Röhrenverstärker
Ein Röhrenverstärker ist eine elektronische Schaltung zur Verstärkung von elektrischen Signalen, die als aktive, d.h. verstärkende Bauelemente Elektronenröhren verwendet.
Bis zur Verbreitung von Halbleiterschaltungen ab Anfang der 1960er Jahren wurden Verstärker in allen Anwendungsbereichen in Röhrentechnik aufgebaut. Die "Dampfradios" aus dieser Zeit sind heute bei Sammlern beliebt.
Heute haben die Halbleiter die Röhren fast völlig verdrängt, denn Röhren haben in der Praxis viele Nachteile: Sie sind teurer, größer, schwerer, zerbrechlich, sie verschleißen und müssen irgendwann ersetzt werden, und die technische Anwendung ist komplizierter: Sie brauchen Betriebsspannungen von mehreren hundert Volt und entwickeln viel Wärme. Der Anschluss eines Lautsprechers kann nur über einen ebenfalls schweren und teuren Niederfrequenz-Transformator geschehen. Verglichen mit einem Transistorverstärker ist ein Röhrenverstärker also eine unhandliche, schwere, aufwändige und teure Angelegenheit.
Lediglich in einigen Nischenbereichen werden Röhrenverstärker aufgrund ihrer Vorteile in der Praxis heute noch eingesetzt:
Militärische Organisationen haben röhrenbasierte Reserve-Kommunikationssysteme, weil diese nicht wie Halbleiterschaltungen bei einer Atombombenexplosion durch Elektromagnetischen Puls (EMP) zerstört werden.
HiFi-Verstärker der Oberklasse.
Hier spielt gegenüber der Transistortechnik die bessere Dynamik der Röhre die Hauptbedeutung.
Musikinstrumenten-Verstärker werden oft in Röhrentechnik gebaut. Besonders Gitarristen schwören auf den Klang von Röhrenverstärkern, deren charakteristisches Klangverhalten von Transistorverstärkern nicht zu erreichen ist.
Über die Dynamik hinausgehend, hat hier das Verhalten bei Übersteuerung des Verstärkers besondere Bedeutung: Das ist eine Betriebsart, in der so starke Signale erzeugt werden, dass der Verstärker nicht in der Lage ist, sie originalgetreu wiederzugeben. Die Folge ist eine Verzerrung des Signals.
Würde man es als Kurve auf einem Oszilloskop-Bildschirm darstellen, dann würde man sehen, dass die Signalspitzen abgeflacht werden. Nachrichtentechnisch gesprochen werden dem Signal bei Röhren harmonische Obertöne hinzugefügt, während bei Transistortechnik (grundsätzlich) unharmonische Störgeräusche auftreten. Der Höreindruck ist dichter, lauter, rauer, "fetziger" als bei nicht übersteuerter Einstellung. Dieser Klang ist in allen Sparten der Rockmusik äußerst wichtig und als typischer "E-Gitarren-Sound" nicht mehr wegzudenken (s.u.a. Jimi Hendrix, Deep Purple, AC/DC, Iron Maiden, Metallica)
Mit (außer ganz schlechten) Röhren lassen sich auch komplexere Akkorde als der Quintgriff harmonisch verzerren. Auch wenn es (wenige) Transistorvertärker gibt, die dazu in der Lage sind, klingen diese doch vergleichsweise steril. Auch "clean" (ganz ohne hörbare Verzerrung) kommt kein Transistor an Dynamik und Harmonik eines röhrenbetriebenen Fender Concerts heran. (Dire Straits?)
Aufgrund der Dynamik von Röhren gilt folgende Faustregel: gleiche Ausgangsleistung Röhre klingt doppelt so laut wie entsprechende Transistorleistung.
Bekannte Hersteller von Gitarrenverstärkern in Röhrentechnik sind unter anderem (in alphabetischer Reihenfolge):
- ENGL (Deutschland)
- Fender (USA)
- Hughes & Kettner (Deutschland)
- Marshall_(Verstärker) (Großbritannien)
- Mesa Boogie (USA)
- Reußenzehn (Deutschland) - je nach Betriebsart dreckig Marshall oder HiFi.
- Vox_(Verstärker) (Großbritannien)