Die Neue Kadampa Tradition (NKT), ins Leben gerufen von Kelsang Gyatso, ist eine Vereinigung, die sich selbst als eine westliche Tradition des Buddhismus bezeichnet. Sie basiert auf einer Auswahl von Lehren der Gelug-Tradition des indo-tibetischen Buddhismus.
Sowohl im Westen, als auch unter Tibetern sind die Neue Kadampa Tradition und Kelsang Gyatso umstritten.
Gründer und Entstehung
Gründer dieser neuen Tradition ist Kelsang Gyatso, ein buddhistischer, vollordinierter Mönch und Gelug-Gelehrter, der die englische Staatsbürgerschaft angenommen hat. Im Jahre 1977 wurde Kelsang Gyatso, von Lama Thubten Yeshe, in das Manjushri Institute (Ulverston, Cumbria) - ein FPMT Zentrum von Lama Yeshe - als Gastlehrer eingeladen. Später (ca. 1983) übernahm er (gegen den Willen von Lama Thubten Yeshe) das Zentrum und gründete in den 1990er Jahren die Neue Kadampa Tradition. Kelsang Gyatso konnte aus Umstandsgründen nicht die Geshe-Prüfung ablegen. Er nennt sich Geshe, da Kyabje Trijang Rinpoche ihn auf Grund seines Verständnisses und Wissens mit 'Geshe' ansprach. So ist er allgemein als Geshe Kelsang Gyatso bekannt.
Verbreitung und Organisation
Die Neue Kadampa Tradition nennt 800-900 Zentren in 25 Ländern der Erde ihnen zugehörig. Einige dieser Zentren sind örtliche NKT-Zentren, die meisten jedoch sind kurzfristig angemietete Räume in Yogazentren oder sozialen Zentren anderer Vereine. Sie hat sich innerhalb kürzester Zeit weltweit verbreitet und ist unter Westlern u.a. wegen ihrer einfachen Präsentation der zur Verfügung gestellten Lehren bekannt.
Die NKT erklärt unpolitisch, nicht-profit-orientiert und unabhängig zu sein. Alle NKT-Zentren haben sich in einer eigenen "Internationalen Union des Kadampa-Buddhismus" zusammengeschlossen. Als Lehrer sind nur NKT-Anhänger zugelassen; andere Geshes, Lamas oder Meister lehren dort nicht.
Lehrgrundlagen und Lehrprogramm
Die Lehre der NKT basiert auf einer Auswahl von Gelug Lehren, die Ven. Kelsang Gytaso für seine Schüler lehrt und in Büchern zusammenfasst. Die NKT setzt ihren Schwerpunkt auf die Praxis des Lamrim. Die NKT sieht ihre Präsentationsform als der modernen westlichen Kultur angepasst und praktiziert eine Vereinigung von Sutra und Tantra.
Geshe Kelsang Gyatso hat drei Studienprogramme geschaffen, das Allgemeine Programm, das Grundlagenprogramm und das Lehrerausbildungsprogramm. Eines oder mehrere dieser Programme kann man an allen Zentren der Neuen Kadampa-Tradition studieren. Grundlagen der Lehre und des Studiums sind Bücher von Geshe Kelsang Gyatso, die Kommentare verschiedener Texte des tibetischen Buddhismus sind, wie Lamrim, Lojong, Lorig, Heruka und Vajrayogini Tantra, Shantideva, Chandrakirti u.a. (Siehe Tharpa Verlag.)
Die Neue Kadampa Tradition bezeichnet ihre Präsentation als Kadampa Buddhismus.
Die Linie der Neuen Kadampa-Tradition
Die NKT beschreibt ihre Linie grob: Buddha Shakyamuni --> Atisha -- > Tsongkhapa --> Pabongkha Rinpoche --> Trijang Rinpoche --> Ven. Geshe Keslang Gytaso. Und beruft sich auf eine "vollständige Linie" zu Buddha Shakyamuni und Je Tsongkhapa.
Geshe Kelsang sagt: "Von den ersten Anfängen an ist die NKT eine reine Tradition Lama Tsongkhapas...In Wirklichkeit sind Neuer Kadampa-Buddhismus und Gelugpa das gleiche." Seine Dharma-Bücher werden zudem mit den Werken Tsongkhapas gleichgesetzt.
Hier summieren sich einige Widersprüche:
1. In ihren Prospekten und im Internet stellt sich die NKT als Fortsetzung der Kadampa Tradition Atisha's dar, die nicht mehr als eigenständige Linie existiert.
2. In Bezug auf die Gelug Tradition:
Keines der Hauptwerke der Gelug Tradition Tsongkhapas wird studiert. In den NKT-Lehren fehlen wesentliche Kernelemente der Lehren Je Tsongkhapa's, dem Gründer der Gelug-Schule, wie die Tantras von Ghuyasamaja, Yamantaka, Kalachakra usw. Die von Je Tsongkhapa gelehrte Zusammenführung der drei Haupttantras fehlt völlig. Ebenso die Praxis von Mahakala, Kalarupa usw. Auch die mündliche Leseübertragung (Lungh) des Tengyur und Kangyur wird nicht ausgeübt. Die gelehrte Schützerpraxis von Shugden geht nicht auf Buddha Shakyamuni, Atisha oder Tsongkhapa zurück. Auch die Vinaya-Tradition der Ordinationslinie (Mulasarvastavadin) für Novizen (tib. Getsul, 36 Regeln) und Vollordinierte (tib. Gelong, 253 Regeln) besteht nicht fort. Ordinierte erhalten 10 Regeln. Zudem wird das Oberhaupt der Gelugpas, der Ganden Tripa, nicht akzeptiert.
3. In Bezug auf die Kadampa Lehren:
Es wird nur ein Werk der Sechs kanonischen Texte der Kadampa Tradition studiert (Shantideva's Bodhicharyavatara). Die berühmte Kadampa-Tradition hält die Lehre der "Sieben Dharmas und Gottheiten: die vier Gottheiten, die den Körper schmücken", "Die drei Behältnisse, die die Rede schmücken", und "Die drei Disziplinen, die das Bewusstsein zieren." und andere Lehren wie die "Lehren der Kernunterweisungen über die Sechzehn Essenzen". Diese Lehren sind in der NKT nicht bekannt.
4. Die Bücher können nicht als Werke Tsongkhapas ausgegeben werden, da sie Geshe Kelsang verfasste und kein einziger Text eine Übersetzung eines Werkes von Tsongkhapa ist. Auch das Standardwerk zum Lamrim "Freudvoller Weg" orientiert sich eher am Stile Pabongkha Rinpoches als am Werk Lam Rim Chen Mo von Tsongkhapa.
Zusammenfassung:
Die Neue Kadampa-Tradition ist also weder die Kadampa-Tradition noch die Gelug Tradition und es ist nicht nachvollziehbar, warum sie als "vollständig" bezeichnet wird. Sie ist eine völlig neue Tradition basierend aus einer Auswahl von Lehren mit Wurzeln im indo-tibetischen Buddhismus.
Rezeption der Neuen Kadampa Tradition
Sowohl im Westen, als auch unter Tibetern sind die Neue Kadampa-Tradition und Geshe Kelsang Gyatso umstritten. Einer der Gründe ist die Praxis der "Schutzgottheit" Shugden, die nicht nur vom Dalai Lama, sondern von vielen Meistern des tibetischen Buddhismus als "negativer Einfluss" abgelehnt wird. Andere Gründe sind sein Vorgehen gegen den Dalai Lama und interne Strukturen der Organisation.
Die Anhänger der NKT sehen das völlig anders. Geshe Kelsang wurde in den 1990er Jahren von ihnen als "Dritter Buddha" bezeichnet. In den letzten Jahren wird er von ihnen als Manifestation Je Tsongkhapas und vollendeter bzw. voll verwirklichter Meditationsmeister verehrt. Die Praxis von Shugden wurde zudem wesentlich von Pabongkha Rinpoche und dem Lehrer Geshe Kelsangs - Kybje Trijang Dorjechang - betont und ist somit Inhalt ihrer Linie. Die Dharma-Präsentation der NKT bezeichnen Geshe Kelsang Gyatso und seine Schüler auch als die "Reine Tradition", "Kadampa Buddhismus" oder "Der Reine Dharma" "in ungebrochener Überlieferung seit Buddha Shakyamuni".
Deutsche Buddhistische Union (DBU) und Kloster Sera (Indien)
Die "Neue Kadampa Tradition" (NKT) wurde nicht in die Deutsche Buddhistische Union als Mitgliedsgemeinschaft aufgenommen. Das Mamaki Zentrum in Freiburg wurde aus der Deutschen Buddhistischen Union ausgeschlossen. Geshe Kelsang Gyatso wurde aus seinem Stammkloster Sera Mey, im indischen Exil, ausgeschlossen. Er lebt isoliert von der tibetischen Gesellschaft und monastischen Tradition in England.
Links
Links zu Seiten der NKT
- Die Neue Kadampa-Tradition
- Der Kadampa-Buddhismus
- Der Kadampa-Buddhismus im deutschsprachigen Raum
- Infos über Geshe Kelsang Gyatso
Kritische Links
Allgemein Kritisches
Speziell Kritisches
- Ken Jones - Gründer und Sekretär des Netzwerkes Engagierter Buddhisten in England - zu NKT, FWBO & Soka Gakkai (englisch)
- Ein Brief der tibetischen Klöster und der tib. Exil-Regierung an die Mitglieder der NKT (englisch)
- Kritische Information zum Schutzgottheitenkult der "Neuen Kadampa" - Tradition
- Artikel und Stellungnahmen der tibetischen Exilregierung zum Schutzgottheitenkult (englisch)
- World Tibet Network News on NKT (englisch)
- World Tibet Network News on NKT and FWBO (englisch)