Toulouse

französische Großstadt
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Toulouse (okz. Tolosa) ist eine Stadt im Süden Frankreichs, am Fluss Garonne gelegen, 146 m ü. NN. Sie ist ca. 600 km von Paris entfernt und durch Kanäle (Canal du Midi und Garonne-Seitenkanal) mit dem Atlantik und dem Mittelmeer verbunden. In der Stadt leben im Stadtzentrum 390.350 Einwohner und im Ballungsgebiet 964.797 (1999) - damit ist es das fünftgrößte Ballungsgebiet in Frankreich.

Toulouse ist Hauptstadt der Region Midi-Pyrénées und Verwaltungssitz des Départements Haute-Garonne. Im Mittelalter war sie inoffizielle Hauptstadt der Region Okzitanien. Bis zur Französischen Revolution war sie offizielle Hauptstadt der Provinz Languedoc.

Rathaus von Toulouse, sowie der Place du Capitole
Karte von Toulouse (1631)
Lage von Toulouse in Frankreich

Wirtschaft

Seit den 1980er Jahren hat sich Toulouse zu einem der bedeutendsten Luftfahrtzentren der Welt entwickelt. Etwa 35.000 Beschäftigte arbeiten in diesem Industriezweig.

Dieser Industriezweig hat in Toulouse bereits eine lange Tradition. Schon 1919 starteten von hier aus Postflüge nach Afrika und über den Atlantik nach Nord- und Südamerika. Unter den Piloten, für die Toulouse der Heimatflughafen war, war auch der franzöische Autor Antoine de Saint-Exupéry.

In den 1960er Jahren entschloss sich die französische Regierung, alle zivilen Luftfahrtaktivitäten hier zu konzentrieren. In der Nähe des Flughafens Toulouse hat sich als wichtigstes Unternehmen Airbus Industrie angesiedelt und ist der größte Arbeitgeber der Stadt. In Toulouse wird auch der neue Airbus A380 zusammengebaut.

Die Stadt besitzt neben der Luft- und Raumfahrtindustrie auch Maschinenbau, Eisen- und Textilindustrie und ist dazu ein großes Handels- und Verkehrszentrum.

Lehre und Forschung

Toulouse ist eine Schüler- und Studentenstadt. Zahlreiche Kultur- und Bildungseinrichtungen sind in Toulouse zu finden. Dazu gehören:

An der UPS werden hauptsächlich Naturwissenschaften, wie Biologie, Physik, Pharmazie und Informatik gelehrt. Aber auch Sprachen machen einen erheblichen Anteil der universitären Ausbildung aus.

Die Bedeutung des Hochschullebens in Toulouse manifestiert sich ebenfalls durch den Reichtum und die Vielfalt der gegenwärtigen Laboratorien der Forschung auf dem Campus. Die wichtigen großen Ingenieursschulen sind:

  • SUPAERO (École Nationale Supérieure de l'Aéronautique et de l'Espace)
  • ENAC (École Nationale de l'Aviation Civile)
  • ENSEEIHT (École Nationale Supérieure d'Électrotechnique, d'Électronique, d'Informatique, d'Hydraulique et des Télécommunications)
  • ENSIACET (École Nationale Supérieure des Ingénieurs en Arts Chimiques et Technologique)
  • INSA (Institut National des Sciences Appliquées)
  • ENSICA (École Nationale Supérieure d'Ingénieurs de Constructions Aéronautiques)
  • ENSAT (École Nationale Supérieure d'Agronomie)

Geschichte

Toulouse war unter dem Namen Tolose eine wichtige gallische Stadt. 106 v. Chr. von den Römern eingenommen und Tolosa (lat.) genannt, war sie seit dem 4. Jh. Bischofssitz. Zahlreiche Straßen in der Toulouser Innenenstadt folgen noch dem Grundriss der römischen Siedlung. Von 419 bis 507 war sie Hauptstadt des Westgotenreichs, anschließend wurde sie vom fränkischen König Chlodwig I. erobert. Zwischen 781 und 843 war Toulouse Sitz des Königreichs von Aquitanien, danach erfolgte die Gründung der selbständigen Grafschaft Toulouse. In dieser Zeit war die Stadt Zentrum der Languedoc-Kultur.

Im Mittelalter zählte Toulouse zu den reichsten Städten Frankreichs. Färberwaid, eine Pflanze, die damals den einzigen beständigen blauen Farbstoff lieferte, gedieh auf den kalkhaltigen Böden der Umgebung besonders gut. Toulouse beherrschende Marktstellung endete, als die Portugiesen begannen, aus ihren Kolonien das preisgünstigere Indigo zu importieren.

1271, nach dem Kreuzzug gegen die Albigenser und der Plünderung der Stadt, wurde sie unter französische Krone gestellt, blieb jedoch bis 1790 weitgehend unabhängig. Obwohl viele Protestanten zur Zeit der Reformation in Toulouse lebten, stellte sich die Stadt in den Religionskriegen auf die römisch-katholische Seite. 1562 wurden ca. 4.000 Hugenotten ermordet.

1814 schlugen die Briten unter Herzog von Wellington die Franzosen. Mitte des 19. Jahrhunderts erlebte die Stadt ihr größtes industrielles Wachstum. Während des Zweiten Weltkrieges war sie von 1942 bis 1944 von deutschen Truppen besetzt. Dabei erlitt sie erhebliche Zerstörungen.

Chemieunfall

Am 21. September 2001 kam es in Toulouse zu einer der größten Chemiekatastrophen mit 31 Toten und tausenden Verletzten.

Siehe Explosion in Toulouse

Entwicklung der Einwohnerzahl

1750 bis 1968

1975 bis 1999

Sehenswürdigkeiten

 
Mauer aus rotem Sandstein

Toulouse wird aufgrund ihrer zahlreichen Bauwerke aus rotem Sandstein auch « la ville rose » – „rosarote Stadt“ genannt. Weitere bekannte Sehenswürdigkeiten der Stadt sind:

  • romanische Basilika Saint Sernin (11.-12. Jahrhundert), siehe auch unter [1], die zu den schönsten romanischen Kirchen Südfrankreichs gehört. St. Sernin ist nicht die Grabstelle des Hl. Thomas von Aquin. Die Gebeine des Thomas von Aquin wurden nach dessen Tod erst in die Kirche Les Jacobins (mit Dominikanerkloster) in Toulouse gebracht.
  • gotische Kathedrale Saint Etienne (begonnen 12. Jahrhundert)
  • das Musée des Augustins, ein in einem gotischen Augustinerkloster gelegenes Kunstmuseum für romanische bis barocke Kunst.
  • Universität (1229), die zweitälteste Europas.
  • Viele Patrizierhäuser im Renaissance-Stil wie beispielsweise das Hôtel d’Assézat oder das Hôtel de Bernuy.
  • Musée Georges Labit, das neben römischen Arbeiten auch ägyptische, koptische, chinesische und japanische Kunstwerke zeigt.
  • Musée Saint-Raymond, das in der Nähe der Basilika Saint Sernin liegt. Im Keller sind Teile der ausgegrabenen Nekropole aus römischer und frühchristlicher Zeit zu sehen. In den oberen Stockwerke befinden sich Funde aus archäologischen Ausgrabungen aus dieser Zeit.
  • Cité de l’espace, eine Ausstellung u.a. über die Raumfahrt.

Verkehr

 
Der Canal du Midi bei Toulouse

Bei Toulouse liegt der (für Airbus sehr wichtige) Flughafen Toulouse-Blagnac.

Bis zum Beginn des 20 Jahrhunderts hatte der Canal du Midi noch wesentlich zur wirtschaftlichen Prosperität von Toulouse beigetragen. Heute wird die Wasserstraße vor allem touristisch genutzt.

Typische Küche

Typisch für die Küche von Toulouse ist das Cassoulet, ein Eintopf aus weißen Bohnen und verschiedenen Fleischsorten, bei dem in Toulouse in jedem Fall Confit d’oie – eingemachtes Gänsefleisch und Landwurst – hinzugehört. Auch Terrines de foie gras (Geflügelstopfleber) und magret de canard – Entenbrust mit grünen Bohnen – gehören zu der stadttypischen Küche. Violettes de Toulouse sind gezuckerte Veilchen, mit denen Süßspeisen aller Art verziert sind sowie Veilchenlikör. Rund um den Marché Victor Hugo finden sich zahlreiche Chocolatiers und Käsegeschäfte.

Söhne und Töchter der Stadt