Theodor Norbert Kellerbauer

deutscher Lehrer und Feuerwehrfunktionär, 1839-1918
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Kellerbauer, Theodor Norbert

Professor Theodor Norbert Kellerbauer (* 26.Mai 1839 in Erding in Bayern, † 12.1.1918 in Chemnitz) gehörte zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der Freiwilligen Feuerwehren in jener Zeit. Er war ab 1873 Mitglied des Landesausschusses der sächsischen Feuerwehren, ab 1904 Vorsitzender der technischen Kommission sowie stellvertretender Vorsitzender des deutschen Reichsfeuerwehr-Verbandes. Kellerbauer war Träger des Ritterkreuzes 1.Klasse des Königlich Sächsischen Albrechtsordens, vieler Feuerwehrauszeichnungen und Ehremitglied des Österreichischen Feuerwehrverbandes.

Ausbildung

Die ersten Schuljahre absolvierte Theodor Kellerbauer in Erding. Nach dem Umzug der Familie 1849 nach München folgte seine weitere Ausbildung ab 1850 am Königlichen Gymnasium in dieser Stadt. Das Examen legte er 1858 mit der Note 1 ab. Schon während der Schulzeit zeigte sich sein sehr starkes Interesse an allen technischen Dingen, Linear- und Maschinenzeichnen gehörten zu den bevorzugten Betätigungsfeldern. Eine Tätigkeit während dieser Zeit in der Mannhardtschen Maschinenwerkstätte (wahrscheinlich als Praktikant) ist belegt.

Nach dem Abitur nahm er an der Universität München das Studium auf. Integral- und Differentialrechnung sowie Chemie gehörten zu seinen Fächern. Vor allem aber zog es ihn zur Polytechnischen Schule, an der er als Hospitant in analytischer Geometrie und Physik, Trigonometrie, Rechenlehre, darstellender Geometrie, Maschinenkunde und Maschinenzeichnen arbeitete. Es blieb allerdings bei einem kurzen Gastspiel an der Universität bzw. der Polytechnischen Schule, denn bereits 1859 lockte es ihn die Bergakademie Freiberg in Sachsen. Mechanik und Bergmaschinenlehre, Mathematik und Markscheidekunst standen auf seinem Ausbildungsplan. Hinzu kamen noch Maschinenstudien in Zwickau und Chemnitz. Ein Jahr später setzte er seine Studien an der Technischen Hochschule Karlsruhe fort.

Tätigkeit als Konstrukteur

Erstmals werden in den Quellen aus jener Zeit "selbständige Konstruktionsarbeiten" Kellerbauers erwähnt. Nach dem Jahreskurs an der TH Karlsruhe schloss sich eine längere Reise an, die ihn zu einer ganzen Reihe von damals bedeutenden Fabriken in das Elsass, nach Belgien, ins Rheinland und nach Norddeutschland führt. Danach kehrte er zunächst wieder nach München zurück, wo er sich weiter mit eigenen Konstruktionen beschäftigt.

Lehrtätigkeit

An Weihnachten 1862 erhielt Theodor Kellerbauer das Angebot, als Mathematik- und Physiklehrer an einer Privatschule in Fellin/Estland tätig zu werden. Das dafür erforderliche Diplom erwarb er an der Universität Dorpat. Es blieb bei einem kurzen Gastspiel, "die Unsicherheit der russischen Verhältnisse und die Liebe zur Heimat" veranlassten ihn, nach nur drei Semestern in Deutschland nach einem neuen Betätigungsfeld zu suchen. Zum 1.Oktober 1864 trat er an den Technischen Lehranstalten Chemnitz eine neue Stelle an. Zunächst unterrichtete er darstellende bzw. praktische Geometrie und Planzeichnen an der höheren Gewerbeschule sowie Mathematik an der Werkmeisterschule. Später kamen Maschinenzeichnen und Maschinenkunde an der Gewerbe- Akademie hinzu. 1870 wurde er zum Professor ernannt. 1910 ging Kellerbauer zwar in den Ruhestand, hielt aber weiterhin Fachvorträge zur Thematik Feuerwehr an der Technischen Staatslehranstalt.

Feuerwehraktivitäten

Im Februar 1867 trat Kellerbauer in die Chemnitzer freiwillige Turnerfeuerwehr ein. Schon bald nahm er dort als "gewandter Turner" seinen Dienst in der Steigermannschaft auf, der er einige Zeit später als Führungskraft vorstand. 1869 hatte er während des Chemnitzer Feuerwehrtages bereits die Aufgabe des Vorsitzenden des Ausstellungsausschusses auszufüllen. Zusammen mit Julius Dietrich trat Kellerbauer bei dieser Gelegenheit "mit den ersten schüchternen Versuchen im Gerätebau" auf, sein Partner gründete später in Chemnitz eine zu ihrer Zeit bekannte Turn- und Feuerwehrgerätefabrik. Es bleiben nicht die einzigen Aktivitäten Kellerbauers im Feuerwehrgerätebau:

1878 baute Dietrich nach seinem Entwurf für die BF Chemnitz eine mechanische Leiter mit 22 m Steighöhe. Für die Chemnitzer Spritzenfabrik Baldauf konstruierte er einen stählernen Unterwagen zu einer Abprotzspritze und die gleiche Firma baute 1897 nach seinen Plänen für die Berufsfeuerwehr Chemnitz eine Gasdruckspritze.

1873 wurde Kellerbauer erstmals in den Landesausschuss sächsischer Feuerwehren gewählt. Zunächst übte er dort die Funktion des Schriftführers aus. 1874 war er maßgeblich an der Gründung der Zeitschrift „Feuerspritze“ beteiligt, 1875 anlässlich des 6. Sächsischen Feuerwehrtages in Waldheim leitet er erstmals die Spritzenprüfungen des Verbandes und übernahm die alleinige Schriftleitung der „Feuerspritze“.

Die Turnerfeuerwehr Chemnitz wählte ihn in diesem Jahr erstmals zu ihrem Hauptmann. Bereits ein Jahr später (Gründe dafür sind nicht überliefert) legte er allerdings "seine letzte Charge" bei dieser Wehr nieder.

1877 startet er an den Technischen Lehranstalten Chemnitz eine Vorlesungsreihe zum Feuerlöschwesen für Ingenieurstudenten. In diesem Jahr erschien im Verlag Pickenhahn auch sein Buch „Das Feuerlöschwesen und seine Einführung als Unterrichtsgegenstand an technischen Lehranstalten“

1880 übernahm Kellerbauer erneut die Führung der Chemnitzer freiwilligen Turnerfeuerwehr. 1891 erfolgte seine erste Wahl zum stellvertretenden Vorsitzenden des Landesausschusses sächsischer Feuerwehren, 1904 zum Vorsitzenden der Technischen Kommission und zum stellvertretenden Vorsitzenden im deutschen Reichsfeuerwehr-Verband. In zahlreichen anderen Verbandgremien (z.B. zweiter Vorsitzender im Chemnitzer Kreisfeuerwehrverband ab 1890) war er außerdem tätig.

Viele Feuerwehrreisen führten ihn nicht nur kreuz und quer durch Deutschland sowie Österreich, sondern auch (teilweise im Auftrag des Innenministeriums von Sachsen) nach Belgien, England und den Niederlanden.

Im privaten Bereich gab es ab 1909 schwere Schicksalsschläge in kurzer Folge. Bereits 1909 wird in einem Artikel zu seinem 70jährigen Geburtstag vom "kürzlichen Tod" seines Sohnes berichtet, 1913 verstarb seine Frau und 1915 sowie 1917 seine beiden Töchter.

Nach und nach gab Kellerbauer in diesen Jahren seine Feuerwehrfunktionen auf. In einigen Fällen ist zwischen den Zeilen der damaligen Veröffentlichungen in Feuerwehrzeitschriften deutlich ein gewisser Druck in dieser Richtung durch Vertreter der jüngeren Generation erkennbar. Mit dem Jahresende 1917 legte er schließlich auch die Schriftleitung der „Feuerspritze“ nieder.

Turner und Bergsteiger

Auch an anderer Stelle war Kellerbauer aktiv. Die Turnerschaft Chemnitz wählte ihn 1878 zu ihrem ersten Vorsitzenden. Bis 1880 behielt er dieses Amt bei. Auch danach muss er aber in den Reihen der Turner eine führende Rolle gespielt haben, denn 1905 wurde er zum Ehrenmitglied des Turnvereins ernannt.

Einen Schwerpunkt seiner Freizeitaktivitäten bildete das Bergsteigen, bereits ein Jahr nach der Gründung der Sektion Chemnitz des Deutschen Alpenvereins (1882) wurde er zu deren 1.Vorsitzenden gewählt. Schon früher hatte er wohl einer anderen Sektion des Alpenvereins als Mitglied angehört, bei der Bildung der Chemnitzer Sektion war er eines der Gründungsmitglieder. Große Bergtouren in den Westalpen (teilweise im Alleingang bis hin zu den höchsten Gipfeln) standen in seinem Bergsteigertagebuch verzeichnet. Mit bekannten Alpinisten unternahm er Touren an den drei Aigulles d`Arve, verschiedenen Gipfeln des Dauphine und zur Jungfrau. Die Gründung der "Chemnitzer Hütte" auf der Hauptseite des Hauptkammes der Zillertaler Alpen geht ebenso auf seine Bemühungen zurück, wie die Einrichtung eines zwölf Kilometer langen Höhenweges (heute noch unter "Kellerbauer-Weg" bekannt) vom Nevesjoch zum Speikboden.

Quellen

Deutscher Alpenverein: Geschichte der Sektion Chemnitz – Die ersten drei Jahrzehnte (1882 bis 1914); Fundort: http://www.dav-chemnitz.de/fileadmin/files/geschichte.pdf

Feuerspritze (Die), Originaljahrgänge 1874 – 1917. Bestand komplett Feuerwehrarchiv Raab (Dietzenbach), Jahrgang 1913 – 1917 Deutsche Nationalbibliothek Leipzig

Kellerbauer, Theodor: Das Feuerlöschwesen und seine Einführung als Unterrichtsgegenstand an technischen Lehranstalten, 1877; Zentrales Verzeichnis Digitalisierter Drucke; Direktlink: http://www.zvdd.de/dms/load/met/?PPN=urn%3Anbn%3Ade%3Absz%3A14-db-id3034882045

Mann, Wolfgang: Theodor Norbert Kellerbauer – Ein Chemnitzert Gewerbeschullehrer und Alpinist. In: Chemnitzer Geschichtsverein (Herausgeber): Chemnitzer Schicksale Teil 2 Seite 11 – 15; 2004

Raab, Helmut: Feuerspritze (Die), Eine Zeitschrift und ihre Epoche (1874 – 1917), Manuskriptdruck 1999

Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (vfdb): Kurzbiographie Theodor Friedrich Kellerbauer; Fundstelle als verknüpftes Download der Seite: http://www.vfdb.de/Referat-11.92.0.html