Parhams Angriff

Eröffnungsvariante im Schach
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Parhams Angriff ist eine unregelmäßige und sehr selten gespielte Schacheröffnung. Sie zählt sie zu den sogenannten offenen Spielen und ist durch folgende Zugfolge gekennzeichnet:

  1. e2-e4 e7-e5
  2. Dd1-h5

Diese Eröffnung ist nach dem amerikanischen Schachmeister Bernard Parham benannt. Parham propagiert eine frühe Entwicklung der Dame auch in anderen Eröffnungsvarianten wie dem Zug 2. Dd1-h5 als Antwort auf die Sizilianische Verteidigung 1. e2-e4 c7-c5.

Bewertung

Der frühe Damenzug wird im allgemeinen als Verstoß gegen gängige Eröffnungsprinzipien angesehen, da die Entwicklung der Dame nach weit verbreiteter Auffassung zu früh erfolgt und sie damit zum Ziel von Angriffen macht. Darüber hinaus steht nach einem später unter Umständen notwendigen Rückzug der Dame auf das Feld f3 dem Springer auf g1 seine übliche Entwicklungsmöglichkeit nicht mehr zur Verfügung. Auf der anderen Seite nimmt diese Eröffnung auch Schwarz einige der gängigen Eröffnungszüge wie beispielsweise 2. ... Sg8-f6 oder 2. ... c7-c5, da Schwarz durch den Damenzug zunächst gezwungen ist, den e-Bauern zu verteidigen. Dies geschieht im Normalfall mit 2. ... Sb8-c6. Nach 3. Lf1-c4 bleibt Schwarz dann entweder

  • 3. ... g7-g6, was eine spätere Entwicklung des schwarzen Königläufers auf das Feld g7 wahrscheinlich macht,
  • 3. ... Dd8-e7, wodurch die Entwicklung des schwarzen Königsläufers über den weißen Damenflügel blockiert wird,
  • 3. ... Dd8-f6, wodurch der schwarze Springer auf g8 seinen üblichen Entwicklungszug verliert.

Der holländische Großmeister Hans Ree hat 2. Dd1-h5 kürzlich als einen "provokativen, aber durchdachten Zug" bezeichnet.

Verwendung

Trotz der kontroversen Bewertung und des anfängerhaften Aussehens wurde diese Eröffnungsvariante vor kurzem in zwei Partien bei Großmeisterturnieren gespielt. Der 17 Jahre alte USA-Meister GM Hikaru Nakamura spielte diese Variante mit Weiß gegen den indischen GM Krishnan Sasikiran im Mai 2005 beim Sigeman-Turnier in Kopenhagen und Malmö. Nakamura erreichte aus der Eröffnung heraus eine passable Stellung, verlor jedoch die Partie durch einen Fehler im späteren Verlauf. Bei einer Bewertung der Partie im Internet schrieb er, daß er 2. Dd1-h5 für einen spielbaren Zug hält, und daß er bis zu seinem Fehler im 23. Zug eine gute Position mit Siegchancen hatte. Krishnan Sasikiran beendete das Turnier mit einem geteilten ersten Platz mit GM Jan Timman, Nakamura erreichte einen halben Punkt weniger als die beiden Erstplatzierten.

Einen Monat vorher spielte Nakamura die gleiche Eröffnung gegen GM Nikola Mitkow beim HB Global Chess Challenge Turnier in Minneapolis. Diese Partie endete nach 55 Zügen mit einem Remis.

Häufiger als in Großmeisterpartien sieht man diese Eröffnung bei Spielen durch Amateurspieler, die auf ein schnelles Matt in vier Zügen hoffen. Der amerikanische Schauspieler Woody Harrelson spielte diese Variante beispielsweise in einem Schaukampf gegen Garri Kasparow, der 1999 in Prag stattfand. Er erreichte ein Unentschieden, nachdem er Unterstützung durch mehrere anwesende Großmeister erhielt. Ein Jahr später wurde diese Eröffnung erneut in einem Schaukampf gegen Kasparow gespielt, und zwar durch den Tennisspieler Boris Becker in New York. Die Partie endete nach 17 Zügen mit einem Sieg von Kasparow.

Mögliche Fortsetzungen

Da die Variante 2. Dd1-h5 sehr selten in Partien auf Meisterniveau gespielt wird, ist sie von Seiten der Schacheröffnungstheorie nur sehr unzureichend untersucht. Es ist deshalb sehr spekulativ, über die besten Fortsetzungsvarianten zu diskutieren. In Anfängerpartien wird dieser Zug oft mit dem Fehler 2. ... g7-g6 beantwortet, woraufhin Schwarz nach 3. Dh5:e5+ im darauffolgenden Zug einen Turm verliert.

Mögliche Fortsetzungen für Schwarz sind

2. ... Sb8-c6

Dies ist die häufigste und nach bisher überlieferten Partien auch die erfolgreichste Variante. Schwarz verteidigt damit den Bauern auf e5 gegen die weiße Dame und bereitet sich darauf vor, 3. Lf1-c4 mit 3. ... Dd8-e7 oder 3. ... g7-g6 zu beantworten.

Diese Variante wurde von Schwarz sowohl in den beiden erwähnten Großmeisterpartien als auch den beiden Schaukämpfen mit Garri Kasparow gespielt.

Eine andere Möglichkeit ist

2. ... Sg8-f6

Dieser eher ungewöhnliche Zug wird von einigen Computerschachprogrammen wie Shredder Version 9 bevorzugt. Nach 3. Dh5:e5+ Lf8-e7 4. Sb1-c3 0-0 5. Lf1-c4 Sb8-c6 hat Schwarz zwar einerseits einen Rückstand von einem Bauern, andererseits jedoch einen Tempogewinn erzielt mit der Aussicht auf weitere Vorteile durch die offene Stellung der weißen Dame.