema Kafkas. Träume, Ängste, Komplexe, Zerstörerisches und Symbolhaftes spiegeln eine Grundhaltung in seinen Werken wieder, in denen der Mensch als Fremder oder Ausgeschlossener immer wieder nach Sicherheit, Halt und Geborgenheit sucht.

Werke