Eristische Dialektik

Buch von Arthur Schopenhauer
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Die Eristik (von griechisch eris, Streit, Zwietracht, vgl. auch die griechische Göttin Eris), ist die Kunst des Streitens und Debattierens mit dem Ziel, Recht zu behalten um des Rechtbehaltens willen.

Eristische Dialektik

Dies ist der Titel eines Textes von Arthur Schopenhauer mit dem Untertitel „Die Kunst, Recht zu behalten“. Das Werk besteht aus 38 so genannten Kunstgriffen, die man in einer Debatte einsetzen kann, um die Zuhörer von der eigenen Position zu überzeugen. Schopenhauer stellt dabei zum Beispiel dar, wie man Argumente des Gegners unzulässig erweitert und dann die Erweiterung widerlegt, das zu Beweisende über Umwege postuliert und als wahr anerkennen lässt und wie man auf andere Weise den Gegner in die Irre führt, so dass die Zuhörer glauben, man selber habe Recht.

Ziel ist es zu vermitteln, wie man in einer Diskussion Recht behält und zwar unabhängig davon, ob man in der Sache recht hat oder nicht. Die Wahrheit der Sache und die Frage, ob man in den Meinungen der Zuhörer recht behält, sind nämlich zwei verschiedene Dinge – wegen des schlechten menschlichen Wesens gehe es in einer Debatte nach Überzeugung Schopenhauers eben meistens nicht darum, die Wahrheit zu Tage zu bringen, sondern darum, seine Eitelkeit durch den Triumph über den Debattengegner zu befriedigen. Auch geht es hier nicht darum, den Diskussionsgegner zu überzeugen, Ziel ist nur die Überzeugung der Zuhörer. Eristische Dialektik findet sich heute unter anderem in unethisch geführten Verkaufsgesprächen, der angewandten Verkaufspsychologie und als eines von mehreren Elementen des so genannten Mobbings.

Schopenhauer hat die eristische Dialektik erfunden, jedoch selbst nie veröffentlicht. Sie wurde erst im Nachlassband 1864 zusammen mit anderem Material von Julius Frauenstedt publizert. Die dort beschriebenen 38 Kunstgriffe (Tricks) sollen den Redner dazu befähigen, selbst dann Recht zu behalten, wenn er die Unwahrheit sagt. Zitat Arthur Schopenhauer: Daher entsteht nun in uns die Maxime, selbst wann das Gegenargument richtig und schlagend scheint, doch noch dagegen anzukämpfen, im Glauben, daß dessen Richtigkeit selbst nur scheinbar sei, und uns während des Disputierens noch ein Argument, jenes umzustoßen, oder eines, unsre Wahrheit anderweitig zu bestätigen, einfallen werde: hiedurch werden wir zur Unredlichkeit im Disputieren beinahe genötigt, wenigstens leicht verführt. [...] Daraus kommt es, daß wer disputiert, in der Regel nicht für die Wahrheit, sondern für seinen Satz kämpft, wie pro ara et focis [für Heim & Herd], und per fas et nefas verfährt, ja wie gezeigt nicht anders kann.

Weiterführende Konzepte

Im Gegensatz dazu dient die Dialektik der Wahrheitsfindung durch Abwägen und die Logik, die Lehre vom schlüssigen und folgerichtigen Argumentieren, der Überzeugung durch Beweisführung in der Rhetorik. Im besonderen Gegensatz steht die Eristik zur sog. gewaltfreien Kommunikation.

siehe auch