Ulrich von Hassell

deutscher Diplomat und Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944
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Ulrich von Hassell (* 12. November 1881 in Anklam; † 8. September 1944 in Berlin-Plötzensee (hingerichtet)) war ein deutscher Diplomat und Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944.

Leben

Ulrich von Hassell wurde als Sohn des Oberleutnants Ulrich von Hassell und dessen Frau Margarete geboren. Zwischen 1899 und 1903 studierte er Jura und Volkswirtschaft in Lausanne, Tübingen und Berlin. Er war im Corps Suevia Tübingen aktiv. Nach Aufenthalten in Tsingtau und London trat er 1909 als Assessor in das Auswärtige Amt ein.

1911 heiratete von Hassell Ilse von Tirpitz, Tochter des Großadmirals Alfred von Tirpitz, im gleichen Jahr wurde er zum Vizekonsul in Genua ernannt.

Im Ersten Weltkrieg wurde er in der Marneschlacht am 8. September 1914 durch einen Herzschuss schwer verwundet. Während der weiteren Dauer des Krieges fungierte er als Berater und Privatsekreträr seines Schwiegervaters Alfred von Tirpitz, über den er nach dem Krieg eine Biographie verfasste. Nach dem Ende der Krieges im Jahre 1918 trat von Hassell der Deutschnationale Volkspartei bei. In den folgenden Jahren kehrte er ins Auswärtige Amt zurück und arbeitete bis Anfang der 30er Jahren in Rom, Barcelona, Kopenhagen und Belgrad. 1932 wurde von Hassell zum deutschen Botschafter in Italien ernannt.

1933 trat von Hassell der NSDAP bei. Er war entschiedener Gegner des 1937 zwischen dem Deutschen Reich, Italien und Japan geschlossenem Antikominternpakts und trat für eine abendländisch-christliche Einheit Europas ein. Im Jahre 1938 wurde von Hassell im Rahmen der Blomberg-Affäre von Hitler als Botschafter in Rom abberufen, ohne völlig aus dem diplomatischen Dienst auszuscheiden. So leitete er unmittelbar nach dem deutschen Angriff auf Polen am 1. September 1939 eine Delegation, um bei den nordeuropäischen Regierungen Befürchtungen über einen bevorstehenden deutschen Überfall zu zerstreuen.

Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs beteiligte er sich an Plänen zum Putsch gegen Hitler. Von Hassell fungierte dabei als Vermittler zwischen den konservativen Widerstandsgruppen um Carl Friedrich Goerdeler und Ludwig Beck (diese Gruppe nannte von Hassell einmal ironisch His Majesty's most loyal opposition) und den jüngeren Widerständlern im Kreisauer Kreis.

In der folgenden Jahren nutzte er seine Position im Vorstand des "Mitteleuropäischen Wirtschaftstags", um mit den Westalliierten Gespräche über die Zeit nach einem möglichen Staatsstreich zu führen. Er entwarf zusammen mit Goerdeler, Beck und Johannes Popitz Planungen für die innere Ordnung Deutschlands nach einem erfolgreichen Putsch gegen Hitler. Für eine Übergangsregierung war er als Außenminister vorgesehen. Indessen war er seit 1943 aus dem eigentlichen Zentrum des Widerstands ausgeschieden und auch über die Staatsstreichbemühungen um Stauffenberg nicht mehr im Bilde.

Am 29. Juli 1944 wurde von Hassell dennoch wegen seiner Verstrickung in den Staatsstreichversuch von der Gestapo verhaftet, die er, an seinem Schreibtisch sitzend, bereits erwartet hatte. Am 8. September wurde er nach zweitägiger Verhandlung unter Vorsitz von Roland Freisler vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und noch am selben Tag in Berlin-Plötzensee hingerichtet.


Siehe auch: Liste der Beteiligten des Aufstandes vom 20. Juli 1944, Widerstand gegen den Nationalsozialismus