Duppauer Gebirge

Gebirgszug
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Das Duppauer Gebirge (tschechisch Doupovské hory) ist ein Mittelgebirge in Tschechien. Es hat eine Fläche von 607 km² und liegt größtenteils in den Bezirken Karlovy Vary und Chomutov im Nordwesten Böhmens, östliche Ausläufer befinden sich im Okres Louny. Vom nördlich befindlichen Erzgebirge getrennt wird es durch das Tal der Eger. Das Gebirge ist heute größtenteils unbesiedelt und wird militärisch genutzt. Der Truppenübungsplatz Hradiště ist mit einer Fläche von 330 km² der größte in Tschechien.

Ausdehnung

Entlang des Flusslaufs der Eger im Norden erstreckt sich das Gebirge von Karlovy Vary nach Osten bis Klášterec nad Ohří und Kadaň. Östlich grenzt es an das Saazer Becken, wo an seinen Ausläufern die Orte Podbořany und Lubenec liegen. Westlich des Duppauer Gebirges erstreckt sich der Kaiserwald, im Südwesten geht es in das Tepler Hochland über. Südlich des Gebirge befinden sich die Gemeinden Bochov, Žlutice und Chyše. Das frühere politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des Gebirges bildete die zwischen 1954 und 1955 geräumte Stadt Doupov (Duppau), die heute nicht mehr existiert. Entlang der Eger befinden sich mehrere Burgruinen.

Geologie und Gliederung

Das Gebirge ist vulkanischen Ursprungs und besteht vorwiegend aus Basaltgestein. Seine Entstehung erfolgte in zwei Phasen während des Oligozän und Miozän. An der Stelle des heutigen Gebirges befand sich ein etwa 2.000 m hoher, in seinen Ausmaßen mit dem Ätna vergleichbarer Vulkangipfel, der bei einem Ausbruch explodierte und dessen Aschekegel durch Erosion abgetragen wurde. Seinen Krater bildet der Duppauer Kessel. Die Liboc (Aubach) mit ihren Zuflüssen Fleckbach (Kozlovský potok) und Hohentalbach gliedert das Gebirge in zwei Hauptplatten, die Liesener Platte und die Burgstadtler Masse.

Liesener und Hengbergplatte

Den nördöstlichen Gebirgsteil bildet die Liesener Platte (Rohozecká vrchovina) nahe Kadaň. Sie wird duch sanfte fruchtbare Täler und Waldreichtum gekennzeichnet und ist mit einer durchschnittlichen Höhe von 650 m der niedrigste Teil des Gebirges. Über das Gebirgsplateau führte am Olleschauer Pass eine alte Handelstraße aus dem Egertal bei Velichov nach Doupov. Das Tal der bei Oslovice (Woslowitz) in die Eger mündenden Bublava (Geigenbach) bildet die natürliche Grenze zum (Hengbergplatte) genannten westlichen Teil. Die höchste Erhebung ist der 811,7 m hohe Lesná (Liesen).

Die Hengbergplatte (Jehličenská hornatina) zeichnet sich durch tiefe schroffe Täler zur Eger hin aus. Wegen der unwirtlichen Bedingungen und wenig ertragreichen Böden war dieser Teil nur dünn besiedelt. Sie weist eine Vielzahl tektonischer Störungen auf, die die Ursache für das reichhaltige Vorkommen von Säuerlingen sind. Bekannt sind die Sauerbrunnen von Kyselka. Der höchste Gipfel dieses Teils ist der Velká Jehličná (Hengberg) mit 827,8 m.

Burgstadtler Masse

Den höchste Teil des Gebirges bildet die Burgstadtler Masse (Hradišťská hornatina), die ihren Namen vom Doppelgipfel des Burgstadtl (Hradiště) erhielt, der mit 933,8 den höchsten Gipfel des Duppauer Gebirges bildet. Dieser südliche Gebirgsteil zeichnet sich durch sein rauhes Klima aus. Er war nur spärlich besiedelt, seine Bewohner lebten von Viehzucht und Weidewirtschaft.

Im Südwesten der Masse liegt ein 850 m hohes Hochplateau aus dem die vier höchsten Berge herausragen und das eine Wasserscheide zwischen Eger und Moldau bildet. Es stellt den Kraterrand des einstigen Vulkans dar.

Duppauer Kessel

Das Zentrum des Gebirges bildet der von der Aubach (Liboc) durchflossene 20 km² große Duppauer Kessel. Der vulkanische Explosionskrater mit einem Durchmesser von 5 km, dessen Magmaschlot durch den der Mitte des Kessels gelegenen Theralithhügel des 648,5 m hohen Flurbühl gekennzeichnet ist, bildete durch seine Eruptionen das gesamte Gebirge. Am Osthang des Flurbühls lag in 570 m ü.M. die Stadt Doupov, die 1955 abgelöst wurde.

Besiedlung

Das Duppauer Gebirge war wegen seiner natürlichen Bedingungen, das am dünnsten besiedelte Gebiet Böhmens. Seine Bewohner waren größtenteils Deutsche. Außer der Stadt Duppau bestanden im Jahre 1921 noch 17 Gemeinden. Die Bevölkerungszahl betrug zu dieser Zeit 15.149 Menschen, die in 2.725 Häusern lebten. Auf den entlegenen Dörfern bildete die Viehzucht, der Obstbau, die Zeidlerei und Leineweberei die Lebensgrundlage der Bewohner. Auf den fruchtbaren Böden erfolgte eine landwirtschaftliche Nutzung, steinigere Äcker wurden für den Anbau des Duppauer Berghafers, aber auch zum Hopfen- und Gemüsebau genutzt. Durch den Schutz des Erzgebirges hat der Norden des Gebirge ein trockenes Klima und gehört zu den wärmsten Orten in Tschechien.

Nach der Vertreibung der Deutschen in den Jahren 1945 und 1946 konnte die Gebirgsgegend nur noch sehr schwach besiedelt werden. Das veranlasste die tschechoslowakische Regierung während der Zeit der Kalten Krieges zur Errichtung eines Truppenübungsplatzes in dem Gebirge. Ab 1953 begann die Aussiedlung der Bewohner, die 1955 abgeschlossen war. Nach 1960 wurde die ehemalige Stadt Doupov sowie leerstehende Dörfer in Manövern als Zielobjekte für den Beschuss und Bombardierung durch die Land- und Luftstreitkräfte dem Erdboden gleichgemacht. 1991 bestanden auf dem Truppenübungsplatz nur noch 102 Häuser in denen 616 Menschen lebten. Insgesamt 67 Ortschaften, Weiler und Höfe wurden zerstört und dem Erdboden gleichgemacht.

Das Gebirge hat sich heute auf Grund der aus der 40-jährigen Nutzung als Truppenübungsplatz resultierenden völligen Unzugänglichkeit zu einem Lebensraum seltener Pflanzen- und Tierarten entwickelt. Es entstanden reichhaltige Populationen der Küchenschelle. Seit den 1990er Jahren ist ein Zutritt nach vorheriger Genehmigung wieder möglich. Nach wie vor wird das Gebiet jedoch für militärische Übungen genutzt.

Wogastisburg

Im Laufe der vergangenen Jahrhunderte gab es mehrere Versuche die in der Fredegar-Chronik in den Jahren 631/632 erwähnte Wogastisburg im Duppauer Gebirge zu lokalisieren. Als mögliche Standorte wurden der 593,3 m hohe Burgberg (Úhošť), ein nordöstlicher Vorberg der Liesener Platte beim zur Stadt Kadaň gehörigen Dorf Úhošťany (Atschau) sowie ein Hügel beim ebenfalls zu Kadaň eingemeindeten Dorf Hradec (Burgstadtl) herangezogen.

Als ein neueste Standortvariante ist der zu den östlichsten Gebirgsausläufern gehörende Rubín (351,7 m) bei der Ortschaft Dolánky (Podbořany) im Gespräch.

Bekannteste Erhebungen

  • Hradiště (Burgstadtl), 933,8 m
  • Malé hradiště (Kleiner Burgstadtl), 926,2 m
  • Pustý zámek (Ödschloßberg), 925 m
  • Nad ovčarnou (In der Öd), 912,3 m
  • Větrovec, 900,9 m
  • Velká Jehličná (Hengberg, auch Grasberg) 827,8 m
  • Lesná (Liesen), 811,7 m
  • Huseň (Hussen), 762 m
  • Trmovský vrch (Dürrmauler Berg), 744 m
  • Flurbühl, 648,5 m