Gescher

Stadt in Nordrhein-Westfalen
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Die Stadt Gescher [ˈgɛʃɐ] liegt im westlichen Münsterland im Nordwesten des Bundeslands Nordrhein-Westfalen und ist eine kreisangehörige Gemeinde des Kreises Borken im Regierungsbezirk Münster.

Wappen Deutschlandkarte
Gescher
Deutschlandkarte, Position der Stadt Gescher hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 57′ N, 7° 0′ OKoordinaten: 51° 57′ N, 7° 0′ O
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk: Münster
Kreis: Borken
Höhe: 59 m ü. NHN
Fläche: 80,84 km2
Einwohner: 17.433 (31. Dez. 2024)[1]
Bevölkerungsdichte: 216 Einwohner je km2
Postleitzahl: 48712
Vorwahlen: 02542; 02863 (Hochmoor)Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text
Kfz-Kennzeichen: BOR, AH, BOH
Gemeindeschlüssel: 05 5 54 016
Stadtgliederung: 6 Ortsteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Marktplatz 1
48712 Gescher
Website: www.gescher.de
Bürgermeister: Hubert Effkemann (CDU)
Lage der Stadt Gescher im Kreis Borken
KarteKreis BorkenNordrhein-WestfalenKreis KleveKreis WeselKreis CoesfeldKreis CoesfeldNiedersachsenKreis SteinfurtNiederlandeRaesfeldHeidenRhedeBocholtBorkenRekenVelenStadtlohnHeekAhausGescherLegdenSchöppingenGronauVredenSüdlohnIsselburg
Karte

Geographie

Räumliche Lage

 
Die Berkel

Durch Gescher fließt die Berkel. Im Nord-Osten streift der Fluss Dinkel das Stadtgebiet und bildet für etwa 3 km die Grenze zur Nachbargemeinde Rosendahl. Gescher liegt rund 3 km westlich der Autobahn A 31, die Emden mit dem Ruhrgebiet verbindet. Über die Anschlussstelle (33) Gescher-Coesfeld und die kreuzende B 525, die die deutsch-niederländischen Grenze bei Südlohn-Oeding mit der Autobahn A 43 verbindet, ist der Ort verkehrsgünstig gelegen.

Stadtgebiet

Ortsteil, in dem auch Vertriebene nach 1945 eine neue Heimat gefunden haben (Vorwahl: 02863). Das dort befindliche Hochmoor wurde erst in den 1960er Jahren mittels Tiefpflug trockengelegt.

Bauerschaften

Nachbargemeinden/-städte

Geschichte

Frühgeschichte und Mittelalter

Frühgeschichtlich liegt Gescher an der Stammesgrenze zwischen Brukterern und Chamaven. Die Grenze lag in den Feuchtgebieten im Westen von Gescher (Estern). Entlang dieser Grenzen finden sich auch die Fluchtburgen versunkene Borg, Rauschenburg und Hengelborg. Der Name Gescher leitet sich ab von Gasgare, später dann Gaschari, einem Oberhof des Stiftes Borghorst. Nach Gründung einer Pfarrei gleichen Namens und dem Bau einer Kirche durch das Stift um das Jahr 1000 entwickelte sich allmählich eine dörfliche Siedlung. Gescher wurde im Feuchtgebiet der Siepen gegründet, wobei diese Siepen nicht trockengelegt oder umgeleitet, sondern überbaut wurden. Noch heute finden sich entsprechende Namen wie Waterstegge oder Armlandstraße (ein ehemaliger Knüppeldamm über die Siepe) wieder. Es zogen sich Siepen von der Katharinenstraße (Waterstegge) und auch von der Inselstraße in Richtung Wenings Feuchtgebiete. Weitere Siepen aus den südlichen und östlichen Gebieten wurden in der Gräfte gesammelt und von dort unter der Armlandstraße weitergeleitet. Diese verläuft heute noch an der linken Seite der Pankratius-Kirche. Diese Siepen existieren noch immer, teils verrohrt oder als weitläufiges Feuchtgebiet.

Neuzeit

1570 brannte die Siedlung fast vollständig nieder. Der Wiederaufbau sowie Plünderungen und Einquartierungen während der Niederländischen Befreiungskriege und des Dreißigjährigen Krieges behinderten die Entwicklung der Siedlung. 1803 wurde das Fürstbistum Münster, zu dessen Amt Ahaus Gescher gehört hatte, aufgelöst. Das Kirchspiel gelangte unter die Herrschaft des Fürsten zu Salm. 1811 wurde Gescher Teil des Kaiserreichs Frankreich und ab 1816 als Teil des Kreises Coesfeld preußisch. Aus der in Heimarbeit zu leistenden Verarbeitung von Flachs zu Leinen erwuchs während des 19. Jahrhunderts die technisierte Textilindustrie, die für das Wirtschaftsleben bis Mitte des 20. Jahrhunderts prägend werden sollte. 1904 wurde die Eisenbahnteilstrecke Coesfeld-Gescher-Borken in Betrieb genommen. Das 1906 gegründete Torfwerk im Süden der Bauerschaft Tungerloh-Pröbsting stellte die Keimzelle des heutigen Ortsteils Hochmoor dar.

 
Kriegsgräberstätte

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges war die bischöfliche Stiftung Haus Hall Kriegslazarett. Die Bausubstanz von Gescher blieb weitgehend unversehrt. Am 30. März 1945 (Karfreitag) übergab Bürgermeister Niemann die Gemeinde Gescher an die herannahenden englischen Alliierten. Es kam vereinzelt zu kurzen Feuergefechten mit abrückenden deutschen Soldaten. Mr. Ball übernahm als Vertreter der britischen Besatzung die Hoheit über die Stadt.

Am 1. Juli 1969 wurden in der 1. Phase der Kommunalen Neugliederung die Gemeinden Büren, Estern, Gescher, Harwick, Tungerloh-Capellen und Tungerloh-Pröbsting unter Auflösung des Amtes Gescher zur Stadt Gescher zusammengeschlossen.[2] Zum 1. Januar 1975 kam sie im Zuge des 2. Neugliederungsprogramms vom Kreis Coesfeld zum Kreis Borken. 1980 eröffnete das Glockenmuseum als eines der wichtigsten Aushängeschilder der Stadt, es wurde 2010 umfassend renoviert und erweitert.

Religion

Kirchen

  • evangelisch
    • Gnadenkirche, Evang. Kirchengemeinde Gescher
  • katholisch
    • St. Mariä Himmelfahrt, Kath. Kirchengemeinde
    • St. Pankratius, Kath. Kirchengemeinde.
    • St. Stephanus, Kath. Kirchengemeinde. (Hochmoor)
    • St. Antonius, kath. Autobahnkapelle mit mittelalterlichem Hagioskop

Konfessionen

84,8% römisch-katholisch
12,0% evangelisch
3,2% andere

Politik

 
Rathaus
2004 2009
Partei Stimmverteilung Sitze Stimmverteilung Sitze
CDU 40,1 % 13 46,5 % 16
SPD 27,9 % 9 20,5 % 7
UWG 16,2 % 5 13,0 % 4
Bündnis 90/Die Grünen 8,1 % 2 11,4 % 4
FDP 7,7 % 3 8,6 % 3

Bürgermeister und Stadtdirektoren

Bürgermeister der Gemeinden Gescher

  • 1832–1835: Bürgermeister Lüders
  • 1918–1943: Anton Huesker
  • 1945: Bürgermeister Niemann

Amtsbürgermeister des Amts Gescher

ehrenamtl. Bürgermeister der Stadt Gescher

  • 1956-1969: Anton Cramer (CDU)
  • 1969–1977: Heinrich Hörnemann (CDU)
  • 1977–1994: Hermann Horstick (CDU)
  • 1994–1999: Heiner Theßeling (SPD)

Stadtdirektoren der Stadt Gescher

  • 1969–1982: Gerhard Willerding
  • 1982–1997: Dr. Klaus-Peter Schulz-Gadow (CDU)
  • 1997–1999: Hans Beuker (CDU)

hauptamtl. Bürgermeister der Stadt Gescher

  • 1999–2009: Heiner Theßeling (SPD)
  • seit 2009: Hubert Effkemann (CDU)

Mit der Auflösung des Amtes Gescher 1969 und dem Zusammenschluss der umliegenden Gemeinden zur Stadt Gescher erlischt das Amt des Amtsbürgermeisters.

Aufgrund der geänderten Gemeindeordnung von 1994 entfällt 1999 die Doppelspitze - Stadtdirektor und ehrenamtlicher Bürgermeister. Seitdem gibt es nur noch den hauptamtlichen Bürgermeister. Er wird direkt gewählt. Dieser ist Vorsitzender des Rates, Leiter der Stadtverwaltung und Repräsentant der Stadt.

Wappen

Beschreibung: „In Grün zwei von einander abgekehrte silberne (weiße) Jagdhörner“

Einwohnerentwicklung

 
Bevölkerungsentwicklung 1834-2002
Jahr Einwohner
1834 3.784
1846 3.807
1849 3.790
1855 3.876
1858 3.806
1864 4.002
1871 3.912
1885 3.962
Jahr Einwohner
1890 4.048
1900 4.206
1905 4.486
1914 5.219
1926 5.943
1939 7.223
1950 10.177
1961 10.795
Jahr Einwohner
1981 14.397
1990 15.092
1995 16.154
2000 16.851
2005 17.146
2010 17.164

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Glockenstadt

 
Glockengießerei

Der seit 1790 angesiedelten Glockengießerei Petit & Gebr. Edelbrock verdankt Gescher den Ruf als „Glockenstadt“. 1980 wurde das westfälische Glockenmuseum eröffnet. Eine der wohl berühmtesten und größten Glocken aus Gescher ist die Weltjugendtagsglocke „Johannes Paul II“ im Geläut der Kölner Basilika von St. Aposteln.

Lokale Brauchtümer

  • Äppelken poop Äppelken (Äpfelchen, kleine Äpfelchen): Bei diesem alten Heischebrauch, der jedes Jahr am Tag des Erzengels Michael (29. September) stattfindet, ziehen die Kinder von Haus zu Haus und singen ein altes niederdeutsches Lied, worauf hin sie von den Bewohnern des Hauses Süßigkeiten bekommen. Bei diesem alten Brauch wurden den Kindern ursprünglich die Äpfel geschenkt, die als Fallobst oder ihrer geringen Größe wegen nicht brauchbar waren.
  • Karneval: Der jährliche Karnevalsumzug in Gescher mit dem Ruf Gescher Helau! findet traditionell zwei Wochen vor Rosenmontag statt. Begründet ist diese alte Tradition im vierzigstündigen Gebet, das im 19. Jahrhundert vielerorts im Münsterland auf den Rosenmontag gelegt wurde, um gegen das Karnevalstreiben vorzugehen. Die Gescheraner jedoch umgingen durch die Vorverlegung der Fastnacht diese Einschränkung. Auch wenn das vierzigstündige Gebet heute nicht mehr am Rosenmontag stattfindet, hat sich diese Tradition in Gescher über die Jahrzehnte erhalten.

Museen

 
Museumshof
 
Imkereimuseum

Die Stadt Gescher ist über ihre Grenzen hinaus durch ihre Vielzahl an Museen bekannt:

Bildung

Schulen

 
Haus Hall
  • Pankratiusschule
  • Von-Galen-Schule
  • Schule auf dem Hochmoor, kath. Grundschule Hochmoor
  • Don-Bosco-Schule, gem. Hauptschule der Stadt Gescher
  • Städtische Realschule für Jungen und Mädchen Gescher
  • Brüder-Grimm-Schule, Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Sprache
  • Haus Hall, Priv. Förderschule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung

Kindergärten

  • Ev. Kindergarten Garten Gethsemane
  • Kindergarten Kleine Welt
  • Kindergarten St. Ludgerus
  • Kindergarten St. Pankratius
  • Kindergarten St. Maria Goretti
  • Kindergarten St. Marien
  • Kindergarten St. Stephanus
  • Kindergarten Haus Hall

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Gescher liegt, mit einer eigenen Abfahrt, an der A 31 und an der B 525.

An das Schienennetz ist Gescher heute nicht mehr angeschlossen. Bis 1985 war der Bahnhof Gescher ein Teil der Bahnstrecke Münster-Coesfeld-Borken-Empel-Rees.

Ansässige Unternehmen

Haus Hall eine ehemals bischöfliche Stiftung, ist Wohnort und Arbeitsplatz für geistig behinderte Menschen, größter Arbeitgeber in Gescher. d.velop AG ein mittelständischer Softwarehersteller ist international erfolgreicher „hidden Champion“ laut Zukunftsland Bewerbungsschrift für die Regionale 2013 / 2016 [3]. Mit Windhoff Software Services GmbH hat ein wichtiger Software-Dienstleister seinen Hauptsitz in Gescher. .

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Ehrenbürger

Bisher einziger Ehrenbürger der Stadt Gescher ist Anton Huesker, ehemaliger Textilfabrikant, der wegen seiner besonderen sozialen Leistungen am 25. Juni 1936 zum Ehrenbürger ernannt wurde. Auch der westfälische Textilverband erwähnt in seinen Schriften die herausragenden Leistungen von Anton Huesker.

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung der Gemeinden Nordrhein-Westfalens am 31. Dezember 2024 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus 2022. Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW), abgerufen am 18. Juni 2025. (Hilfe dazu)
  2. Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970.
  3. http://www.regionale2016.info/fileadmin/pdf/Regionale2016/zukunftsland_regionale_Bewerbung_2.pdf
Commons: Gescher – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Gescher – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen