Bei der Operation Black Buck handelte es sich um ein Unternehmen der Royal Airforce, bei dem zu Beginn des Falklandkrieges (1982) extrem weitführende Luftangriffe über eine Entfernung von 6250 km auf argentinische Stellungen auf den Falklandinseln von einer Basis auf Ascension aus geführt worden.

Anflug: rot
Rückflug: schwarz
Insgesamt wurden im Zeitraum zwischen dem 1. Mai und dem 12. Juni 7 Fernangriffe durchgeführt, bei denen jeweils 2 V-Bomber vom Typ Avro 698 Vulcan B.2(eine Reserve) als Angriffsflugzeug und 11 Handley Page HP 80 Victor K.2(eine Reserve) als Tankflugzeug zum Einsatz kamen.
Die Kapazitäten reichten aber nicht, um 2 Angriffsflugzeuge in das Zielgebiet zu führen. Die 11 Tankflugzeuge begleiteten, sich gegenseitig betankend, den Bomber und flogen mit (fast) leerem Tank zurück zur Basis, wo sie erneut betankt wurden, um rückkehrende Tanker in der Luft halten zu können. 5 Tankflugzeuge flogen dann dem zurückkehrenden Bomber entgegen, um ihn auf dem Heimweg zu begleiten.
Während dieser Luftangriffe legte das Angriffsflugzeug teilweise mehr als 13.000 km zurück. Es kam zu 18 Luftbetankungen bei denen 225 t Treibstoff transferiert wurden. Black Buck 1 dauerte 15:45h.
Dieser Luftangriff war die weitest reichende und längste militärische Luftoperation, die bis zu diesem Zeitpunkt unternommen wurde. Der Rekord wurde erst von US-amerikanischen Luftoperationen im 2. Golfkrieg 1990 überboten.
Verlauf
Angriffsbomber der Mission
Vorbereitungen
Die Vulcans besaßen zwar Luftbetankungseinrichtungen, die aber zu Beginn des Krieges seit über 10 Jahren nicht mehr benutzt worden waren. Also wurden im April die entsprechenden Anlagen der für den Angriff ausgewählten Vulcans überprüft und instandgesetzt. Desweiteren wurden die in der Luftbetankung ungeübten Besatzungen gedrillt.
Sowohl die Bomber als auch die Tanker waren für mitteleuropäischen Land-Szenarien konstruiert, besaßen also zur Navigation lediglich Bodenverfolgungsradar, welches auf markante Bodenkonturen angewiesen, also bei Seeoperationen über mehrere tausend Kilometer nicht benutzbar ist. Im Laufe des April wurden alle beteiligten Flugzeuge kurzfristig mit Trägheitsnavigationssystemen ausgestattet.
Da es zu keiner einvernehmlichen diplomatischen Lösung kam, an der wohl beide Seiten im Grunde kein Interesse hatten, wurden am 29. April 2 Vulcan (XM598 und XM607) von Waddington in England nach Wideawake auf Ascension überführt.
Black Buck 1
leitete den britischen Angriff auf die Falklandinseln ein.
Das Missionsziel war ein Angriff mit 21 1000Lb-Bomben(454Kg) auf die Landebahn von Port Stanley.
Die Angriffsgruppe bestand aus den beiden Vulcan (eine als Reserve) und 11 Victors(eine Reserve).
Die Flugzeuge starteten am 30. April 22:50 Ascensioner Zeit, was einer Zeit von 19:50 in Port Stanley entspricht.
Gleich nach dem Start fielen 2 Flugzeuge aus. Die Vulcan XM598 hatte eine undichte Druckkabine und eine der Victors hatte einen defekten Tankleitungsschlauch. Deshalb musste die Ersatz-Vulcan XM607 die Führung übernehmen.
- Die erste Luftbetankung erfolgte nach 105 min und 1400km südlich von Ascension. Eine Victor betankte die Vulcan während 4 andere Tanker Treibstoff an 4 weitere Victor übergaben. Die 4 an die anderen Tanker spendenden Tanker mussten ihre Reserve ausschöpfen und kehrten um, da in der Planung des Angriffs ein schwerer Fehler in der Treibstoffkalkulation offenbar wurde. Mit Mühe und Not konnten die 4 Tanker nach Ascension heimkehren.
- Die 2. Kraftstoffweitergabe fand nach 150 min und 450 km südlicher statt. Eine Victor gab ihren Sprit an die Vulcan, 2 weitere Victor betankten die verbliebenen 3 Lufttanker und die 3 Tanker kehrten um.
- 100 min später und 3060km südlich Ascension wurde das 3. mal betankt. Eine Victor betankte die verbliebenen 2 Victor und musste aufgrund des Planungsfehlers wieder ihre Reserve ausschöpfen. Wenig später wurde in dieser Victor ein Treibstoffleck entdeckt und per Funk Hilfe angefordert, die auch eine der inzwischen am Boden wieder betankten Victors brachte.
- 4350km südlich Ascension wurde nach fast 6stündigem Flug in extrem schlechten Wetter das 4. mal der Treibstoff transferiert. Einer der 2 verbliebenen Tanker versuchte den anderen zu befüllen, was aber aufgrund technischer Problem nicht gelang, weshalb beide die Rollen tauschen mussten. Folge der erwähnten Fehlplanung und auch des Rollentausches war, dass der letzte Tanker zu wenig Treibstoff an Bord hatte, um nach der letzten Betankung der Vulcan selber nach Ascension zurückkehren zu können, was aufgrund der Funkstille, die wegen der Nähe zum Ziel inzwischen angeordnet war, aber nur der Tankerbesatzung bekannt war.
- 650 km vor den Falklandinseln und 5600km von Ascension entfernt mußte die Besatzung der letzten Victor eine schwierige Entscheidung treffen. Die letzte Betankung bedeutete ein enormes Risiko, denn es fehlten 5 t Kerosin für den Rückflug und Hilfe konnte erst nach dem Angriff angefordert werden. Ein weiteres Problem war, dass der verbliebene Treibstoff auch nicht reichte, um den Angriffsbomber voll zu tanken, weshalb dieser sogar kurzzeitig die Funkstille brach. Die Tankerbesatzung entschied sich gegen einen Abbruch der Mission und für das Risiko, mehr als 600 km vor Ascension in den Südatlantik zu stürzen.
- 470 km vor dem Ziel ging die Vulcan auf Tiefflug von ca. 100m Höhe, um das argentinische Radar zu unterfliegen. 75km vor Port Stanley ging die Maschine auf die Angriffshöhe von ca. 3000m. Feindliche Radarerfassung wurde mit US-amerikanischer Elektronik vereitelt.
- Die Landebahn wurde in einem Winkel von 30° planungsgemäß überflogen und bombardiert. Ein paralleler Angriff hätte zwar eine höhere Zerstörung bringen können aber der Querangriff garantierte eine höhere Trefferwahrscheinlichkeit.
- 2 Bomben trafen die Landebahn, eine weitere beschädigte den Tower. 3 argentinische Soldaten wurden getötet, mehrere verletzt. Außerdem wurden einige argentinische Pucara-Flugzeuge beschädigt.
- Nach dem Angriff wurde die Funksperre aufgehoben, wodurch die letzte Victor endlich um Hilfe bitten konnte, die auch gewährt wurde.
- Die Vulcan wurde ebenfalls betankt, wobei es erneut zu technischen Problemen kam. Der Tankstutzen rastete nicht komplett ein, weshalb ein großer Teil des Treibstoffes daneben und auf die Cockpitscheiben floss, wodurch dem Piloten die Sicht verdeckt wurde. Die Betankung mußte blind nach Anweisungen des Tankoperators durchgeführt werden.
- Nach 15:45h Einsatz kehrte der Rest des Verbandes nach Ascension zurück.
Die Black Buck 1 Mission war von vielen Problemen überschattet. Das Hauptproblem war sicherlich die fehlerhafte Treibstoffkalkulation. Diese entstand durch die erwzungene überhastete Planung, die keine realitätsnahen Übungen zuließ Vulcan und Victor haben unterschiedliche Geschwindigkeiten und Flughöhen für ihren jeweiligen optimalen Verbrauch. Außerdem ist in der optimalen Flughöhe die Treibstoffübergabe nicht möglich. Diese Faktoren flossen in die Planung nicht ein. Die Flexibilität und Aufopferung der Besatzungen glich aber die Planungsfehler aus und machte die Operation durchführbar. Flt.Lt. W F Martin Withers (Kommandant der Vulcan XM607) wurde mit dem Kriegsverdienstkreuz für Flieger (Distinguished Flying Cross) und der Kommandant der letzten Victor Squadron Leader Bob Tuxford mit dem RAF-Verdienstkreuz ausgezeichnet. Die dem Feind beigebrachten Schäden und Verluste waren für sich genommen minimal. Der Angriff hatte aber die politische Botschaft, dass Großbritannien die Invasion nicht akzeptiert und sehr wohl in der Lage ist, militärisch zu antworten. Desweiteren gab es auch eine militärisch nicht zu vernachlässigbare Folge. Die Argentinischen Militärs zogen in Folge von Black Buck 1 wichtige Teile ihrerer Luftwaffe von den Falklandinseln auf das Festland, um dortige Ziele gegen ähnliche Angriffe zu schützen.
Black Buck 2
jeweils 11 dieser Tankflugzeuge waren beteiligt
wurde in der Nacht vom 3. auf den 4. Mai durchgeführt, hatte das selbe Ziel wie Black Buck 1 und war ein Fehlschlag, da die Bomben ihr Ziel nicht trafen.
Black Buck 3
musste vorzeitig abgebrochen werden, da ein beteiligter Victor-Tanker ausfiehl.
Black Buck 4
war eine Mission mit neuen Zielen, die am 28. Mai gestartet wurde. Erstmals sollten US-amerikanische AGM-45 Shrike Antiradarraketen eingesetzt werden, um argentinische Luftabwehrstellungen anzugreifen. Die Mission scheiterte in der Anflugphase aufgrund von Betankungsproblemen.
Black Buck 5
wurde am 30./31. Mai durchgeführt. Diesmal erreichte die abermals mit Shrike bewaffnete Vulcan Port Stanley und kreiste 40 min über dem Ort in einer für die argentinische Flak erreichbaren Höhe, um die argentinische Luftabwehr herauszufordern, die ihre Radaranlagen abgeschaltet hatte. Eine Shrike wurde abgefeuert, richtete aber nur geringen Schaden an. Die abgeschaltete argentinische Radraufklärung wurde aber von einem Harrier ausgenutzt um unbehelligt von der argentinischen Luftabwehr Port Stanley anzugreifen.
Black Buck 6
war neben Black Buck 1 der spektakulärste Einsatz der Black Buck Kampagne.
Der Angriff fand am 2./3. Juni statt. Die Vulcan XM597 hatte 4 Shrike an Bord. Das Angriffsflugzeug ging mit Bedacht auf eine Flughöhe, die für die argentinische Luftabwehr erreichbar war und wurde wunschgemäß aufgefasst und angegriffen. Die abgefeuerten 2 Antiradarraketen trafen ihr Ziel und töteten 4 argentinische Soldaten.
Während des Rückfluges versagte die Luftbetankungseinrichtung der Vulcan beim letzten Betankungsversuch.
Die Crew entschied sich entgegen ihrer Befehle, die für einen solchen Fall eine Notwasserung vorsahen, für einen Flug nach Brasilien. Nach Vernichtung aller geheimen Papiere betrat die Vulcan brasilianischen Luftraum und wurde von brasilianischen F 5 bis zur spektakulären Notlandung in Rio de Janeiro eskortiert. Die Besatzung und die Vulcan wurden von den Brasilianern bis zum 10. Juni interniert, die damals noch relativ modernen Luft-Boden-Raketen hingegen wurden eingezogen und wahrscheinlich zur Grundlage entsprechender brasilianischer Waffenprojekte.
Black Buck 7
ordnete den Angriff an
schloss am 12. Juni die Einsätze der V-Bomber im Falklandkrieg ab. Mit in der Luft zündenden 1000-Pfund-Bomben wurden argentinische Stellungen in Port Stanley angegriffen.
Fazit
Die Fernluftangriffe hatten, abgesehen von der indirekten Wirkung auf die argentinische Luftwaffe von Black Buck 1, so gut wie keine militärische Bedeutung.
Ihre politisch-moralische Wirkung war zumindest zu Beginn des Krieges enorm, denn sie zeigten den Argentiniern, dass sie jederzeit und überall angreifbar sind und den Briten, dass sie in der Lage sind, schnell zu reagieren. Der erste erfolgreiche Angriff gab der Eisernen Lady die Möglichkeit, Stärke zu zeigen und die eigene Bevölkerung vom Krieg zu überzeugen.
Die britischen Bomber- und vor allen Dingen Tankerbesatzungen zeigten großes persönliches Engagement, das letztendlich entgegen aller Fehlplanung und technischer Unzulänglichkeiten zum Erfolg führte.
Aber ihr entschlossener Einsatz und auch die argentinischen Opfer waren letztendlich nur notwendig, weil sowohl die argentinische Militärdiktatur als auch die britische Regierung einen Krieg aus innenpolitischen Gründen wollten.