Dialer oder zu deutsch: Einwahlprogramme sind im engeren Sinne Computerprogramme, mit deren Hilfe über das analoge Telefon- oder das ISDN-Netz eine Verbindung zum Internet oder anderen Computer-Netzwerken aufgebaut werden kann. So ist bei vielen Betriebssystemen bereits ein Standard-Einwahlprogramm für Verbindungen nach dem Point-to-Point Protocol (PPP) mitgeliefert. Bei Windows nennt sich dieser "DFÜ-Netzwerk". Das Einwahlprogramm muss gestartet werden, wenn man eine Internet-Verbindung aufbauen möchte, und so lange laufen, bis man die Verbindung nicht mehr benötigt und diese schließt.
Viele Provider bieten Installations-CDs an, die es unerfahrenen Kunden vereinfachen sollen, einen passenden Internetzugang einzurichten. Dies geschieht entweder dadurch, dass ein Eintrag im DFÜ-Netzwerk des Windows-Betriebssystems erstellt wird, oder aber dadurch, dass ein firmenspezifisches Einwahlprogramm (z.B. die AOL-Software) installiert wird. Oft wird dabei im weiteren Sinne nicht nur das Einwahlprogramm selbst, sondern auch dessen Installationsprogramm als "Dialer" bezeichnet.
Bei einem 0190-Dialer handelt es sich um einen Dialer, der eine Verbindung zu einer Rufnummer mit 0190-Vorwahl herstellt bzw. einrichtet. Gedacht waren sie als einfache, anonyme elektronische Zahlungsmöglichkeit für kostenpflichtige Inhalte, die erst dann verfügbar werden, wenn die Einwahl über die spezielle Rufnummer erfolgt. Heute denkt man jedoch beim Begriff "0190-Dialer" gewöhnlich an solche Dialer, die von unseriösen, teilweise sogar kriminellen Anbietern verbreitet werden, um schnell viel Geld zu machen.
Mit ähnlichen Tricks wie Viren und Würmer werden die Programme vorwiegend auf PCs mit dem Betriebssystem Windows installiert. Danach baut diese Software – meist ohne das Wissen des Benutzers – neue kostenpflichtige Verbindungen auf, oft zu teuren 0190er-Nummern.
Ein neues (Anfang 2003) Visual Basic-Script installiert zum Beispiel ein Trojanisches Pferd, welches Werte in der Windows-Registry und die Sicherheitseinstellungen des Internet Explorer verändert, damit ActiveX-Steuerelemente ohne Warnung aus dem Internet geladen werden können. Durch den Aufruf einer solchen Seite oder E-Mail wird der Dialer aus dem Internet heruntergeladen. Das Script schaltet auch den Modemlautsprecher ab und unterdrückt die Meldungen während des Aufbaus einer DFÜ-Verbindung. Davon sind besonders Benutzer der Programme Outlook, Outlook Express und des Internet Explorers betroffen, wenn die Ausführung von ActiveX-Objekten oder JavaScript in den Sicherheitseinstellungen erlaubt ist und die neuesten Sicherheitspatches von Microsoft nicht eingespielt sind.
Benutzer, die sich über DSL mit dem Internet verbinden, sind in der Regel nicht von Dialern betroffen. Ein Dialer kann zwar heruntergeladen werden, aber eine Einwahl ist über DSL nicht möglich, da es im DSL-Netz keine herkömmlichen Telefonnummern gibt. Falls man aber zusätzlich noch einen ISDN-Adapter angeschlossen hat, besteht trotzdem die Gefahr, dass der Dialer sich einwählt.
Dubiose Dialer erkennt man an folgenden Merkmalen:
- Beim Anklicken einer Webseite öffnet sich ein Download-Popup.
- Auf der Webseite findet man allenfalls einen versteckten Hinweis auf die entstehenden hohen Kosten.
- Der Download findet auch dann statt, wenn man auf „Abbrechen“ geklickt hat.
- Der Dialer installiert sich automatisch selbst als Standardverbindung, ohne dass es einen Hinweis darauf gibt.
- Der Dialer baut selbständig unerwünschte Verbindungen auf.
- Der Dialer weist vor der Einwahl nicht auf den hohen Preis der Verbindung hin.
- Der anfallende hohe Preis wird während der Verbindung nicht angezeigt.
- Der Dialer lässt sich gar nicht oder erst mit erheblichem Aufwand wieder deinstallieren.
In jüngerer Zeit werden dubiose Dialer mit Hilfe angeblicher Virenschutzprogramme bei ahnungslosen Internetnutzern installiert: Werbe-Mails von einem angeblichen „AntiVirus Team“ enthalten z. T. im Betreff den Zusatz „Weiterleiten“, bewerben aber per Download-Link ein Programm namens 'downloadtool.exe' oder 'antivirus.exe', das in Wirklichkeit einen 0190-Dialer darstellt. Eine andere Masche sind E-Mails, in denen dem Empfänger für seine Hilfe und Unterstützung gedankt wird und er per Klick einen Blick auf die neue Webseite werfen soll. Wer seine Neugier nicht zügeln kann, auf den wartet dann ein Dialer-Download. Weiter gibt es Grußkarten-Mails, in denen ein Link angegeben ist, der eine Webseite öffnet, auf der den Nutzern des Internet Explorers ein ActiveX-Plug-In aufgenötigt wird, das klammheimlich einen Dialer installiert.
Man sollte daher Links in Werbe-Mails oder Links auf den von Werbe-Mails beworbenen Webseiten niemals anklicken. Auch sollte man einen automatisch gestarteten Download sofort abbrechen, wenn man ihn bemerkt hat. Um sich zu schützen, kann man auch bei seiner Telefongesellschaft eine Sperrung aller 0190-Nummern für den eigenen Anschluss beantragen. Die einmalige Einrichtungsgebühr dafür beträgt 7,50 EURO. Diese Sperrung betrifft dann allerdings auch den Faxabruf von Informationen – die etwa in TV-Sendungen angeboten werden – und gilt auch für Support-Rufnummern.
Im März 2003 sind die ersten (bislang „gutartigen“) Handydialer für WAP-Handys aufgetaucht. Sie basieren auf SMS mit ausführbarem Code.
Gesetzliche Regelungen
Seit dem 15. August 2003 ist in Deutschland das „Gesetz zur Bekämpfung des Missbrauchs von (0)190er/(0)900er Mehrwertdiensterufnummern“ in Kraft getreten.
Dieses Gesetz beinhaltet folgende Punkte:
- Preisangabepflicht der Anbieter
- Preisobergrenzen, Legitimationsverfahren und automatische Trennung
- Registrierung von Anwählprogrammen (Dialer)
- Sperrung von Dialern
- Auskunftsanspruch des Verbrauchers gegenüber der RegTP
Am 4. März 2004 entschied der Bundesgerichtshof in Karlsruhe, dass für Dialernutzung anfallende Gebühren nicht gezahlt werden müssen, wenn der Dialer unwissentlich benutzt wurde (Aktenzeichen III ZR 96/03).
Weblinks
- www.regtp.de – Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post
- www.dialerschutz.de – Infoseite rund um den Schutz vor Dialern
- 0190-Dialer trotz DSL?
- Pressemitteilung des BGH zum Urteil vom 4. März 2004
- YAW - Kostenloses, deutsches Anti-Dialerprogramm
- Trojaner-info.de Gute Schutzseite u.a mit Informationen zu Dialern