Erich Mühsam
Erich Mühsam (* 6. April 1878 in Berlin; ermordet † 10. Juli 1934 im KZ Oranienburg) war Anarchist und Schriftsteller.

Leben
Mühsam ist in Berlin geboren und in Lübeck aufgewachsen. Er war zunächst Apotheker, 1902 Redakteur an der anarchistischen Zeitschrift "Der arme Teufel", 1905 beim "Weckruf"; Verbindung zum Friedrichshagener Dichterkreis. 1904 bis 1908 "Wanderjahre" mit Aufenthalten in Zürich, Ascona (Monte Verità), Norditalien, München, Wien, Paris. Seit 1909 lebte er in München; Gründung der "Gruppe Tat" zwecks Agitation des Subproletariats für den Anarchismus. 1910 wird Mühsam verhaftet und wegen Geheimbündelei angeklagt (Freispruch). Als Zentralfigur der Schwabinger Bohème ist er befreundet mit Heinrich Mann, Frank Wedekind, Lion Feuchtwanger und vielen anderen. Mitarbeiter des Münchner Kabaretts und verschiedener satirischer Zeitschriften (Simplicissimus, Kain u. a.). Im Kain - Zeitschrift für die Menschlichkeit im Januar 1912 Veröffentlichung von "Der Humbug der Wahlen".
Erich Mühsam heiratete 1915 Kreszentia Elfinger, genannt Zenzl, eine Bauerntochter, die nach seiner Ermordung dafür sorgt, dass der Nachlaß der Öffentlichkeit übergeben wurde.
Nach Ende des 1. Weltkriegs war er 1919 in München Mitglied des Revolutionären Arbeiterrats und befürwortete nach der Abdankung des Königs eine bayerische Räterepublik. Nach der Niederschlagung der Münchner Räterepublik durch Reichswehr und rechtsnationalistische Freikorpsverbände wurde er zu 15 Jahren Festungshaft verurteilt, 1924 jedoch amnestiert. Daraufhin zog er nach Berlin und arbeitete bei der Zeitschrift Fanal. 1925 bis 1929 engagierte er sich in der KPD-nahen Gefangenenhilfsorganisation Rote Hilfe im Kampf gegen die Weimarer Klassenjustiz. 1929 trat er wegen politischer Differenzen aus der Partei aus. Kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde er verhaftet und 1934 im KZ Oranienburg ermordet. Die Meldung in der nationalsozialistischen Presse lautete: "Der Jude Erich Mühsam hat sich in der Schutzhaft erhängt.". Er ist in einem Ehrengrab auf dem Waldfriedhof Zehlendorf beerdigt.
Zitate
- "Das kleinere Übel ist immer das größere Übel. Lieber mit dem Hintern mitten in dem dicksten Dreck, als zwischen zwei Nachtstühlen in der Luft hängenbleiben."
- "Silvio Gesell war ein sozialer Wegbahner von größtem geistigen Wuchs; der Spott der Börsenpraktiker und das Gelächter der Marxisten können seine Bedeutung als Vorkämpfer gerechter und freiheitlicher Gesellschaftsgattung nicht mindern. Die Zeit revolutionärer Verwirklichung wird dem Toten vieles abzubitten haben, was die Zeit dogmatischer Unbelehrbarkeit an dem Lebenden und damit zugleich an sich selbst gesündigt hat. Der Weg der Menschheit zur anständigen Gemeinschaft wird mit mancher Fuhre Erde aus dem Garten Silvio Gesells gestampft sein." ( aus einem Nachruf Erich Mühsams zum Tode Gesells in Fanal 7/April 1930)
- "Die Massen, die heute hinter dem Hakenkreuz herlaufen und johlen, drohen und zu Taten drängen, sind durchaus keine anderen als die, die damals hinter der roten Fahne marschierten, johlten, drohten und zu entscheidenden Taten drängten, ja, sie bestehen zweifellos aus denselben Personen, die, ohne viel zu kritisieren, die Verhältnisse unerträglich finden und die Schuld daran denen zuweisen, die von den gerade modernsten Parolegebern als Schuldige angegeben werden." Gefängnistagebuch v. 28. August 1922
Werke
- 1903 - Die Eigenen (Roman)
- 1904 - Die Wüste (Gedichte)
- 1906 - Die Hochstapler (Lustspiel)
- 1909 - Der Krater (Gedichte)
- 1914 - Wüste-Krater-Wolken (Gedichte)
- 1914 - Die Freivermählten (Drama)
- 1919 - Ein Andenken Gustav Landauers
- 1920 - Brennende Erde: Verse eines Kämpfers (digitale Rekonstruktion: UB Bielefeld)
- 1921 - Judas (Arbeiterdrama)
- 1925 - Revolution (Kampf-, Marsch- und Spottlieder)
- 1925 - Alarm (Manifeste)
- 1926 - Gerechtigkeit für Max Hoelz!
- 1928 - Staatsräson, ein Denkmal für Sacco und Vanzetti (Drama)
- 1929 - Räterepublik (Roman)
- 1931 - Unpolitische Erinnerungen (Autobiografie)
- 1932 - Die Befreiung der Gesellschaft vom Staat (Programmschrift)ISBN 3-87956-276-8.
- 1949 - Namen und Menschen (Erinnerungen, hrsg. 1949)
- 1975 - Bilder und Verse für Zenzl (hrsg. 1975)
Gedenktafel
Eine Gedenktafel für Erich Mühsam befindet sich in Berlin am Haus Alt-Lietow 12. Text: [1]
Weblinks
- Vorlage:PND
- Erich Mühsam Gesellschaft, Lübeck
- Private Homepage
- Private Homepage
- Textsammlung
- Erich Mühsam beim Projekt Gutenberg
- Leon Askin liest "Was ist der Mensch" - (Audio - MP3)
- Leon Askin liest "Was ich besessen" - (Audio - MP3)
- Seite über die Grabstätte in Zehlendorf
Personendaten | |
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NAME | Mühsam, Erich |
KURZBESCHREIBUNG | Anarchist und Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 6. April 1878 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 10. Juli 1934 |
STERBEORT | KZ Oranienburg |