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Schloss Oberhausen

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Blick vom Gasometer auf das Schloss

Das Schloss Oberhausen ist ein Schloss in Oberhausen, das der heutigen Großstadt seinen Namen gab und heute unter anderem ein renommiertes Kunstmuseum beherbergt.

Geschichte

Das Schloss Oberhausen geht wahrscheinlich auf einen Rittersitz Overhus (auch Overhuysen, Averhus) aus dem späten 12. oder frühen 13. Jahrhundert zurück. Im Jahre 1443 fiel das Wasserschloss an die klevischen Grafen der Familie von der Hoven. 1615 gelangte das Overhus dann an Conrad von Boenen. Wegen der Lage an einem wichtigen Emscherübergang wurde die Burg häufig besetzt, so auch im Dreißigjährigen Krieg.

Der Burgherr Friedrich Adolf Freiherr von Boenen zu Berge und Oberhaus heiratete 1770 die Erbtochter Wilhelmine Franziska von Westerholt-Gysenberg und nahm 1779 Namen und Wappen ihres Geschlechts an. Doch die Westerholt-Gysenbergs residierten fortan im Schloss Berge und ließen das Schloss Oberhausen verfallen.

Als sein Sohn Maximilian Friedrich Graf von Westerholt-Gysenberg eine bürgerliche Frau heiratete, wurde er von der Familie verstoßen und musste sich eine neue Residenz suchen. Die Wirtschaftsgebäude einer Posthalterei 200 m vom verlassenen Wasserschlosses entfernt wurden 1804 bis 1818 nach Plänen des Münsteraner Baumeisters August Reinking als Wohnsitz ausgebaut.

Vierzig Jahre später verlegte die Grafenfamilie ihren Adelssitz nach Schloss Arenfels bei Bad Hönningen; das Schloss Oberhausen wurde nach 1858 nicht mehr genutzt. 1896 kaufte die Stadt Oberhausen den Schlosspark. Das Schloss selbst wurde 1908 Eigentum der Emschergenossenschaft die es 1912 ebenfalls an die Stadt verkaufte.

Im Zweiten Weltkrieg wurde Teile des Haupthauses sowie das Dach des Kleinen Schlosses zerstört.

1947 eröffnete die „Städtische Galerie“ mit einer Sammlung mit von impressionistischen Landschaften von Max Liebermann, Max Slevogt und Lovis Corinth, nicht zuletzt um den Bedürfnissen der Arbeiter gerecht zu werden, die nach einer Gegenwelt zum industriell geprägten Ruhrgebiet suchten. Einen Schwerpunkt unter der Leitung des ersten Direktors Herbert Griebizsch bildete auch die Sammlung internationaler Grafik des 19. und 20. Jahrhunderts mit Drucken von Pablo Picasso, Odilon Redon, Maurice Denis und weiteren.

Kleines Schloss

Die Wirtschaftsgebäude konnten bis 1952 wieder vollständig aufgebaut werden. Wegen Baufälligkeit musste das Haupthaus jedoch 1953 geschlossen werden und wäre 1958 abgerissen worden, wenn die Gutehoffnungshütte nicht die Renovierung des Schlosses und den Bau des nördlichen Flügels finanziert hätte.

Durch Schenkungen kamen zu Beginn der 1960er Jahre die Sammlungen „Glas des 20. Jahrhunderts“ sowie „Europäische Kunst vom Mittelalter bis zur Neuzeit“ und „Kunst fremder Völker“ vom Kölner Privatsammler Kasimir Hagen in den Bestand des Museums.

Ende der 1960er Jahren wurden vom neuen Leiter Prof. Thomas Grochowiak erstmals Bilder von der expressionitischen Künstlergruppe „Die Brücke“ und deren Umfeld sowie Werke von Vertretern der Neuen Sachlichkeit wie Otto Dix und des Kritischen Realismus wie Käthe Kollwitz aufgenommen. Auch zeitgenössische Kunst wie Gemälde der Op-Art und aus dem Bereich der Pop-Art hielten Einzug in die Sammlung.

Die Sammlung des Ehepaars Irene und Peter Ludwig mit über 500 Werken von Künstlern aus der DDR wie Wolfgang Mattheuer, Bernhard Heisig und Werner Tübke wurde dem Museum als „Ludwig Institut für Kunst der DDR“ 1983 angeschlossen.

1996 begann die Neukonzeption zum „Museum auf Zeit“ in dem statt einer ständigen Ausstellung den Besuchern interessante Wechselausstellungen geboten werden. Zeitgleich wurde der Innenhof und Teile der Gebäude sowie die Gartenanlagen umgestaltet. Als „Ludiwg Galerie Schloss Oberhausen“ wurde das Museum 1998 wiedereröffnet.

Lage und Architektur

Haupthaus mit „Vitrine“

Das Schloss Oberhausen liegt an der Konrad-Adenauer-Allee (B 223) in der Neuen Mitte. Die klassizistische Anlage besteht aus dem Haupthauses, dem Kleinen Schloss sowie dessen Flügelbauten. An der Innenseite des dreigeschossigen Haupthauses befindet sich zwischen zwei kurzen Flügeln das Foyer Vitrine aus einer modernen Glas-Stahl-Konstruktion von den Architekten Eller & Eller. Gegenüber dem Haupthaus befindet sich das Kleine Schloss dem über zwei Rundbögen die ehemaligen Wirtschaftgebäude angeschlossen sind. Durch diese Anlage entsteht zwischen den Gebäuden ein etwa 50 x 50 m großer Innenhof.

Kaisergarten

Der 28 ha große Volkspark Kaisergarten schließt sich der Schlossanlage im Westen an und reicht von der Essener Straße bis an den Rhein-Herne-Kanal. Das ehemalige Jagdrevier der Schlossherren wurde 1898 anlässlich des 100. Geburtstags von Kaiser Wilhelm dem Ersten „Kaisergarten“ getauft. Der Kaisergarten besteht aus Wiesen, Baumgruppen sowie einem alten Emscherarm der mit den Teichanlagen verbunden ist. Seit den 1920er Jahren wurden in der Parkanlage Tiere gehalten und 16 ha des Geländes zum Wildgehege umgebaut. Im größten kostenlosen Tierpark des Ruhrgebiets befinden sich neben heimischen Wild auch Luchse, Wölfe und Steppenadler.

Kunstmuseum

Datei:Schloss Oberhausen-Haupthaus.jpg
Haupthaus mit Plakaten zur „Beautiful Children“-Ausstellung

Der Besucher erreicht den Eingang Vitrine zum Kunstmuseum „Ludwig Galerie Schloss Oberhausen“ über den Innenhof der Anlage. Im Haupthaus des Schlosses befindet sich auf 3 Etagen eine Ausstellungsfläche von 2000 m².

Bis 1996 bot das Kunstmuseum dem Besucher einen Überblick über die Bildende Kunst von der Antike bis zur Gegenwart mit Schwerpunkt auf die Kunst des 20. Jahrhunderts. Nachdem die Exponate der Städtischen Sammlung sowie die des Ludwig-Institus ins Stadtarchiv beziehungsweise in andere Ludwig Museen kamen oder veräußert wurden, finden seit 1998 in dem „Museum auf Zeit“ thematische Wechselausstellungen in Zusammenarbeit mit den Ludwig Museen in aller Welt statt. Einen Schwerpunkt bildet dabei der Dialog zwischen den Kulturen der Welt sowie zwischen Hoch- und Trivialkunst. Direktor des Museums ist seit 1981 Bernhard Mensch.

Ausstellungen

  • 1994: Carl Barks: „DONALD - Die Ente ist Mensch geworden“
  • 1995: „Versuche zu trauern“
  • 1995: Tomi Ungerer: „Das Spiel ist aus“
  • 1998: „Von Yellow Kid bis Superman“
  • 1998: Andy Warhol: „Mythos Mercedes – Der Stern ihrer Sehnsucht“
  • 1998: „Götter, Helden und Idole“
  • 1999: „Playboy Cartoon-Klassiker“
  • 1999: „Kunst setzt Zeichen – Landmarken-Kunst“
  • 2000: „Wilhelm Busch – Malerei, Zeichnungen und Bildergeschichten“
  • 2000: „Der fotografische Blick“
  • 2001: Sabine Wilharm: „Die Bilder zum Buch Harry Potter“
  • 2001: „Pathos der Sachlichkeit“
  • 2002: „Tim und Struppi“
  • 2002: Wolfgang Volz: „China Landscape“ und „China – Tradition und Moderne“
  • 2003: Peter Lindbergh: „Stories Supermodels“
  • 2003: Gerhard Haderer: „Unser täglich Wahnsinn“
  • 2003: Otto Steinert: „Subjektive Fotografie“
  • 2004: Wolfgang Volz: „ManMade Planet“
  • 2004: Thomas Wolf: „Park-Stadt Oberhausen“
  • 2005: Karl Blossfeldt: „Die Wunder der Natur“
  • 2005: Gottfried Helnwein: „Beautiful Children“
  • 2005: Thomas Wolf: „Brücken im neuen Emschertal“

Gedenkhalle

Gedenkhalle

Der südliche Seitenflügel des Kleinen Schlosses beherbergt seit 1960 eine Gedenkhalle für die Opfer des Nationalsozialismus. Im Obergeschoss befindet sich die Dauerausstellung „Widerstand und Verfolgung 1933-1945 in Oberhausen“ die durch Wechselausstellungen ergänzt wird.

Weitere Nutzungen

Seit 1977 bietet das Schloss Oberhausen eine Artothek an. Ebenfalls aus den 1970er Jahren stammt die Künstlermalschule für Kinder und Jugendliche, deren Werke im Kleinen Schloss ausgestellt werden. Im nördlichen Seitenflügel befindet sich ein Speiserestaurant „Schlossgastronomie Kaisergarten“. Der Trausaal des Standesamtes im nördlichen Rundbogen gehört wegen der Kulisse des Schlosses zu den beliebtesten Orten im Stadtgebiet für Eheschließungen.

Literatur

  • Ludwig Institut Schloß Oberhausen (Hrsg.): Dornröschenschlaf - Kunst- und Naturerleben im Schloß und Kaisergarten, 1994, Oberhausen
  • Fritz Graf Westerholt-Arenfels: Max Friedrich Graf Westerholt - Seine Familie und seine Zeit, 1939, Köln

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