Herbert Gehrke

deutscher SA-Führer
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 8. Oktober 2011 um 06:43 Uhr durch Cholo Aleman (Diskussion | Beiträge) (typo - heißt puvogel). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Herbert Gehrke (* 12. Juni 1910; † 18. März 1945) war ein deutscher SA-Führer. Er wurde vor allem bekannt als Organisator der Köpenicker Blutwoche von 1933 und als Verantwortlicher für die Ermordung des Mecklenburgischen Ministerpräsidenten Johannes Stelling.

Leben und Wirken

Gehrke war der Sohn eines Telegraphenarbeiters und späteren Stadtrates beim Bezirksamt Köpenick. In seiner Jugend besuchte Gehrke die Volksschule und eine Knabenmittelschule in Neukölln. Anschließend wurde er ein Jahr am Friedrich-Werderschen Realgymnasium unterrichtet, musste seine Schulzeit jedoch als Siebzehnjähriger mit der Primareife abbrechen, um Maurerlehrling zu werden. Die Abiturprüfung holte er drei Jahre später nach. Zur selben Zeit bestand er seine Gesellenprüfung als Maurer beim Bau einer Polizeiunterkunft in Köpenick.

In den folgenden Jahren schlug Gehrke sich - unterbrochen von immer neuen Phasen der Arbeitslosigkeit - als selbständiger Maurerer und in diversen anderen Berufen durch. So war er Bauarbeiter, Kanalarbeiter, Posthelfer, chemischer Hilfsarbeiter in einer Farben- und Lackfabrik in Spindlerselde.

Im Juli 1928 trat Gehrke in die NSDAP ein. In dieser betätigte er sich als politischer Leiter, Zellenobmann, Kassenverwalter und als stellvertretender Sektionsführer in Köpenick. Anfang 1929 wurde er außerdem Mitglied in der SA, dem Kampfverband der NSDAP, in dem er zunächst dem Trupp 37 angehörte. Im Oktober 1930 wurde er zum Scharführer befördert und im Frühjahr 1931 wurde er als Truppführer mit der Führung des SA-Trupps Köpenick betraut. In dieser Zeit entstand eine enge persönliche Bande zwischen ihm und dem Führer des Sturms Wilhelm Sander. Nach Sanders Avancierung zum Führer der SA-Standarte 5 folgte Gehrke ihm als Führer seines Sturms nach.

Als anlässlich der Stennes-Revolte vom Frühjahr 1931 Sander das Gauhaus Hedemannstraße 10 mit seinen SA-Leuten sicherte, erhielt Gehrke als Sturmführer die Führung des Sturms 37. Im Dezember 1931 wurde dieser Sturm zum Sturmbann III bzw. zur Standarte 55 erhoben. Gehrke behielt die Führung dieser Formation auch bei, als sie im Frühjahr 1933 in einen selbständigen Sturmbann und am 6. August 1933 schließlich die Standarte 15 wurde. Berüchtigt wurden Gehrke und seine Abteilung aufgrund der von ihnen durchgeführten sogenannten Köpenicker Blutwoche, bei der sie im Sommer 1933 systematisch die Arbeiterviertel von Köpenick überfielen und zahlreiche Personen verschleppten, misshandelten und ermordeten, darunter unter anderem der ehemalige Ministerpräsident von Mecklenburg-Schwerin, Johannes Stelling sowie der Arbeiter Schmaus, der später an einer Schussverletzung starb, die Gehrke selbst ihm beigebracht haben soll. Gehrke wurde nach der Köpenicker Blutwoche mit Wirkung vom 1. Juli 1933 „in Anerkennung seiner Verdienste um die Durchführung der nationalen Revolution“ zum Obersturmbannführer befördert.[1]

Im Februar 1934 folgte Gehrkes offizielle Beförderung zum Standartenführer. Zu dieser Zeit war er Führer von rund 3000 Köpenicker SA-Männern. Als Privatmann war Gehrke seit 1933 zweiter Vorsitzender der Verwaltungsstelle 17 der Allgemeinen Ortskrankenkasse in Köpenick.

Ab 1941 nahm Gehrke als Soldat am Zweiten Weltkrieg teil. Er kam kurz vor Kriegsende als Oberleutnant bei Kampfhandlungen ums Leben. Sein Grab befindet sich auf der Kriegsgräberstätte in Sandweiler.[2]

Nach dem Ende der NS-Herrschaft wurden die Ereignisse der Köpenicker Blutwoche in einem großen Prozess vor dem Landgericht Berlin aufgearbeitet (Große Strafkammer, Az 4 (35) PKLs 32.50 (44.50)). Im Urteil vom 17. Juli 1950 wurden 61 Personen angeklagt, von denen 15 zum Tode und 13 zu lebenslänglicher Haft, der Rest zu Strafen von fünf bis fünfundzwanzig Jahren verurteilt wurden. Gehrke wurde vom Gericht als Rädelsführer und Hauptverantwortlicher für die von seinen Untergebenen begangen Taten identifiziert. [3]

Literatur

  • Wolfgang Benz: Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, 2005.
  • Walter Hofer: Der Reichstagsbrand. Eine wissenschaftliche Dokumentation, Bd. 2, 1976.
  • „Der Weg der SA-Führer“, in: Berliner Illustrierte Nachtausgabe vom 24. Mai 1934.

Einzelnachweise

  1. Martin Schuster: Die SA in der nationalsozialistischen »Machtergreifung« in Berlin und Brandenburg 1926–1934, Diss. Berlin 2005, S. 242.
  2. Eintrag bei "Volksbund Kriegsgräberstätten: http://www.volksbund.de/index.php?id=1775&tx_igverlustsuche_pi2[gid]=0c7444f267a61bac51b1091be2ff9b18.
  3. Wolfgang Benz: Der Ort des Terrors, S. 46. Auch Ulrike Puvogel: Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus: Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen, 1999, S. 64.