Eichenprozessionsspinner | ||||||||||||||
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Vorlage:Taxonomy | ||||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||||
Thaumetopoea processionea | ||||||||||||||
Linnaeus, 1758 |
Der Eichenprozessionsspinner, Thaumetopoea processionea, ist ein unscheinbarer, in der Nacht schwärmender Falter mit einer Flügelspannweite von 25 bis 30 Millimetern. Er hat graue Vorderflügel mit schwach ausgeprägten dunklen Querlinien und weißgraue Hinterflügel.

a Raupe; b Puppe nebst Kokon;
c Schmetterling;
d Stück eines Gespinnstballens nach einer der letzten Häutungen
Flugzeit
Die Flugzeit ist von Mitte/Ende Juli bis Anfang September.
Lebensraum
Er bevorzugt sonnige Standorte, einzeln stehende Bäume und lichte Wälder.
Lebensweise
Die Eigelege der Eichenprozessionsspinner von 100 bis 200 Stück bestehen aus ca. 1 mm großen weißen Eiern. Sie werden an meist älteren Eichen im Kronenbereich an dünneren Zweigen und anderen glatten Rindenstellen in Form einer länglichen Platte abgelegt und durch Afterschuppen und Sekret getarnt. Der Embryo entwickelt sich noch im Herbst zur fertigen Jungraupe, die dann im Ei überwintert und Anfang Mai schlüpft. Die Raupen durchlaufen fünf bis sechs Entwicklungsstadien bis zur Verpuppung und werden bis zu 5 cm lang. Sie haben eine dunkle, breite Rückenlinie mit samtartig behaarten Feldern und rotbraunen, langbehaarten Warzen. Sie leben gesellig und gehen in Gruppen von 20 bis 30 auf Nahrungssuche, daher der Name "Prozessionsspinner". Die älteren Raupen ziehen sich tagsüber und zur Häutung in Raupennester (Gespinste), die bis zu einem Meter lang werden können, am Stamm oder in Astgabelungen von Eichen zurück. Ab dem dritten Stadium entwickeln sich bei den Larven Gifthärchen (Setae) mit Widerhaken, die ein Nesselgift, das Thaumetoporin, enthalten.
Schädling
Die Raupen gelten als Schädlinge, da sie Lichtungs- oder Kahlfraß verursachen. Bei mehrjährigem starkem Auftreten kann der Baum direkt oder durch Folgeerscheinungen geschädigt werden. Natürliche Feinde des Eichenprozessionsspinners sind Wanzen, räuberische Käfer wie zum Beispiel der Puppenräuber, Raupenfliegen und Schlupfwespen.
Regulierung der Ausbreitung
Aus forstwirtschaftlichen Gründen sind Maßnahmen zur Regulierung der Eichenprozessionsspinner-Population nur in Ausnahmefällen gerechtfertigt. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist nur bis zum zweiten Raupenstadium vor Ausbildung der Brennhaare sinnvoll.
Lebensraum
Thaumetopoea processionea ist verbreitet in Süd- und Mitteleuropa.
Befallen sind im deutschsprachigen Raum vor allem:
- Von 1827 bis 1829 kam der Eichenprozessionsspinner im Westen Deutschlands vermehrt vor
- In Österreich wurde in den 1920er Jahren eine Massenvermehrung beobachtet
- seit den 1990er Jahren wieder in Österreich
- Seit 2003 der linke Niederrhein; dort breitet sich der Eichenprozessionsspinner aus Westen aus den Niederlanden und Belgien kommend mit etwa 20 bis 30 km Geschwindigkeit pro Jahr aus.
- Im Sommer 2005 wird vor allem der Süden Deutschlands von einer starken Plage heimgesucht. Sehr stark betroffen ist vor allem das Bundesland Baden-Württemberg. Die Folge dieser Bedrohung ist die Sperrung von Gebieten, in denen befallene Eichen anzutreffen sind
- Außerdem gibt es 2005 erstmals ein gehäuftes Auftreten in Franken und im südlichem Hessen
Gesundheitsschutz
Die sehr feinen Brennhaare der Raupe, welche ein Eiweißgift enthalten, können beim Menschen eine Raupendermatitis auslösen.
Gefährdungsursache
Die sehr feinen Brennhaare der Raupe brechen leicht und werden bei günstiger Witterung durch Luftströmungen über weite Strecken getragen. Da die alten Larvenhäute nach der Häutung in den „Nestern bleiben“ besitzen diese ebenfalls eine hohe Konzentration an Brennhaaren. Alte Gespinstnester, ob am Baum haftend oder am Boden liegend, stellen eine anhaltende Gefahrenquelle dar. Da die Raupenhaare eine lange Haltbarkeit besitzen, reichern sie sich über mehrere Jahre in der Umgebung, besonders im Unterholz und im Bodenbewuchs (Gräser, Büsche, Sträucher) an.
Für den Menschen gefährlich sind die Haare (Setae) des 3. Larvenstadiums (Mai, Juni) des Eichenprozessionsspinners. Sie halten sich auch an den Kleidern und Schuhen und lösen bei Berührungen stets neue allergische Reaktionen aus. Die (fast unsichtbaren) Brennhaare dringen leicht in die Haut und Schleimhaut ein und setzen sich dort mit ihren Häkchen fest. Die Raupendermatitis kann sich in drei verschiedenen klinischen Erscheinungsbildern zeigen:
- Kontakt-Urtikaria (Quaddeln)
- toxische irritative (Reiz auslösende) Dermatitis (Hautentzündung)
- anhaltende Papeln (Knötchen), die an Insektenstichreaktionen erinnern.
Die Hautreaktionen halten (unbehandelt) oft 1-2 Wochen an. Meist sind alle Hautbereiche betroffen, welche nicht bedeckt waren. Die Haut- und Schleimhauterscheinungen können mit Kortisonpräparaten behandelt werden. Gegen den Juckreiz helfen Antihistaminika.
Reizungen an Mund und Nasenschleimhaut durch Einatmen der Haare können zu Bronchitis, schmerzhaftem Husten und Asthma führen. Hier wären Kortisonsprays und Sprays mit Bronchien-erweiternden Mitteln erforderlich. Selten ist eine stationäre Behandlung mit Kortison-und/oder Euphyllininfusion notwendig.
Begleitend treten Allgemeinsymptome wie Schwindel, Fieber, Müdigkeit und Bindehautentzündung auf. In Einzelfällen neigen überempfindliche Personen zu allergischen Schockreaktionen.
Vorsichtsmaßnahmen
- Grundsätzlich die Befallsgebiete meiden
- Hautbereiche (z. B. Nacken, Hals, Unterarme) schützen
- Raupen und Gespinste nicht berühren
- Sofortiger Kleiderwechsel und Duschbad mit Haarreinigung nach (möglichem) Kontakt mit Raupenhaaren
- Auf Holzernte- oder Pflegemaßnahmen verzichten, solange Raupennester erkennbar sind
- Bekämpfung wegen gesundheitlicher Belastung und spezieller Arbeitstechnik nur von Fachleuten durchführen lassen
- bei Bekämpfungsmaßnahmen Chemievollschutzanzug und Atemschutz tragen
Siehe auch
Literatur
- Günter Ebert: Die Schmetterlinge Baden Württembergs Band ?, Nachtfalter ??. Ulmer Verlag Stuttgart 199?. ISBN ?
Weblinks
- Informationen zum Eichenprozessionsspinner
- www.schmetterling-raupe.de
- Moths and Butterflies of Europe and North Africa - Detaillierte Fotos von Schmetterlingen!
- Information mit Hinweis auf Merkblatt (pdf-Datei, 2 MB!)
- Eichenprozessionsspinner - Zarte Gespinste mit Gifthaaren
- Bundesamt und Forschungszentrum für Wald, Österreich
- med4you.at
- WDR.de
- Bebilderter Bericht über Eichenprozessionsspinner
- Waldschutz-Info 2005 FVA Baden-Württemberg (pdf-Datei, 900 kB)
- Information mit vergrößerten Nahaufnahmen