Georges Cuvier
Georges Léopold Chrétien Frédéric Dagobert, Baron de Cuvier (* 25. August 1769 in Montbéliard, Frankreich; † 13. Mai 1832 in Paris) war ein französischer Naturforscher. Er gilt als der Begründer der wissenschaftlichen Paläontologie und ist als bedeutender Anatom der Wirbeltiere auch der Begründer der Vergleichenden Anatomie.

Leben
Georges Cuvier studierte Philosophie an der Karlsschule in Stuttgart und wurde nach seinem Studium 1786 Hauslehrer beim Grafen d'Héricy in der Normandie. 1795 ging er als Professor für vergleichende Anatomie nach Paris und lehrte ab 1795 am Muséum national d'histoire naturelle. Im gleichen Jahr wurde er Mitglied des neu gegründeten Institut de France.
Zu Cuviers Schülern zählten Alcide d'Orbigny, Achille Valenciennes, Gotthelf Fischer von Waldheim, Henri Marie Ducrotay de Blainville und Franco Andrea Bonelli.
In seinem vierbändigen Werk Le règne animal (1817) teilte er das Tierreich in vier Großgruppen ein, die er als Wirbeltiere, Weichtiere, Strahlentiere und Gliedertiere bezeichnete.
Katastrophismus
Berühmt geworden ist Cuvier mit seiner Entwicklung des Katastrophismus, nach der in der Erdgeschichte mehrfach große Katastrophen den Gesamtbestand der Lebewesen dezimiert haben und Gott jedes Mal neue Wesen schuf. Die letzte dieser großen Katastrophen sei die biblische Sintflut gewesen. Er nutzte seine überragenden Kenntnisse in der Anatomie, um fehlende versteinerte Knochen idealtypisch zu einem Gesamtskelett zu ergänzen. Seine Entdeckung eines Faunenschnitts anhand von Fossilien verband er mit seiner Ablehnung der gradualistischen Evolutionstheorie des damals ebenfalls tätigen Jean Baptiste Lamarck und versuchte dies durch das Wirken Gottes erklären.
Der bekannteste wissenschaftliche Gegner Cuviers war der Geologe Charles Lyell, der Mentor und Freund des Evolutionstheoretikers Charles Darwin. Heute wird Cuvier aufgrund seiner Theorie und seiner Ablehnung der Evolution häufig als rückständig bezeichnet, zu seiner Zeit war die Evolutionstheorie jedoch noch nicht allgemein anerkannt und durchaus umstritten. Lyells "uniformitaristisches" Weltbild, wonach sich die geologische und biologische Entwicklung nur in äußerst langsamer Weise vollzieht, konnte sich erst Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgreich gegen den Katastrophismus Cuviers durchsetzen.
Siehe auch: Natürliche Theologie
Werke
(Auswahl)
- Mémoire sur la structure externe et interne et sur les affinités des animaux auxquels on a donné le nom de ver, 1795 (in: Decades philosophiques, litteraires et politiques, Heft 5, S. 385-396)
- Tableau élémentaire de l'histoire naturelle des animaux, Paris 1798
- Leçons d'anatomie comparée, 5 Bände, Paris 1798-1805
- Le règne animal; distribué d'après son organisation; pour servir de base à l'histoire naturelle des animaux et d'introduction à l'anatomie comparée, 4 Bände, Paris 1817 (deutsch: Das Thierreich, geordnet nach seiner Organisation: als Grundlage der Naturgeschichte der Thiere und Einleitung in die vergleichende Anatomie, Brockhaus, Leipzig 1831)
- Recherches sur les ossemens fossiles ou l'on rétablit les caractères de plusieurs animaux dont les révolutions du globe ont détruit les espèces. Dufour et d'Ocagne, Paris 1821 (deutsch: Cuvier's Ansichten von der Urwelt, Weber, Bonn 1822
- Discours sur les Révolutions de la surface du Globe, et sur les changemens qu'elles ont produits dans le règne animal. Dufour et d'Ocagne, Paris 1825 (deutsch: Die Umwälzungen der Erdrinde in naturwissenschaftlicher und geschichtlicher Beziehung. Weber, Bonn 1830)
Literatur
- William Coleman: Georges Cuvier: Zoologist. A study in the history of evolution theory. Harvard Univeristy Press, Cambridge (Massachusetts) 1964
- Ilse Jahn (Hrsg.): Geschichte der Biologie. Theorien, Methoden, Institutionen, Kurzbiographien. 3. Auflage. Nikol, Hamburg 2004, ISBN 3-937872-01-9
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Cuvier, Georges |
ALTERNATIVNAMEN | baron de Cuvier, Georges Léopold Chrétien Frédéric Dagobert |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Naturforscher, Begründer der wissenschaftlichen Paläontologie |
GEBURTSDATUM | 25. August 1769 |
GEBURTSORT | Montbéliard, Frankreich |
STERBEDATUM | 13. Mai 1832 |
STERBEORT | Paris |