Geschichte der Stadt Kalisz

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Kalisz (deutsch: Kalisch) ist eine Kreisstadt in der polnischen Woiwodschaft Großpolen, mit (1995) 120 000 Einwohnern und liegt an der Prosna,Von 1975 bis 1999 war Kalisch Haupstadt der Woiwodschaft Kalisz, zu der auch Teile von Niederschlesien gehörten.

Geschichte von Kalisch

Kalisch ist die älteste Stadt Polens und eine der ältesten schon in der römischen Zeit bekannten Menschensiedlungen östlich der Elbe. Die Stadt wurde als Calisia im Lande der Sueven um das Jahr 150 n.Chr.vom alexandrinischen Geographen Claudius Ptolemäus in seinem Werke "Abriss der Geographie" erwähnt,das Gebiet war aber bereits um das Jahr 1200 v.Chr. von der Bevölkerung der Lausitzer Kultur bewohnt, welches man durch zahlreiche Ausgrabungen feststellen zu können glaubt. In der Zeit von Ptolemäus lag Kalisch als Knotenpunkt an einer der wichtigsten Handelsstraßen Zentraleuropas, Bernsteinstraße genannt, die das Römische Imperium im Süden mit der Ostseeküste verband. Calisia war damals von Lugiern (griechisch: Lygiern) bewohnt, die nach der Ansicht deutscher Historiker eine Kultgemeinschaft wandalischer, also germanischer Völker in Schlesien und Westpolen waren, während polnische Gelehrte sie dem slawischen Stamme zuführen. Dieses altertümliche Calisia lag indessen nicht im Tal der Prosna, wie die heutige Stadt, sondern ein paar Kilometer weiter östlich auf dem Gebiet der heutigen sog.Alten Stadt.Später, in der frühen piastischen Zeit bestand dieses Kalisch aus der herzoglichen Burg mit der Paulskirche,der Handwerkersiedlung mit der Adalbertkirche, noch einer benachbarten Siedlung mit der Gotthardkirche und einer Judenstadt, die ebenfalls in der Nähe der Burg lag.

Der frühesten Erwähnung von Kalisch im Mittealter begegnen wir 1106 in der Chronik des Gallus Anonymus,der die Kämpfe zwischen zwei Söhnen des Herzogs Wladyslaw I. Herman, Boleslaw III. Schiefmund und Zbigniew beschreibt : Kalisch geriet in die Machtsphäre Zbigniews, der 1102-1106 Herr der Stadt war. Zum zweiten Mal erwähnt wird Kalisch im Jahre 1136 in der Bulla des Papstes Innozenz II., der über Kalisch als eine der wichtigsten Kastellaneien auf dem Gebiet Polens spricht. Nach Ansicht macher Historiker war Kalisch damals auch Hauptstadt der Mittelpolnischen Provinz, die die Kastellaneien von Kalisch, Sieradz und Leczyca umfasste.

Wichtige Jahreszahlen in der späteren Geschichte von Kalisch

  • 1138- im Testament Boleslaw III. wird Kalisch dem Senior-Herzogtum Krakau zugeteilt
  • 1146- Aufruhr der jüngeren Brüder gegen Wladyslaw II. den Vertriebenen, sein Sturz; Kalisch kommt zum Herzogtum Großpolen, wo Mieszko III.genannt der Alte regiert.
  • 1155 um-Mieszko III. stiftet die romanische Schloßkirche zum Heiligen Paul, wo 1193 sein Sohn Mieszko und 1202 er selbst bestattet werden. Die Fundamente dieser Kirche mit dem Grabstein Mieszkos wurden erst um 1960 auf dem Gebiet der sog.Schwedenschanze gefunden.
  • 1193-ab- Kalisch wird zur Hauptstadt des gleichnamigen piastischen Herzogtums, das seine Grenzen oft ändert und wo verschiedene Nachkommen Mieszko III. regieren.
  • 1233- der schlesische Herzog Heinrich I. genannt der Bärtige führt Krieg gegen den großpolnischen Vetter Wladyslaw Odonic, belagert die Kalischer Burg,erobert und zerstört sie. Das Herzogtum Kalisch geht zu den schlesischen Piasten über.
  • 1234- um- Heinrich I.verlegt die Burg und die Stadt an die heutige Stelle -eine Insel zwischen drei Armen der Prosna. Das alte Kalisch, nunmehr Alte Stadt genannt, sinkt zu einem Bauerndorfe herab.
  • 1235-(um, die genaue Jahreszahl ist nicht bekannt)- Kalisch erhält das Magdeburger Recht und wird nach dem Muster der schlesischen Städte in strenger Gitterform aufgebaut. Das Gebiet der Stadt umfasst 18 ha, alle Gebäude, außer zwei Kirchen- Nikolaus-und Franziskanerkirche- sind aus Holz.
  • 1305- Verwaltungsreform nach der Wiedervereinigung Polens unter König Wladyslaw I.dem Ellenlangen. Neue Verwaltungseinheiten, Woiwodschaften genannt, werden geschaffen. Kalisch wird zur Hauptstadt der gleichnamigen Woiwodschaft, die (mit gewissen Grenzänderungen) zum Jahre 1793, der 2.Teilung Polens bestehen soll. Sie umfaßt Süd-und Ostgroßpolen mit Kalisch, Gnesen, Pyzdry/Peisern,Konin und Sroda/Schroda und außerdem Naklo/Nakel an der Netze.
  • 1331-21.September-das Heer des Deutschen Ordens unter dem Oberstmarschall Dietrich von Altenburg belagert Kalisch, zieht jedoch nach ein paar Tagen ab,ohne Erfolge erzielt zu haben.
  • 1343-Juli-Vorbereitungen zum "Kalischer Frieden" zwischen dem Königreich Polen und dem Deutschen Orden, große Tagung in Kalisch, an der König Kasimir der Große persönlich teilnimmt. Mehrere damals bedeutende polnische Städte, unter ihnen Kalisch, sind Unterzeichner des Vertrags, der am 23.Juli in Kraft tritt.
  • 1333-1370- Regierung des letzten Piastenkönigs,Kasimir III.des Großen, die einen großen Fortschritt in der Entwicklung der Stadt Kalisch bedeutet: um 1361 erbaut man aus Ziegeln die Wehrmauer der Stadt, um 1363 erweitert man das alte Schloß Heinrich des Bärtigen.Es entstehen neue Vorstädte, die Breslauer Vorstadt am Breslauer Tor und dieThorner Vorstadt am Thorner Tor und eine neue Pfarrkirche,zur Mariae Himmelfahrt.Außer dem alten Franziskanerkloster gibt es nun zwei gemauerte neue Klöster in der Stadt, das der Kanoniker zum Hl. Geist und das der Kanoniker vom Lateran. 1353 wird auch das erste Palais der Gnesener Erzbischöfe in der Stadt errichtet.
  • 1372-die erste Städtische Schule entsteht
  • 1410 - Truppen aus der Woiwodschaft Kalisch nehmen unter eigener Fahne an der großen Schlacht gegen den Deutschen Orden bei Tannenberg (in polnischer Geschichte als "Schlacht bei Grunwald" bekannt) teil.
  • 1425-Wladyslaw II.Jagiello befreit die Salzhändler aus der Stadt von Steuern auf dem Territorium Polens und Litauens.Gleichzeitig empfängt er den dänischen und schwedischen König Erich X.von Pommern im Kalischer Schloß.
  • 1426-das erste Rathaus mit einem Turm wird errichtet.Um diese Zeit entsteht auch die 2.Städtische Schule an der Himmelfahrtskirche, die gewisse akademische Rechte hat und unter der Obhut derKrakauer Universität steht.
  • 1454- während des Dreizehnjährigen Krieges des Königs Kasimir IV. gegen den Deutschen Orden nehmen Kalischer Truppen an der Belagerung Marienburgs teil.
  • 1461-das Hospital zur Heiligen Dreieinigkeit in der Breslauer Vorstadt entsteht
  • 1489-das hölzerne Bernhardiner Kloster und -kirche in der Thorner Vorstadt werden erbaut
  • 1583 der Erzbischof von Gnesen Stanislaus Karnkowski holt die Jesuiten nach Kalisch
  • 1584-die Jesuiten beginnen ihre Lehrtätigkeit in einem provisorischen Schulgebäude. (1584- 200 Schüler, 1586- schon 500 Schüler.
  • 1585-1591-die barocke Jesuitenkirche zum Hl.Stanislaus und Hl.Adalbert mit dazugehörigem Kloster und Kollegium wird aus Karnkowskis Privatmitteln errichtet. Die Architekten sind italienische Jesuiten.
  • 1592-das Jesuitentheater am Kollegium beginnt seine Tätigkeit. Zuerst werden nur lateinische Stücke inszeniert, später auch polnische.
  • 1603- die erste Buchdruckerei in Kalisch (Besitzer: Meister Johann Wohlraab, danach bis 1632 Adalbert Gedelius) wird eröffnet, es werden aber ausschließlich Werke von religiösem Inhalt verlegt.Nach dem Tode von Gedelius (um 1636) wird die Druckerei von den Jesuiten übernommen, die sie bis 1773 betreiben.
  • 1655- der "Polnische Krieg" des Schwedenkönigs Karl X.Gustav beginnt. Schwedische Truppen unter Feldmarschall Arvid Wittenberg besetzen Posen und erreichen am 7.August Kalisch. Der Kalischer Magistrat huldigt dem König von Schweden und zahlt eine Kontribution von 6000 Gulden.